Die Midgard-Saga - Niflheim. Alexandra Bauer

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Die Midgard-Saga - Niflheim - Alexandra Bauer Die Midgard-Saga

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Sie scharrten aufgeregt mit den Vorderhufen, während sie mit den Köpfen zappelten und sich gegenseitig mit ihren langen geschwungenen Hörnern berührten.

      „Ich werde verrückt!“, rief Juli aus, aber Thea drehte sich der Magen um. Sowohl Wal-Freya als auch Thor waren dafür bekannt, dass sie mit halsbrecherischer Geschwindigkeit auf ihren Wagen durch die Luft reisten. Theas Beine kribbelten vor Angst bei dem Gedanken, ohne eine umschließende Wand auf eines dieser Gefährte zu steigen.

      „Darf ich die mal anfassen?“, fragte Juli unbeeindruckt und deutete auf die beiden Katzen.

      Wal-Freya nickte lächelnd und ließ die Zügel des Geschirrs locker, das um Brust und Rücken der Tiere gelegt war. Genüsslich warfen sich die Katzen vor Julis Füße und gaben lautes Schnurren von sich, während Juli ihnen immer wieder über das Fell strich.

      „Wie heißen sie?“

      „Bygul und Trjegul. Sie scheinen dich zu mögen.“

      Odin trat in Begleitung seiner Wölfe aus der Halle und gesellte sich zu ihnen. Treu strichen die beiden Tiere um seine Beine, während sie sich immer wieder gegenseitig neckten und zwischendurch aufmerksam lauschten. Die zwei Raben saßen wieder auf Odins Schulter, drehten hier und da die Köpfe und sahen der Szenerie gespannt zu.

      Auffordernd neigte Thor den Kopf zur Seite und bedeutete Thea zu ihm auf den Wagen zu steigen. „Du kommst mit mir“, erklärte er.

      Tief atmend löste sich Thea aus ihrer Position und zwang sich an den beiden Böcken vorbei. Beinahe schien es ihr, als würden die Tiere sie hinterlistig anlächeln und kaum, dass sie hinter Thor auf dem Wagen stand, nickten sie aufgeregt und scharrten mit den Hufen. Ängstlich umklammerte Thea die Taille des Asen und Thor lachte leise.

      „Ein bisschen Luft solltest du mir noch lassen“, sagte er liebevoll und rief in Julis Richtung: „Können wir los?“

      „Gern! Ich kann gar nicht erwarten, sie in Aktion zu sehen“, antwortete Juli. Sie verabschiedete sich von Bygul und Trjegul und sprang auf. Die Katzen taten es ihr gleich, reckten sich in ihrem Geschirr, maunzten mit erwartungsvoller Vorfreude und traten sanft auf der Stelle.

      Thea, das Gesicht noch immer fest an Thors Rücken gepresst, öffnete ein Auge und beobachtete ihre Freundin. Im Gegensatz zu ihr war Juli geradezu verrückt auf diesen Ritt. Sie stand hinter Wal-Freya auf dem Wagen, umklammerte die beiden Seitenteile und lehnte sich leicht nach rechts, um nichts von dem Spektakel zu verpassen. Wal-Freya schnippte mit den Zügeln. Kaum dass sie die Bewegung ausgeführt hatte, ging ein Ruck durch den Wagen. In atemberaubender Geschwindigkeit stieg das Gefährt in den Himmel auf. Thea vernahm Julis begeisterte Rufe und dann das Schlagen der Zügel von Thor. Schon kniff sie die Augen zu. Im gleichen Moment jagte ihr ein unangenehmes Kribbeln durch den Magen und zog sie hinauf in die Höhe. Kälte umfing sie, als der Wind an ihren Haaren zog. Thea packte Thor wieder fester. Sie hasste das Gefühl. Es kam einer Achterbahnfahrt gleich und das weckte keine guten Erinnerungen. Einmal hatte sie sich zu einer solchen Höllenfahrt überreden lassen, wurde von der Fliehkraft in Kurven gedrückt und in die Tiefe gestürzt. Kein Ausstieg weit und breit, kein Notknopf – sie hatte es nach wenigen Augenblicken bitterlich bereut. Auch jetzt bedauerte sie zutiefst, in diesen Wagen gestiegen zu sein. Wer war schon so verrückt, sich von zwei Böcken quer über den Himmel fahren zu lassen. Wie lange mochte ein solcher Ritt dauern? Die Böcke blökten fröhlich, der Wagen bewegte sich in Wellenlinien auf und ab. Hier und da war das Grollen von Donner zu vernehmen. Die Höllenfahrt in der Achterbahn war ihr schon unendlich lange erschienen, nun sollte sie aus Asgard zur Erde hinab fahren. Im Gegensatz zur Achterbahnfahrt verschwand das verhasste Gefühl jedoch nach wenigen Minuten und wich einem stetigen sanften Druck, gleich dem Empfinden eines zu schnell herabfahrenden Aufzugs. Bereits eine halbe Stunde später verschwand auch dies und Thea öffnete für einen Moment die Augen. Bäume ragten neben ihr zum Himmel auf. Als sie ihren Blick näher über die Umgebung schweifen ließ, erkannte sie den Ort wieder.

      „Das ist unser Park!“

      „Zwischen den Bäumen können wir sicher gehen, dass uns niemand sieht. Außerdem lassen sich hier die Wagen am besten verstecken“, erklärte Thor. Er wartete, bis Thea abgestiegen war.

      Wal-Freya und Juli rauschten gerade mit ihrem Wagen an und parkten neben dem von Thor. Julis Gesicht strahlte vor Begeisterung. Sie hüpfte vom Wagen und fiel Thea geradewegs in die Arme. „Das war so was von genial! Hast du diesen Schwarm Vögel gesehen? Wie die geguckt haben! Und der Vulkan mit der wabernden Lava! Das war doch blanker Wahnsinn, oder? Die Welt hat so anders ausgesehen!“

      Abwehrend nickte Thea Julis Fragen ab. Sie hatte weder die Kraft noch die Lust ihre Unpässlichkeit zu erklären.

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