Schwarze Lilien. Silke May

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Schwarze Lilien - Silke May

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sie fragend an. »Wenn du den Schrei eines Habichts meinst, den hab ich auch vernommen.« Jasmin schüttelte den Kopf.

      »Nein, für mich war es eher der Schrei einer Frau.«

      »Das muss dich täuschen, das war sicher der gleiche laute Schrei, den ich hörte und der war ganz bestimmt von einem Habicht - mein Engel.«

      »Wenn du meinst, dann wird es wohl so gewesen sein. Sag mal, warum bleiben die Zimmermädchen nicht lang hier? Es kommt mir so vor, als fühlten sie sich nicht wohl.« Gunter legte den Arm um ihre Schultern, drückte sie leicht an seine Seite und küsste sie auf die Wange.

      »Wahrscheinlich ist es die Einsamkeit«, erklärte er.

      »Zugegeben diese Umgebung muss man lieben lernen oder einfach akzeptieren, aber du machst es ihnen doch leicht. Gunter du behandelst sie, als wären sie deine Schwestern und trotzdem gehen sie von uns weg. Das ist jetzt das zweite Mädchen, das wegging, seitdem ich hier bin.«

      »Mach dir darüber keine Gedanken. Die jungen Dinger wollen ausgehen, etwas erleben und hier vereinsamen sie einfach. Aber vielleicht haben wir ja mit der Nächsten mehr Glück. Hast du etwas dagegen, wenn ich zu meinen Blumen gehe, mein Engel?«

      »Natürlich nicht – geh nur. Ich lese inzwischen wieder ein bisschen in der Ahnen Lektüre.«

      »Jammere aber nicht, wenn du nachher nicht schlafen kannst. Du weißt sie waren alle geheimnisumwittert«, dabei grinste er sie an und gab ihr einen kleinen Nasenstüber.

      Gunter verließ den Raum und Jasmin zog den dicken Wälzer aus dem Bücherregal. Sie setzte sich wieder zurück auf das Sofa und las in dem großen schweren Buch, das sie auf ihre Schenkel gelegt hatte.

      Gunter betrat inzwischen das Kellergewölbe und öffnete mit einem großen schmiedeeisernen Schlüssel die schwere Holztür. Er betrat den Raum und schaltete die diffuse Beleuchtung ein. Seine Augen strahlten, als er die samtig schimmernden schwarzen Lilien sah. Mit ihrer Zucht war ihm ein Meisterwerk gelungen. Tief sog er den von ihnen ausströmenden Duft in sich und lächelte dabei sehr zufrieden.

      Er holte aus seiner Hosentasche einen kleinen Schlüssel und öffnete damit einen massiven kleinen Wandschrank am Ende des Zimmers.

      Er entnahm eines der darin befindlichen Fläschchen und tröpfelte mit einer Pipette, nur wenige Tropfen der Flüssigkeit in die Erde. Während er diese Prozedur in allen Blumentöpfen wiederholte, summte er leise vor sich hin.

      Er stellte die behandelten Lilien auf einen schmalen fahrbaren Tisch und schob diesen in eine dunkle Kammer, der durch das Licht einer Petroleumlampe schwach erhellt wurde. Gunter verließ den Raum, schloss die Tür und pflanzte erneut kleine zarte Pflänzchen in größere Töpfe. Sehr zufrieden verließ er das Gewölbe und ging wieder nach oben in den Wohnbereich. Sorgfältig wusch er sich im Badezimmer die Hände, bevor er wieder zu Jasmin in den Salon ging.

      Jasmin saß immer noch auf dem Sofa und war in die Familienchronik vertieft. Gunter betrat den Salon und lächelte sie an, als seine Frau zu ihm aufsah. Er strich ihr sanft über den Nacken. »Steigt dir schon die Gänsehaut hoch?«

      Jasmin lächelte ihn an. »Ja …, aber nur wegen deiner Berührung. Du hast nämlich kalte Hände mein Schatz.« Gunter nahm ihr das dicke Ahnenbuch von den Schenkeln und legte es auf den gegenüberliegenden Tisch.

      »Dann wirst du mich aufwärmen müssen, mein Engel.« Er warf sich neben sie auf das Sofa und umarmte sie stürmisch. Jasmin lachte laut auf und schob ihn scherzend von sich. Gunter entlockte Jasmin einen innigen Kuss, als die Zimmertür leise geöffnet wurde und Hannes der Diener das Zimmer betrat.

      »Entschuldigen Sie die Störung. Ich muss nur kurz frisches Holz im Kamin nachlegen.«

      »Danke Hannes. Übrigens brauchen wir Sie heute nicht mehr, Sie können sich zurückziehen.«

      Gunter zog seine junge Frau vom Sofa hoch und schob sie vor sich her – in ihr gemeinsames Schlafzimmer.

      Mitten im Zimmer stand ein großes massives Bett aus dunkelrotem Padouk Holz, wie das ganze Mobiliar in diesem Zimmer. Auf einem Sideboard stand eine weiße Keramikvase mit drei schwarzen Lilien. Ihr schwerer Duft hing wie eine Wolke im Zimmer. Zärtlich führte Gunter seine Frau zum Bett und sie legten sich in die weichen Kissen. Jasmin sog den Duft der Blüte tief in sich ein und gab sich Gunter voll Leidenschaft hin. Gunter küsste ihren nackten Körper, seine Lippen berührten ihren Hals. Jasmin spürte, wie sich ihr die Härchen auf der Haut vor Erregung aufstellten. Seine Hände liebkosten ihren Körper und seine Küsse wurden fordernder. Seine Berührungen noch leidenschaftlicher. Ihr Körper bebte vor innerer Erregung. In ihrem Körper war nur noch pochendes Verlangen, während sie ihren Körper fest an ihn drückte. Gunter legte seine Hände an ihre Hüften und zog sie an sich. Vor ihren geschlossenen Augen tanzten bereits bunte Lichter. Jasmin durchfuhr ein Feuerwerk der Gefühle.

      Sie lagen eng umschlungen in den Kissen bis Gunter sich aus dem Bett wälzte. »Ich muss mich um eine neue Hausdame kümmern und du bist sicherlich hungrig?« Jasmin nickte und stieg aus dem Bett. Sie zog ihre Kleider wieder an.

      »Muss ich wieder allein Essen?«, fragte sie trotzig. Seit sie bei Gunter wohnte, konnte sie die gemeinsamen Mahlzeiten an ihren Fingern abzählen. Gunter gab ihr einen Klaps auf den Po.

      »Warum fragst du mich? Du weißt genau, dass ich meine Speisen nebenbei bei meinen Lilien zu mir nehme.«

      »Okay … ich dachte nur, dass es schön wäre, wenn wir wieder einmal zusammen speisen würden.« Gunter strich seiner Frau kurz über die Wange.

      »Vielleicht morgen, mein Engel.« Sie wusste genau, dass es wieder nur eine seiner täglichen Ausflüchte war. Wenn sie ihn nicht so sehr lieben würde, dann hätte sie sicher schon dagegen aufbegehrt, aber sie war ihm in ihrer Liebe willenlos ausgeliefert.

      Jasmin betrat die Küche und bereitet sich einen kleinen Imbiss aus Salat und Toast. Sie setzte sich auf die Eckbank und verzehrte langsam ihren Salat, währenddessen ließ sie ihre Blicke durch die Küche schweifen.

      Die gemütliche Eckbank war mit Blüten bedruckten Polstern ausgestattet. Alles war aus heller Eiche, der Tisch und das gesamte Küchenmobiliar. Hier nahm Hannes, der sich um die Stallungen und den Park kümmerte, sowie die Hausdamen immer ihre Mahlzeiten ein. Jasmin fühlte sich erstaunlicherweise in diesem Raum wohler, als in den feudalen herrschaftlichen Räumlichkeiten. Sie saß bereits eine geraume Zeit in der Küche und atmete tief durch. Es war der einzige Raum ohne Lilien. Jasmin genoss den Geruch der Kräuter, die am Fensterbrett standen. Sie nahm in der Küche immer ihre Mahlzeiten ein, nachdem sie überwiegend ohne Gunter ihr Essen zu sich nehmen musste. Für sie war es aber auch der einzige Raum, indem sie im Einklang mit sich selbst sein konnte. Jasmin dachte an ihre Freundin, die sie seit einem halben Jahr nicht mehr gesehen hatte. Leichte Wehmut stieg in ihr hoch, als sie an Barbara dachte und wie viel Spaß sie immer hatten. Plötzlich kam ihr die Idee, ihre Freundin anzurufen. Barbara stand auf und ging in den Korridor, der mit schweren Teppichen ausgelegt war. Zwei große massive Truhen standen an beiden Seiten des Korridors, auf denen wie in allen anderen Räumen, Vasen mit Lilien standen. Schwer hing der Duft der Blüten im schmalen Korridor. Jasmin ging bis zum Ende des Ganges und blieb stehen. Sie sah zum Telefon an der Wand. Jasmin schaute es an und überlegte, dann ging sie jedoch weiter in den gelben Salon. Sie setzte sich auf das Sofa und blätterte weiter im Buch der Ahnen.

      »Ach …, hier bist du. Wo warst du?« Jasmin legte den schweren Wälzer zur Seite und sah zu Gunter, der soeben ins Zimmer kam. »Ich war in der Küche beim Essen.«

      »Mein

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