Vermächtnis der Sünder Trilogie. Angelika Merkel
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Unweit des Wegesrandes, ein Stück in die Wildnis hinein, erhaschten ihre Augen etwas, was ihr bekannt vorkam. Weiß mit rötlichem Farbtupfer in der Mitte schimmerten die Blütenblätter einer kleinen Blume selbst noch im fahlen Licht des Mondes. Sie weckte Erinnerungen in ihr.
Der Wald um diese Pflanze herum wurde von einer kleinen halbrunden Lichtung unterbrochen.
»Ein guter Ort«, sprach sie zu dem Pferd.
Sie band das Tier an einem der Bäume, die fest und ewig dort standen.
Die Handgriffe, ein Stangengeflecht aus den umliegenden Hölzern zu basteln, welches kurz danach als Zeltskelett fest im Boden stand, waren ihr längst ins Blut übergegangen. Eine Stoffplane darüber sollte Schutz genug vor dem Ungemach des Wetters dienen. Zufrieden blickte Celena ihr Werk an, bevor sie sich daran machte ein Feuer zu entfachen.
Die wunderschön, blühende Pflanze fiel ihr ein, als die ersten Flammen emporloderten. Sie wandte sich nochmals dem Wegrand zu. Es musste drohend auf das winzige Pflänzchen wirken, so dicht, wie sie wenig später vor diesem stand. Sie bückte sich hinunter, um die Blüte näher zu betrachten. Einen Moment später hielt Celena die Blume in ihrer Hand.
Vor dem Lagerfeuer sitzend, die wundersame Pflanze haltend, grübelte sie über deren Namen. Verträumt schaute sie auf die weiß-rote Blüte. Schließlich sah sie auf und schaute in die Richtung, in die sie die fernen Gipfel mit der Festung der Hüter vermutete.
Ein schwerer Seufzer entrann sich ihrer Kehle. Gleichzeitig weiteten sich entsetzt ihre Augen, als sie unmittelbar neben sich aus dem Gebüsch heraus eine Stimme hörte.
»Sind die San-Hüter zwischenzeitlich unter die Blumensammler gegangen?»
Bereit um ihr Leben zu kämpfen, sprang sie auf und packte das Heft des Schwertes, welches noch an ihrem Gürtel hing.
»Das … ist kein netter Empfang für einen Bruder.«
Der Sprechende trat in das Licht des Feuers. Unberührt des Schwertes, was auf ihn gerichtet war, hielt er sich die Hände über die Flammen, um sie zu wärmen. Sein wettergegerbtes, bärtiges Gesicht war leicht eingefallen. Die Wangenknochen traten stark hervor. Stechende Augen, die unmittelbar auf das Feuer gerichtet waren, regten sich nicht, schienen wie tot. In seinem rötlich braunem Haar entdeckte man hier und da ein paar graue Strähnen. Er trug keine Rüstung, lediglich Kleidung, die leicht grünlich schimmerte. Ein unansehnliches Schwert, in welches Scharten von unzähligen Schlachten gezeichnet waren, hing in einem lockeren Gehänge an seiner Rechten.
Celena schätzte das Alter des Mannes auf etwa fünfzig Winter. Was sie verwirrte und ihr recht seltsam schien, sie spürte die Anwesenheit eines Hüters neben sich.
»Wer seid ihr?«
»Ein Freund und …!«
Der Fremde blickte sie mit den stechenden Augen direkt an. »Und … ein San-Hüter, so wie ihr es seid … Vielleicht nicht mehr lang!«
Auf Celenas Stirn entfalteten sich Furchen.
»Ich verstehe nicht! Wieso sagt ihr das?«
Ihr war der nächtliche Besucher unheimlich. War das Einzige was sich an ihm bewegte, seine sich gegeneinanderreibenden Hände über dem Feuer.
»Wenn mich nicht alles täuscht, sucht ihr einen Ausweg, diesen Fluch von euch zu nehmen. Nur wenige unseres Ordens dachten darüber nach und allzu oft scheiterten sie kläglich – vornehmlich an den Schwertern ihrer Brüder und Schwestern. Man quittiert nicht einfach den Dienst bei den San-Hütern.«
Während er sprach, wandte er sich endgültig Celena zu.
Seine dunklen, undurchdringlichen Augen bohrten sich förmlich in die junge Kriegerin hinein.
»Nennt mich Terzios, Hüter aus …«, er winkte ab. »Ich bin überall und nirgends.«
»Und ich bin …«
»Celena aus dem Hause Tousard. Ich weiß. Celena – der Heimat geweiht. Ein überaus bedeutungsvoller Name.« Terzios lächelte. »Wie sind eure Träume?«
Ihre Furchen auf der Stirn wurden dichter.
»Ich glaube, das geht euch nichts an«, fauchte sie leise.
»Widerspenstig wie ein kleines Kätzchen. Genauso wurde es mir berichtet«, grinste er und deutete dabei gleichzeitig auf die Reste eines umgefallenen Baumes, den Celena zuvor als Sitzgelegenheit genutzt hatte.
»Ihr habt doch nichts dagegen?«
Ohne eine Antwort abzuwarten, ließ sich der Alte Hüter darauf nieder.
»Ich sprach von den Träumen. Nun, meine sind im Moment noch zurückhaltend. Wie ist es mit euren?«
Celena betrachtete ihre zweite Waffe, welche nur wenige Schritte von ihr entfernt gegen einen Stamm lehnte. Sich die Worte des Assassinenmeisters in ihr Bewusstsein holend, stützte sie sich misstrauisch auf ihr zweites Schwert.
»Ihr seht nicht aus, wie ein Weißer Hüter, der gute Träume hat?«
»Ah, ihr spielt auf mein Alter an.«
Terzios wusste sofort, worauf Celena hinaus wollte. »Ihr meint, meine Zeit wäre schon längst abgelaufen? Ich bin nicht der erste Hüter in dieser Hinsicht. Nichtsdestotrotz läuft sie unweigerlich ab. Wenn ich mich nicht irre, und das kommt selten vor, habt ihr eine Idee wie man es verlangsamen oder stoppen kann. Stimmt doch, oder?«
Der Alte sah die Blicke Celenas, die zwischen ihm und dem Schwert am Stamm hin und her wechselten.
»Eine gute Klinge, die ihr da habt. Der göttliche Schöpfer beschenkt seine Favoriten gut.«
Terzios gestattete sich ein grimmiges Lächeln.
»Auf die Lebenserwartung zurückzukommen. Wie gedenkt ihr, dagegen, etwas zu unternehmen? Etwa mit Blümchen, wie dieses in eurer Hand?» Er lachte grölend auf. »Wer weiß, vielleicht kann man daraus ein Mittelchen herstellen, um das Blut zu entgiften.«
Wieder entrann sich seiner Kehle ein heiseres Lachen.
»Aber das eigentliche Gift, welches wir zu uns nehmen, ist das konzentrierte Böse. Eine nette Hinterlassenschaft des göttlichen Schöpfers, findet ihr nicht? Erinnert ihr euch an die Worte eures Kommandanten Nacuds: Ihr werdet aufgefordert, euch der Verderbtheit für ein höheres Ziel auszuliefern?« Abermals lachte er.
»Der alte Schelm!«
Celena blieb hingegen ruhig und unbeweglich, wie zuvor der Hüter selbst.
»Für ein höheres Ziel! Was für starke Worte!«
Sein Ton wirkte verächtlich.
»Jahrhunderte geht dieses Ritual schon und es wird viele weitere Jahrhunderte fortbestehen. Immer und immer wieder werden die "Anderen" sich neue Anführer suchen, wenn wir ihren alten töteten. So geht es weitere Tausende von Jahren und es wird kein Ende nehmen.«
Der Alte redete sich in