Die Pferdelords 07 - Das vergangene Reich von Jalanne. Michael Schenk
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Zwischenfällen. Einer dieser Zwischenfälle war der Grund, warum die
Gardekavallerie aus ihrer Festung ausgerückt war. Ein Händler hatte sich mit
letzter Kraft zu dem Stützpunkt geschleppt und vom Überfall der Bestien auf
seine Gruppe berichtet. Wehrlose Männer, Frauen und auch Kinder, die das
Wagnis der Reise auf sich genommen hatten, waren den Bestien zum Opfer
gefallen.
Die Garde konnte den Überfallenen nicht mehr beistehen, und diese
Gewissheit hatte die Reiter in grimmiges Schweigen gesenkt. Dennoch
mussten sie versuchen, die Täter zu stellen. Es war die einzige Hoffnung, die
Irghil für eine Weile abzuschrecken. Eine schwache Hoffnung, denn die
Bestien würden wiederkommen. So, wie sie es immer taten. Und jedes Mal
würde neues Blut fließen.
Die Gardeabteilung ritt parallel zu der alten südlichen Handelsroute. Diese
führte von der alnoischen Stadt Eolaneris zunächst zur Pforte von Alnoa,
einem Einschnitt zwischen Hesparat-Gebirge und großem Wall, der von der
Festung Maratran geschützt wurde, und von dort weiter ins Land Jalanne. Die
Straße war breit und mit steinernen Platten ausgelegt, von denen viele im
Laufe der Jahre zersprungen waren. Gras und Moos wucherten nun zwischen
den Fugen. Dennoch war der Weg gut zu erkennen. Der Beritt war erfahren
genug, um zu wissen, dass der Feind die Straße im Auge behielt. Daher
wechselte er in unregelmäßigen Abständen die Seite. Das erschwerte es den
Irghil, die Soldaten in einen Hinterhalt zu locken, denn die Kampfverbände
der Bestien waren zu klein, um das Gelände weiträumig abzuriegeln. Aber
auch wenn ihnen ein Hinterhalt gelänge, würden sie sich an den
hartgesottenen Reitern der Gardekavallerie die Klauen ausreißen.
»Wir werden die Opfer wieder mitten auf dem Weg finden«, meinte
Hauptmann Bernot ta Geos leise. »Die Lemarier sind stur und unbelehrbar.
Immer laufen sie direkt auf der Straße. Kein Wunder, dass die Irghil stets so
leichtes Spiel mit ihnen haben.«
Der Kommandeur nickte. »Vergesst aber nicht, dass sie fast ihr ganzes
Leben auf der Insel verbringen. Diese armen Fischer können sich auf dem
Land kaum orientieren. Sie würden sich bestimmt verirren, wenn sie abseits
der Straße liefen.«
Bernot gab ein obszönes Geräusch von sich, das seine Meinung über die
Lemarier deutlicher zum Ausdruck brachte als jedes Wort.
»Dort vorne ist etwas«, rief der Bannerträger halblaut.
Die Handelsstraße verlief in einem leichten Bogen zwischen Hügeln
hindurch. An einer übersichtlichen Stelle der Kurve waren die Umrisse
menschlicher Körper zu erkennen.
Hauptmann Bernot ta Geos ließ seinen Blick über die Landschaft
schweifen. »Gute Stelle für einen Hinterhalt. Die Hügel stehen dicht
beieinander.« Er strich sich kurz über den schmalen Bart, der bei den
Offizieren der Garde so beliebt war. »Flankenschutz raus«, befahl er. »Ich
will nicht überrascht werden, wenn wir uns da unten umsehen.«
Der Offizier mit den drei Federn am Helm schwieg. Er wusste, dass auf
Bernot Verlass war. Der Hauptmann mochte nicht besonders fantasievoll sein,
doch er verstand sein Handwerk. Während einige der Reiter ausschwärmten
und Vorposten bildeten, hielt sich die Hauptmacht des Beritts auf ihrer
Hügelkuppe bereit. Nur eine Handvoll Männer ritt mit dem Kommandeur zur
Straße. Hauptmann ta Geos blieb bei der Truppe und knirschte vernehmlich
mit den Zähnen. Es gefiel ihm nicht, den Vorgesetzten außerhalb seines
Schutzes zu wissen. Aber wenn die Bestien nun erschienen, musste ein
erfahrener Offizier die übrigen Gardisten führen.
Kurz darauf trabte der Kommandeur zurück, und Bernot ta Geos atmete
erleichtert auf, als sein Vorgesetzter das Pferd neben ihm zügelte. »Und?«
»Wie Ihr es befürchtet habt, mein Freund.« Der Kommandeur deutete
bedauernd über die Schulter zurück. »Drei Männer. Keine Frauen oder
Kinder.«
»Der Lemarier sprach aber auch von Kindern und Frauen.«
»Ich weiß, Bernot. Hoffen wir, dass die Irghil sie nicht verschleppt haben.«
»Lebendfutter.« Der Hauptmann erschauerte bei der Vorstellung.
»Verfluchte Bestien. Mögen die Finsteren Abgründe sie alle verschlingen.«
»Die Spuren sind deutlich und weisen nach Osten«, murmelte der
Kommandeur.
Sie kannten sich schon lange, und Bernot wusste die Nuancen in der
Stimme seines Befehlshabers zu deuten. »Die Spuren sind also zu auffällig?
Eine Falle?«
»Ein Köder.«
Bernot nickte. »Dennoch werden wir ihnen folgen?«
»Dennoch werden wir ihnen folgen.«
Der Hauptmann seufzte