Die Regulatoren in Arkansas. Gerstäcker Friedrich

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Die Regulatoren in Arkansas - Gerstäcker Friedrich

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überhaupt einen hohen Grad von Nachlässigkeit. Der alte, zerstückte Filzhut war ihm vom Kopf gefallen, und das Haar stand struppig und ungekämmt empor; der borstige Bart schien eine Woche lang vernachlässigt zu sein, ein sehr abgetragenes blauwollenes Jagdhemd, an dem einzelne einst gelb gewesene Fransen wild herabhingen, war mit alten wie neuen Blutflecken bedeckt. Diese wurden übrigens durch ein frisch abgestreiftes Hirschfell an seiner Seite erklärt. Überhaupt schien der Bursche den Wald zum Hauptaufenthalt zu haben. Die Büchse lag neben ihm am Boden; die Beine staken in vielfach ausgebesserten ledernen Leggins oder Gamaschen, und ein paar Mokassins von Rindshaut vollendeten den keineswegs kleidsamen Anzug.

      Sein Gefährte, der neben ihm, mit dem Rücken gegen den Baumstamm gelehnt, saß und mit einem langen Messer - in der Landessprache gewöhnlich "Arkansas-Zahnstocher"1 genannt - Holzspäne schnitzelte, unterschied sich etwas, und zwar zu seinem Vorteil, von dem rauhen Nachbar. Seine Kleidung war sauberer, sein ledernes Jagdhemd, das, wenn auch alt und viel gebraucht, doch mit besonderem Fleiß gearbeitet schien, etwas besser gehalten als das des ersteren, und sein ganzes Aussehen bewies, daß er eine bessere Erziehung erhalten als der wilde Waldbewohner oder doch wenigstens erst kürzlich aus dem elterlichen Hause gekommen sei. Das letztere wurde noch durch seine Jugend so viel wahrscheinlicher, da er kaum mehr als siebzehn Jahre zählen konnte.

Arkansas toothpick

      Ein „Arkansas-Toothpick“, Replik im Gerstäcker-Museum

      Der dritte war den beiden Beschriebenen total unähnlich, und was jene an Wildheit und Lebensmut zuviel besaßen, schien dieser durch Sanftmut und Leutseligkeit wieder ausgleichen zu wollen. Seiner Kleidung nach gehörte er der Klasse wohlhabender Farmer an. Der blaue, vom besten wollenen Stoff gefertigte Frack - die gewöhnliche Tracht der amerikanischen Landleute - die saubere gelbe Weste, die sorgfältig geschwärzten Schuhe, der neue, breitrandige Hut, alles bewies, daß er etwas auf sein Äußeres halte und, wenn auch in manchen anderen Stücken, doch keineswegs in jener Mißachtung jeder anständigen, reinlichen Kleidung mit der Gesellschaft, in der er sich gerade befand, und zu der er offenbar zu gehören schien, harmoniere. Er lehnte, ein Bein über das andere geschlagen, an einer kleinen Eiche und sah sinnend zu dem Sprecher hinüber, der, nach der oben geäußerten Bemerkung, seinen Kopf wieder faul auf das die Wurzeln des Baumes bedeckende Moos zurücksinken ließ.

      „Oder sorgt vielmehr jetzt noch dafür, Cotton", fuhr er, mit etwas näselnder Stimme des Jägers Äußerung beantwortend, fort, "wenn's auch nicht in der Ordnung ist, daß Ihr selbst am heiligen Sabbat ohne dringende Not umhergeht und die friedlichen Tiere des Waldes erlegt."

      „Oh, geht zum Teufel mit Eurer Predigt, Rowson!" fuhr der Jäger halb ärgerlich, halb lachend auf, während der junge Bursch einen spöttischen Blick auf die ernsthafte Gestalt des Mahners warf. "Spart die Moral, bis Ihr in die Ansiedlung kommt, und verschont uns hier mit dem Unsinn. - Wo aber nur Rusch stecken mag - verdammt will ich sein, wenn ich mir das erklären kann. Er versprach, mit Sonnenaufgang hier zu sein, und jetzt ist die Sonne bald drei Stunden hoch - die Pest in seinen Hals!"

      "Ihr werdet ihn mit Eurem gotteslästerlichen Fluchen nicht herbeirufen", erwiderte kopfschüttelnd der andere. „Aber“, fuhr er dann, etwas lebhafter werdend, fort, "auch mir dauert die Zeit zu lang. Ich muß um zehn Uhr in der Betversammlung sein und habe noch sechs Meilen bis dahin zu reiten."

      "Die beiden Geschäfte scheinen sich bei Euch sehr gut zu vertragen!" lächelte verächtlich der Jäger. "Predigen und Pferde stehlen hm, paßt wirklich recht gut zusammen, kann auch recht gut nebeneinander bestehen, denn der Sabbat', wie Ihr ihn nennt, ist doch ein schlechter Tag für unser Geschäft. Aber laßt die Faxen hier im Wald, wo wir unter uns sind; 's ist - das Wenigste zu sagen - langweilig."

      "Nun, habt keine Angst, Ihr sollt nicht lange mehr damit belästigt werden", lächelte der Farmer, während er mit Wohlbedacht eine Prise aus einer Muscheldose nahm. "Doch seht", fuhr er dann schneller und lebhafter fort, "Euer Hund spitzt die Ohren - er muß etwas wittern."

Gerstäckers Messer

      So könnte Gerstäckers Jagdmesser ausgesehen haben – eine für das Gerstäcker-Museum angefertigte Replik nach einer Skizze der Messerklinge

      Ein grau und schwarz gestreifter Schweißhund hatte sich, einige Schritte von den Männern entfernt, auf den einzigen kleinen sonnigen Fleck zusammengeknäult, wo ein umgestürzter Baum in das dichte Laubdach eine Lücke gerissen. Vorsichtig windend, hob dieser jetzt die Nase einen Augenblick in die Höhe, knurrte dann leise, wobei er einen schwachen Versuch machte, mit dem Schwanz zu wedeln, und fiel wieder in seine alte Lage zurück. Sein Herr, der ihn indessen aufmerksam beobachtet hatte, sprang mit zufriedenem Blick auf und rief. "Nun endlich - Zeit ist's, daß er kommt. Deik kennt ihn auch gut genug, mag aber seinen warmen Fleck dort nicht verlassen. Hallo - da ist er schon! - Nun, Rusch, Ihr glaubt wohl, man hält sich hier der Annehmlichkeit wegen zwischen den Moskitos und Holzböcken auf! Was, zum Henker, hat Euch abgehalten, zur rechten Zeit hier zu sein?"

      Der Letztgekommene zeigte sich als ein Mann in den mittleren Jahren und ging, wie der Farmer, anständig und reinlich gekleidet. Außerdem trug er aber, obgleich sonst gerade nicht jagdmäßig angezogen, eine Kugeltasche an der rechten Seite und eine lange, gezogene Büchse auf der Schulter.

      "Guten Morgen, Gentlemen", wandte er sich jetzt an die ihn begrüßenden Männer, "guten Morgen, und seid nicht böse, daß ihr habt auf mich warten müssen, aber - ich konnte nicht früher kommen. Der junge Laffe, der Brown, und der alte Harper, mit der verdammten Rothaut, krochen mir im Weg herum, und ich wollte mich nicht gern nach dieser Richtung zu sehen lassen. Die guten Leute fangen mir überhaupt an, zu gescheit zu werden, und das schleichende Skalpiermesser schnüffelt in einem fort im Wald umher. Höll' und Teufel, warum dulden wir den Indianer eigentlich hier in der Nachbarschaft? - Ich habe fast so eine Ahnung, als ob die Kugel schon gegossen wäre, die ihm in seine Jagdgründe verhelfen mag."

      „Ich glaube selber, Rusch", sagte Cotton, "daß das Stück Blei vortrefflich angewandt wäre.

      "Hört einmal, Cotton“', wandte sich der Neugekommene halb ärgerlich an den Jäger. "Ich wollte, Ihr nenntet mich nicht immer bei dem verwünschten Namen. - Er fährt Euch einmal heraus, wenn es Fremde hören, und dann käm' ich in des Teufels Küche. - Sagt ‚Johnson’, auch wenn wir untereinander sind - Ihr gewöhnt Euch besser dran."

      "Nun meinetwegen", lachte dieser. "Mir auch recht, Rusch oder Johnson, dem Strick entgeht Ihr doch nicht, so wenig wie wir anderen. Aber fidel wollen wir sein, solange wir noch beisammen sind, und dann ans Geschäft, denn wir haben in den letzten vierzehn Tagen keinen Cent verdient. Es wird Zeit, daß wir wieder anfangen."

      Er hatte bei diesen Worten eine kleine Whiskyflasche aus seiner wollenen Decke herausgewickelt, drehte, während er lächelnd nach Rowson hinübernickte, den Stöpsel heraus und setzte sie dann mit einem sehr selbstzufriedenen "Prost" an die Lippen. Erst nachdem er sich in langem Zug Genüge geleistet, hielt er sie dem ihm am nächsten stehenden Rowson hin und rief: "Da - stärkt Euch zu Eurer Predigt heute morgen, Ihr werdet's brauchen können. Verdammt will ich sein, wenn ich nicht drei solche Flaschen im Leibe haben müßte, um ruhig zuhören zu können, und sogar dann würde ich noch die Bedingung stellen, daß ich eingeschlafen sein müsste, ehe Ihr angefangen hättet."

      "Danke“,- sagte Rowson, den dargebotenen Trunk abweisend. "Danke schön - ich möchte nicht gern heute morgen nach Whisky riechen. - Gebt die Flasche an Johnson; der wirft ihr ohnedies schon sehnsüchtige Blicke zu."

      "Nichts besser als ein heißer Trunk am Morgen", sagte der Neugekommene,

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