Nach(t)Klang. Jo Jansen

Чтение книги онлайн.

Читать онлайн книгу Nach(t)Klang - Jo Jansen страница 4

Автор:
Серия:
Издательство:
Nach(t)Klang - Jo Jansen

Скачать книгу

      Heftige Schluchzer schüttelten sie.

      Ein plötzlicher Gedanke ließ Pia jäh innehalten.

       Was, wenn mir die Luft ausgeht? Muss ich dann jämmerlich ersticken?

      Sie zwang ihren Atemzügen einen ruhigen gleichmäßigen Rhythmus auf. Ein … aus … ein … aus …

      Ein letzter Schluchzer wirkte wie ein Schalter, den sie in ihrem Kopf umlegte.

      Denk logisch!, befahl sie sich.

      Die erste Frage lautete: Wo bin ich?

      Auch wenn sie nichts sehen konnte, lag die Antwort klar auf der Hand. Über ihr, unter ihr und neben ihr war Holz. Sie befand sich in einem Sarg!

      Bilder aus Gruselgeschichten und Horrorfilmen flammten in ihrem Kopf auf. Lebendig begraben! Nein, so etwas passiert nicht im wirklichen Leben. Nicht ihr, Pia Claas. Sie trommelte mit Händen und Füßen gegen die hölzernen Wände ihres Gefängnisses.

      „Ich will hier raus!“

      Nichts passierte.

      Ruhig. Bleib ruhig, befahl sie sich selbst und schluckte schwer.

      Pias Finger und Zehen wanderten, die Kiste genauer zu erkunden. Sie tastete das Holz zentimeterweise ab. Direkt neben ihrem Kopf gab es eine Vertiefung. Quadratisch, vielleicht zehn mal zehn Zentimeter. Hier klang es anders, irgendwie hohl. Gab es nicht sogar einen Millimeter nach, wenn sie dagegen drückte? Vielleicht war es eine Art Klappe, die sie öffnen konnte? Pia presste ihre Finger mit aller Kraft dagegen.

      Nichts geschah.

      Verdammt! Sie schlug mit aller Kraft gegen das Holz. Nun pulsierten ihre Handflächen vor Schmerz. Sie lauschte, hielt den Atem an. Nichts. Geräuschlose Schwärze umgab sie. Was, wenn sie sich metertief unter der Erde befand, wo niemand sie hören konnte? Pias Atem beschleunigte sich.

      Sie hatte Durst. Und sie musste pinkeln.

      Pia versuchte sich zu erinnern, was sie als Letztes getan hatte, bevor sie hier zu sich gekommen war.

      Nach einem heftigen Streit mit ihrem Mann Jakob hatte sie fluchtartig das Haus verlassen. Sie war zu René, ihrem Geliebten gegangen. Seine starken Arme hatten ihr Trost und Halt gegeben. Und danach?

      Tag oder Nacht? Pia wusste es nicht.

      Pia zitterte am ganzen Körper. Das Atmen fiel ihr immer schwerer, die Luft, die in ihre Lungen strömte, fühlte sich heiß und verbraucht an. Der Druck in ihrem Bauch wurde unerträglich. Sie hielt es nicht länger aus, sie musste dem Drängen nachgeben.

      Jetzt.

      Ihre Jeans wurde nass. Die Feuchtigkeit zog die Beine hinab und den Rücken hinauf. Sie hörte ein Kichern und brauchte einen Moment, um zu kapieren, dass es aus ihrem Mund kam. Das Gekicher wuchs zu einem irren Lachen. Eingepisst und irre. Soweit ist es also mit mir.

      Ein Geräusch neben ihrem Kopf ließ sie verstummen. Da war etwas. Oder jemand. Im nächsten Augenblick spürte sie einen Hauch, einen Luftzug. Frische, unverbrauchte Atemluft strömte herein. Jemand hatte die kleine Klappe neben ihrem Kopf geöffnet.

       2

      Verlegen blickte der Mann sich um, als Polizeiobermeister Krengel ihn bat, Platz zu nehmen.

      „Was kann ich für Sie tun?“

      „Ich heiße Claas. Jakob Claas. Ich möchte meine Frau Pia als vermisst melden.“

      „Seit wann ist sie denn verschwunden?“

      Claas wurde noch verlegener.

      „Seit vorgestern Abend. Ungefähr.“

      Krengel runzelte die Stirn.

      „Ungefähr?“

      „Na ja, sie geht mittwochs immer gegen sechzehn Uhr ins Fitnessstudio. Und kommt gegen zweiundzwanzig, manchmal auch dreiundzwanzig Uhr wieder nach Hause.“

      „Ihre Frau ist sehr sportlich?“ Krengel notierte etwas auf einem kleinen, karierten Block.

      „Ja, schon. Sie geht immer noch in die Sauna hinterher.“

      Krengel nickte und sah Claas direkt ins Gesicht.

      „Vorgestern kam Ihre Frau nicht nach Hause. Und nun wissen Sie nicht, ob sie vor oder nach dem Fitnessstudio verschwand, richtig?“

      Claas schüttelte den Kopf.

      „Ich kam Mittwoch erst gegen Mitternacht nach Hause. Pia war nicht da.“ Er stöhnte leise. „Ich hab seitdem nicht geschlafen. Versuchte vergebens, sie auf dem Handy zu erreichen.“

      Krengel stellte noch weitere Fragen und ließ sich ein Foto von Pia Claas geben.

      Zum Abschied schüttelte er seinem Besucher die Hand.

      „Wir tun unser Möglichstes, um Ihre Frau zu finden, das verspreche ich Ihnen.“

      „Ja, finden Sie sie!“ Claas sah Krengel beschwörend in die Augen. Dann verließ er den Raum.

       3

      Pia drehte den Kopf, brachte ihren Mund dichter an die offene Klappe und atmete gierig die Frischluft ein. Der schwache Lichtschein hinter der Öffnung ließ Hoffnung in ihr aufkeimen. Sie zwängte ihre Hand durch die Öffnung und fühlte kühlen, glatten Beton. Ein kleiner Schacht schien senkrecht nach oben zu führen.

      „Hallo?!“ Ihre Stimme krächzte. Was gäbe sie jetzt für einen Schluck kühlen Wassers!

      „Hallo?! Ist da jemand? Ich bin hier!“

      Nichts.

      „Hallo! Bitte helfen Sie mir!“

      Pia hämmerte mit den Fäusten gegen das Holz über ihrem Kopf, trampelte mit den Füßen und schrie immer lauter:

      „Hilfe! Hiiiilfeeee!“

      Ihre Schreie gingen mehr und mehr in Weinen über. Warum hörte sie denn niemand.

      Da spürte sie etwas. Eine fast zärtliche Berührung, ein Streicheln an ihrer Stirn, die der Öffnung im Holz zugewandt war. Für einen winzigen Augenblick wollte Pia sich der Berührung hingeben, in ihr Trost finden. Aber dann ... Sie schrie. Lauter und irrer als zuvor. Gleichzeitig wurde die Öffnung von außen wieder verschlossen. Es klang, als würde ein Riegel vorgeschoben. Erneut war Pia von absoluter Finsternis umgeben, die langsam auch ihren Verstand in Besitz nahm.

       4

      Krengel stapfte die Treppe des Mehrfamilienhauses empor. Kaum hatte er die Klingel im dritten Stock betätigt, wurde die Wohnungstür von innen aufgerissen.

      „Haben

Скачать книгу