Knallhart aufs Kreuz gelegt: Zwei Kriminalromane. Cedric Balmore

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Knallhart aufs Kreuz gelegt: Zwei Kriminalromane - Cedric Balmore Extra Spannung

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von der er nur ein Wesen ausnahm: sich selbst.

      „Schließ die Tür ab“, bat er.

      „Wieso ich?“

      Er schaute sie an. Sein Blick war hart geworden, kalt und fordernd. „Ich bezahle dich. In den nächsten zwei Stunden wirst du tun, was ich verlange. Also los. Troll dich!“

      Sie stand auf. Sie hatte noch keine drei Schritte getan, als Zolman plötzlich hinter und bei ihr war. Er packte sie am Unterarm und riss sie herum. Gloria stieß einen leisen Schrei aus. „Du tust mir weh! Was soll das?“

      „Ich wüsste gern, warum du deine Handtasche ständig mit dir herumschleppst“, sagte er und riss ihr die Tasche aus der Hand. Er öffnete sie, schaute hinein, stieß einen dünnen Pfiff aus und holte die Pistole aus dem Durcheinander von Lippenstift, Puderdose, Schlüsselbund und Pillenschachtel.

      „Was ist das?“, fragte er. Seine Augen waren schmal geworden. In den zu Schlitzen verengten Öffnungen glitzerte es wie Laternenlicht auf Eiskristallen.

      „Hast du Sand im Getriebe?“, schimpfte sie und wunderte sich, wie überzeugend wütend sie in diesem Moment aufzutreten vermochte. „Du siehst doch, was das ist! Glaubst du, es sei ein Privileg von dir, mit ’ner Kanone herumzulaufen? Mir sind schon die tollsten Dinge passiert, in meinem Beruf geht man nicht unbewaffnet zu fremden Männern.“

      Das kalte Glitzern in seinen Augen löste sich auf, er entspannte sich, grinste matt und gab ihr die Handtasche mitsamt Inhalt zurück. „Du hast ja recht“, sagte er. „Wer in dieser Miststadt nicht auf die verrücktesten Dinge vorbereitet ist, darf sich nicht wundern, wenn er an ’ner Bleivergiftung stirbt. Es wird zwar behauptet, das sei ein schöner Tod, aber ich für meinen Teil hätte ihn lieber etwas konventioneller, am liebsten im Bett, weißt du. Apropos Bett wird es nicht Zeit, dass wir die Matratze prüfen?“

      „Gibt’s keine Musik in diesem Laden?“, fragte Gloria, der einfiel, dass sie ohne Schalldämpfer schießen musste und es deshalb für notwendig hielt, für eine entsprechende Geräuschkulisse zu sorgen.

      „Das Radio ist kaputt“, sagte er, „und Fernsehen wäre wohl für unser trautes Zusammensein schwerlich die geeignete Unterhaltung. Ich zeig dir was besseres, Baby.“

      Er fing an, sich auszuziehen. Plötzlich wusste Gloria, dass sie nicht mit ihm schlafen konnte. Auf einmal hatte sie den Wunsch, das Ganze hinter sich zu bringen, möglichst rasch und schmerzlos. Sie nahm die Pistole aus der Tasche und spürte, wie der scharfe Geruch des Waffenöls in ihre sich blähende Nase stieg.

      Nick Zolman stand etwa vier Schritte von ihr entfernt, noch in Reichweite des am Stuhl baumelnden Schulterholsters. Er spürte, dass etwas nicht stimmte, wandte den Kopf und bekam große Augen, als er die Waffe in der Hand seiner Besucherin sah. Sein Kinn klappte nach unten, als sei es an einem losen Scharnier befestigt.

      „Also doch“, murmelte er.

      Sein Unterhemd war verschwitzt und nicht ganz sauber. Komisch, dachte Gloria, wenn er ein sauberes Hemd trüge, hätte ich mich zu ihm gelegt, aber so! Sie schüttelte sich, ohne genau zu wissen, ob Ekel oder wachsende Erregung diese Reaktion bewirkte.

      Er stand sehr still, wie eine Statue. Das Mädchen sah, wie sich seine Muskeln spannten, wie alles in ihm darauf hinzielte, seinen Revolver zu erreichen und so zu kontern, wie es die Situation erforderte.

      „Es hat keinen Zweck“, sagte sie. „Schau auf meinen Finger. Er liegt am Druckpunkt.“

      „Was soll der Quatsch?“

      „Du musst sterben, Nicky.“

      „Willst du mir Angst machen?“

      „Ich will dich kaltmachen, das ist alles.“

      Er schluckte. Auf seiner Stirn glänzte plötzlich ein dichtes Netz winziger Schweißperlen. „Du kannst das Geld haben“, stieß er hervor. „Die ganze Brieftasche. Es sind fast zweitausend Bucks. Nimm es dir, hau ab damit...“

      „Ich bin nicht wegen des Geldes hergekommen, Nicky.“, sagte sie und sah, wie es in ihm arbeitete. Er dachte an die Telefonnummer, die man ihm gegeben hatte. Er wusste jetzt, dass sich eine Falle dahinter verborgen hatte. Er war wie ein Anfänger hineingelaufen und musste jetzt einen Weg finden, um sich daraus zu befreien, aber ein Blick in Glorias große, graugrüne Augen zeigten ihm, dass sein Weg in die Falle eine Einbahnstraße war, ein Weg ohne Wiederkehr.

      Plötzlich drückte sie ab. Sie schoss zweimal hintereinander. Das Echo der Schüsse ließ die Fensterscheiben klirren. Es war um vieles lauter, als Gloria es befürchtet hatte.

      Nick Zolman zuckte zusammen wie von Stromstößen getroffen. Er brach in die Knie.

      Sein Mund war ein großes, offenes Loch, und in seinen Augen kämpften Hass, Überraschung und jähe, lähmende Schwäche um die Oberhand.

      Sein Unterhemd färbte sich rot. Gloria fand, dass der Saft nicht wie Blut aussah, eher wie die Farbmixtur eines Bühnenmeisters.

      Ihr Mund war trocken geworden. Sie hatte noch niemals zuvor auf einen Menschen geschossen, nicht mal auf ein Tier. Es war phantastisch, zu erleben, welche Macht einem eine solche Waffe gab, aber es machte einen auch krank. Es führte zu einem Würgen in ihrer Kehle und zu einer erschreckenden Schwäche in ihren Knien.

      Nick Zolman atmete keuchend. Mein Gott, warum stirbt er denn nicht?, schoss es dem Mädchen durch den Kopf. Die Finger, mit denen sie die Waffe umspannt hielt, klebten vor Schweiß. Sie hatte den Wunsch, noch einmal zu schießen, sie wollte das ganze Magazin leeren, um das Entsetzen aus dem Gesicht des Sterbenden zu wischen, aber sie hatte Angst vor einem weiteren Knall.

      Nick Zolman rutschte auf den Knien vorwärts, er kämpfte sich an den Stuhl und den Revolver heran, Zentimeter um Zentimeter, er hatte nur noch dieses eine Ziel, er wollte schießen und töten.

      Gloria hob die Waffe. Sie zielte genau, dann drückte sie ab.

      Ihr Opfer kippte nach vorn. Zolman schlug mit der Stirn hart auf den Boden.

      Er rührte sich nicht mehr.

      „Tot“, murmelte Gloria. „Er ist tot.“

      2

      Sie sagte es sich vor wie eine Beschwörungsformel und zuckte heftig zusammen, als das Telefon klingelte. Sie blickte auf ihre Uhr.

      Eine halbe Stunde vor Mitternacht war eine ungewöhnliche Zeit für Anrufe, aber möglicherweise hatte sich ein Nachbar an die Strippe gehängt, irgend jemand, der schon im Bett lag und zu wissen begehrte, was es mit der Knallerei in Nick Zolmans Zimmer für eine Bewandtnis hatte.

      Obwohl alles in Gloria danach drängte, aus dem Zimmer zu stürmen und das Haus zu verlassen, hatte sie sich vorgenommen, gerade diese verräterische Panikreaktion zu unterlassen.

      Vermutlich standen jetzt ein paar Leute auf dem Flur und fragten sich verdutzt, hinter welcher Tür es geknallt hatte. Es war besser, zu warten, bis sie sich beruhigt hatten. Solange sie niemand sahen, der die Flucht ergriff, würden sie keine Polizei alarmieren, darauf baute Gloria, das hatte sie sich schon vorher überlegt.

      Sie knipste das Licht aus und trat an die Tür. Sie drückte ihr Ohr gegen die Füllung.

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