Die Regulatoren in Arkansas. Gerstäcker Friedrich

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Die Regulatoren in Arkansas - Gerstäcker Friedrich

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der eigene Nutzen tut es bis jetzt, und der hält stärker als Schwur und Bürgschaft. Sollte sich das freilich einmal ändern, dann will ich wünschen, daß ich in Texas wäre!"

       "Ihr werdet doch nicht glauben, daß einer von uns niederträchtig genug sein könnte, die Freunde zu verraten?" fiel Weston hitzig ein.

       "Schon der Gedanke wäre Verrat und Treubruch an unserer Freundschaft."

       "Gut, gut, ich will's glauben, daß Ihr's aufrichtig meint, Weston", sagte Rowson, ihm die Hand reichend. "Ihr seid aber noch jung, sehr jung und wißt gar nicht, in welche Lagen ein Mensch kommen kann."

       "Die Tortur selbst sollte mir keine Antwort auspressen, die –“

       "Es freut mich, daß Ihr so denkt, doch jetzt good bye, Gentlemen - adieu, Johnson - wo treffen wir uns denn morgen früh zur Jagd?"

      "Da, wo Setters Creek aus den Hügeln kommt; es stehen dort auf einer kleinen Erhöhung eine Menge Walnußbäume zusammen -"

       „Ich kenne den Platz."

       "Gut, dort also - bis dahin gute Geschäfte. - Macht's den armen Leuten nur nicht gar zu rührend – “

       "Und der Witwe", rief ihm Cotton nach - Rowson hörte aber nicht weiter darauf, sondern verschwand bald in dem den kleinen lichten Fleck eng umschließenden Dickicht, dessen Zweige sich wieder hinter ihm zusammenbogen.

       Cotton sah ihm eine lange Weile schweigsam nach. Endlich schulterte er, ohne ein Wort weiter zu sagen, die Büchse und wollte sich ebenfalls entfernen.

       "Ihr traut Rowson nicht recht?" fragte Johnson jetzt, ihn scharf betrachtend.

       Cotton blieb noch einmal stehen, blickte wenige Sekunden lang forschend in das Auge des Fragenden und sagte dann derb und entschieden: "Nein! - Aufrichtig geantwortet, nein! Das schleichende Wesen, das selbst bei den gröbsten Beleidigungen freundliche Gesicht kann kein Vertrauen erwecken. Gift und Tod, der Bursche haßt Heathcott wie die Sünde - halt - das Gleichnis war nicht gut gewählt - wie die Tugend, wäre hier besser am Platz, und doch sah ich, wie sich die beiden wieder versöhnten; das heißt, Rowson ging zu Heathcott hin, schüttelte ihm die Hand und versicherte ihm, daß er weiter keinen Groll gegen ihn hege. Lebendig will ich mich in Stücke hacken lassen, wenn mir das möglich gewesen wäre. Mein Messer, aber nicht meine Hand hätte der Hund zu fühlen bekommen. Doch meinetwegen, es gilt hierbei seinen eigenen Nutzen, und da glaub ich, daß er treu ist; auf keinen Fall brächt' es ihm Vorteil, uns zu verraten, denn noch ist kein Preis auf meinen Kopf gesetzt. Hahaha, denken die Tintenlecker, den Cotton im Walde zu fangen? Das möchte schwerhalten und könnte wahrhaftig auch nur durch Verrat geschehen."

      "Ihr denkt zu schlimm von Rowson", beruhigte ihn Johnson. "Er hat natürlich seine Fehler, nun die haben wir ja alle, sonst ist er aber treu, und ich bin fest überzeugt, die Regulatoren könnten ihn schinden, ehe sie ihm einen Namen seiner Freunde über die Lippen preßten."

      "Ja - dann müßte aber erst' noch bewiesen werden, daß ich zu denen gehörte", lachte Cotton. "Doch ade, Johnson - Ihr meint's gut, das weiß ich, und auf Euch kann man auch einmal im Notfall rechnen - gehabt Euch wohl. Übermorgen früh finden wir uns hier wieder zusammen, und haben wir erst einmal ein paar hundert Dollar in den Taschen, dann lebt sich's auch schon besser und sicherer. Es gibt manche hier unter den Ansiedlern, die jetzt das Maul auf eine entsetzliche Art aufreißen und über Diebstahl und Sünde schreien, denen doch mit einer einzigen Fünf-Dollar-Note die Lippen zusammengeheftet werden könnten, daß sie sich nur noch zum freundlichen Lächeln wieder öffneten. - Doch die Zeit drängt - auf baldiges und frohes Wiedersehen."

      Die Männer trennten sich jetzt, Cotton und Weston gingen zusammen dem Ufer des Flusses zu, Johnson aber wandte sich in gerader nördlicher Richtung durch die Büsche, überschritt die ausgehauene Countystraße und verschwand in den steilen, kieferbedeckten Hügeln.

      Der Versammlungsort der "Pferdehändler", wie sie sich selbst nannten, lag ruhig und verlassen in Sabbatstille da. - Wohl eine Viertelstunde wurde diese auch durch nichts unterbrochen als durch das einfache Schirpen des Eichhorns und das muntere Geschrei des Hähers, als sich die Büsche wiederum, ohne jedoch das geringste Geräusch zu verursachen, teilten und die dunkle Gestalt eines Indianers den kaum verlassenen Platz betrat.

       Vorsichtig horchte er nach allen Seiten hin, ehe er den lichten Fleck überschritt - gerade wie ein Hirsch, der, aus dem Waldesdunkel tretend, einen Pfad zu kreuzen im Begriff ist, fast stets stehenbleibt und zuerst rechts und links hinüberblickt, ob ihm keine Gefahr drohe - und glitt dann lautlosen Schrittes, die Augen auf den Boden geheftet, darüber hin. Plötzlich aber, und sehr wahrscheinlich durch die vielen Fußtapfen aufmerksam gemacht, blieb er stehen und überschaute spähend den engen Raum. Besonders genau betrachtete er den Platz, wo der Hund gelegen hatte, und umging dann in weiterem Kreise die kleine Lichtung, als ob er die Spuren zählen wolle, die von hier fortführten.

       Es war eine kräftig schöne Gestalt, dieser rote Sohn des Landes, und das dünne, buntfarbige, baumwollene Jagdhemd, das seinen Oberkörper bedeckten konnte, an vielen Stellen von Dornen zerrissen, nicht ganz die breiten Schultern und sehnigen Arme verhüllend, die darunter hervorschauten. Dieses wurde um den Leib durch einen ledernen Gürtel zusammengehalten, der zugleich einen kleinen, scharfen Tomahawk und, nach der Sitte der Weißen, ein breites Messer trug. Seine Beine staken in dunkelgefärbten, ledernen Leggins, mit dem wohl zwei Zoll breiten Saum nach außen, und um den Hals trug er eine große silberne Platte, schildartig ausgeschnitten, auf der sehr einfach, aber nicht ungeschickt ein Renntier graviert war.2 Sonst hatte er keinen Schmuck an sich, und selbst die Kugeltasche, die an seiner Seite hing, war aller Glasperlen und bunten Lederstreifen bar, mit denen die Eingeborenen sonst so gern ihre Jagdgerätschaften schmücken. Der Kopf war ebenfalls unbedeckt, und die langen schwarzen, glänzenden Haare hingen ihm in Streifen an den Schläfen bis auf die Schultern hinunter. Seine Büchse war eine der gewöhnlichen langen amerikanischen Rifle.3

       Mehrere Minuten lang hatte er seine Untersuchung fortgesetzt, dann richtete er sich hoch auf, strich die vorgefallenen Haare aus der Stirn, warf noch einen prüfenden Blick umher und verschwand auf der entgegengesetzten Seite von da, wo er den Platz zuerst betreten hatte, im Dickicht.

      ZWEITES KAPITEL

      Mehrere neue Personen erscheinen auf dem Schauplatz - Wunderbares Jagdabenteuer des "kleinen Mannes"

       Auf der Countystraße zogen an demselben Morgen, und kaum fünfhundert Schritt von dem im vorigen Kapitel beschriebenen Dickicht, zwei Reiter hin, die augenscheinlich der besseren Farmerklasse des Landes angehörten. Sosehr sie übrigens in ihrem ganzen Wesen und Aussehen voneinander abstachen, so sehr schienen sie dagegen im übrigen zu harmonieren, denn sie unterhielten sich auf das beste mitsammen. Der junge, schlanke Mann, auf einem braunen, feurigen Pony, das sich nur mit augenscheinlichem Unwillen und oft versuchter Widersetzlichkeit dem langsamen Schritt fügte, in den es sein Herr zurückzügelte, lachte wenigstens oft und laut über die Späße und Bemerkungen, die ihm sein kleiner, wohlbeleibter Gefährte zum besten gab.

       Dieser war ein Mann etwa in den Vierzigern, mit sehr vollem und sehr rotem Gesicht und dem freundlichsten, gemütlichsten Ausdruck in den Zügen, der sich nur möglicherweise in eines Menschen Gesicht hineindenken läßt. Seine runde, stattliche Gestalt entsprach dabei seiner Physiognomie auf eine höchst liebenswürdige Weise, und die kleinen, lebhaften grauen Augen blitzten so fröhlich und gutgelaunt in die Welt hinein, als hätten sie in einem fort sagen wollen: "Ich bin ungemein fidel, und wenn ich noch fideler wäre, wär's gar nicht zum Aushalten." Er war von Kopf bis zu Füßen, die schwarzen und spiegelblank gewichsten Schuhe ausgenommen, in schneeweißes Baumwollenzeug gekleidet.

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