Rufe aus Morgania. Brigitte H. Becker

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Rufe aus Morgania - Brigitte H. Becker

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den Blick senken, als er zu Meridors Hilfeaufruf kam und wie ihre Elfen darauf reagierten. Er schaute hinterher kurz auf, sogleich aber wieder zu Boden in Erwartung eines Donnerwetters, als er das gefährliche Funkeln in den Augen des Schattenherrschers sah. Seine Züge waren wie erstarrt.

      Erneut entstand eine schier endlose Schweigepause.

      Nagajana schloss die Augen und schien sich zu versenken. Aber dann zischte er los, dass alle erschreckt zusammenzuckten, so laut, dass es in den Ohren der Nahestehenden dröhnte.

      „Und ich werde diese heile Elfenwelt zerstören! Niemand wird mich daran hindern, schon gar irgendein Kind von Elfen- oder Menschen, und wenn es noch so adelig und besonders ist!“

      Er beugte sich zu den Agenten vor.

      „Ihr werdet das Elfenbalg im Auge behalten und beizeiten eingreifen!“

      Beifälliges, wie befreites Zischen und Fauchen hallte über den Platz.

      10. Im Elfenschloss

      Tochter der Lüfte

      O Tochter der Lüfte

      umhüllt mich Dein seidig

      fließender Mantel

      weht Dein erquickender

      Hauch in mich ein

      verweben sich meine

      ungleichen Fasern

      sogleich in ein einig

      aufschwingendes Sein

      Gipfel anpeilend

      durchschauert von ewiger Ruh

      zu saugen an Brüsten

      mit güldenem Wein

      Trunken

      taumelnd am Boden

      sich ernüchtert

      zum Wurzelstock vortastend

      wo öffnen sich lange

      erblindete Augen

      staunend zu schauen

      in Allem webst D U.

      Nellyfer erwachte mitten in der Nacht in einem rosa Himmelbett. Klägliches Geschrei drang aus unmittelbarer Nähe an ihr Ohr und von Ferne das Getrappel vieler Füßchen wie aus einem Treppenhaus.

      Sich umdrehend gewahrte sie erstaunt ein schon rot angelaufenes Neugeborenes neben sich.

      Waren nicht momentan keine Babys in der Krippe?

      Aber gab es dort keine Treppen und erst recht kein weiches, rosa Himmelbett.

      Kopfschüttelnd zog sie das Baby an sich, um ihm die Brust zu geben. Wie ausgehungert fing es an zu saugen. Also war es nicht das erste Mal! Sie musste mithilfe ihres Zauberstabs schon den Milcheinschuss ausgelöst haben.

      Sie sah sich im Raum um. Er lag im Dämmerlicht. An der gegenüberliegenden Wand verströmte ein winziges Lämpchen in Seerosenform ein gedämpftes, orangefarbenes Licht.

      Am Bettkopfende fand sich ein weiteres. Als Nellyfer es anknipste, war mehr zu erkennen.

      Ein reizendes kleines Kinderzimmer. Rosenquarzwände mit Blumengravur, zierliche Muschelmöbel, am Erkerfenster ein Sekretär mit einem Silberstuhl, eine Schaukelstuhl Ecke; in der Raummitte eine Korbwiege, an Goldfäden vom hohen Deckengewölbe herabhängend.

      Sowohl die Vorhänge vor dem hohen Bogenfenster, die Stuhlauflagen, der Himmel ihres Bettes als auch die Bettbezüge waren aus bunt geblümter Seide.

      Allmählich dämmerte die Erinnerung herauf. Ja richtig! Sie hielt das Elfenprinzesschen im Arm, dem sie heute Nacht auf die Welt verhalf, und war im Elfenschloss in seinem Zimmer.

      Wie konnte sie nur neben ihm einschlafen; es hätte aus dem Bett fallen können!

      Sie betrachtete das Kleine, das sich beim Stillen beruhigte und sie zufrieden nuckelnd aus wasserblauen Augen ansah. Das Herz ging ihr auf. Welch ein goldiges, engelhaftes Kind!

      Etwas war bei seiner Geburt passiert, das ihr noch immer in den Gliedern saß.

      Nellyfer dachte angestrengt nach. Wieso war sie hier gelandet? Sie wollte doch zur Krippe. Nie im Traum hätte sie gedacht, dass Meridors Kind in der Festnacht das Licht der Welt erblicken würde.

      Sonst hätte sie damit gerechnet, kurzzeitig im Schloss einquartiert zu werden.

      Es musste der Schock gewesen sein, dass sie sich ohne bedenkenlos auf die Bitte der Eltern einließ, mitzukommen, um das Prinzesschen im Elfenschloss zu versorgen, damit sie sich ausschlafen konnten, und das dürfte dauern.

      Wer hätte gedacht, dass Sylphon der Vater war? Jetzt sah Nellyfer alles mit anderen Augen.

      Wie konnte sie ihre Kinder nur vergessen und einem greisen Baumgeist überlassen?

      Buchwart war beim Nachtspuk mit den Kleinen in der Krippe völlig überfordert.

      Wollte Walfred nicht nach ihnen sehen? Sie konnte nur hoffen, dass er daran dachte, auch wenn ihm nicht Bescheid gegeben wurde.

      Als Nellyfer mit dem ungleichen Paar den Weiher überflog, sah sie zum ersten Mal die Lichter des Wasserschlosses aufblinken. Es hatte tatsächlich etwas mit Magie zu tun, als wollten sie den Betrachter in die Tiefe ziehen.

      Hätte Meridor sie nicht immer wieder ermahnt, geradeaus zu schauen, hätte sie sich dessen kaum erwehren können und wäre vielleicht abgestürzt, durcheinander wie sie war.

      Das Elfenschloss bot in der Dunkelheit schon von weitem einen grandiosen Anblick.

      Das durchscheinende, verwinkelte Gebäude war für Menschenaugen unsichtbar.

      Im Sternenlicht hatte sie es noch nie erlebt. Es schimmerte und funkelte silbrig und golden auf seinem Fundament von drei dicht beieinander stehenden, uralten, turmhohen Eichen, die aus dem Mischwäldchen am Südufer herausragten. Die glänzenden Zwiebelkuppeln aus durchsichtigem Goldbernstein, die sich sowohl auf den Türmen als auch den Türmchen der zahlreichen Erker mit ihren zierlichen, halbrunden Balkonen und Balustraden fanden, schienen auf den Wipfeln zu schweben.

      Hier und dort schimmerten die Innenwände aus farbigem Quarz durch die Bergkristallfassade.

      Weit ausgebreitete, kräftige Äste, teils übers Wasser ausgestreckt, bildeten das Fundament der Etagen, die sich wie übereinander geschichtete Bungalows ausnahmen, die sich nach oben hin verjüngten, von dichtem Laubwerk überdacht.

      Die Fensterflächen waren aus klarem Bergkristall und die schmalen Bogenfenster der Erker und Türme aus durchscheinenden, pastellfarbigen

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