Wer einmal aus dem Blechnapf frisst. Ханс Фаллада

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Wer einmal aus dem Blechnapf frisst - Ханс Фаллада

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      »Eine Hautschere müssen Sie mir auch besorgen, überall kriege ich Reißnägel ...«

      »Da müssen Sie sich am Mittwoch zum Hausvater vormelden. Der hat eine Hautschere. Da werden Sie vorgeführt und können sich die Reißnägel abschneiden.«

      »Wann werde ich denn da vorgeführt?«

      »Wie der Hausvater Zeit hat Sonnabend oder Montag, vielleicht auch schon Freitag.«

      »Meschugge sind Sie!« schreit der andere. »Nächsten Montag, und meine Hände bluten schon jetzt! Das ganze Netz ist blutig, sehen Sie!«

      Er schreit immer lauter.

      Kufalt vor der Tür grinst Er kennt das, wie es ist wenn die Hände von dem scharfen Sisalgarn zu bluten anfangen, und morgens ziehen sich die feinen, harten Fäserchen durch die Risse. Freilich, ihm hat niemand gesagt daß der Hausvater eine Hautschere hat er hat sich die Reißnägel mit zwei Scherben abgeklemmt

      ›Ärgere dich nur, Freundchen‹, denkt er.›Hoffentlich schiebst du einen langen Knast, daß du alles auch richtig lernst. – Mein Kübel stinkt aber wieder mal gemein. Muß ich noch mit Salzsäure reinmachen. Wenn ich heute vor den Arzt komme, muß mir der Lazarettkalfaktor welche ausspucken ...‹

      »Und nun geben Sie mir endlich die zehn Mark. Ich lasse mich nicht dummreden von Ihnen. Mein eigen Geld werde ich doch noch kriegen können.«

      »Machen Sie sich und mich nicht unglücklich, Herr Rosenthal«, sagt der Meister bittend. »Was wollen Sie mit Geld im Bau? Ich besorge Ihnen doch alles, was Sie wollen. Ich kauf' Ihnen auch 'ne Hautschere – aber bar Geld im Bau – das kann ja Kopp und Kragen kosten.«

      »Stellen Sie sich nur nicht so an«, sagt der Gefangene Rosenthal. »Sie sind ja gar kein Beamter, Sie sind doch nicht vereidigt. Sie sind hier bloß von der Netzefirma, um die Arbeit auszugeben. Gar nichts kann Ihnen passieren.«

      »Was wollen Sie bloß mit Bargeld? Das müssen Sie mir wenigstens sagen!«

      »Tabak will ich mir kaufen.«

      »Das ist bestimmt nicht wahr, Herr Rosenthal. Tabak können Sie doch von mir kriegen. Wozu wollen Sie das Geld?«

      Der andere schweigt.

      »Wenn Sie es mir sagen, so sollen Sie es kriegen. Aber ich will wissen, wer es kriegt und wofür. Manche sind, die sind stiekum, da kann man es machen.«

      »Stiekum?«

      »Die machen keine Lampen, Herr Rosenthal, die hauen uns nicht in die Pfanne, die scheißen uns nicht an, die verpfeifen uns nicht – die verraten uns nicht. So heißt das hier.«

      »Ich will Ihnen sagen«, flüsterte der andere – und Kufalt muß sein Ohr ganz dicht an den Türspalt legen, um zu verstehen –, »aber Sie dürfen nichts verraten. Da ist ein großer Schwarzer, ein Gewalttätiger, sage ich Ihnen, der schlägt mich tot, wenn ich ihn verrate, hat er mir gesagt. In der Heizung ist er, er hat sich an mich herangemacht, in der Freistunde ...«

      »Der Batzke«, sagt der Meister. »Da haben Sie den richtigen Ganoven gefaßt.«

      »Er hat mir versprochen, wenn ich ihm zehn Mark gebe – Meister, Sie verraten uns nicht, nein? Gerade gegenüber von meinem Fenster, auf der anderen Seite von der Straße, jenseits der Mauer, steht ein Haus.« Der Rosenthal schluckt, holt tief Atem. Dann: »Ich kann gerade in die Fenster reinsehen. Und zweimal habe ich dort 'ne Frau gesehen. Und der Schwarze hat mir geschworen, wenn ich ihm die zehn Mark gebe, so steht sie morgen früh um fünf am Fenster, ganz nackt, und ich darf sie sehen. Ach, Meister, geben Sie die zehn Mark! Ich komme hier um, ich bin schon halb verrückt! Meister, Sie müssen!«

      »Diese Jungen«, sagt der Netzemeister bewundernd und stolz, »was die für Dinger drehen! Aber wenn der Batzke es Ihnen sagt, der macht es! Und der verpfeift uns auch nicht. Hier haben Sie ...«

      Kufalt zwängt den Fuß in den Spalt, drückt die Tür auf, ist mit einem Schritt drin, sagt halblaut: »Kippe oder Lampen?« und steht abwartend.

      Die starren verdonnert. Der Meister mit seinen vorquellenden Fischaugen, dem runden Gesicht, dem Walrossbart, hat seine Brieftasche in der Hand. Er glotzt. Unterm Fenster, bleich, gedunsen, schwarz, etwas fett, steht der neue Netzekalfaktor Rosenthal und hat Angst.

      Kufalt setzt mit einem Ruck den Kübel ab.

      »Keine langen Geschichten, Meister, oder ich verpfeif dich, daß du selber Knast schiebst. Hier von wegen dem alten Netzekalfaktor Arrest besorgen und den Speckjäger ins Fett setzen. – Hab doch keine Angst, du dummes Schwein, es kostet ja bloß dein Geld! Ich bin morgen früh um fünf selber am Fenster. Also raus, Meister, mit der Marie! Kippe? Teilen können wir nicht, ich weiß ja nicht, wieviel du gekriegt hast. Ich bin billig; hundert Mark!«

      »Da ist nichts zu machen, Rosenthal«, sagt der Meister gottergeben. »Das Geld müssen wir ausspucken, wenn Sie nicht mindestens acht Wochen Arrest schieben wollen. Der Kufalt ist so.«

      »Kalt ist es da, Jungchen«, grinst Kufalt »Lieg du mal erst drei Tage auf der Steinpritsche, da wird dir das Mark in den Knochen zu Eis. Also wie wird's?«

      »Sagen Sie ja, Herr Rosenthal«, drängt der Meister.

      Zwei Glockenschläge hallen durchs Haus. Auf der ganzen Station rührt es sich, Riegel knallen ...

      »Nu aber fix – oder ich bin in einer Minute beim Hauptwachtmeister!«

      »Sagen Sie doch ja, Herr Rosenthal!«

      »Ich hetze den Batzke auf dich, du dickes Schwein, der ist mein Kumpel. Der beißt dir die Nase ab.«

      »Bitte, sagen Sie ja, Herr Rosenthal!«

      »Also geben Sie ihm ... aber ich trage den Schaden nicht allein, Meister!«

      »Handgeld«, sagt Kufalt und spuckt auf den Hunderter. »Übermorgen bin ich draußen, Dicker, da denke ich bei den kleinen Mädchen an dich. – Du, Meister, stell mir den Kübel auf die Zelle während der Freistunde. Und Salzsäure stellst du daneben, sonst donnert's! Morgen!«

      Kufalt huscht über den Gang in seine Zelle.

       4

      Lärmend, klappernd, schwatzend sind achtzig Gefangene die vier Eisentreppen hinuntergeschusselt zum Erdgeschoß. Nun, am Tor zum Freihof, stehen zwei Wachtmeister und wiederholen wie die Automaten: »Abstand nehmen! Es wird nicht gesprochen. Nehmen Sie Abstand! Wer spricht, kriegt eine Anzeige.«

      Die Gefangenen schwatzen doch. Nur in nächster Nähe der Wachtmeister werden sie stumm, aber kaum vorbei, unterhalten sie sich schon wieder in jenem lauten Flüsterton, der gerade über fünf Schritte Abstand reicht und bei dem nur der Mund nicht bewegt werden darf, denn das ist Grund zu einer Anzeige.

      Kufalt ist hoch in Form. Er unterhält sich gleichzeitig mit Vorder- und Hintermann, die von ihm, dem Drittstufler, Neues hören wollen.

      »Das ist eine Scheißhausparole, daß die zweite Stufe jetzt auch zum Radio darf. Glaub doch so was nicht, Mensch!«

      – – –

      »Ja, übermorgen

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