Knallhart aufs Kreuz gelegt: Zwei Kriminalromane. Cedric Balmore

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Knallhart aufs Kreuz gelegt: Zwei Kriminalromane - Cedric Balmore Extra Spannung

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im Haus, Sonderabfüllung. So was kriegt sonst nur Frank Sinatra geliefert, ehrlich, es ist ein Supertropfen.“

      Sie musterte ihn prüfend. Er sah besser aus, als sie erwartet hatte, aber natürlich war zu spüren, woher er stammte und was er vorstellte. Ein Windhund, ein Angeber, eine Großschnauze ohne Substanz, ein Mann, der seinen besten Freund betrügen und sogar noch darauf stolz sein würde. Ein Stück Abschaum.

      Trotzdem hatte sie Angst.

      Nein, es machte ihr nichts aus, zu töten. Es würde eine neue Erfahrung in ihrem Leben sein, eine neue Dimension. Nur war das Ganze nicht frei von Risiken und Unwägbarkeiten. Sie fragte sich, wie Zolman wohl aussehen würde, wenn er starb. Sie hatte oft von brechenden Augen gelesen, sich aber kaum etwas darunter vorstellen können.

      Jetzt bot sich ihr Gelegenheit, etwas hinzuzulernen.

      Die brechenden Augen des Nicky Zolman...

      „Was ist los?“, fragte er, plötzlich irritiert von der Art, wie sie ihn betrachtete. Er griff nach seinem Schlipsknoten.

      „Ist die Krawatte verrutscht?“

      Das Mädchen lächelte. „Du siehst prima aus“, sagte sie.

      Ich tue es für ihn, dachte sie. Wenn alles vorüber ist, wird er wissen, wie sehr ich ihn liebe. Es gibt nichts, was ich nicht für ihn täte.

      Sie holte tief Luft. Außerdem ist Nick Zolman wirklich ein Schwein. Ich sehe es ihm an, ich erkenne es an jedem seiner Worte.

      „Hast du jemand meine Telefonnummer gegeben?“, fragte sie.

      „Nee, wieso?“

      Sie zuckte mit den Schultern. „Ich will exklusiv bleiben, weißt du. Ich komme nicht zu jedem. Wenn man erst mal damit anfängt, ist man so gut wie tot. So was macht die Preise kaputt.“

      Sie überlegte, ob sie Nick Zolman gestatten sollte, mit ihr zu schlafen. Sie mochte ihn nicht, aber irgendwie hatte sie das Gefühl, ihm etwas bieten zu müssen. Nicht nur die Kugel, die bereits auf ihn wartete...

      Er trat ans Sideboard, öffnete eine Flasche und füllte zwei Gläser. Seine Besucherin verkrampfte ihre schlanken, unberingten Hände in die mittelgroße Handtasche und spürte unter dem weichen, dünnen Leder die kantigen Konturen der Waffe.

      Schieß jetzt, während er dir seinen Rücken zukehrt!, befahl sie sich.

      Irgendwie brachte sie es nicht fertig, dem Impuls zu gehorchen. Meuchelmord war nicht ihr Stil, das würde auch Rocco nicht billigen.

      Nick Zolman wandte sich um, er hielt in jeder Hand ein Glas, kam auf sie zu und fragte: „Warum stehst du so im Zimmer herum? Setz dich doch, verdammt noch mal! Ich lebe zwar in keiner Nobelherberge, aber die Sessel sind sauber, genau wie das Bett.“ Das Mädchen setzte sich. Sie nahm das Glas entgegen, das er ihr gab. Sie schnupperte daran. Jack Daniels? Pustekuchen, das war billigster Bourbon aus dem Supermarkt, dieser Kerl hatte ihn lediglich in eine Flasche umgefüllt, mit der er protzen konnte.

      „Auf eine heiße Nacht“, sagte er grinsend.

      „Prost“, meinte sie und trank.

      Eine heiße Nacht. Genau das würde es werden, aber ihr würde für Nick Zolman die große Kälte folgen. Die Kälte des Todes.

      „Kein schlechter Stoff, was?“, fragte er und wischte sich mit dem Handrücken über den Mund.

      „Ich versteh nicht viel davon“, behauptete sie ausweichend.

      „Macht nichts“, sagte er grinsend. „Hauptsache du bist im Bett so gut, wie du aussiehst. Wie heißt du eigentlich?“

      „Gloria“, sagte sie.

      „Gloria ist gut, finde ich. Der Name passt zu dir, er hat so was Strahlendes. Beantworte mir nur eine Frage bitte, warum bestehst du beim Zusammentreffen mit deinen Kunden auf einem Codewort? Das mit dem ,L 17‘ ist doch perfekter Quatsch!“

      Sie lächelte. „Nicht ganz. Jeder hat seine Verkaufstricks, seine psychologisch fundierten Gags. Das Codewort gibt einem Rendezvous den Reiz des Geheimnisvollen und Besonderen. Ich habe herausgefunden, das Männer so etwas mögen. In jedem von euch steckt doch ein kleiner Agent, eben der Junge, der am liebsten wieder Räuber und Gendarm spielen möchte...“

      Er schaute sie an, ziemlich verdattert. „Woran du so denkst“, murmelte er.

      Er kannte viele Callgirls, hübsche und weniger attraktive, sein Notizbuch war voll mit ihren Telefonnummern, aber es gab nur wenige, die er mehr als zwei oder dreimal zu sich bat. Nicht eine dieser cleveren, harten Mädchen konnte es mit Gloria aufnehmen, weder im Aussehen, noch in der Fähigkeit, sich zu artikulieren.

      Er war überzeugt davon, dass sie ihr Geld voll wert sein würde und fragte sich, warum er nicht endlich begann, das Amüsement zu fordern, für das er bereits gezahlt hatte. Irgend etwas lag in der Luft, er spürte es, und diese atmosphärische Verunsicherung bedrückte ihn, sie erzeugte in ihm Hemmungen, von denen er sonst frei zu sein pflegte.

      Er nahm einen weiteren Schluck aus seinem Glas, setzte sich auf die Armlehne des Sessels, in dem seine Besucherin Platz genommen hatte, und betrachtete gleichsam aus der Vogelperspektive die betörenden Kurven ihrer Oberweite. Er sah, dass Gloria keinen BH trug. Ihre vollen, üppigen Brüste atmeten unter einer Bluse aus Seidenjersey.

      Er legte eine Hand um ihre runde Schulter und genoss die knisternde Anschmiegsamkeit des Materials auf ihrer glatten, jungen Haut.

      Das Mädchen hob den Kopf und schaute ihn an. Nick Zolman sah, wie groß und schön ihre graugrünen Augen waren, etwas kalt vielleicht, aber das war nun mal so bei Callgirls, sie waren berechnend, ohne dieses Talent hätten sie sich in diesem Beruf nicht halten können.

      „Sind die Wimpern echt?“, fragte er.

      „Ja“, meinte sie, „aber untersteh dich, daran zu ziehen. He, du hast ja 'ne Kanone umgebunden!“

      Er verzog den Mund. „Was dagegen? Wir leben in unruhigen Zeiten. Da ist es ratsam, gegen alle Eventualitäten gewappnet zu sein.“

      „Bist du ein Gangster?“

      Er grinste eitel. „Das würde dir schmecken, was? Alle Puppen haben einen Tick für Gangster. Du bildest keine Ausnahme, Mädchen.“

      „Nimm das Ding ab, es stört mich“, bat sie.

      Er erhob sich, zog das Jackett aus und löste das Schulterholster. Plötzlich hielt er in seinen Bewegungen inne und fragte: „Wer sagt mir, dass du kein Spitzel bist? Oder jemand, der mich ausplündern will? So was gibt’s in dieser Scheißstadt nur allzu häufig. Oh, Chicago! Ich kenne diesen verlausten Steinhaufen, ich weiß, was darin gespielt wird. Du hast gesehen, was ich in meiner Brieftasche spazieren trage. Du weißt, dass es sich lohnen würde...“

      „Spinnst du?“

      Er hielt ihren Blick flüchtig fest, dann lächelte er und legte das Schulterholster mit dem schweren Revolver ab. Er hängte das Ganze über eine Stuhllehne, außerhalb von Glorias Reichweite. Das Mädchen begriff, dass er den Revolver nicht aus den Augen lassen würde.

      Rocco hatte sie gewarnt. Nick war kein Anfänger. Seine

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