Theater in Bresel. Gerhard Gemke

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Theater in Bresel - Gerhard Gemke

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in den Nacken.

      Ein ausgesprochen friedlicher Sonntag neigte sich dem Ende zu. Die Breselner trollten sich verfroren aber guter Dinge nach Hause.

      Wenig später versank die Sonne im Abendrot.

      Nur weit im Osten, ungefähr über Augsburg, schlichen Wolkenfäden wie ein Netz durch die Nacht. Vereinzelte Wolkeninseln leuchteten rot wie die Kniegelenke einer Vogelspinne. Allmählich verglühten die Flecken. Sterne blitzten auf und gerieten in das Netz. Und wurden von einer pechschwarzen Wolke gefressen, die sich unaufhaltsam nach Westen schob. Auf Bresel zu.

      Dann schneite es die ganze Nacht.

      Montag, 15. Dezember

      Die Mathearbeit war halb so wild. Eine von der Sorte: Gut dass ihr trotzdem so viel gebüffelt habt, das könnt ihr dann später gebrauchen …

      In der Stunde darauf kam dann der eigentlich spannende Teil dieses Vormittags. Herr Hagemeier stellte sich mit verschränkten Armen vor die Klasse.

      „Nun?“ Erwartungsvoll blickte er von einem zum anderen. „Sollen wir abstimmen, oder habt ihr euch schon entschieden?“

      Augenblicklich waren Quadratzahlen und Winkelsummen vergessen. Wie ein Rudel wild gewordener Welpen tobten mögliche und unmögliche Ideen durch die Klasse. Bis es Herrn Hagemeier zu bunt wurde und er für Ruhe sorgte.

      „Nun, euer Wunsch scheint ja eindeutig zu sein.“ Er kramte einen Zettel aus seiner Ledertasche. „Ich hab hier die Vorschläge der Dramaturgen. Von denen sollt ihr euch einen rauspicken. Hört zu.“

      Herr Hagemeier las mindestens zehn Titel und Kurzbeschreibungen der Stücke vor. Von Titel zu Titel wurde es ruhiger in der Klasse. Als Herr Hagemeier die Liste beiseite legte, blickte er in ratlose Gesichter. Fragend hob er die Augenbrauen. Jan, der Klassensprecher, stand auf.

      „Nun“, begann er bedächtig wie Herr Hagemeier (und Herr Hagemeier lächelte), „so richtig prickelnd sind die ja alle nicht.“

      Die meisten nickten zustimmend.

      „Das Weltraumabenteuer fand ich noch ganz cool“, nuschelte Timo in sein Englischbuch, dessen Vokabeln nebenbei den Weg in sein Gehirn finden sollten – aber nicht fanden.

      Lisa meldete sich. „Also ich wär höchstens für die Vampirgeschichte, aber …“

      „Aber?“, fragte Herr Hagemeier.

      Lisa machte eine ungefähre Handbewegung. „Es gibt ja noch eine weitere Möglichkeit.“

      Der Klassenlehrer nickte. Er ahnte, worauf Lisa hinauswollte.

      „Dafür brauchen wir jedoch drei oder vier, die sich richtig viel Arbeit machen wollen.“

      Jan sah Lisa an. „Du meinst – ein eigenes Stück?“

      Lisa wiederholte ihre Handbewegung.

      „Puh!“

      „Und worüber?“ Freddie schaute von dem schwarzen Kapuzenmönch auf, den er gezeichnet hatte.

      Schulterzucken. „Ich dachte ja nur …“ Lisa linste auf Freddies Gemälde, „… du könntest zum Beispiel finstere Musik dazu machen.“ Freddie war ja bekanntermaßen der Klavierspieler der Klasse. „Und ich würde gerne … vielleicht die Kostüme entwerfen. Oder das Bühnenbild.“

      Jan blickte sich in den Gesichtern der Mitschüler um. In denen sich vieles in Grenzen hielt. Zum Beispiel die Begeisterung. Die Ferien standen vor der Tür, und da klang richtig viel Arbeit richtig schlecht.

      „Nun“, Herr Hagemeier konnte anscheinend gar nicht anders beginnen, „ich will euch ja nicht die Ferien verderben. Mein Vorschlag wäre, ich kopiere für alle die Liste der Stücke. Ihr entscheidet euch über den Jahreswechsel für eines davon – oder keins. Oder – ihr brütet eine eigene Idee aus und stellt die im Januar der Klasse vor.“

      „Ist das nicht ein bisschen spät?“, fragte Jo.

      „Wir haben zwei Monate Zeit. Ich denke, wenn wir direkt nach den Ferien loslegen, reicht das.“

      Damit waren die meisten einverstanden.

      In der folgenden Pause wurden dann schon die ersten Entwürfe gehandelt. Einige meinten, Jo schriebe die besten Deutschaufsätze. Also wenn schon was eigenes, dann sollte … Jo zeigte ihnen einen Vogel.

      Und ein Mädchen, das Freddies Klavierspiel mehr als bewunderte, wünschte sich von ihm gleich ein ganzes Musical. Freddie sah sie entgeistert an.

      „Das kann ich gar nicht. Im übrigen, hast du einen winzigen Schimmer, wieviel Maloche das ist?“

      Die Pausenklingel setzte den Planungen ein vorläufiges Ende.

      Drei Tage später.

      „Post für dich!“ Ferdinand Fesenfeld kam die Treppe hochgestiefelt. „Historisches Museum Bresel“, las er verwundert. Jan kam seinem Vater entgegengeschlittert und riss ihm den Brief aus der Hand.

      Lieber Jan Fesenfeld!, stand darin. Wir freuen uns über dein Interesse an den archäologischen Grabungen in Sankt Florian. Am Montag, dem 29. Dezember erwarten wir dich um 10 Uhr an der Klosterpforte. Zieh dich warm an, denn das Kloster ist nicht beheizt. Für Getränke und eine Mahlzeit ist gesorgt. Herzliche Grüße und frohe Weihnachtstage, Dein Clemens Zuffhausen.

      Jan tobte mit Kriegsgeheul durch die Wohnung und rannte mit Karacho seine Schwester über den Haufen. Lotte schmiss wütend eine Gummiente hinter ihm her – und traf Klein-Johnny. Es war wie immer erstaunlich, wie hirndurchbohrend der Hosenmatz aus dem Stand krähen konnte. Und wer musste wieder für Ruhe und Trost sorgen? Bevor Franziska Fesenfeld ihrem Großen die Ohren lang ziehen konnte, war Jan schon die Treppe hinunter, dass die Nachbarhäuser bebten.

      Jan wetzte Richtung Innenstadt, rutschte über der vereisten Bürgersteig, und bog in die Schulstraße ein. Oma Sievers hatte erst heute Morgen ihren Kamelhaarmantel aus der Reinigung geholt. Kopfschüttelnd klopfte sie den Schneematsch vom Saum, den Jans Hacken aufgewirbelt hatten. Diese Jugend! Sie blickte dem Bengel hinterher. Früher – ja, da war alles … Elfriede nickte heftig … mindestens genauso schlimm. Mindestens! Hachja! Auch wenn ihre Freundinnen etwas anderes behaupteten. Aber die waren ja alle schon tüdelig! Elfriede kicherte, rückte ihren Dutt zurecht, und wackelte ihres Weges.

      Zwei Haustüren weiter tippte Jan ein Trommelsolo auf Haustenbecks Klingel. Kaum drei Sekunden später schrie Freddie von oben: „Komme schon!“ Und auch hier wackelten die Schornsteine der Nachbarhäuser bedenklich. Freddie hielt den Brief des Museums zwischen den Zähnen und kämpfte sich in seine Daunenjacke. Die beiden Jungs verstanden sich wortlos. Mit Affenzahn pflügten sie durch den Neuschnee die Schulstraße entlang. Vorbei an meterhoch getürmten schmutzigweißen Haufen und Schneemännern, die ihnen aus den Vorgärten mit den Besen drohten.

      Die Eisdiele Favretti lag in winterlichem Schlaf. Die Tische und Stühle, die im Sommer zum Verweilen einluden, stapelten sich in der Garage, und die großen Sonnenschirme träumten hinterm Haus von Maiglöckchen und Fliederduft. Vor der breiten Glasfront stand ein Lieferwagen der Firma Spreißelmeier. Drinnen wurde gehämmert, gesägt und gebohrt. Das Eiscafé wurde runderneuert und für die kommende Saison startklar gemacht.

      Jan

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