Wer einmal aus dem Blechnapf frisst. Ханс Фаллада

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Wer einmal aus dem Blechnapf frisst - Ханс Фаллада

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hab' mich erkundigt, Kufalt. Ihr Koffer ist schon da. Sie können ihn ausnahmsweise heute nach Einschluss einsehen, wir lassen ihn in Ihrer Gegenwart aufmachen. Der Hausvater bleibt extra Ihretwegen hier.« Der Polizeiinspektor ist so sanft ...

      »Kufalt«, sagt der Hauptwachtmeister, »der Brief ist wirklich weg. Wenn Sie darauf bestehen, muß der Polizeiinspektor eine Meldung schreiben und ich bin haftbar.«

      Der Polizeiinspektor sagt: »Sie sind doch ein Mann von Bildung und Verstand, Kufalt. Warum wollen Sie dem Herrn Rusch Schwierigkeiten machen? Versehen kommen überall vor.« Kufalt sieht sich die drei an. Er sagt: »Und wie mir beim Baden meine Strümpfe geklaut wurden, da kriegt ich drei Tage Entziehung der warmen Kost und mußte sie von meiner Arbeitsbelohnung bezahlen, nicht? Das haben Sie damals angeordnet, Herr Inspektor! Warum soll denn Rusch ohne Strafe ausgehen, wenn er sich Briefe klauen läßt?«

      Alle drei sind bei dem nackten ›Rusch‹ zusammengezuckt.

      Dann sagt der Pastor: »Man muß auch verzeihen können, lieber Kufalt. Sie werden auch Fehler machen und der Verzeihung bedürfen.«

      Aber nun ist es bei Kufalt alle. Er schreit wütend: »Gehen Sie raus aus meiner Zelle, Herr Pastor! Gehen Sie raus! Ich schlag' alles in den Klump. Und Sie, Herr Inspektor, gehen Sie auch raus!«

      »Ich finde, Sie werden unverschämt ...« bricht der Inspektor los.

      Und der Pastor: »Schämen Sie sich, Kufalt ...«

      Aber Rusch ist energisch: »Bitte doch, bitte!«

      Sie gehen. Gehen mit bösen Blicken. Und sind weg.

      Kufalt steht da und sieht die Tür an. Er ist immer noch wütend, er hat rot gesehen, er sagt hastig: »Warum bringen Sie die mit, Herr Hauptwachtmeister? Solche Lügner wie die. Das macht mich wild, wenn ich die Schleicher nur sehe! – Sie haben mir nie was vorgemacht, Herr Hauptwachtmeister, versprechen Sie mir, daß ich morgen meine Arbeitsbelohnung voll ausbezahlt kriege?«

      »Versprech' ich dir, Kufalt.«

      »Geben Sie den Zettel her, ich unterschreibe, daß ich den Brief bekommen habe.«

      Der Hauptwachtmeister gibt den Zettel nicht her, er denkt nach:

      »Woher wissen Sie denn, daß es ein Einschreibebrief war, Kufalt?«

      »Na, mein Schwager wird doch einen Schlüssel nicht in einem einfachen Brief schicken!«

      Rusch denkt immer noch nach.

      Kufalt setzt fort: »Wo sogar Einschreibebriefe verschwinden –?«

      Der Hauptwachtmeister zieht den Zettel aus der Tasche: »Kufalt, bist en Aas. Na, unterschreib schon. Kriegst dein Geld – trotzdem.«

       13

      Es ist am Vormittag des anderen Tages, gegen elf Uhr.

      Kufalt steht in der Abgangszelle. Sein Handkoffer, der von Schwager Pause nachgesandte große Handkoffer, neben ihm. Er steht und wartet.

      Die Zeit kriecht, nichts kann er tun. Er hat Bücher im Koffer, aber wer kann jetzt lesen? In zwei Stunden sind fünf Jahre herum, in zwei Stunden ist er ein freier Mensch, kann hingehen, wohin er will, kann sprechen, zu wem er mag, kann mit einem Mädchen ausgehen, Wein trinken, sich ins Kino setzen ... nein, es ist immer noch nicht vorstellbar ... er ist immer noch so gefangen ...

      Keine Glocke mehr morgens. Kein Pensum mehr zu stricken. Keine Gehässigkeiten mehr mit anderen Gefangenen. Kein Papps des Mittags. Kein Zellenwienern. Keine Sorge, ob der Tabak auch reicht. Kein Wachtmeister, kein stinkender Kübel, keine schlottrige Kluft ... es ist nicht auszudenken.

      Wie fest der Anzug sitzt! Im Bauch sogar zu stramm, trotzdem er Westen- und Hosenschnallen auf hat, er hat einen Bauch gekriegt von der Wasserkost. Es hat Zeiten gegeben, wo er mittags zwei Liter Essen und dann noch einen Schlag verdrückt hat. Auf dem Bauch hat er eine Uhr, seine silberne Konfirmationsuhr. Sie zeigt die Zeit, es ist elf Uhr achtzehn.

      Die anderen sind schon über vier Stunden draußen, schön dumm ist er gewesen, daß er nicht auch das noch herausgepreßt hat aus Rusch. Die sind weg – und der Bastel, der Hausvaterkalfaktor, hat ihm beim Einkleiden erzählt, daß auch Sethe weg ist. Gleich früh haben sie ihn gefragt, ob er die Strafe annimmt wegen Beamtenbeleidigung, sonst muß er hierbleiben ... nun, er hat sie angenommen. Er wird Bewährungsfrist kriegen. Immerhin ... Schweine sind das hier. Schweine. Und alle werden Schweine. Ein Schwein ist auch er gewesen mit dem Brief gestern Abend, ein Schwein ist er gewesen mit dem Hundertmarkschein, tausendmal ist er ein Schwein gewesen diese fünf Jahre. Und was hat es für einen Zweck gehabt –? Anders herum wäre er auch zur gleichen Stunde herausgekommen – aber mit anderen Gefühlen.

      Nun ist es jedenfalls zu Ende. Er wird von nun an genau das tun, was recht ist, er will ruhig schlafen können. Keine Sorgen mehr haben, nur keine Sorgen mehr! Wenn er auch den Hunderter mit rausnimmt. Das ist das letzte Mal, daß er so was tut.

      Kufalt läuft auf und ab, hin und her. Die Zelle ist wieder so hell. Ein herrlicher Tag ist draußen. All diese letzten Tage ist die Zelle immer so hell gewesen wie alle Jahre vorher nicht. Hoffentlich bleibt das Wetter gut, wenn er draußen ist ...

      Nur dieses Friedensheim ... Der Inspektor hat zu gemein gegrinst Jedenfalls kriegt er nachher im Torhaus sein ganzes Geld, und wurde es ihm zu dumm im Friedensheim, schmiß er denen einfach den Kram hin ...

      Es kratzt an der Tür. Kufalt ist mit einem Satz da: »Ja?«

      »Du! Du bist doch Willi?«

      »Na, natürlich, kannst du nicht linsen?«

      »Man erkennt dich gar nicht mehr in deiner feinen Schale! Ich bin der Kalfaktor von deiner Station. Hast du die Toilettenseife in deinem Koffer?«

      »Ja.«

      »Laß mir die da, Mensch. Leg sie unter den Kübel. Ich hol' sie mir gleich aus der Zelle, wenn du raus bist.«

      »Meinethalben.«

      »Aber bestimmt, Willi!«

      »Kannst durch den Spion sehen. Ich hol' sie gleich raus, siehst du ...«

      »Du, Willi, du hast doch auch Tabak? Kannst dir ja gleich wieder welchen kaufen. Leg ihn hin.«

      »Ihr Räuber, ihr!«

      »Mensch, ich hab' noch drei Jahre Knast.«

      »Was ist denn das? Ich habe fünf Jahre gehabt und der Bruhn, der heute rausgekommen ist, elf!«

      »Au wei! Au wei! Der Bruhn! Das weißt du noch nicht?! Mensch, der ganze Bau ist voll davon!«

      »Was denn? Was ist denn mit Bruhn?«

      »Der ist schon wieder drin! Drei Stunden ist er gerade draußen gewesen, ist schon wieder drin!«

      »Du spinnst wohl! Das ist 'ne Scheißhausparole!«

      »Wo's der Hausvater selber erzählt hat! Wie die rausgekommen sind, heute früh, sind sie gleich saufen gegangen. Nur der Sethe ist mit der Bahn abgefahren. Und einer hat gewußt, wo Mädchen sind. Da sind sie

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