Auch Vampire brauchen Liebe. Heike Möller
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>Das nennt man Small-Talk, du Bremser!<
>Für mich sieht das nach einer billigen Anmache aus!<
>Solltest du auch mal probieren, Opa!<
Adolar hatte sein Weinglas gerade an die Lippen gesetzt, als Jannik diesen Gedanken schickte. Bei der Betitelung `Opa´ verschluckte sich Adolar und er presste sich rasch die Serviette vor dem Mund. Er hatte schon Angst, dass Nicole aufspringen und ihm auf dem Rücken klopfen würde, aber er sah, dass sie ihn lediglich mit besorgtem Blick ansah.
>Verschlucken muss wohl auch in der Familie liegen<, dachte sie sich und schob sich erneut eine Gabel mit Zuchinistückchen in den Mund.
Nachdem Adolar sich wieder gefangen hatte und er Janniks breites Grinsen zu ignorieren versuchte, wendete er sich wieder an Nicole.
„Es war für Magda übrigens sehr hilfreich, dass Sie uns gemailt haben, was Sie nicht essen. Die Liste war ja erstaunlich kurz.“
Verwirrt blickte Nicole zu Adolar. „Wieso?“
„Die meisten Frauen würden doch heutzutage auf fettreduzierte und fleischlose Nahrung bestehen. Sie haben lediglich geschrieben >Bitte keine Innereien und keine Haselnüsse<. Das ist leicht.“
„Nun, Innereien mag ich einfach nicht und gegen Haselnüsse bin ich allergisch. Das einzige Nahrungsmittel, gegen das ich allergisch bin. Dem Himmel sei Dank!“
Nun war es an Adolar, verwirrt zu Nicole zu blicken. „Warum `dem Himmel sei Dank´?“
„Stellen Sie sich bitte mal vor, ich reagiere allergisch auf irgendetwas, was Magda zaubert. Das wäre einfach nicht gerecht!“
„Ach, Kindchen! Sie sind Gold wert!“, zwitscherte Magda und tupfte sich eine Träne mit der Serviette ab.
Nicole freute sich, Magda eine Freude bereitet zu haben und lächelte breit. Kurz sah sie zu ihrem neuen Arbeitgeber hinüber und registrierte, dass er sie mit leicht gerunzelter Stirn beobachtete.
>Ob ich was Falsches gesagt oder getan habe?<, fragte sie sich und konzentrierte sich wieder auf ihren Teller.
Adolar fiel auf, dass der goldene Ring um Nicoles Pupille leicht pulsierte, wenn sie lachte. Es gefiel ihm. Und weil es ihm gefiel, verwirrte es ihn.
„Haben Sie Lust, nach dem Essen noch einen Blick in die Bibliothek zu werfen?“ Adolar versuchte sich selbst abzulenken.
„Sehr gern, Herr Cerný!“
Nicole Sanders stand mit offenem Mund in der Bibliothek und bekam keinen Laut heraus. Schriftrollen, Bücher und sogar einige kleine Gemälde standen hier ziemlich wahllos herum.
„Ist es so chaotisch, wie Sie es sich vorgestellt haben?“, fragte Adolar Cerný in ihren versteiften Rücken.
„Gnähmpfarghpüh-hm.“
„Häh?“ Jannik blickte in das schöne Gesicht der Deutschen und sah vor Schreck geweitete Augen.
„Das übersetze ich lieber nicht!“, erwiderte Nicole. Ihre Stimme schien noch heiserer zu sein als sonst.
„Schlimmer!“, schloss Adolar mit einem resignierenden Seufzer.
„Hat sich keiner Ihrer Vorfahren jemals die Mühe gemacht, irgendeine Art von System hier herein zu bringen?“ Nicole war völlig konsterniert.
Jannik konnte sich einen Seitenblick mit erhobener Augenbraue in Richtung seines Mentors nicht verkneifen.
„Offensichtlich nicht!“ Adolar war froh, dass die Frau mit dem Rücken zu ihm stand, sodass sie nicht sehen konnte, dass er hochrot angelaufen war.
>Wenn ich in drei Monaten ein Regal schaffe, bin ich gut!<, dachte Nicole und schob resolut die Rolleiter an eines der Regale. Dann erklomm sie die Stufen und nahm vorsichtig einen verschlissenen Band heraus.
Der Einband muss einmal senf-gelb gewesen sein mit roten Lettern. Davon war nicht viel übrig. Sachte pustete sie ein wenig Staub herunter und öffnete vorsichtig den Buchdeckel.
„Eine Erstausgabe von 1897 von Bram Stokers Dracula. Wie kann man ….“ Nicole verkniff sich die Bemerkungen, die ihr einfielen und seufzte stattdessen. Vorsichtig stellte sie das Buch an seinen Platz zurück und ließ ihren Blick über die verschiedenen Buchrücken gleiten.
„Ich weiß nicht, was noch zu retten ist und was nicht. Ich werde Umzugskartons, Luftpolsterfolie und jede Menge Seidenpapier benötigen.“ Nicole hatte eigentlich mehr zu sich selbst als zu den beiden Cernýs gesprochen.
„Das werden wir am Montag in Ostrava besorgen.“ Adolars Stimme riss sie aus ihren Gedankengängen. „Ich möchte Ihnen etwas zeigen, Frau Sanders.“
Nicole stieg die Rollleiter wieder herunter und gesellte sich neben dem Grafen und seinem Cousin. Adolar hatte vor einigen Tagen den kleinen Tisch in der Bibliothek frei geräumt und breitete jetzt ein altes Dokument darauf aus.
„Was halten Sie davon, Frau Sanders?“
>Ein Test!<, schoss es ihr durch den Kopf und sie nahm das Dokument in Augenschein.
Das Pergament war alt, aber in sehr gutem Zustand. Die Schrift war schwarz mit Gold, Rot und Grün unterlegt. Die Zeichen waren gleichmäßig und doch erkannte Nicole einige kleine Schreibfehler, die man versucht hatte zu korrigieren. „Darf ich?“ Nicole blickte Adolar kurz in die grauen Augen.
„Sicher!“
Vorsichtig nahm sie das Dokument aus seinen Händen und hielt es gegen das Licht. Es war kein Wasserzeichen zu erkennen und das Pergament fühlte sich auch sehr dick an. Sachte schnupperte sie an dem Schriftstück, konnte nichts erkennen, was auf ein neueres Datum schließen ließ.
„Das Papier ist schon mal alt und auch die Tinte sieht echt aus“, sagte sie ruhig und begann zu entziffern, was auf dem Dokument stand.
„Die meisten würden erst einmal lesen, was in dem Dokument steht, bevor sie das Papier untersuchen“, wandte Adolar ein.
Nicole bedachte Adolar mit einem Lächeln. „Ich bin nicht die meisten!“
>Ich glaube, ich habe mich verliebt!< Jannik seufzte in die Gedanken von Adolar hinein, was dieser mit einem schiefen Seitenblick zur Kenntnis nahm.
Nicole stöhnte kurz, als sie den Inhalt las und blickte Adolar mit großen Augen an. „Eine zeitgenössische Kopie der Krönungsurkunde von Vratislav dem II. von 1085! Wo haben Sie die denn her?“
Adolar lächelte. „Das ist das Original!“
Mit sehr spitzen Fingern hielt Nicole das Dokument tschechischer Geschichte von sich. „Unfassbar!“, flüsterte sie ehrfurchtsvoll. „Es ist wirklich echt!“ Sie bestaunte das Siegel Heinrich des IV., Kaiser des Heiligen Römischen Reiches.
„Ja, ist es. Mein Urahn erkannte wohl den Wert des Dokumentes und hat es von Anfang an versiegelt und verschlossen gelagert.“