Das Eidolon. David Pawn

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Das Eidolon - David Pawn

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war Herr Neubert tot, und Eberhardt Göttig grub an einem eisigen Februartag, einem Tag an dem Vögel erstarrt von den Bäumen fielen, ein Grab für seinen ehemaligen Klassenkameraden. Es fiel Herrn Göttig bei dieser Tätigkeit nicht ein, darüber nachzudenken, warum Herr Neubert am Morgen des 2. Februar mit seinem Wagen von der Straße abkam. Es war ein kalter, klarer Morgen gewesen. Gewiss war die Straße nach Neustadt noch glatt. Aber was wollte der alte Lehrer an diesem Morgen in Neustadt? Es gab in St. Michael nur eine Person, die dies zu sagen vermocht hätte, doch die würde ganz sicher schweigen.

      In der Nacht vor Dietmar Neuberts Tod, der Nacht vor dem Februarneumond, war ein letzter feiner Flockenwirbel vom Himmel gefallen. Die Kälte des gerade erst angebrochenen Februars kündigte sich bereits an. Der Frost streckte seine bläulichen Klauenfinger nach der Natur aus, hatte aber nur einen kleinen Zipfel greifen können. Noch leuchtete der weiße Neuschnee in der Dunkelheit der langsam vergehenden Nacht. Es war fünf Uhr in der Frühe. St. Michael lag, bis auf wenige Ausnahmen noch im Schlaf. Vor dem Haus der Neuberts stand der nagelneue TOYOTA-Camry, den Herr Neubert erst im Dezember des vergangenen Jahres gekauft hatte. Es war ein schöner Anblick. Der weiße Schnee bildete eine feine Decke auf der feuerroten Lackoberfläche des Wagens. Dunkel hoben sich die Reifen vor dem Hintergrund ab. Das Chrom der Radkappen und Stoßstangen blitzte wie poliertes Tafelsilber. Schneewittchen auf vier Rädern stand vor Neuberts Haus. Ein Kauz flog in sein Nest zurück und stieß einen seiner durchdringenden Rufe aus, als er über die Felder flog. Als sich die Wolken am Himmel ein wenig lichteten, zeigten sich einige langsam verblassende Sterne. Es war ein kalter, aber auch ein schöner Morgen. Ein Morgen so richtig geschaffen für einen Ausflug in den Winterwald des Erzgebirges. Die Tür des Neubertschen Hauses öffnete sich. Herr Neubert trat heraus und blinzelte schläfrig. Er war ungekämmt und unrasiert, aber in einen seiner guten Sonntagsanzüge gekleidet. Man hätte annehmen können, er habe die Morgentoilette in der Hektik eines eiligen Aufbruchs einfach vergessen. Aber so ein unverzeihlicher Fehler wäre dem Lehrer bestimmt niemals unterlaufen. Außerdem sah es nicht so aus, als hätte er es tatsächlich eilig. Mit dem schleppenden Gang eines viel älteren Mannes begab er sich zu seinem neuen Wagen. Dabei murmelte er unverständliche Sätze vor sich hin. Nur einmal hätte ein aufmerksamer Zuhörer das Wort „Auszeichnung“ aufschnappen können.

      Immer weiter zogen sich die Schneewolken vom Himmel zurück. Die Sterne blitzten wie die stahlblauen Augen eines grandiosen Westernhelden. Über die verschneiten Felder oberhalb von St. Michael lief ein Rudel Rehe. Sie liefen auf den leicht ansteigenden Feldern dem Wald zu, in jene Richtung, in der auch die Autobahn lag, die Chemnitz und Zwickau verband. „Karl-Marx-Stadt“, hechelte Herr Neubert. Chemnitz hieß schon lange nicht mehr so, und bei klarem Bewusstsein hätte es Herr Neubert auch niemals mehr so genannt. Schließlich wollte er sich nicht nachsagen lassen, er hinge alten Idealen nach.

      Dietmar Neubert ließ sich am Steuer seines TOYOTA nieder und starrte einige Sekunden hinaus auf die verschneite Hauptstraße. Sie lag vor ihm wie eine entrollte Binde, so weiß, dass sie steril wirkte.

      Herr Neubert begann seine Fahrt in den Tod genau um 5.12 Uhr. Er ließ den Motor an, gab Gas und entfernte sich in Richtung Neustadt, das er jedoch niemals erreichte.

      Herr Neuberts zuerst recht ruhige und den Witterungsverhältnissen angepasste Fahrweise wurde bereits kurz nach dem Ortsausgangsschild von St. Michael gestört. Plötzlich lenkte der ansonsten sehr sichere Fahrer seinen Wagen in Schlängellinien über die Straße, so dass ein zufälliger Beobachter geglaubt hätte, der Fahrer dieses Wagens wäre völlig betrunken. Andererseits hätte dieser Beobachter auch bemerken müssen, dass die Schlängelfahrt für einen Betrunkenen zu sicher und gleichmäßig ausfiel. Man konnte an einen Stuntman denken, der eine schwierige Übung durchführt, um seine Fahrkunst zu trainieren.

      Einmal, auf einem längeren, gerade ansteigenden Streckenabschnitt, gab Herr Neubert plötzlich Gas und bremste kurz vor Erreichen der Hügelkuppe abrupt ab, als habe sich direkt hinter dem Hügel plötzlich ein unerwartetes Hindernis gezeigt. Danach normalisierte sich sein Fahrstil für einige Minuten wieder, ehe er erneut begann, den Wagen mal nach links, mal nach rechts ausscheren zu lassen.

      Zu dieser Zeit passierte Herr Neubert ein heller GOLF, der in Richtung St. Michael unterwegs war, und dessen Fahrer fassungslos sah, in welcher Weise ihm da ein anderer Wagen entgegen kam. Der Fahrer des GOLFs gab Lichthupe, reduzierte die eigene Geschwindigkeit und lenkte sein Fahrzeug so dicht wie möglich an den Straßenrand. Als der mit hoher Geschwindigkeit über den Asphalt schlingernde Wagen von Herrn Neubert ihn passierte, glaubte der GOLF-Fahrer im ersten Moment zu träumen. Der Fahrer des Zickzack fahrenden Autos hatte mit der linken Hand sein Lenkrad umklammert und gestikulierte mit der Rechten wild in Richtung des Beifahrersitzes. Später wurde im Protokoll aufgenommen, es habe ausgesehen, als kämpfe Herr Neubert mit einem unsichtbaren Gegner auf dem Beifahrersitz.

      Als der Wagen Herrn Neuberts den GOLF passiert hatte, geriet er in einer scharfen Rechtskurve völlig außer Kontrolle, kam nach links von der Fahrbahn ab und prallte gegen einen Baum. Der Wagen fing sofort nach dem Aufprall Feuer und explodierte kurze Zeit später. Eine gewaltige Stichflamme schnellte in den kalten Morgen und erleuchtete die Szene der Katastrophe. Der Feuerschein wurde in St. Michael durch eine Frau Wagner bemerkt, die sich auf den Weg nach Thurm machen wollte, wo ihre Schwester wohnte.

      Das, was von Herrn Neubert noch geborgen werden konnte, war keineswegs ein erfreulicher Anblick und sollte knappe drei Wochen nach diesem verhängnisvollen Unfall auf dem Friedhof von St. Michael beigesetzt werden. Aus verständlichen Gründen wurde der Sarg verschlossen aufgebahrt. Der völlig verbrannte Körper von Herrn Neubert war gewiss nicht das, was seine Verwandten und die wenigen Freunde sehen wollten, wenn sie ihm die letzte Ehre erwiesen.

      Um den Platz für Herrn Neuberts letzte Ruhe zu bereiten, plagte sich Eberhardt Göttig an einem kalten Februartag auf dem ansonsten menschenleeren Friedhof von St. Michael damit, aus der steinharten Erde eine passende Grube auszuheben. Als er seine Arbeit bereits beinahe beendet hatte, ging ihm durch den Kopf, dass es schon seltsam war, dass sowohl Elvira Binder als auch Dietmar Neubert am Tage vor der Neumondnacht eines nicht gerade natürlichen Todes gestorben waren. Aber er wischte den Gedanken heftig beiseite. So etwas war in seinen Augen dummes Geschwätz, das für alte Weiber taugte, nicht aber für einen gesunden, klar denkenden Mann. Außerdem, Wunder, gute und böse, geschehen zu Vollmond, nicht zu Neumond.

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