Wer einmal aus dem Blechnapf frisst. Ханс Фаллада
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Читать онлайн книгу Wer einmal aus dem Blechnapf frisst - Ханс Фаллада страница 27
»Glaube ich nicht! Glaube ich nie im Leben! Wenn's alle machen, verstehen kann man es ja, aber nicht der Emil Bruhn! Der nicht!«
»Dicke Luft! Rusch!!«
Kufalt springt vom Spion fort, ans Fenster. Draußen hört er den Hauptwachtmeister hinter dem Kalfaktor her schimpfen.
›Ja, es ist doch möglich!‹ denkt Kufalt. ›Emil Bruhn, so ein armes Aas! Immer solche muß es treffen. Immer still gewesen, nie hat er 'ne Stange angegeben, all die elf Jahre nicht – dich haben sie fein angeschissen mit deiner Freude aufs Rauskommen! Und wenn du auch nur ein paar Wochen Knast kriegst, die Bewährungsfrist ist doch verfallen und du fängst noch einmal von vorne an.‹
Er hat Angst, der Willi Kufalt, er fühlt, ihm kann es auch so gehen. Keiner kann so auf sich aufpassen, der rauskommt aus dem Bau, irgendwie ist ihm ein Bein gestellt ...
›Wer einmal aus dem Blechnapf frisst, frisst immer wieder daraus!‹
Kufalt besinnt sich. Er nimmt das Heft von der Wand, das blaue Heft mit dem Auszug aus der Strafvollzugsordnung. Er blättert nur einen Augenblick, dann liest er:
›Bei dem Vollzuge der Strafen sind mit der Zufügung des Strafübels und mit der Aufrechterhaltung von Zucht und Ordnung geistige und sittliche Hebung, Erhaltung der Gesundheit und Arbeitskraft anzustreben. Auf Erziehung zu einem geordneten, gesetzmäßigen Leben nach der Entlassung ist besonders hinzuwirken. Das Ehrgefühl ist zu schonen und zu stärken.‹
Kufalt schlägt das Heft wieder zu: ›Na also‹, sagt er. ›Dann ist ja alles in schönster Butter. Klappt der Laden. Alles richtig, wie es ist. Was so 'ne Leute sich bei so was denken ...‹
14
Es ist dreizehn Uhr fünfzehn. Kufalt steht da mit der Uhr in der Hand. Er wartet. Sein Herz klopft sehr. Schritte kommen, nähern sich, gehen an seiner Zelle vorbei. ›Wenn die mich vergessen, die Lumpen –. Wenn die mich aus Schikane drei Minuten länger warten lassen –!‹
Schritte kommen, nähern sich, machen vor seiner Zelle halt. Papier raschelt. Dann wird der Schlüssel ins Schloß gestoßen, der Riegel geht zurück und Oberwachtmeister Feder sagt gelangweilt: »Na, denn kommen Sie man mit Ihren sieben Zwetschgen, Kufalt!«
Er geht, er sieht noch einmal zurück, gegen den Glaskasten, die Zentrale. Da ist der große Bau mit seinen siebenhundert Zellen, er ist hier zu Haus gewesen, Jahr um Jahr, viele Jahre zu Hause. Um die Ecke späht sein Stationskalfaktor, ob er schon in die Zelle rein kann. Er nickt ihm zu.
Dann durch den Kellergang beim Hausvater vorbei. Hier ist alles still. Kufalt fällt etwas ein: »Ist das wahr, Herr Oberwachtmeister, mit Bruhn? Daß er schon wieder sitzt?«
»Weiß ich nicht habe was gehört, kann aber auch 'ne Scheißhausparole sein.«
»Hier ist er noch nicht wieder?«
»Nee, kann er auch nicht. Muß doch erst zum Richter, der Haftbefehl erläßt.«
Sie kommen über den Vorhof. Im Torgebäude steht Oberwachtmeister Petrow.
»Na, komm, mein Sohn. Komm, viele Pinunse kriegst du.«
In der Wachtstube quittiert Kufalt.
»Steck sie gut weg, deine Pinunse, wirst du brauchen. Warte. Scheine in Geldtasche. So. Hast du schöne Tasche. Daß sie immer voll ist! Und hier in Porteh Silber und hier Messing und hier Kupfer. Und nun komm, mein Jung.«
Sie stehen unter dem Torbogen. Petrow schiebt Riegel um Riegel zurück. Dann nimmt er den Schlüssel.
»Mußt du jetzt loslaufen, ohne Umsehen. Mußt nicht wieder rücksehen auf Kittchen. Spuck' ich dich dreimal in Rücken, mußt du nicht abwischen, ist gut dafür, daß du nicht wiederkommst. – Hau ab, mein Sohn!«
Das Tor geht auf. Kufalt sieht vor sich einen großen besonnten Platz in greller Sonne. Der Rasen ist grün. Die Kastanien blühen. Menschen gehen drüben, Frauen in hellen Kleidern.
Er geht langsam und vorsichtig hinaus ins Licht.
Nein, er sieht sich nicht um.
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