Neues zu Erntedank und Weihnachtszeit. Michael Voigt
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Spielerin 2 und Spieler 3: Das ist eben so. Basta!
Spieler 1: Nein. Über allen steht nämlich Gott. Der hat mir den Acker gegeben, hat die Saat aufgehen lassen und hat mir eine gute Ernte beschert. Ohne Gott könnte keine Behörde der Welt etwas ausrichten.
Gott braucht Sie alle nicht, um Nahrung wachsen zu lassen. Aber wir brauchen Gott. Und deswegen sollten wir ihm dafür danken. Genau darum bin ich so gut gelaunt.
Das Erntedankfest der Zukunft
Moderatorin: Herzlich willkommen, liebes Publikum im Fernsehstudio. Ich habe ich mir einen Gast eigeladen, den Sie bereits aus anderen Sendungen kennen dürften. Bitte begrüßen Sie mit mir Herrn Theo Loge!
(Applaus-Schild)
Moderatorin: Herr Loge! Unser heutiges Diskussionsthema lautet: Das Erntedankfest der Zukunft. Warum glauben Sie, dass darüber Gesprächsbedarf besteht?
Theo Loge: In Sprüche 27,1 sagt die Bibel: Rühme dich nicht des morgigen Tages, denn du weißt nicht, was der Tag bringt. Die Heilige Schrift weißt uns also darauf hin, dass nichts vorhersehbar ist. Wir müssen uns daher auch auf eine Veränderung traditioneller Veranstaltungen einstellen.
Moderatorin: Aber bitteschön was soll sich denn an einem Erntedankfest ändern? Seit Jahrhunderten freuen sich Menschen über die gute Ernte und danken Gott dafür.
Theo Loge: Sehen Sie, so ähnlich dachten die Menschen noch vor 100 Jahren auch, wenn es um die Ernte ging. Keiner konnte damals ahnen, dass es einmal Mähdrescher geben würde. Inzwischen fahren diese Maschinen sogar allein über das Feld, nur noch über GPS-Daten gesteuert. Alles ändert sich, auch in der Landwirtschaft!
Moderatorin: Ja gut, das ist eben der technische Fortschritt. Aber warum sollte sich am Danken selbst etwas ändern?
Theo Loge: Sehen Sie, heute wird alles auch aus ökologisch-wirtschaftlicher Sicht betrachtet. So ein Erntedankgottesdienst wird daher bald völlig unzeitgemäß sein. Bedenken Sie nur den hohen Energieverbrauch, den eine solche Versammlung erzeugt: Strom, Heizgas und so weiter. Und man braucht oft irgendein Verkehrsmittel, um überhaupt hierher zu kommen…
Moderatorin: Und wie wird das Erntedankfest Ihrer Meinung nach künftig aussehen? Verzichten wir auf den Dank?
Theo Loge: Keinesfalls! Kolosser 2,7 fordert uns auf: Seid reichlich dankbar! Man wird das Problem daher vermutlich digital lösen.
Moderatorin: Digital?
Theo Loge: Natürlich! Die Gläubigen installieren künftig einfach eine Erntedank-App auf ihrem Smartphone. In Chatrooms, Foren und Sozialen Netzwerken können sie sich dann ja auch untereinander austauschen. Beispielsweise verabreden sich die Glieder einer Kirchgemeinde dann per WhatsApp zum gemeinsamen Singen des Liedes: „Nun danket alle Gott“…
Moderatorin: Ist das nicht ein bisschen zu unpersönlich?
Theo Loge: Da stimme ich Ihnen zu! Doch der Fortschritt macht auch vor den Kirchen nicht halt. Heute kann man in einigen Kirchen bereits online spenden. Da gibt es keinen Klingelbeutel mehr. Das ließe sich auch beim digitalen Erntedankfest gut umsetzen.
Moderatorin: Das ersetzt doch aber keinen Gottesdienst! Die Gemeinschaft der Gläubigen, die persönliche Begegnung, das erhebende Gefühl gemeinsamer Anbetung…
Theo Loge: Ich verstehe Sie ja. Mir gefällt das auch nicht so recht. Aber Sie werden sehen, bald brauchen wir zur Abwehr der Terrorgefahr eine Genehmigung für Gottesdienste. Da kann man sich auch gleich im Internet treffen. Das spart Kosten und erleichtert dem Staat auch die Überwachung!
Moderatorin: Aber so richtig mit Erntedank, den Gaben auf dem Tisch und dem Anblick so vieler leckerer Sachen hat das auch nichts mehr zu tun, oder?
Theo Loge: Leckere Sachen? Ich vermute, auch die Landwirte und Kleingärtner werden sich den neuen Gegebenheiten stellen müssen…
Moderatorin: Wie das?
Theo Loge: Sehen Sie, selbst der ökologische Anbau schädigt die Umwelt. Die Tierhaltung erzeugt Methan, die Pflanzenproduktion wiederum bewirkt jede Menge Feinstaub. Es wird daher nicht mehr lange dauern, da gibt es vielleicht eine Steuer auf Bio-Produkte.
Moderatorin: Malen Sie da nicht ein bisschen zu schwarz? Irgendwie müssen Lebensmittel ja angebaut werden!
Theo Loge: Nach Ansicht einiger Naturschützer ist es viel sinnvoller, Nahrung im Labor zu züchten. Die berühmte Tomate aus dem Reagenzglas also. In Form und Farbe optimiert! Dadurch wird die Natur geschont, und es gibt keine Verluste durch Schädlinge. So sagen es zumindest diese Umwelt-Leute…
Moderatorin: Aber ist dann ein Erntedankfest nicht sinnlos geworden? Wir würden uns dann nicht mehr auf Gott verlassen, treffen uns nur noch im Internet und essen Sachen aus dem Labor! Wofür dann noch danken?
Theo Loge: Das weiß ich auch nicht so richtig. Ich weiß nur, dass ich heute sehr dankbar bin!
Moderatorin: Wofür denn zum Beispiel?
Theo Loge: Ich bin dankbar, dass die von mir befürchteten Zustände noch keine Realität sind.
(Applaus-Schild)
Der Kaktus auf dem Erntedanktisch
Auf dem Erntedanktisch herrschte wieder einmal großes Gedränge. Sattgelbe Bananen, kräftig rote Kirschen, reife Tomaten und tiefgrüne Gurken tummelten sich neben prallen Pflaumen, prächtigen Weintrauben und imposanten Kartoffeln. Mittendrin in dem Durcheinander tummelte sich sogar ein knusprig braunes Brot. Auch ein dicker Kürbis war gekommen. Gemeinsam mit seiner Cousine, der Melone, saß er, erschöpft vom weiten Weg, ganz hinten auf dem Erntedanktisch und lehnte sich an eine Wand.
Alle waren sie gekommen, um Gott zu loben und für das gute Ernteergebnis zu danken. Der Herr hatte sie vor Frost, Hagelschlag und Sturm bewahrt. Er hatte zur rechten Zeit Sonne und Regen gesandt und Wühlmäuse, Schnecken, Stare sowie Insekten gerade einmal so viel naschen lassen, dass auch diese satt werden konnten.
Nun lagen, standen und saßen sie also da, die Früchte des Feldes, der Gärten und Haine. Sie freuten sich und übertrafen sich gegenseitig im Gotteslob.
Okay, ein bisschen Eitelkeit war auch dabei. Wer war der oder die Schönste? Und wen liebte Gott wohl am meisten?
Den schlanken, eleganten Spargel etwa, die zarten Getreidehalme oder doch eher die kleinen, knubbeligen Pilze?
Das feurige Orange der Möhren wetteiferte mit dem leuchtend gelben Mais um die Aufmerksamkeit des Schöpfers, während die kleinen Erdbeeren