Motel der Geister. Norman Dark
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Das Apartment, das man ihr zuwies, war ziemlich groß, zweckmäßig eingerichtet, aber nicht ungemütlich. Es verfügte über einen Essplatz am Fenster, ein Bad und sogar eine Pantry.
»Na, zufrieden?«, fragte Brewster.
»Durchaus. Ich hätte es schlechter treffen können.«
»Ein Lob auszusprechen, ist nicht so Ihr Ding, wie?«
»Doch, ich bin nur nicht der Typ, der gleich in Begeisterungsschreie ausbricht.«
»Verstehe. Somit sind wir seelenverwandt. Ich bin in dieser Hinsicht auch eher zurückhaltend. Jetzt können Sie in Ruhe auspacken, und wenn Sie mögen, könnten Sie um 16:00 Uhr Ihre erste Schicht beginnen, die dann bis 23:00 Uhr dauert. Danach ist der Empfang nicht mehr besetzt. Morgen lösen Sie dann Mr. Smith ab. Mal sehen, ob er da ist.«
Brewster klopfte zwei Türen weiter an, und sofort erschien ein etwas jüngerer Dunkelblonder mit durchtrainierter Figur.
»Ah, Tyson, schön, dass Sie da sind. Ich möchte Ihnen Ihre neue Kollegin, Ms Williams vorstellen. Sie übernimmt heute gleich die Spätschicht. Das bleibt dann für den Rest der Woche so, und nächste Woche tauscht ihr dann.«
»Welcome, welch Glanz in unserer Hütte.«
»Halten Sie sich bitte zurück, Tyson. Ms Williams mag wie ein Vamp aussehen, aber sie steht weder dem Personal noch den Gästen erotisch zur Verfügung.«
»Besser hätte ich es nicht ausdrücken können«, sagte Coralie.
»Was habt ihr denn? Ich wollte nur freundlich sein.«
»Hi, ich bin Coralie.«
»Angenehm. Meinen Vornamen hat man Ihnen ja schon verraten.«
»Dann bis morgen Nachmittag.«
»Yep. Ich freue mich.«
Tyson schloss die Tür, und Syrell sah Coralie an. »Ich schlage vor, Sie kommen nachher eine halbe Stunde früher, damit ich Sie am Empfang einweisen kann. Haben Sie schon mal in einem Motel gearbeitet?«
»Nein, bisher nicht. Aber ich bin lernfähig und habe eine schnelle Auffassungsgabe.«
»Okay, dann bis später!«
Syrell Brewster lief über den Hof zurück zur Lobby. Coralie sah ihm nach. Ja, das wäre ein Mann nach meinem Geschmack, dachte sie. Nur leider kommt er nicht zur rechten Zeit.
Nachdem sie ausgepackt und ihre Kleidung aufgehängt hatte, sah sie sich intensiv um, wo sie etwas deponieren konnte, das von anderen nicht gleich entdeckt werden würde. Aber erst, als sie den Teppich zurückschlug, fand sie, was sie suchte. Ein knarrendes Dielenbrett deutete auf einen Hohlraum hin. Coralie legte das in eine Plastiktüte gewickelte, dicke Geldbündel hinein, setzte das Brett wieder ordentlich ein und zog den Teppich glatt. Scheinbar hatte schon jemand vor ihr ein Versteck gebraucht, dachte sie. Nachdem sie anschließend einige Einkäufe in einem etwas entfernter gelegenen Supermarkt getätigt hatte, musste Coralie sich beeilen, um pünktlich ihren Dienst anzutreten. Sie wollte schon eine Stunde früher da sein, um sich in Ruhe einweisen zu lassen. Doch überraschender Weise stellten das Kreditkarten-Lesegerät, die Telefonanlage und der PC, auf dem die Buchungen erfasst wurden, keine große Herausforderung dar. Sie trug ein Kleid von zeitloser Eleganz und hatte ihre langen, goldblonden Haare kunstvoll aufgesteckt. Ein bewundernder Blick von Syrell Brewster war der Dank dafür.
Gegen halb fünf traf der Barmann Rhett Collister ein. Er war das ganze Gegenteil von Syrell. Auf Coralie wirkte er ziemlich gewöhnlich, und sein anzügliches Grinsen fand sie mehr als unangebracht. Sie fand ihn auf Anhieb äußerst unsympathisch und war froh, nicht allzu viel mit ihm in Berührung zu kommen.
»Hello, schöne Frau. Na, wenn das keine Augenweide hinter dem Tresen ist«, sagte er mit quäkender Stimme und reichte ihr seine feuchte Hand. Seine roten Haare trug er mit viel Gel zurückgestriegelt und sah damit aus wie ein Gigolo aus einem drittklassigen Film. »Ich bin Rhett, und wie werden Sie genannt?«
»Coralie, aber sie dürfen gern Ms Williams zu mir sagen.«
»Warum denn so förmlich? Wir sitzen doch alle im selben Boot. Ich werde Sie Cora nennen, wenn es Ihnen recht ist.«
Coralie zuckte mit den Schultern. »Öfter mal was Neues. So hat mich noch niemand genannt. Aber ich will kein Spielverderber sein.« Was geht es dich an, dass meine Eltern und auch Yoda mich so gerufen haben, dachte sie.
»Okay, dann werde ich mich mal um meine Gläser kümmern. Wenn Ihnen einer komisch kommt, brauchen Sie nur zu rufen.«
Das werde ich bestimmt nicht tun, du Westentaschencasanova, dachte Coralie, sagte aber: »Gut zu wissen. Ich hoffe aber, die Gäste wissen sich zu benehmen. Heute scheint es allerdings ohnehin sehr ruhig zu sein.«
»Das kann sich ganz plötzlich ändern. Es wäre nicht das erste Mal, dass ein Bus ankommt und der Trubel losgeht. Auch habe ich einige Stammgäste, die abends auf einen Drink vorbeikommen.«
»Wie schön für Sie. Dann wird es nie langweilig.«
»Ich sehe, wir verstehen uns.«
Täusch dich mal nicht, dachte Coralie. Lächelte aber wie die Sphinx persönlich.
Im Laufe des Abends kamen dann tatsächlich noch vier Gäste, die alle nicht gebucht hatten, doch das Kontingent an leeren Zimmern war noch lange nicht verbraucht. Zuerst traf eine Mutter mit Tochter ein, danach zwei einzelne Herren und zum Schluss ein junges Pärchen, mit dem es zunächst einige Probleme gab, denn das Mädchen wollte nicht bleiben.
»Nein, hier gefällt’s mir nicht, Burt. Komm lass uns weiterfahren.«
»Jetzt mach kein Theater, Cybil. Das ist schon das dritte Motel, das du ablehnst.«
»Ja, das erste war völlig verkommen, das zweite glühte nur so vor Hitze, aber keines war so unheimlich wie dieses hier. Spürst du nicht auch die seltsame Atmosphäre? Hier kriege ich Albträume, garantiert.«
»Du bist hysterisch, Baby. Die nette Lady muss ja denken, du hast nicht alle Latten am Zaun. Wir schieben nachher ein schönes Nümmerchen, und danach schläfst du in meinem Arm ein, wie immer.«
»Ach, Burt. Ich fange gleich an zu heulen.«
»Nein, das nicht auch noch. Komm, wir nehmen drüben an der Bar noch einen Drink, dann geht es dir gleich besser.«
»Ich weiß nicht.«
»Hören sie nicht auf sie, Lady. Manchmal kann sie eine echte Dramaqueen sein.«
»Ich würde die Bedenken Ihrer Braut nicht auf die leichte Schulter nehmen«, sagte Coralie. »Wir Frauen haben oft eine sensiblere Wahrnehmung. Und unsere Gäste sollen sich vor allem wohlfühlen.«
»Siehst du, da hörst du es.«
»Ja, ich werde schon dafür sorgen, dass du dich wohlfühlst. Und jetzt Ende der Diskussion. Wir haben eine lange Fahrt hinter uns, und ich bin müde. Den Schlüssel, bitte.«
»Wie Sie wollen. Zahlen Sie mit Kreditkarte?«
»Ja,