GEN CRASH. Peter Schmidt

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– mit 'nem Eisbeutel auf dem Kopf! Gott, sicher war ich in Kambodscha. Und wir waren nicht gerade nett zu den Eingeborenen. Aber die Gegenseite war auch nicht nett zu uns."

      "Sie sind das Opfer falscher Verdächtigungen, was?"

      "Ich bin ein Dreckskerl, um es klar herauszusagen. Ich bin einer dieser miesen kleinen Geheimdiensttypen, die ihre eigenen Eier – und die ihrer Freunde dazu – als türkische Delikatesse verhökern würden, wenn es nur genug Silberlinge dafür gäbe. Das wollen Sie doch hören?" Er setzte sich an den Tisch und goss uns aus der Porzellankanne Kaffee ein, dabei zeigte er auf den gegenüberliegenden Stuhl.

      "Ich mag Ihre vulgären Bemerkungen nicht, Sehlen."

      "Also gut, nun setzen Sie sich schon. Ist auch nicht mein Stil – Sie haben mich herausgefordert. Wir sollten kooperieren, das wäre für beide Seiten ersprießlicher." Er streckte seine sonnengebräunte Hand aus. "Nennen Sie mich Ronald. Ihr Vorname ist, glaube ich ?"

      "Den kennen Sie doch genauso gut wie ich."

      "Sie spielen darauf an, dass man sie in Ihrer Jugend immer damit gehänselt hat?"

      "Mein Vater war ein religiöser Eiferer", sagte ich ohne sonderliche Neigung, das Thema zu vertiefen.

      "Er verehrte Ambrosius als Kirchenlehrer. Das gab den Ausschlag."

      "Er setzte gegen den Willen meiner Mutter durch, dass ich diesen Namen bekam. Auf dem Amt riet man ihnen dringend davon ab. Es wurde die Hölle für mich, wie erwartet. In der Schule und auch später."

      Sehlen nickte, als sei er bestens darüber informiert. Mir kam der Gedanke gar nicht mehr so abwegig vor, die Panne des Taxis damals könnte von ihm inszeniert worden sein, um in Ruhe meine Frau auszuhorchen. Er schien keine Ahnung davon zu haben, dass ich später den Vornamen Adrian angenommen hatte. Selbst einige meiner engsten Freunde ahnten nicht, dass ich Ambrosius hieß. Ich war mir sogar nie zu schade gewesen, meinen Pass eilig verschwinden zu lassen, zum Beispiel nach der Passkontrolle, wenn jemand sagte:

      "Lass doch mal einen Blick auf dein altes Foto werfen, Adrian." Oder wenn ich ihn an der Hotelrezeption vorlegen musste:

      "Hübscher alter Pass. Bestimmt tausend Stempel drin, bei deinem Pensum an Fernreisen, Addi? Darf ich ?"

      Es mag seltsam klingen, aber vielleicht war dieser – in den Augen mancher Leute nichtige – Grund auch der Anlass dafür gewesen, dass ich später soviel Gefallen an jenem Spiel mit falschen Pässen fand, das man in unseren Kreisen zu höchster Vollkommenheit perfektioniert hat.

      "Ronald ist auch nicht viel besser. Hat mir irgendein dummdreister Stiefvater angehängt, der gleich nach meiner Geburt zur Stelle war. Seines Zeichens in die Briten vernarrter Handlungsreisender zwischen Ostende und Dover. Das Anglophile saß ihm in den na ja, reden wir nicht mehr darüber.

      Er vertrieb eine sensationelle neue Art von Korkenzieher, die seine Großeltern vor etwas mehr als dreißig Jahren im Riesengebirge erfunden hatten."

      "Ronald hat 'nen unangenehmen Beigeschmack", bestätigte ich. "Erinnert zu sehr an die konservativen Zeiten der amerikanischen Außenpolitik."

      "Ich weiß, dass Sie Gorbatschows Politik aus heimlicher Seelen- und Geistesverwandtschaft studieren, Ambrosius. Da sollten Sie mir nichts vormachen – ich bin nicht Forum. Dem können Sie weismachen, Sie seien eigentlich ein waschechter Hardliner. Ihre Tochter ist doch mit 'nem ehemaligen Bürgerrechtler liiert, oder?

      Neunundachtzig, noch zu Zeiten des starrköpfigen alten Stamm-Saarländers mit Schimpf und Schande aus der Republik geflogen, hab ich recht? Hat sich in Leipzig an seinen Protestkerzen gründlich die Finger verbrannt."

      "Sie machen Ihrem Ruf alle Ehre, Sehlen."

      "Ich bin nun mal ein unbestechlicher Zeitzeuge, und da nehme ich uns selbst nicht aus. Sie liegen ganz gut im Rennen, Amb. Sie gehen still und beharrlich Ihrer Arbeit nach, Sie machen kein Trallala, aber alle nehmen Ihre Meinung ernst. Sie sind so was wie die unauffälligste graue Eminenz in Forums Laden, die es je gegeben hat."

      "Unsinn, da unterschätzen Sie meinen Einfluss gewaltig."

      "Und dahinter steckt – wenn ich mal raten darf – Ihre Frau, oder?"

      "Margrit kümmert sich nicht um meine Arbeit."

      "Ich meine natürlich indirekt. Sie hält Sie der höchsten Weihen für würdig. Sie möchte liebend gern aus Ihnen den König machen. Ihre eigene Unzufriedenheit, Kochtopf, Haushalt, treibt sie dazu, Ihnen diese Flausen in den Kopf zu setzen, Amb. Sie ist 'n bisschen autoritär, und Sie sind eher der stille Typ. Gibt 'n gutes Gespann ab. Auf die Weise ist schon Weltgeschichte gemacht worden."

      "Nennen Sie mich nicht Amb."

      "Schlagen Sie sich erst mal den Bauch mit dem köstlichen Zeug da voll – hebt die Seelenlage! Wäre ich Mediziner, würde ich sagen: Alles Chemie, mein Lieber. Der Mensch ist ein Chemismus, hab ich mal irgendwo gelesen. Der Einfluss der Cremeschnitte auf die hintersten Gehirnwindungen – den sollte mal einer untersuchen, nicht immer diesen Schmant von frühkindlichem Liebesentzug."

      Manchmal hatte ich den Eindruck, er gebärde sich bloß als Ungeheuer, um mich nachher damit überraschen zu können, dass er ganz harmlos war.

      Wir aßen schweigend. Er beobachtete mich aus zusammengekniffenen Augen und ließ seinen Blick über den Umriss meines Gesichts wandern, als sei es eine Landkarte. Er machte sich ein Bild von mir. Dass ich ihm Paroli bot, schien ihn nicht sonderlich zu beeindrucken. Sehlen war sich seiner Überlegenheit bewusst, das spürte man bei jeder Geste.

      Er wollte klare Verhältnisse schaffen. Forum höchstpersönlich hatte mich zu diesem unerquicklichen Treffen abkommandiert, also würde ich mich wohl fürs erste damit abfinden müssen. Er schätzte es nicht, wenn man sich vor einer Aufgabe zu drücken versuchte. Dann witterte er sofort irgendeine Schwäche oder Allergie. Und Allergien, ob politischer oder persönlicher Art, behandelt man am besten mit einer Überdosis des Allergens.

      "Sie wirken plötzlich so nachdenklich, Amb?"

      "Sollten wir jetzt nicht endlich mal zur Sache kommen, Ronald? Sie tischen mir Sahnetorte auf, ich schütte den Kaffee wie russischen Wodka in mich hinein. Mein Magen und meine Eingeweide kommen langsam in Wallung, von meinen Hirnwindungen ganz zu schweigen …"

      "Forum hat Ihnen doch das Schlüsselwort genannt, oder?" Er drehte interessiert den Kopf. Er sah irgendwie raubäugig aus dabei, wie eine Katze, die, eher aus Jagdinstinkt als aus Appetit, zum tödlichen Nackenbiss ansetzte. Oder wie ein englischer Pointer, der sein Karnickel foppte, bevor er sich dafür entschied, dem ungleichen Spiel ein grausames Ende zu bereiten.

      "Schafspelz, ja."

      "Sprechen Sie das Wort um Gottes willen nie in der Öffentlichkeit aus. Schafspelz ist so geheim, dass es darüber nicht einmal Aufzeichnungen gibt."

      "Also gut, fangen wir ganz von vorn an." Ich deutete durch das Fenster in die Dünen. "Da draußen stehen doch jetzt ein paar von unseren Leuten und sichern die Kommandozentrale, oder? Wie viele sind wir?"

      "Hauptsächlich Sie und ich", sagte er. "Wir haben ein paar Zuarbeiter. Fahrer, Boten, Hauspersonal. An den Fäden ziehen nur wir beide." Er lachte, als bekomme er einen Erstickungsanfall. Der Gedanke (oder das, was er wirklich dachte) schien überaus amüsant für ihn zu sein. Ich versuchte der Vorstellung

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