Ömmes auf der krummen Straße. Klaus Blochwitz

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Ömmes auf der krummen Straße - Klaus Blochwitz

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Original belassen, mit Sprossenfenstern und so, aber innen das Modernste und richtig schick.

      Es gab keinen Gemüsegarten mehr, auch keine Schweine im Stall, nur die Menschen sind da wie gewohnt. Ruhig und zuverlässig.

      Neben Franz war das Eckhaus mit der Kneipe von Ömmes. Ömmes legte immer lautstark Wert darauf, dass er zumindest zu fünfzig Prozent zur krummen Straße gehöre. Um das zu untermauern, hatte er mir nichts, dir nichts einen Eingang zu seiner Kneipe von de krummen Straße aus durchbrochen.

      Damit war Ömmes endgültig in der krummen Straße angekommen.

      Nach ungefähr vier Wochen wurde Herbert ins Lohnbüro gerufen, mit weichen, mit sehr weichen Knien ging er in das Büro. Es wurde ihm eine Tätigkeit als LKW-Fahrer angeboten,nur fahren, keine Kohlen schleppen, fast normale Arbeitszeit(mir doch völlig schnuppe!) Überstunden jederzeit möglich. Urlaubs- und Weihnachtsgeld auch!

      Für Herbert war Weihnachten und Ostern auf einen Tag.

      Beate konnte man mit Rudi vergleichen, na ja, abgesehen davon, dass sie halt eine Frau und Rudi ein Mann war. Aber von der Lebenseinstellung, vom Charakter, vom beruflichen Ehrgeiz her waren die beiden schon sehr gleich. Im Privatleben war es dasselbe wie im Beruf, immer Vollgas!

      Wenn Beate feierte, dann aber richtig. Wenn Beate in Urlaub fuhr, aber hallo! Wenn Beate etwas anpackte, dann ging es ruck zuck.

      Das bekamen Jürgen und Inge so richtig zu spüren, als Jürgen seine Arbeit als Bergmann verlor und in ein tiefes Loch stürzte.Seine Frau machte ihm auch noch die Hölle heiß, statt zu helfen oder zu unterstützen, machte sie ihn so richtig platt. Sie protzte mit ihrer Arbeitsstelle, er könne froh sein, dass sie wenigstens noch Geld verdiene.

      Langsam sickerte das Dilemma von Jürgen und Inge durch und Beate fackelte nicht lange, marschierte zu den beiden. Es dauerte eine Weile, bis sie zurück kam, aber Jürgen und Inge ging es danach deutlich besser.

      Beate verlor nie ein Wort darüber, was da im Haus von Jürgen und Inge abgelaufen war und das rechneten ihr alle hoch an.

      Ansonsten machte Beate einfach das, was sie für richtig hielt. Anfangs hatten die Anwohner der krummen Straße ihre liebe Not und ihre Probleme damit, Beate klärte das rigoros in einem Treffen auf und seit dem herrschte Ruhe. Beate macht irgend etwas in Werbung, sie erzählt nie davon, sie sagt immer:„Arbeit ist meine Sache, Bier trinken ist unsere Sache!“

      Beate stammt aus einem so genannten guten Elternhaus und sie war das schwarze Schaf. Aus purem Trotz heiratete sie sehr jung ein richtiges Windei, nach einem Jahr war es vorbei, als ihr Mann fest stellen musste, dass von dem vielen Geld seiner Schwiegereltern nichts für ihn dabei war.

      Eines Tages war er verschwunden und Beate reichte die Scheidung ein. Damit war diese Geschichte Vergangenheit.

      Sie trennte sich von ihrem Elternhaus unmittelbar nach der Lehre und arbeitete sich verbissen und mit viel Einsatz hoch und höher. Jetzt hatte sie alles, was sie haben wollte. Ein eigenes Haus, ein Auto, eine gute Arbeit und sie konnte gut leben

      .Ein paar Wochen später ging Herbert zu Jürgen und fragte ihn, ob er als Beifahrer arbeiten wollte. Jürgen fiel Herbert fast um den Hals. Damit hatte auch Jürgen wieder eine feste Arbeit nach langen Jahren der nur gelegentlichen Arbeitsstellen.

      Die krumme Straße ging wieder einmal in die friedliche Vorweihnachtzeit.

      Auf dem Weg zu Ömmes traf Hans auf Beate und gleich darauf kamen Hermann und Jürgen dazu, ein Gespräch kam aber nicht in Gang, jeder hing seinen Gedanken nach.

      Herbert, Franz und Rudi saßen bereits am Stammtisch und hatten ihr Pils vor sich stehen. Ömmes begrüßte Beate und nickte den drei Männern zu, während er die Getränke auf den Stammtisch stellte. Es kamen die üblichen Themen zur Sprache, jeder palaverte mit jedem über Gott und die Welt

      .Hans ging als letzter der Runde leicht schwankend nach Hause, er freute sich über die Weihnachtsdekoration an und in den Häusern und Vorgärten. Er wurde beinah ein wenig melancholisch.Im weiter laufen kamen ihm die vergangenen Weihnachtsfeste in den Sinn.

      Wie schnell die schlechten Zeiten vergessen werden, Zeiten, in denen sich satt essen können schon fast ein Wunder war.Er war zehn Jahre, wie Herbert, als sein Vater aus der Gefangenschaft zurück kam. Der Mann war krank und kaputt, dass konnte er sogar als Kind erkennen. Sein Vater wurde Nacht für Nacht von furchtbaren Alpträumen gequält.

      Morgens war er dann oft völlig verstört, so dass er manchmal nicht wusste,wo er war. Es dauerte lange, sehr lange, bis sein Vater auf die Reihe kam, aber so richtig gesund wurde er nie.

      An manchen Nachmittagen, wenn Hans mit den Schularbeiten fertig war,nahm sein Vater ihn mit in den Schuppen und zeigte ihm,woran er gerade arbeitete.

      Einmal war es ein großer und stabiler Küchentisch, das andere Mal ein zierliches Hängeschränkchenfür die Kleinigkeiten seiner Mutter. Während sein Vater an irgendeinem Teil herum werkelte, saß er gemütlich in der halbdunklen Ecke auf einem Haufen alter Kartoffelsäcke und sah zu.

      Und manchmal fing sein Vater an, über den Krieg zu sprechen, erst war es nur ein leises, unverständliches Gemurmel,das dann nach und nach verständlicher wurde. Sowie Hans damals verstanden hatte, musste sein Vater wohl in Finnland stationiert gewesen sein und diese Kämpfe in denfinnischen Urwäldern gegen die Russen müssen furchtbar,entsetzlich grausam gewesen sein.

      Sein Vater war anfangs wohl heilfroh, als er an die Ostfront versetzt wurde. Aber ermerkte schnell, dass er vom Regen in die Traufe gekommen war.

      Der einzige Lichtblick für seinen Vater war wohl die Zeit in Frankreich, eine kurze Zeit bloß und wieder ging es nach Russland. Den dicken Knacks hat mein Vater wohl in Russland bekommen,als seine Kompanie ein unbekanntes, kleines russischesDorf unbedingt halten musste und dabei höllische Verluste erlitt, sinnierte Hans weiter.

      Einmal erzählte sein Vater von einem Hafen an der Ostsee. Es war saukalt und die Flüchtlinge wollten auf das Schiff, es waren Tausende und es war kein sehr großes Schiff.

      Die Menschen stürzten in das eiskalte Wasser bei dem Versuch, auf das Schiff zu kommen,Frauen, Kinder, alte Leute. Zu guter Letzt schossen die Soldaten auf die Flüchtlinge, um sie daran zu hindern, auf das Schiff zu kommen.

      Die Straße konnte man nur noch daran erkennen, dass links und rechts die Trümmerberge höher waren als sie selbst. Das Dröhnen der Flugzeuge wummerte in den Ohren und das Geräusch der fallenden Bomben war schrecklich, nervtötend.

      Ein widerlicher Brandgeruch hing in der staubigen Luft und immer wieder krachte ein Haus oder eine Ruine von einer Bombe getroffen mit einem wahnsinnigen Getöse zusammen.

      Die Hitze wabberte infernalisch über den Trümmern. Die nicht mehr vorhandene Straße bog sich etwas nach links, etwas weiter stand ein noch halbwegs intaktes Haus.

      Auf den Treppenstufen zum Hauseingang saß ein Kind, ein kleines Kind, die dunklen Augenvor Angst starr aufgerissen, durch das schmutzige Gesicht malten die Tränen helle Straßen.

      Das Kind saß wie versteinert in dem Chaos.

      Die Bombenabwürfe kamen näher, als plötzlich eine Frau aus dem Inneren des Hauses stürzte, das Kind hochriss und im Haus verschwand.

      Eine Bombe krachte in das Haus und hinterließ nur noch einen gewaltigen Krater,über dem

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