Niemand schaut in mich rein. Steffen Kabela
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Nun ist er vorbei, mein 58. Geburtstag. Es war ein ganz schlimmer Tag für mich. Es tat furchtbar weh. Meine Gedanken kreisten und ich grübelte in der Endlosschleife. Die größte Überraschung bereitete mir eine sehr gute Bekannte meiner Mami, eine sehr treue Seele, Frau Klein. Nach einer sehr schweren Krankheit und noch nicht genesen, lebt sie jetzt im Heim. Den Kontakt habe ich nie abreisen lassen. Und sie stand als Überraschung unten mit ihrer Tochter in der Haustür. Ich war sprachlos, es tat so gut sie zu sehen. Die Nacht zuvor hatte ich kaum geschlafen, bin von Raum zu Raum gewandert und den Tag überstand ich nur mit Beruhigungsmittel, werden ja gerne genommen laut einer absoluten Fachkraft, einem „Deppendoktor“. Die Tabletten standen mir bei, in der Folgenacht war ich ebenfalls wieder auf Wanderschaft. Ich finde keine Ruhe und auch nur sehr schlecht den notwendigen Schlaf.
Und auch jetzt bin ich nur in Gedanken, in Gedanken bei meiner Mama und einer weiteren Odyssee vor 365 Tagen.
Es war der 22. September ich musste wieder den Notarzt rufen. Der Rettungswagen kam aus dem kleinen und beschaulichen Krostitz, die beiden Sanitäter waren sehr nett. Der Notarzt aus Eilenburg sprach mit mir, dass meine Mama ins Krankenhaus muss. Aber wie…kein Rettungsstuhl auf dem alten Rettungswagen. Der Fahrer des Rettungswagens fand das auch nicht lustig, in Leipzig gibt es die neuen elektronischen Rettungsstühle, das Randgebiet hat teilweise die Rettungsstühle und auf dem „platten Land“ ein zarter Hauch von Nichts und nur alte Rettungswagen. Die Rettungsdecke kam zum Einsatz, Mami wurde dann nach unten gebracht mit Angst und Panik, Atemnot und Aufschreie. Das Ergebnis dieser Aktion waren Hautabschürfungen am Arm , Prellungen und jede Menge Angst. Das war dann mal eine richtig tolle Rettung, wie aus einem nordsächsischen „Leerbuch“. Ich weiß, wie Lehrbuch geschrieben wird! Da ich das Krankenhaus ausreichend kenne, fuhr ich sofort hinterher und ging in die Notaufnahme. Kurz darauf ließ mich die Schwester zu meiner Mama. Von da an, über 2 Stunden, war keine Schwester oder Arzt zu sehen, kein Notrufknopf vorhanden. Mami lag auf der Pritsche und ich stand die ganze Zeit neben ihr. Mami war die einzigste Patientin in einem Notfallzimmer, ein sogenannter Penner, wie die Schwester sagte, lag auf der Erde und schlief seinen Rausch aus im eigenen frischen Erbrochenem. Schwestern und Ärzte befanden sich in irgendeinem Raum und hatten sehr viel Spaß. Es gab nichts zu tun, sie lachten, hatten Spaß und die Kaffeetassen knallten auf den Tisch. Die Sonne schien meiner Mami schon auf den Kopf, ich sorgte dafür, dass es ihr nicht zu warm wurde. Sie schlief ganz ruhig, wachte immer wieder auf, sah mich an und schlief zufrieden wieder ein. Meine Mutti bekam wieder Luftnot. Klingeln zwecklos, es gab ja keine Klingel. Ich rief nach einem Arzt. Es geschah nichts. Ich rief lauter. Nach ein paar Minuten kam dann auch die Ärztin und in diesem Augenblick sah ich, dass die Sauerstoffbrille zwar auf der Nase war, aber nicht angeschlossen am Wandanschluss. Daraufhin fragte ich die Ärztin, was das für eine Brille auf der Nase sei, natürlich ironisch. Sie sprach „Für die Beatmung“ . Ich: „Sie sind wohl ein ganz modernes Krankenhaus und verabreichen Sauerstoff digital“. Ein skeptischer Blick und ein „nein“. Dann schickte ich ihren Blick auf Reisen, Richtung Schlauch und Anschluss, dass dieser gar nicht angeschlossen sei. Sie steckte den Schlauch auf den Anschluss und meinte nur dazu, dass die Schwestern das wohl vergessen hätten. Diese Halbgöttin in Weiß sagte doch dann ernsthaft zu mir, „Schauen Sie mal, der Sauerstoffgehalt steigt wieder“ … wie das wohl kommt?!?! Der Rauscheengel rauschte wieder zu ihrer Kaffeetasse zurück. Einige Zeit später rückte sie an zum bürokratischen Akt. Das ist wichtiger wie ein Mensch und ein Menschenleben. Über den „Penner“ stiegen die Schwerstern einfach hinweg. Frau Doktor drückte zwischendurch einmal kurz den Button auf dem Überwachungsmonitor zum Blutdruckmessen. Sie teilte uns dieses auch mit. Ich schaute Mami an, sie war jetzt wach. Das Gerät brummte und schickte Druckluft auf die Manschette, nur Mami hatte keine Manschette am Arm. Beide grinsten wir uns an. Das hochmoderne digitale Gerät hatte keinen Blutdruck zu bieten. Also noch einmal , Knöpfchen drücken und warten. Auf einmal erspähte ich, wie sich neben dem Monitor der Papierstapel bedrohlich erhob. Frau Weißkittel erkannte die Lage nicht, natürlich nicht, sie war ja digital vernetzt! Der Erfolg blieb leider wieder aus. Daraufhin sprach ich „Zuhause machen wir das anders. Da haben wir so eine Manschette, die legen wir um den Arm, drücken so einen großen grauen Knopf und messen. Das klappt fast immer, ich weiß, Sie sind moderner und messen auch den Blutdruck lieber digital“. „Hier ist das wohl nicht so?“ - meine Frage. „Doch“ – sprach die promovierte Ärztin, hier ist das auch so und merkte noch nicht einmal meinen Zynismus und sprach „Da habe die Kollegen doch den Blutdruck vergessen anzuschließen“ und tat es rasch Es war ja nur die Notaufnahme, alles kein Problem für eine Ausbildungsstätte einer großen Uniklinik