Schattenglanz. Ina Maria Teutsch

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Schattenglanz - Ina Maria Teutsch

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nur aus einigen Türen das gleichmäßige, ruhige Atmen der Schlafenden hören. Ich beneidete sie alle. Sie konnten ruhig hier ihre Ferien verbringen und mussten sich keine Gedanken über irgendwelche Engelsfedern, Bilder, die sich veränderten, Jungs, die etwas von einem wollten und für einen selbst nur wie ein Bruder waren und... Laurin machen. Laurin, der einfach so fantastisch, wunderschön, unbeschreiblich, bezaubernd und unglaublich war, doch sich auf der anderen Seite auch so vollkommen verwirrend, geheimnisvoll, unverschämt, abweisend und hasserfüllt benahm. Wie gerne ich in diesem Moment mit ihnen getauscht hätte! Ich schlich leise die Gänge entlang und gelangte an die Eingangstür. Draußen umfing mich die angenehme Kühle der Nachtluft und ich atmete befreit auf. Der Mond spendete sein fahles Licht und abertausende Sterne funkelten vom Himmel auf mich herab. Die Szene wirkte beinahe unwirklich. Es hatte etwas Magisches an sich. Ich schüttelte den Kopf. Zurzeit sah ich wohl überall etwas Magisches! Trotzdem war ich von dem Anblick wirklich überwältigt, da man in der Stadt solche Bilder normalerweise nicht bestaunen konnte. Ich trat nun ganz in die Nacht hinaus, lief über den Hof und folgte dem Weg, der aus dem Camp führte. Meine Laune stieg wieder ein klein wenig, als ich unter den ersten Eichen angelangt war. Mit einer Hand fuhr ich über den Stamm einer uralten, riesengroßen Eiche, die ihre majestätische Krone dem Mond entgegenstreckte. Die Rinde war rau und angenehm warm. Dieser Baum schien so voller Leben zu sein! Mehr Leben, als gerade in mir selbst steckte. Ich ließ mich kraftlos am Stamm hinunter gleiten und zog meine Füße eng an meinen Körper. Ich wusste nicht mehr, wie ich die nächsten Tage bloß überstehen sollte. Ein Windstoß fuhr durch die Blätter der Eichen und ließ sie flüstern. Ich atmete tief durch. Wie von selbst fasste ich die Feder an meinem Hals und hielt sie fest umklammert. Sie schien mir etwas Kraft zu geben, denn im nächsten Moment sprang ich erschrocken auf die Füße, als ich von irgendwo rechts von mir ein lautes Rascheln hörte. Schnell duckte ich mich hinter den breiten Stamm der alten Eiche neben mir. Die Geräusche schienen immer näher zu kommen. Ich begann plötzlich zu zittern und ein kalter Schauer durchlief mich. Am liebsten wäre ich einfach so schnell wie möglich davongerannt, doch dafür war es nun zu spät. Zwei Gestalten brachen aus dem Gebüsch hervor und blieben keine drei Meter von mir entfernt stehen. Ich hielt den Atem an. Irgendwie schienen mir diese Gestalten, die da etwas Unverständliches tuschelten, bekannt vorzukommen. Und vor allem die Rechte erregte meine Aufmerksamkeit. Sie standen mit dem Rücken zu mir, sodass ich sie nicht genau erkennen konnte. Ich stellte nur fest, dass die eine Person ein Junge und die andere ein Mädchen sein musste. Vielleicht ein Liebespärchen aus dem Camp, die sich hier heimlich zu einem Date trafen? Ich wollte mich schon dezent zurückziehen, als der Wind plötzlich drehte und ich die Stimmen der beiden nun deutlich hören konnte. "Am See war es wirklich schön gewesen. Einfach traumhaft! Vielen Dank für den schönen Abend", hauchte das Mädchen glücklich. Die Stimme schien mir irgendwie bekannt vorzukommen. Und da wusste ich es auf einmal. Es war Marie! Diese Oberzicke war heute Nacht am Sternensee gewesen! Warum ausgerechnet dort?! Und als sei das nicht bereits genug gewesen, erklang da die zweite Stimme, wohlklingend und atemberaubend wie eh und je: "Es war wirklich schön mit dir. Hat mich gefreut. Dankeschön." Mein ganzer Körper reagierte auf diese Stimme. Er sehnte sich nach ihr und wollte zu der Gestalt vor mir stürmen und sie von Marie wegreisen. Doch ich hielt mich gerade noch zurück. Laurin trat aus dem Schatten hervor und im Mondlicht konnte ich sein faszinierendes, wundervolles, so vollkommenes Profil erkennen. Mein Herz setzte einen Schlag aus. Und dann trat er direkt vor Marie. Er legte ihr zart seine Hände um die Hüften und zog sie eng an sich. Sein Gesicht näherte sich immer weiter ihrem. Mir wurde schlecht und ein Würgereiz schüttelte mich. Ich hätte mich so gerne einfach umgedreht und wäre davon gestürmt. Doch ich konnte es beim besten Willen nicht. Wie gebannt starrte ich auf die Szene vor mir. Laurins und Maries Mund trafen sich und ihr Kuss wurde immer länger und drängender. Nun war mir wirklich schlecht. Ich würgte und mir war es egal, ob mich Laurin und Marie nun bemerkten. Mein Schnitzel mit Pommes vom Abendessen landete vor mir im Gras. Ein Zittern durchlief mich und mir war eiskalt. Als ich wieder aufblickte, starrten mich Marie und Laurin überrascht an. In Maries Gesicht breitete sich ein überhebliches, selbstgefälliges Grinsen aus. In Laurins Gesicht dagegen schlich sich ein erschrockener Ausdruck: " Lissy! Ich... es ist nicht so...." "Wage jetzt ja nicht zu sagen es ist nicht so, wie es aussieht! Wage es ja nicht du mieser Depp! Verschwinde einfach und halte dich von mir fern! Ich will dich nie mehr wieder sehen! ", schrie ich außer mir und nun konnte ich mich endlich wieder bewegen. Ich drehte mich auf dem Absatz um und stürmte kopflos in den Wald davon. Mir war einfach alles zu viel! Alles wuchs mir über den Kopf. Einfach alles. Warum?! Wie konnte er?! Weshalb?

       KAPITEL 14 - Totale Einsamkeit

      Ich stolperte über einen Stein und wäre beinahe gestürzt. Im letzten Moment fing ich mich gerade noch ab und taumelte kopflos weiter. "Nur weg, nur weg von hier, einfach nur weg!", schrie eine beständig hämmernde Stimme in meinem Kopf. Am Anfang hatte ich noch die verzweifelten Rufe von Laurin gehört, dann war alles still geworden. Ich nahm nur noch meinen keuchenden Atem und das Blut wahr, das in meinen Ohren rauschte. Ein unbändiger Schmerz, den ich niemandem mit Worten beschreiben konnte, tobte tief in mir. Denn selbst wenn ich es versucht hätte, wäre es noch immer nicht halb so schrecklich gewesen, wie das, was ich nun so deutlich spürte. Es war auch nicht nur im entferntesten mit den Schmerzen zu vergleichen, die ich in meinem siebzehnjährigen Leben bis jetzt gefühlt hatte. Am liebsten wäre ich unter meine warme, weiche Kuscheldecke in meinem eigenen, vertrauten Zimmer gekrochen, wie ich es als kleines Kind immer getan hatte und dann niemals wieder hervorgekommen. Ich wollte nie mehr dieses Gesicht vor mir sehen müssen, das mich so sehr verletzt hatte! Was ich wollte war schlicht und ergreifend einfach alles zu vergessen. Vergessen! Was für ein wunderschönes Wort das doch war. Sich einfach fallen lassen, nicht mehr denken, nicht mehr leiden. Alles Geschehene hinter sich lassen und weiter machen, als wäre nie etwas gewesen. Doch ich wusste genau, dass ich das nicht konnte. Niemals konnte ich dieses bezaubernde Lächeln und diese hinreißenden silbergrauen Augen vergessen, die sich in mein Herz eingegraben hatten. Tief und unwiderruflich. In Büchern stand immer geschrieben "Es war Liebe auf den ersten Blick". So unbedeutende Worte, die einfach so leer klangen. Doch wenn man sie mit Leben und Gefühlen erfüllte, wurden sie wahr und zu etwas unglaublich Mächtigem. Zum Problem wurde es jedoch, wenn das "Es war Liebe auf den ersten Blick" sich nur auf eine der beiden Personen beschränkte. Denn dann war es durchaus nicht minder mächtig. Nur verwandelte sich diese Macht in etwas so Schreckliches, dass man es nicht einmal seinen schlimmsten Feinden wünschte. Meine Muskeln begannen zu brennen und ich bekam Seitenstechen. Aber ich wollte und durfte nicht stehen bleiben! Denn dann würden die Bilder kommen und mit ihnen die Gedanken. Doch das musste ich mit allen Mitteln verhindern. Also stürzte ich weiterhin voran und achtete nicht darauf, wohin ich überhaupt rannte. Nur fort von hier. Einfach nur weg. So viele Meter wie möglich zwischen diesen Idioten und mich bringen. Der Mond spendete mir gerade so viel Licht, dass ich den Waldboden ganz verschwommen wahrnehmen konnte. Der Schweiß, der mir nun aber in die Augen tropfte, machte es mir fast unmöglich etwas zu erkennen. Trotzdem drosselte ich mein Tempo nicht auch nur eine winzige Sekunde lang. Und da passierte es. Ich übersah eine Baumwurzel, verlor das Gleichgewicht und stürzte ins Bodenlose. Ein kleiner, erstaunter Schrei entwich meiner Kehle, dann schlug ich hart auf. Ich versuchte noch mich mit meinen Händen abzufangen, doch der Boden war seltsam glitschig nass und ich fand keinen Halt. Mein Kopf donnerte mit voller Wucht auf einen Stein und mir wurde schwarz vor Augen. Das einzige, was ich noch wahrnahm, war eine heiße, klebrige Flüssigkeit, die meine Stirn hinunterlief. Dann war alles vorbei.

      -Ich ging einen langen Gang entlang. Die Wände schienen aus weicher, weißer Watte zu bestehen. Langsam trat ich darauf zu und stellte fasziniert fest, dass meine Hand mühelos darin verschwand. Ich fühlte keinen Widerstand und auch sonst nicht das Geringste. Eine Ewigkeit stand ich einfach nur da und bewunderte alles. Ich wusste nicht wie lange ich das tat. Waren es Stunden? Tage? Jahrhunderte? Doch irgendwann strahlte mir auf einmal ein seltsames Licht entgegen und blendete mich. Ich hob meine Hände schützend vor die Augen. Es war golden und glänzte schöner, als jeder Sonnenaufgang. Neugierig ging ich darauf zu und begann aus einem Gefühl heraus fröhlich zu pfeifen. Ich fühlte mich plötzlich so vollkommen frei und lebendig. Das Licht wurde immer heller. Wie schön es doch war! Einfach traumhaft. Hier wollte ich bleiben. Ich empfand keine

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