Dunkle Wolken über Bernice. Heidi Christina Jaax

Чтение книги онлайн.

Читать онлайн книгу Dunkle Wolken über Bernice - Heidi Christina Jaax страница 5

Автор:
Серия:
Издательство:
Dunkle Wolken über Bernice - Heidi Christina Jaax

Скачать книгу

diese noch trauriger machte. Mit traurigem blick sah sie zu ihm auf: „Willst du mich nun auch noch verlassen? Ohne dich kann ich mir Bernice nicht mehr vorstellen! Wo willst du denn hin?“ „Nach Argentinien, wo jeder mit seiner Hände Arbeit sich etwas Eigenes schaffen kann und wo man nicht schon bei seiner Geburt einen vorbestimmten Platz hat, ganz gleich was man zu leisten in der Lage ist. Wozu hast du mich rechnen und schreiben gelehrt, wenn ich später Stallmeister werde und diese Fähigkeiten kaum nutzen kann, außer bei der Futterbestellung und dem Führen des Zuchtbuchs. All die Bücher welche ich von dir erhielt, haben mir eine Welt eröffnet, an der ich teilhaben möchte. Ich glaube fest daran, dass es meine Bestimmung ist fortzugehen!“ „Aber Jules, du bist doch noch ein Knabe und musst deinem Vater gehorchen, wovon willst du denn leben in der Fremde?“ „Ich verdiene mir doch schon seit Jahren meinen Unterhalt selbst, das kann ich woanders ebenso. Und die Kosten für die Überfahrt kann man sich auch durch Arbeit an Bord eines Schiffes verdienen.“ „Bitte Jules, verlass du mich nicht auch noch, versprich es mir.“ Jules seufzte und versprach schließlich: „Solange du mich hier brauchst, bleibe ich natürlich. Aber irgendwann wird man dich zur Ausbildung als Dame in ein nobles Institut schicken.“ „Ach nein, was soll ich denn dort, das ist nur etwas für so aufgeputzte Gänse wie Marianne und Babette. Die eine schwärmt schon davon und die andere kann es auch kaum erwarten. Ich würde eingehen wie eine Primel, wenn man mich in so eine Institution stecken würde, ohne die weiten Felder, den Wald, den Fluss, die Pferde und ohne dich!“ Daraufhin herrschte Schweigen, denn es war alles gesagt worden.

      Kurz darauf wurden Amelies Gedanken in andere Bahnen gelenkt, denn der Baron war heimgekehrt, in seiner Begleitung befand sich seine junge Frau, die neue Baronin Bernice. Er hatte sie auf seinen Reisen kennengelernt und in der Ferne in aller Stille zur Gemahlin genommen. Sie war eine zarte, blonde Elfe, mit leiser Stimme und einem freundlichen Lächeln auf ihrem Lieblichen Gesicht. Sie gefiel Amelie auf Anhieb und ihre Sympathie wurde erwiedert. Mit Erstaunen sah Amelie ihren Vater wieder lächeln, mitunter sogar lachen und seine neue Gemahlin Claire, welche aus verarmtem alten Adel abstammte, betete ihn unübersehbar an.

      Das Leben auf Bernice war wieder in geordneten Bahnen und alle waren außer sich vor Freude, als ein Jahr später der kleine Henri das Licht der Welt erblickte. Amelie, welche im Alter von zehn Jahren schon eine große Schwester war, liebte den kleinen Kerl, sie hegte und umsorgte ihn liebevoll. So manches Mal wenn sie ihn im Arm hielt, versprach sie ihm: „Ich werde immer für dich sorgen und aufpassen, dass dir kein Leid geschieht!“ Er wuchs zu einem freundlichen und offensichtlich intelligenten Kleinkind heran und machte vor allem den Baron stolz und glücklich, der nun endlich einen Stammhalter und Erben hatte.

      Doch wie immer, wenn alles zu schön ist, geschehen unvorhergesehene Dinge, die alles verändern. Vorboten des kommenden Unheils stellten drei uniformierte Reiter dar, welche den Baron an einem sonnigen Tag im Frühling aufsuchten. Sie blieben nur einige Stunden, welche sie mit dem Baron in der Bibliothek verbrachten. Im Anschluss genossen sie eine kleine Erfrischung und ritten dann im Eiltempo wieder davon. Später am Tage rief der Baron seine Frau und seine Tochter zu sich und teilte ihnen mit, dass ein Krieg ausgebrochen war, die Reiter waren Abgesandte des Monarchen. Sie legten dem Baron im Namen ihres Herrn nahe, sich als Offizier für das in Eile aufgestellte Heer zur Verfügung zu stellen. Dies war eine Frage der Ehre und konnte nicht abgelehnt werden. Obwohl es dem Baron sehr schwerfiel die Seinen zu verlassen, hatte er sich selbstverständlich bereitgefunden eine Kompanie zu führen. Der Tag seines Einrückens in die Armee stand bereits fest und lag in naher Zukunft.

      Im Nahmen der Ehre

      Eilig wurde eine Feldausrüstung zusammengestellt, eine neue Uniform geschneidert und alles notwendige für Haus und Hof verfügt. Dem Verwalter Bernard wurden unzählige Anweisungen diktiert, jedes noch so kleine Problem im voraus erahnt und geregelt. Schließlich nahte der Tag des Abschieds, Claire umarmte ihren Gemahl ein letztes Mal unter Tränen, Amelie nahm ruhig und sanft von ihrem Vater Abschied, ihre geheimen Ängste tapfer verbergend. Nur der kleine Henrie hatte den Ernst der Lage mit dem fröhlichen Gemüt eines Kleinkindes noch nicht erfasst und krähte vor Vergnügen auf dem Arm des Vaters und kniff ihn in die Wange. Der Baron selbst gab sich gefasst, obwohl auch ihm der Abschied schwerfiel. Die Trennung von seiner Familie setzte ihm mehr zu, als er zeigen durfte. Er war schließlich ein Mann, Vorbild und zugleich Respektsperson für das Gesinde. Schließlich ritt er mit prall gefüllten Satteltaschen auf Hector, dem stärksten Hengst aus den Pferdestall, ein letztes Mal grüßend davon.

      Das Leben schien still zu stehen auf Bernice, die Jahreszeiten wechselten und es war wiedereinmal Frühling. Trotz dem Erwachen der Natur, welches sich an sprießendem grün überall zeigte und der Aussaat auf den Feldern, dem zahlreichen Nachwuchs in den Ställen, war die Freude darüber doch verhaltener als sonst. Amelie machte wieder vermehrt ihre Streifzüge mit Jules zu den Felsen am Fluss, so manches Mal nahmen sie den kleinen Henrie mit und brachten ihm allerlei über die Pflanzen und Tiere in der Natur bei. Der kleine Kerl hatte schnell begriffen, dass er Ziel und Begleitung bei diesen Ausflügen nicht an die große Glocke hängen durfte, weil dann der Spaß unweigerlich vorbei war. Offiziell spielte er mit Amelie im Park, da kein Kindermädchen im Schloss beschäftigt war und alle anderen zur genüge mit Arbeit versorgt waren, drängte sich auch niemand als Begleitung oder Aufsichtsperson auf.

      An einem dieser Tage fragte der kleine Bursche: „Amelie, warum ist Papa so lange weg?“ „Ach Henrie, er musste in den Krieg ziehen für den König, dem er zum Gehorsam verpflichtet ist.“ „Was ist Krieg?“ Amelie überlegte eine Weile um eine altersgerechte Erklärung für den zweijährigen Henrie zu formulieren. „Also Krieg ist, wenn zwei Könige ein Stück Land beanspruchen, aber einer hat Unrecht. Sie sammeln ihre Untertanen, kämpfen gegeneinander und der Sieger bekommt dann das Land.“ „Gewinnt denn immer der Richtige den Kampf?“ „Ich hoffe schon, da muss man auf Gott vertrauen, dass er die Geschicke in die richtige Bahn lenkt.“ Das war allerdings eine frage, welche Amelie schon oft beschäftigt hatte, denn auch der Sieger hatte große Verluste an Menschenleben und sie sorgte sich sehr um ihren Vater. Sie hoffte inständig, dass er sich nicht zu großen Gefahren aussetzte.

      Zur Erntezeit war die Freude groß, den der Baron kam zu einem kurzen Fronturlaub nach Hause. Das ganze Schloss wurde geputzt, die Gartenanlagen aufs Beste gejätet und die Büsche beschnitten. Baronin Claire ließ für sich und die Kinder neue Kleidung anfertigen. Madame Rodrig kochte zu diesem Anlass ein Festmahl und nun waren alle in freudiger Erwartung auf seine Heimkehr.

      Amelie hatte auf ihrem Fenstersitz Position bezogen, von wo sie einen guten Überblick über den gesamten Hof hatte. Schließlich nach stundenlangem Warten hörte sie endlich Hufschläge in der Pappelallee und kurze zeit später auch auf dem Pflaster unterhalb des Torbogens. Mit wehenden Haaren und so schnell sie ihre Füße trugen, eilte sie nach unten um ihn zu begrüßen. Doch Claire hing schon vor Freude strahlend in seinem Arm, der kleine Henrie drängte sich an deren Beine und wurde emporgehoben. Als der Baron Amelie erblickte, strahlte er: Mein großes Mädchen, du bist ja eine richtige dame geworden und bildhübsch noch dazu!“ Amelie flog in seine ausgebreiteten Arme, sie war glücklich ihn wieder zu Hause zu haben und betrachtete sie ihn ihn kritisch von oben bis unten. Er war schmal geworden und in seinem Mundwinkeln zeigten sie zwei tiefe Furchen, welche vorher nicht dort zu finden waren. Auch sein Haar war sehr stark ergraut und er machte einen fahrigen Eindruck. In den ersten tagen aß er wenig und schlief viel, er war wohl von dem langen Heimritt noch erschöpft. Dann aber begann er auf Hector über die Ländereien zu reiten, denn es war ja schließlich Erntezeit. Doch Bernard hatte alles aufs Beste geregelt, sodass er sich in den drei Wochen seines Urlaubs ausgiebig der Familie widmen konnte. Besonders der kleine Henri war ihm ständig auf den Fersen, obwohl er zu Beginn ein wenig gefremdelt hatte, da er ja bei der Abreise des Vaters noch sehr klein war und keine rechte Erinnerung mehr aus dieser Zeit besaß. Der kleine Kerl erstaunte den Vater mit den kürzlich erworbenen Kenntnissen und dieser platzte bald vor Stolz über seinen aufgeweckten Sprössling. Mit Amelie führte er lange Gespräche auf den Inspektionsgängen in den Höfen, und

Скачать книгу