Niemand schaut in mich rein. Steffen Kabela

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Niemand schaut in mich rein - Steffen Kabela

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      Inhaltsverzeichnis

       Vorwort

      „Warum hat das Glück mich vergessen – (M)ein erzähltes Leben … alle meine Kraft habe ich zusammengenommen und versucht mein Leben zu erzählen. Sicherlich fragt man sich jetzt, warum tut man das. Das habe ich mich auch gefragt, ich habe es getan, um eine Erinnerung an meine Familie zu schaffen, ein Denkmal zu setzen. Meine Familie war und ist etwas ganz Besonderes für mich, für Verwandte, Bekannte und Freunde. Wie in vielen anderen Familien durchlebten wir viel Elend, Leid, Verzweiflung und harte Schicksalsschläge, aber vor allem auch Freude, Glück und Zufriedenheit. Besonders der 2. Weltkrieg hat sehr viel Leid über meine Familie gebracht. Ich habe versucht, mir viel von der Seele zu schreiben. Gelungen ist es mir nicht, Last von meiner Seele zu schreiben. Stolz bin ich sehr auf meine Erzählung. Und genau aus diesem Grund möchte ich weiterschreiben. Ich möchte einfach weiter über mein Leben erzählen und über meine Gefühle, mich mit mir selbst austauschen und Einblicke in mein Seelenleben geben, immer in der Hoffnung mir selbst zu helfen.

      Titel

       Die große Leere

      Spätsommer 2020 , die Zeit verging schnell. Es sind immer noch hohe Temperaturen, der August war sehr heiß und trocken. Mehrmals am Tag bin ich auf den Friedhof, am Grab meiner kleinen Familie. Nachdem meine Mama mich für immer verlassen hat stecke ich tief in einem Loch. Ich finde keine Ruhe, bin rastlos und sehr unruhig. Unter Leute gehe ich gar nicht, ich bin in unserer Wohnung, erledige den kompletten Haushalt für mich. Am liebsten würde ich im Bett bleiben und mich unter der Bettdecke verstecken. Aber das tue ich nicht. Bin ich nicht zu Hause, dann bin ich am Grab zu finden. Das Haus verlasse ich nur, wenn ich muss und unter Medikamente. Ich bin sehr tieftraurig, freudlos, Interessenlos und habe das Lachen verlernt. Antriebslosigkeit, Kraftlosigkeit, Müdigkeit und Erschöpfung, große Leere und Dunkelheit um mich herum bestimmen meine Tage und schlaflose Nächte. Ich grüble sehr viel und ständig stecken in meinen Kopf schlechte, negative Gedanken. Ich fühle mich so wertlos, habe große Selbstzweifel und Schuldgefühle. Meine Ängste, Verlust-, Zukunfts-, Existenz- und Versagensängste sind meine ständigen Begleiter. Mit meinen Wasch-, Zähl-, Ordnungs-, Zeit- und Kontrollzwängen bin ich auf Konfrontation, aber sie siegen immer wieder. Mich zu konzentrieren fällt mir sehr schwer. Ich fühle mich ausgelaugt und weggeworfen. Ich fresse alles in mich hinein. Man sieht mir meine Krankheit nicht an, meine Seele ist zerstört und kaputt. Es hat sehr lange gedauert, bis ich das begriffen habe. Verstehen kann ich es selbst immer noch nicht. Wie soll das alles weitergehen, ich weiß es nicht. Ich verkrieche mich immer mehr, aus Enttäuschung. Wieder einmal habe ich Gefühle gezeigt und Menschen an mich herangelassen. Wieder einmal habe ich darüber gesprochen, was mich bewegt und was mich sorgt … wieder einmal bin ich einfach nur enttäuscht. Es tut sehr weh, aber wer das nicht selbst durchlebt oder durchlebt hat, kann es nicht nachvollziehen.

      Lange Zeit stand ich unter Schock und kann mich nicht mehr an alles erinnern. Ich bin froh darüber und auch dankbar, dass ich mich mit Hilfe richtig entschieden habe, in unserer Wohnung zu bleiben. Ostersamstag vor 55 Jahren zogen wir in diese Wohnung ein. Der Wohnungsverwaltung bin ich unendlich dankbar, dass es keine Probleme gab in der Wohnung zu bleiben. Meine Wohnung gab ich auf. Und wie alles in meinem bisherigen Leben so verlief, hatte ich auch jetzt wieder Ärger und Stress mit Ämtern, Behörden und Institutionen. Egal ob Einwohnermeldeamt, Geldinstitut oder Krankenkasse, irgendetwas war immer mit außergewöhnlichen Problemen behaftet. Ich weiß nicht warum, aber bei uns lief nie etwas ohne Ärger und Probleme ab! Und wenn ich dachte, jetzt wird es etwas ruhiger, dann irrte ich gewaltig. Zwei Tage nach Papis Geburtstag wurde die Grabstätte neu gemacht, dass Grab indem Omi, Papi und Mami beerdigt wurden, wurde jetzt teilweise abgedeckt und Mami bekam einen Grabstein, zwei Herzen. Ostern, Pfingsten und auch die Geburtstage waren voller schmerzlicher Erinnerungen. Zu Mamis Geburtstag stellte ich einen schönen Blumenstrauß auf ihrem Grab auf und auch zu Hause an ihrem Bild. Auch Menschen die Mami sehr lieb hatten, stellten Blumen auf ihr Grab. Wie geht alles nur weiter, ich weiß es nicht. Der Gedanke frisst mich regelrecht auf. Mein Geburtstag steht vor der Tür, ich will ihn allein verbringen. Meine größte Sorge ist, was wird am Jahresende werden. Ich, gerade ich, der Weihnachten in Familie über alles liebte, die Traditionen pflegte – Advent und Weihnachten wird für mich ausfallen. Wie zu Ostern, werde ich auch zu Weihnachten nichts schmücken. Allerdings unsere zwei LED-Kissen werde ich auf Mamis Platz, dem Sofa, stellen. Pflege macht einsam, krank und arm, das wusste ich. Dem habe ich mich aber gestellt. Mit war wichtiger, für meine Familie da zu sein, ich brachte kein Opfer, ich pflegte aus Liebe. Das ich eines Tages einmal niemanden mehr um mich haben werde, war klar. Bekannte und Freunde machten sich aus dem Staub nachdem mein Büro geschlossen wurde und ich von der Touristik Abschied nehmen musste. Die mir nahestehenden Menschen meldeten sich nicht mehr seit dem Beginn der Pflege meiner Eltern. Natürlich war meine Zeit dadurch sehr begrenzt. Mein bester Freund und wenige Bekannte blieben mir treu. Bei der Familie ist es nicht anders, sehr viele liebe Menschen habe ich durch den Tod verloren und weine heute an ihren Gräbern. Meine Großcousine Sieglinde und ihr Mann, sie wohnen weit entfernt von mir, sind meine übrig gebliebene Verwandtschaft und wir haben Kontakt. Ein wenig Verwandtschaft lebt in der Tschechei, auch diese Kontakte erhalte ich und stehe in Verbindung. Ina, meine Großcousine, hat sich für den Alkohol entschieden und sämtliche Kontakte abgebrochen, ihre Schwester meinte zwar, Mami, ihre Tante Hanna, wäre die einzige Verwandte, die sie noch hätte. Zur Beisetzung stand sie mit am Grab, am Abend telefonierte ich auch noch mit ihr und dankte ihr, danach riss der Kontakt ab. Genauso mein ehemaliges Mündel – sie hat zu niemanden aus der Familie Kontakt, weder zu ihrer Tante, der Schwester ihrer Mutti, kaum besteht Kontakt zu ihrer Mutti im Heim. Auch zu den anderen Familienangehörigen hat sie den Kontakt abgebrochen. Auch sie war mit am Grab zur Beisetzung Ende Februar und von da an ist der Kontakt abgebrochen. Unseren kleinen Liebling Vincent, ihren Sohn, habe ich jetzt seit 13 Monaten nicht mehr gesehen, er wurde in diesem Jahr 6 Jahre alt. Erklären kann ich es mir nicht, trotzdem weiß ich, wie sie tickt. Es hat mich sehr beschäftigt. Jetzt habe ich damit abgeschlossen. Es tut sehr weh, es gab nie Streit oder Zank, die Familie hielt immer zusammen. Sie hat sich so entschieden … das Kapitel ist für immer erledigt.

      Ich kann es nicht mehr hören, es ist schon wieder da: Corona – Virus. Seit Mitte März geht das nun schon so. Wegen dem Corona Virus wurde alles dicht gemacht, Lockdown nannten sie das in unserer schönen deutschen Sprache. Stören tut es mich nicht. Ich verlasse nicht die Wohnung. Was kann und soll man noch glauben. Unserer Politik kann man keinen Glauben schenken, sie sind nur auf sich bedacht. Ganz egal wo, auf kommunaler Ebene, auf Länderebene und den Bund gleich gar nicht. Diese verlogene Politik interessiert mich nicht, denn ich habe diese ewigen Lügen und Bevormundung satt.

      Ich bin ganz in mich gekehrt. Im christlichen Glauben habe ich Halt gefunden.

      Und schon wieder muss ich mich fragen, warum ist das Schicksal so hart. Warum schlägt das Schicksal schon wieder zu. Mich erreichte die Nachricht aus Böhmen, dass der kleine Enkel meiner Cousine Ilona am sehr heißen Freitag, 21. August, mittags im Pool auf dem Hof in Haan bei Dux, ertrunken ist. Am Morgen des 24. August hat der kleine Milan mit 4 Jahren seine Augen für immer geschlossen. Und die traurigen Nachrichten nehmen kein Ende. Ein guter Freund von mir und ständiger Begleiter ist mein Tinnitus. Ich würde mich gerne trennen von ihm, er verlässt mich aber nur selten. Ich weiß gar nicht mehr wie es sich anfühlt ohne das lästige Pfeifen in den Ohren. Vor längerer Zeit war das Pfeifen mal stärker und dann mal wieder schwächer. Jetzt pfeift es immer bei mir – ich höre es immer pfeifen. Um das einigermaßen zu ertragen spreche ich auch von meinem Tinnitus im Auge, ich höre es nicht nur pfeifen, ich sehe auch Pfeifen, vor allem die im weißen Kittel. Es gibt leider viele davon, ich kann es nicht ändern. Ich kann denen nicht mehr vertrauen, es beweist sich immer wieder.

      Und es geht immer weiter. Noch immer verfolgen mich solche Sprüche wie: „Wo eine Tür zu geht, geht eine andere Tür auf“ oder „Die Zeit heilt alle Wunden“ - nur offensichtlich nicht bei mir. Es tut alles so weh, ich bin rastlos, entweder bin ich in unserem Zuhause oder mich zieht es auf den Friedhof an die Gräber meiner Lieben. Unaufhaltsam fließen meine Tränen,

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