Niemand schaut in mich rein. Steffen Kabela

Чтение книги онлайн.

Читать онлайн книгу Niemand schaut in mich rein - Steffen Kabela страница 7

Автор:
Серия:
Издательство:
Niemand schaut in mich rein - Steffen Kabela

Скачать книгу

Heimat meines Papis sind fertiggestellt und auf dem Markt. Ich schreibe noch an den Reiseführer über Ostpreußen, Mamis Heimat und an meinem, diesem Tagebuch.

      Wichtig dabei ist mir, dass ich das an meinem Rückzugsort machen kann, unserer, nun meiner, Wohnung. Mir wird immer bewusster, dass nur hier meine Heimat ist. Unsere Wohnung, unser Heim, gibt mir Wärme, Schutz und Geborgenheit, in über 55 Jahren. Ich bin sehr dankbar dafür und auch dankbar, dass ich auf andere Menschen gehört habe, die mir zugesprochen haben, in der Wohnung zu bleiben. Hier an dem Ort, wo meine Mami für immer eingeschlafen ist und ich bei ihr sein durfte. Die Bilder haften in mir. Und das ist auch gut so. Es gibt mir einen innerlichen Frieden.

      Im Jahr zuvor war ich jeden Tag im Krankenhaus bei meiner Mami, täglich bis zu 11 Stunden. Am Vormittag fuhr ich schon in die Klinik und erst am späten Abend fuhr ich wieder nach Hause. Sie brauchte meine Hilfe und meine Anwesenheit tat ihr gut. Aber nicht nur Mami brauchte meine Hilfe, auch die anderen 3 Frauen im Zimmer waren froh über meine Anwesenheit. Ärzte und Schwestern hingegen waren nicht darüber amüsiert. Sie wussten auch warum, ich bekam viel mit, zu viel. Ich konnte mich teilweise nur wundern, ohne Verständnis… allerdings viele gewollte Schikanen. Wegen Personalnotstand wurden die kranken Menschen nicht einmal an den Bettrand gesetzt. Sie mussten liegen bleiben. Meine Mami setzte ich ins Bett, sie war sehr froh und dankbar dafür. Auch die Schwestern freuten sich, dass Mami am Bettrand saß, ich hatte es ja gemacht, weil das Personal keine Zeit für die Kranken hat. Keine fünf Minuten dauerte die Physiotherapie, dann rauschten sie wieder ab. Was soll da werden, frage ich mich. Und die Verpflegung erst, die Kranken mögen es nicht, die Schwestern weigerten sich es zu essen und die Küchenfrauen nennen es „Fraß“. So erfuhr ich, dass der Essensplan halbjährlich geändert werden sollte. Aber es geschah nichts, die einzige Änderung bestand darin, dass die Königsberger Klopse jetzt nicht mehr mit Kartoffelbrei, sondern mit Salzkartoffeln auf Wunsch der Verwaltung vorgesetzt werden. Somit gibt es den gleichen Essensplan schon seit vielen Jahren. Essbar sind die Nudelsuppe und die Kartoffelsuppe. Ja, essbar, mehr nicht, kein Genuss. Und zum Abend gab es teilweise die Reste vom Mittag, sich wellendes Brot und kräuselnde Wurst. Allerdings war das auch abhängig, welche Küchenfrau gerade Dienst hatte. Eine Dame bereitete es mit viel Liebe für die Patienten zu, dass sah man. Mittags gab es ein Hähnchengericht und es schmeckte wie alte Schuhsohle. Am Abend gab es das Hähnchenfleisch wieder zum Brot, einfach in einen Plastenapp geknallt und fertig. Die Küchenkraft bot dieses als Brathering aus Unkenntnis an und es ging reisend weg. Die Bettnachbarin meiner Mami nahm auch von dem Brathering und freute sich. Mami aß auch ein Stück Brathering, allerdings von zu Hause. Die Frau lüftete dann das Geheimnis, es war das Fleisch vom Mittag, kalt und zäh. Die Krankenkasse zahlt doch – kein Problem. Im Durchschnitt war ich 11 Stunden täglich bei meiner Mami und zwar richtig gerne. In der Nacht kochte ich vor und habe die Wäsche gewaschen. Irgendwann legte ich mich dann in mein Bett. Schlafen, dass klappte kaum. Am Morgen machte ich den Haushalt fertig, packte für Mami das Essen für Mittag und das Abendbrot ein und fuhr auf den Friedhof unsere Gräber pflegen. Danach fuhr ich zu Mami. Tag ein, Tag aus. Ich tat es mit und viel Liebe, überaus viel Liebe. Ja, ich war am Ende, Kraft hatte ich keine mehr, ich funktionierte nur noch. Aber auch das Funktionieren machte ich mit viel Liebe. Es ist und war doch meine Mama, mehr Worte gibt es dafür nicht. Ich machte alles für Mama und für mich, ich machte alles für uns. Das war mir sehr wichtig und ich machte es gerne, nicht weil ich es musste. Was mich richtig fertig machte, der ständige, fast tägliche Kampf mit Ämtern und Behörden, mit der Klinik oder den Ärzten. Dieser nervenaufreibende Kampf war schrecklich, es funktionierte einfach nichts. Und immer mehr wurde mir klar, dass es nicht nur bei uns so ist. Das machte mich noch mehr trauriger und wütender. Alte und kranke Menschen haben in unserer Gesellschaft keinen Wert mehr.

      Am 1. Oktober letztes Jahr wurde der Entlassungstermin meiner Mutti aus dem Krankenhaus bekanntgegeben. Sofort klärte die verantwortliche Pflegekraft den Termin ab und informierte mich, telefonisch(???) , über die Krankenhausentlassung am Folgetag gegen Mittag. Angefordert werden musste ein Schwertransport mit Rettungsstuhl, was zwar niemand verstand, aber es war halt so. Ich fuhr am Vormittag ins Krankenhaus und zog meine Mama für die Heimfahrt an. Die Reisetasche nahm ich schon mit und fuhr nach Hause. Da konnte ich bereits die Klinikwäsche waschen und war danach nur für meine Mama da. Nur es geschah nichts. Ich telefonierte mit Mama, dann sah alles ganz anders aus. Es war zu erwarten, Probleme. Transport ja, Schwertransport, Treppenstuhl nein. Unverständnis bei den Krankenhausmitarbeitern, wobei selbst die verantwortliche Schwester noch nicht einmal benachrichtigt wurde. Unverständnis auch bei dem Begriff Schwertransport. Nun zofte sich die Klinik mit dem Rettungsdienst über den Begriff Schwertransport und das auf Kosten eines kranken Menschen. Warum macht man das mit meiner Mutti? - fragte ich mich. Es gibt keine Antwort auf die Frage. Nach über 3 Stunden geduldiges Warten keinerlei Reaktion. Im Grundgesetz der Bundesrepublik Deutschland heißt es doch so schön : Die Würde des Menschen ist unantastbar. Ist es richtig, dass dies nicht auf unseren Freistaat Sachsen zutrifft? Hier und im speziellen in Nordsachsen tastet man die Menschenwürde nicht an, man tritt sie mit Füssen. Alte und kranke Menschen haben keinen Wert mehr, wie meine Schilderungen zeigen. Kurz vor Halbfünf stand plötzlich der Rettungswagen mit 3 Rettungssanitäter vor der Haustür, die beiden Rettungssanitäterinnen waren uns schon bekannt, ein Sanitäter und 4 Feuerwehrmänner als Unterstützung im Schlepp. Die Verspätung lag daran, dass die Transportart erst einmal abgeklärt werden musste und zwar von den beiden Rettungssanitäterinnen. Diesen beiden jungen Frauen war der Name und die Sache an sich bekannt und sie reagierten und veranlassten, dass die Feuerwehr sofort und unverzüglich vor Ort ist und war. Die Äußerung eines Feuerwehrmannes lies mich aufhorchen: Zitat „Die da Oben sollten weniger Feiern und dafür so einen verdammten Stuhl beschaffen, aber der kostet ja nur wieder Geld.“ Dieser Ausspruch ist sehr traurig, aber wahr...Mami war wieder zu Hause und darüber freute sie sich sehr. Ich war glücklich. Es war wieder einmal alles überstanden, Mami ihre Augen strahlten vor Glück. Sie war sehr schwach vom Liegen im Krankenbett. Und dann noch das Problem mit dem Heimtransport. Das nahm sie sehr mit. Von nun an kümmerte ich mich wieder voll und ganz um uns beide und den gesamten Haushalt. Mami stand dabei im Mittelpunkt. Ihr musste es gut gehen, dafür sorgte ich. Und es ging ihr gut…

      Unsere Ämter, Behörden, Institutionen, Staatsbediensteten und Politiker … ohne Worte. Da sind wir wieder bei der Loreley, die Loreley ist keine deutsche Sage, nein, sie ist real – Sag mir was soll es bedeuten! In Indien nennen sie nun schon ihre Kinder Covid und Corona. Mich wundert nichts mehr. Wir haben Indien schon überholt. Ich kann zwar das Wort Corona nicht mehr hören, stört mich aber nicht. Was kann man unserer Politik überhaupt noch glauben, außer Nichts. Woher kommt meine Erkenntnis? Aus meinem letzten Abenteuer. Mein Personalausweis läuft nach zehn Jahren ab und ich benötige einen neuen Ausweis. Dazu muss man auf ein Amt, eine Behörde. Und genau das ist fatal. Ich bin im Besitz eines Schwerbehindertenausweises, leide unter anderem an Luftnot. Zweimal betrachtete ich mir schon die Ladenflächen von unten, ich bin einfach mit Mundschutz umgefallen. Es ist nicht schön, Luftnot zu haben, umzufallen, einen Blackout zu haben und dann auch noch körperliche Schmerzen vom Fall. Das Verständnis für das Tragen der Maske habe ich und mache ich auch, wenn ich dazu in der Lage bin. Der öffentliche Nahverkehr kommt für mich wegen meiner Krankheit sowieso nicht in Frage. Die Maske trage ich, die Nase bedecke ich nicht. Und wenn ich nicht mehr kann, nehme ich die Maske einfach ab. Das tut weniger weh wie ein Sturz. Meine Erfahrung hatte ich schon bei der Fahrzeugummeldung gemacht. Der „amtliche Kampfhund“ in der Eingangstür sah das schon anders und wollte meinen Schwerbehindertenausweis nicht akzeptieren. Es gab eine böse Diskussion mit anschließender Ummeldung. Also es ging ja doch. Und nun das Gleiche wieder. Die Stadtverwaltung besteht auf die Mundschutzpflicht, es ist jeder in der Lage, eine Mund-Nasen-Maske zu tragen, so die Dame der Stadtverwaltung. Die sächsische Staatskanzlei beschließt und verordnet in der Corona-Verordnung des Freistaates, dass entweder der Schwerbehindertenausweis oder die Befreiung vorliegen muss. Die Corona – Hotline versteht das Handeln auch nicht. Das Amt auf dem platten Land weiß aber was es tut, es interessiert sich für die Verordnungen einfach nicht – das Loreley-Amt. Nun bin ich einfach mal gespannt, wie ich noch zu meinem Personalausweis kommen werden, bevor er abgelaufen ist bei steigenden Infektionszahlen. Ich komme mir vor wie bei Rumpelstilzchen – Ach wie gut das niemand weiß, alte Behörde, neuer Scheiß. Ich habe den

Скачать книгу