Dorissima!. Doris Brugger

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er in die Schule gegangen war. Gegen den Willen seiner Eltern – er sollte den Familienbetrieb, ein Feinkostgeschäft in der Innenstadt und eine große Fleischfabrik im Hinterland übernehmen – studierte er erst in Innsbruck, dann in München. Mit 21 Jahren promovierte er das erste Mal, mit 23 machte er den zweiten Doktor und mit 25 Jahren den Diplomvolkswirt. Dann folgte eine einjährige Referendarszeit bei Ludwig Erhard in Bonn und ein Jahr am Kartellamt in Berlin, bevor er das für ihn abwechslungsreichere Angebot als Syndikus der Bavaria-Studios annahm.

      Er hatte sich als Urheberrechtler einen guten Namen gemacht und neben den Bavaria-Studios große Firmen wie die GEMA oder in den Vereinigten Staaten große Filmagenturen vertreten. Außerdem hatte er einige Bücher über sein Fachgebiet verfasst.

      Neben seiner Arbeit als Justitiar der Bavaria, hatte man ihm auch die Geschäftsführung der Maran Film GmbH, eine Unterfirma der Bavaria und vom Süddeutschen Rundfunk gegründet anvertraut. Als Produzent der Maran Film war er auf allen wichtigen Filmfestivals. So wurde sein Film „Deep End“ (Regie: Jerzy Skolimowski) in Berlin und Venedig gezeigt und gewann. Es war eine schöne Erfahrung, dabei zu sein. Mein erster Berlin-Besuch. Ich wollte unbedingt den Ostteil der Stadt erleben und machte zum ersten Mal eine Stadtrundfahrt – dabei ging es auch durch die Auguststraße. Ich war wie elektrisiert von diesem Viertel, Scheunenviertel genannt. Alte Erinnerungen aus anderen Inkarnationen kamen hoch, und ich erkannte Häuser und Straßen. Viel später sollte mich mein Leben genau dorthin zurückführen. Zwischen 2000 und 2015 bin ich in diesem Scheunenviertel sechsmal umgezogen. Alles lag in unmittelbarer Nähe, zweimal bezog ich eine Wohnung in der Auguststraße nahe „Clärchens Ballhaus“.

      Gustavs Intelligenz hatte mich sehr beeindruckt. Aber am meisten suchte ich in ihm meinen Vater, den ich mein Leben lang suchte. Das wurde mir erst richtig klar, als die Geborgenheit einzog. Er hatte für uns noch vor der Heirat eine wunderschöne Altbauwohnung mit 300 Quadratmeter Wohnfläche in der Widenmayerstraße an der Isar angemietet. Nach unserer Hochzeitsreise – die Hochzeitsnacht im Hospiz-Hotel am Arlberg und dann etwas unromantisch ging es nach Triest an eine Segelschule um den Segelschein zu machen. – zogen wir dort ein.

      Leider war mein Ehemann nicht sparsam, was ich noch verstanden hätte, sondern richtig geizig. Er erklärte mir, dass ich mit einem kleinen Haushaltsgeld auszukommen hätte, da er seine Kanzlei, welche die beiden besten Räume der Wohnung einnahmen, aufbauen wollte. Damit hatte ich kein Problem – das war für mich verständlich, und ich wollte zu seinem oder unserem Aufbau ja etwas beitragen. Es waren andere Dinge. Frau Fein, seine Zugehfrau aus der Nordendstraße, eine wirkliche Perle, durfte nur die Kanzlei putzen, die privaten Räume sollte ich übernehmen. Daneben führten wir endlose Debatten über Anschaffungen für die neue Wohnung. Es war sehr ernüchternd.

      Schon Mitte September wurde ich schwanger, und alle dachten, das wäre der wahre Grund der Ehe. Mein geliebter Gynäkologe und Theaterarzt Dr. Berthold eröffnete mir bald, dass ich Schwierigkeiten mit der Schwangerschaft haben würde, da ich so schmal gebaut war und die Ballettausbildung auch nicht sehr förderlich für eine Schwangerschaft wäre. Er kam fast täglich um meine Gebärmutter aufzurichten, die nach hinten kippte und unterstützte mich auch menschlich und moralisch. Er war eine echte Stütze für mich – im Gegensatz zu meinem Mann.

      Der war indes sehr begeistert über die Tatsache, wieder Vater zu werden, und versprach, sollte ich ihm den ersehnten Sohn schenken, mir zur Geburt einen schönen Diamantring zu schenken.

      Weihnachten fuhren wir nach Schrunz ins Montafon zum Skilaufen. Ich versprach meinem Arzt, nicht auf die Piste zu gehen – was ich auch nicht tat. So entschloss ich mich zum Schwimmen, was erlaubt war. Leider war auch dieses zu viel für mich. Zurück in unserem Zimmer bekam ich einen Blutsturz. Gustav ließ den Facharzt aus Bludenz rufen. Dieser gab mir Valium, was ich widerwillig nahm, und vor unserer Zimmertür erklärte er meinem Mann, dass er mich wahrscheinlich noch in der Nacht nach Bludenz bringen müsse und ein Abbruch zu erwarten sei. Ich war im Schock. Ich wollte doch unbedingt dieses Kind behalten. Ich habe mich nicht mehr bewegt und den Himmel um Hilfe angefleht. Die Blutung ließ tatsächlich nach, und ich blieb vier Tage regungslos im Hotelbett liegen – Gustav war in der Zeit in den Bergen bei Skifahren.

      Die Heimreise war beschwerlich und lang. Dr. Berthold lieferte mich für drei Wochen in eine Privatklinik ein. Meine Mutter kam aus der Pfalz angereist. Unsere Wohnung war groß genug, und sie bezog zwei kleine Räume mit Sanitärraum am Küchentrakt. Was ich damals noch nicht so richtig realisierte, wurde zu einem Dauerzustand: Mama blieb! Wieder zu Hause, war mein Mann während der Schwangerschaft sehr selten für mich da. Die Umstandskleider bekam ich von meiner Mutter geschenkt, und wenn wir spazieren oder leicht wandern gingen, begleiteten mich meine Mutter oder Frau Fein, unser Hausgeist. Sie verwöhnte mich, wo sie nur konnte.

      Es war für mich schwer, so stillzuhalten, war ich doch eher ein quirliges, wildes Mädchen. Aber ich freute mich auf mein Kind, und obwohl ich mich nicht vergewissert hatte, ob es ein Junge oder ein Mädchen würde, stand für mich einhundertprozentig fest – ein Junge!

      Auch war nicht ganz klar, wann das Kind zur Welt kommen würde. Als mein Mann dann noch zwei Wochen mit einem Freund nach Zermatt zum Skilaufen fuhr und ich brav mit meiner Mutter blieb, braute sich in meinem Unterbewusstsein langsam etwas zusammen … So vergingen die Monate ohne große Ereignisse, da ich außer einer Schwangerschaftsgymnastik und Entspannungsübungen nicht viel machen durfte. So habe ich mich still und leise von meinem Mann entfremdet und entfernt, miteinander schlafen war ja auch nicht gerade der Hit.

      – 6 –

      GEBURT

      So rückte der Tag X ins Land, und am 8. Juli 1966 setzte ich mich nach dem Frühstück – Gustav war schon zur Arbeit gefahren – in den dicken Chef-Fernsehsessel und sagte meiner Mutter, dass ich am heutigen Tag mein Kind bekommen würde.

      Sie lachte und fragte mich, ob ich etwas spüren würde. Als ich verneinte, lachte sie wieder und meinte, dass das so nicht funktionieren würde. Doch, sagte ich, heute kommt mein Sohn zur Welt. Ich saß und saß und nichts passierte – meine erste unbewusste Meditation.

      Oft kam meine Mutter vorbei und fragte nach. Nach ihrem Mittagessen – ich hatte keinen Hunger – wollte sie einkaufen gehen, da Gustav ja zum Abendessen nach Hause kommen würde. Ich sagte, sie solle nicht so lange wegbleiben, da ich ja heute meinen Sohn bekommen würde. Sie versprach es.

      Kaum war sie aus dem Haus, gingen die Wehen los – nicht eine und in einer Stunde die nächste, nein, unmittelbar hintereinander. Mir war plötzlich Angst und Bange, dass Bernhard – Gustavs Namenswunsch – zu schnell kommen würde. Ich wartete auf dem Balkon auf meine Mutter. Sie solle sich beeilen, rief ich, als sie endlich um die Ecke bog.

Dorissima!

      Wir hatten glücklicherweise nur eine kurze Fahrt in die Klinik, und Dr. Berthold stand schon bereit. Da ich während der Schwangerschaft viele Atem- und Entspannungsübungen gemacht hatte, war ich darin ein Profi. Die Hebamme ermahnte mich, nicht zu übertreiben, da sonst das Kind zu schnell kommen würde. Zu spät. Alles in Allem waren es nur zwei Stunden, und Bernhard erblickte das Licht der Welt. Der Arme hatte die Nabelschnur zweifach um den Hals und war schon ganz blau. Der Kopf, ganz lang gezogen. Gut, dass es so schnell ging. Meinen Mann zu verständigen, das hatte ich total vergessen.

      – 7 –

      TAUFE UND TOD DER PATEN

      Gustav machte schon in den ersten Tagen der Schwangerschaft klar, dass Bernhard katholisch getauft werden sollte. Erst hatte ich Einwände: Das Kind wird wie die Mutter – also evangelisch! Aber mir war klar, dass mein Sohn seinen eigenen Kopf haben würde, um später selbst zu entscheiden, welche Konfession die

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