MICHAEL STUHRS FANTASY-DOPPELBAND. Michael Stuhr

Чтение книги онлайн.

Читать онлайн книгу MICHAEL STUHRS FANTASY-DOPPELBAND - Michael Stuhr страница 16

Автор:
Серия:
Издательство:
MICHAEL STUHRS FANTASY-DOPPELBAND - Michael Stuhr

Скачать книгу

Zukunft entgegen.

      Bis zum letzten Augenblick hatte Llauk befürchtet, die Thedraner könnten seinen Handel mit dem Kapitän doch noch aus Neid vereiteln. Unruhig war er auf dem Deck des Zweimasters auf und ab gegangen, nachdem er seine Ware auf das Schiff gebracht hatte. Aber kein Mitglied der Kaufmannschaft hatte sich sehen lassen.

      Als es dann aber endlich losging, standen doch einige der Kaufleute am Kai, um sich den Irren anzusehen, der seine gute Ware oben auf dem Deck eines überladenen Dramilenfrachters verzurren ließ und auch noch Geld dafür bezahlte. - Aber Llauk hatte auf keine Mahner hören wollen; er sah sich schon als reichen Mann heimkehren, der sich eine Wohnung in der Nähe der Königsklippe leisten konnte.

      Von jeher hatte sich Llauk seiner niederen Herkunft und des abgeschiedenen Lebens in der Provinz Idur geschämt. Stoffmacher, wie seine Eltern, hatte er den Betrieb seines Vaters nach dessen frühem Tod mit allen Webstühlen und Sklaven übernommen. Eigentlich hätte er ein auskömmliches Leben führen können, wäre da nicht dieser unselige Ehrgeiz gewesen, unbedingt zur feinen Gesellschaft gehören zu wollen.

      Musik und Tanz, gewürztes Essen und Wein aus den Südlanden, das war es nicht allein, was Llauk suchte. Es reichte ihm einfach nicht, in seinem Heimatdorf als Gleicher unter Gleichen angesehen zu werden. Er hatte mehr mit sich vor. Herr sollte man ihn nennen, sich vor ihm verbeugen und ihm Achtung erweisen. Eine Wohnung in der Hauptstadt wollte er haben und hochgestellte Gäste dort empfangen. Auch eine Frau wollte er sich endlich suchen - nicht von gemeinem Stande etwa - die Tochter eines Kupferschmieds - oder besser noch eines Schiffsbaumeisters - sollte es schon sein. Außerdem wußte Llauk, dass der König noch drei Töchter in heiratsfähigem Alter hatte. Wäre es denn so unmöglich ...? - Der Mensch wird schließlich noch träumen dürfen.

      Dieser Illusionen wegen hatte Llauk sogar seinen furchtbaren Traum verleugnet und seine Sklaven in den vergangenen Jahren zu immer neuen Höchstleistungen angetrieben.

      Als er seine Zeit für gekommen hielt, verkaufte er um einen Spottpreis das elterliche Anwesen und seine Arbeiter, um sich mit einem großen Posten guter Ware auf den Weg zu machen und seine Stoffe in fernen Ländern auf eigene Rechnung zu verkaufen.

      Eiskalt prasselte die Gischt auf Llauk nieder. Trotz des festen Tauendes, das er um Körper und Reling geschlungen hatte, klammerte er sich krampfhaft fest. Wohl tausendmal schon hatten ihm die Wogen die Füße unter dem Körper weggerissen. Bitteres, salziges Wasser hatte er im Übermaß geschluckt - und immer aufs Neue sackte das Deck der "Großen Geliebten" unter ihm weg. Die Qual schien kein Ende nehmen zu wollen. Schneidend kalter Wind zerrte an Llauks Gewand, das wie ein nasser Sack an seinem Leib klebte. Seit zwei Tagen schon hatte er nicht mehr geschlafen. Sein Magen fühlte sich an, als hinge er direkt unter seinem Kehlkopf, bereit, sich bei der kleinsten Bewegung auszuschütten.

      Immer wieder krampften sich Llauks Gedärme zusammen und er versuchte würgend, sich zu übergeben. Zu Beginn seiner Krankheit hatte er noch versucht, den Kopf über Bord hängen zu lassen. Später war es ihm egal gewesen, wohin er sich erbrach. Er hatte nur noch mit hängendem Kopf dagesessen und seine Kleidung würgend mit den Säften seines Magens beschmutzt, bis die nächste Welle ihn wieder durchschüttelte und abwusch.

      Jetzt, nach zwei Tagen, gab Llauks Inneres nichts mehr her. Bis auf gelegentliches, krampfhaftes Stöhnen und seine schwächlichen Versuche sich festzuklammern, hätte man Llauk für tot halten können. Und tatsächlich wollte er nur noch sterben. Schon seit dem Morgengrauen spielte er mit dem Gedanken, seinen Dolch zu ziehen und diese unsägliche Folter mit einem Stich in sein Herz zu beenden. Mehr als einmal hatte seine Rechte den Griff der kleinen, illegalen, Waffe umklammert, aber letztendlich hatte es ihm doch an Mut gefehlt.

      Am dritten Tag nach der Abfahrt von Thedra hatte der Sturm sich gelegt und Llauks Zustand hatte sich zusehends gebessert. Die entsetzliche Übelkeit hatte langsam nachgelassen und Llauk war endlich wieder in der Lage gewesen, einigermaßen normal zu atmen.

      Langsam und vorsichtig hatte er die Knoten des Tauendes gelöst und seine Kleidung notdürftig in Ordnung gebracht. Dann war er zu der Mannschaft hinübergewankt, die sich nach diesen zwei anstrengenden Tagen die erste Pause gönnen durfte. "Den Göttern sei Dank, dass dieser Sturm vorüber ist", sprach er mit schwacher Stimme die Männer an.

      Keiner der Matrosen antwortete. Mit mürrischen, blassen Gesichtern hockten sie auf den Planken und beschäftigten sich eingehend mit dem Inhalt einer großen Proviantkiste in ihrer Mitte.

      Llauk spürte plötzlich zu seinem Erstaunen, dass er gewaltigen Hunger hatte. Während der Zeit seiner Seekrankheit hatte er geglaubt, nie wieder etwas essen zu können. Jetzt aber spürte er, wie die Lebensgeister wieder in seinen Körper zurückkehrten. - Und diese Geister wollten Brot und Fleisch und Wein. Mit zwei unsicheren Schritten war er bei dem Kasten und griff nach einem Stück weißen Brotes.

      Der Schlag traf ihn so unvorbereitet, dass er ihn überhaupt nicht kommen sah. Einer der Männer war aufgesprungen und hatte seine Faust wie einen Rammbock in den ohnehin arg geschundenen Magen des Stoffmachers geschlagen.

      Rückwärts taumelte Llauk über das leicht schiefliegende Deck und landete zusammengekrümmt auf seinem alten Platz an der Reling. Ein Gefühl, als seien ihm die Eingeweide zerrissen worden und hingen nur in losen Fetzen in seinem Leib, durchraste seinen Körper. Sein Brustkorb hatte sich zusammengekrampft, als lägen schwere Felsbrocken darauf. Hilflos lag Llauk auf dem Rücken und rang um den ersten Atemzug.

      "Nun, wie gefällt Euch die Überfahrt, Stoffmacher?" Auf seinen weichen Seestiefeln hatte der dramilische Kapitän sich unhörbar genähert und stand nun breitbeinig über Llauk.

      Hilflos bewegte Llauk die Lippen.

      "Ach Ihr wollt essen?" Der Kapitän tat so, als habe er ihn verstanden. "Nun, das ist einzusehen. - Aber warum eßt Ihr nicht Eure eigenen Vorräte, Herr?"

      Langsam wich der Krampf aus Llauks Körper. Aber mit dem Sprechen wollte es wieder nicht gelingen.

      "Ach, Ihr habt nichts mitgenommen, was man essen kann? - Das war nicht klug von Euch", höhnte der Kapitän. "Aber Ihr dürft doch deshalb meine Mannschaft nicht berauben! - Wenn Ihr essen wollt, dann müßt Ihr auch bezahlen. - Ihr habt doch Geld - oder? - Na also!" Mit einem verächtlichen Blick auf den immer noch zusammengekrümmten Llauk wandte er sich ab und ging zu seinen Leuten, wo er sich selbst ein großes Stück Brot und reichlich Fleisch und Wein nahm.

      Mühsam hangelte Llauk sich an der Reling hoch. Das Stehen fiel ihm schwer. "Ich habe bezahlt", keuchte er mühsam, während er wieder auf die Männer zu stolperte. Die Große Geliebte lag nun gut am Wind und bewegte sich kaum noch. "Ich habe die Passage für mich und meine Ware bezahlt, und ich verlange mein Essen."

      Einer der Männer lachte auf. "Bei uns ist es üblich, dass jeder Passagier sich selbst verpflegt, oder sein Essen von der Mannschaft kauft. Wenn Euch das nicht gefällt, dann eßt doch Eure Ware, für die habt Ihr ja bezahlt."

      Einen besseren Witz schienen diese Männer noch nie gehört zu haben. Jedenfalls wollten sich alle ausschütten vor Lachen, während Llauk gedemütigt und geschlagen vor ihnen stand.

      Als sie sich wieder beruhigt hatten, drehte sich der Kapitän versöhnlich zwinkernd zu ihm um. "Nehmt es nicht übel, Herr", bat er Llauk. "Meine Mannschaft liebt grobe Späße. - Natürlich braucht Ihr nicht in Eure Stoffballen zu beißen ..."

      Llauk atmete innerlich auf. Er hatte ja gewußt, dass alles nur ein übler Scherz gewesen war.

      "...greift Euch doch einfach einen Fisch, Herr", fuhr der Dramile in untertänigem Tonfall fort, "Das Meer ist voll davon."

      Brüllendes

Скачать книгу