Menosgada. Werner Karl

Чтение книги онлайн.

Читать онлайн книгу Menosgada - Werner Karl страница 18

Автор:
Серия:
Издательство:
Menosgada - Werner Karl

Скачать книгу

Luft in seine Lungen zu bringen und sog kalten, verbraucht riechenden Brodem ein. Trotzdem erschien ihm jeder Atemzug wie eine Verheißung.

      Dann lag er still und lauschte seinem eigenen Atmen.

      Als würde er eine der letzten Nächte erneut erleben, riss er die Augen auf und starrte in die Dunkelheit.

      Er hörte jemanden – oder etwas – atmen.

      Und sprechen.

      »Bist du also endlich gekommen.«

      Feidlim erkannte sofort die Stimme an ihrem Klang wieder. Und jetzt verstand er jedes Wort! Für einen letzten Moment glomm der Gedanke in ihm auf, dass er verloren war, wenn er auch nur noch einen Herzschlag in dieser Höhle bliebe. Wenn er auch nur noch eine einzige Silbe dieser entsetzlichen Stimme hören würde … Doch der Moment verging, ohne dass sich Feidlim bewegt hätte. »Ja.« Mehr vermochte er nicht mit seinen trockenen Lippen zu sagen.

      »Hast du mir etwas mitgebracht?«

      »Ja … Meister.« Feidlim tastete im Dunkeln nach seinem Sack, der ihm beim Sturz entfallen war. Zu seiner Freude fand er ihn fast sofort und zog ihn zu sich.

      »Dann gib uns zu essen!«

      Feidlim glaubte in der Finsternis ein leises Zischeln zu hören, war sich aber nicht sicher. Er nestelte unbeholfen an der Schnur, mit der der Sack verschlossen war und öffnete ihn. Mit schnellem Griff langte er hinein, entnahm ein Stück des Inhalts und hielt es in die Dunkelheit. Fast sofort spürte er ein Tasten von dünnen Fingern, die sich eher wie dürre Äste anfühlten.

      Dann begriff er.

       Diese Hand besteht nur nacktem aus Gerippe. Kein Fleisch …

      »Leg meiner Freundin auch etwas hin!«

      Noch einmal fasste Feidlim in den Sack und nahm etwas heraus. Mit zitternden Fingern legte er ein totes Huhn zu Boden und stieß es mit einer Fußspitze in Richtung des Zischelns.

      »Gut.«

      Das Zischeln verklang. Dafür nahm sein Gehör ein Schlucken und Würgen wahr, das aus zwei unterschiedlichen Richtungen kam. Feidlim hatte in seinem Leben noch nie etwas Schrecklicheres vernommen. Er erwartete schon, dass die Stimme weitere Nahrung fordern würde, doch dann glommen in einigem Abstand zwei kleine Punkte vor ihm auf. Sie flimmerten und schienen noch schwach zu sein.

      »Mehr!«

      Der Druide nahm den Sack und schüttete den Rest auf den Boden. Nach einem Zeitraum, der nach seinem Empfinden auch Tage hätten sein können, verstummte das Mahlen von Zähnen, das Splittern von kleinen Knochen und trockene Schlucken. Dafür waren die Lichter ein wenig größer geworden. Mit nicht wenig Grauen verfolgte Feidlim, wie sich die Lichter auf die Höhe eines stehenden Mannes erhoben. Dabei klirrte verhalten Metall und schlugen Knochen an Eisen.

      »Wie ist dein Name, Sklave?«

      »Feidlim … Meister.«

      »Dann knie dich nieder, Feidlim und nimm meine nächsten Befehle entgegen! Diese Nahrung war gut, aber nicht von der Art, die mir am besten schmeckt. Du wirst mir mehr davon bringen … aber lebend! Fleisch für Fleisch.«

      »Ja, Meister.«

      »Und du wirst nicht nur Tiere töten. Ich brauche Seelen, um wieder völlig auferstehen zu können. Je mehr, desto besser. Je jünger, desto besser. Je blutiger, desto besser. Hast du das verstanden, Feidlim?«

      »Ja, Meister, ich habe verstanden. Ich tue, was du befiehlst.«

      Kapitel XIII: Tougener

      Alaric wusste nicht, was ihn mehr frustrierte. Die hilflose Sorge um seine Tochter, der abgeschlachtete fremde Junge, seine getöteten Jäger und natürlich die Späher der Germanen. Oder das Auftauchen mindestens eines Schwarzen Reiters. Und dem, was dieses Auftauchen bedeuten konnte. Wenn die Legende Recht behielt, dann standen ihm und seinem Volk schwere Zeiten bevor.

      Er hatte vorgehabt, sich mit dem Druiden Feidlim zu beraten, ihn nach mehr Details der Legende zu befragen. Vor allem die genauen Umstände, die es seinem Vorfahren ermöglicht hatten, den Schwarzen Druiden in den Berg einzuschließen. Feidlim musste als Druide davon wissen.

      Alaric wusste genau, welcher Berg dies war. Es genügte nur ein Blick über das Tal des Menos. Wie ein beständiger Stein in seinem Bauch wog das Wissen um diese Gruft schwer in ihm. Aber Feidlim war seit Tagen verschwunden. Nun war es nicht ungewöhnlich, dass der Druide sich um seine eigenen Angelegenheiten kümmerte und natürlich frei gehen und kommen konnte, wie es ihm beliebte. Doch ausgerechnet jetzt, da ihn sein Fürst am dringendsten brauchte, war er nicht da.

      Also hatte sich Alaric mit zehn Männern auf den Weg gemacht, um die nächste Siedlung der Tougener aufzusuchen.

       Streitaxtleute … ein respektvoller Name. Sie wissen mit ihren Äxten umzugehen.

      Andererseits zeugte es auch von dem bescheidenen Wohlstand – wenn man dieses Wort überhaupt benutzen wollte – der Tougener.

       Nun, diese Tougener sind nicht der Hauptteil ihres Volkes, es sind Versprengte, Flüchtlinge. Sie haben nicht die Mittel um nennenswerte Mengen von Schwertern schmieden zu können.

      Dies war einer der Gründe, warum dieser Stamm in den vergangenen Jahren hin und her gerissen war, zwischen dem Gedanken, die Kelten von Menosgada anzugreifen oder Handel mit ihnen zu treiben.

      Ich mache endlich den ersten Schritt, dachte Alaric und blickte zum Himmel, wo die Sonne sich bemühte, seine düsteren Gedanken mit warmen Strahlen zu vertreiben. Ich biete ihnen nicht nur Metall zum Schmieden an, sondern ein echtes Bündnis … ich brauche ihre Männer und Äxte gegen die Germanen … und die Finsternis. Wenn sie denn wirklich auferstanden ist.

      Sie waren nun den dritten Tag nordwärts unterwegs und Alaric wusste, dass es nicht mehr weit war zur Tougener-Siedlung. Eigentlich hätten sie schon auf einzelne Bauern, Jäger oder Wachen stoßen müssen, doch sie hatten bis jetzt niemanden gesehen.

      Der Fürst von Menosgada hatte in einem Beutel ein Stück Stoff der Bekleidung des toten Jungen. Vielleicht half ihm dies bei den Verhandlungen. Allerdings konnte es durchaus sein, dass der Junge gar kein Tougener war, sondern ein Boier. Und die wären sicher nicht begeistert, wenn er mit diesem Beweis einer Schandtat bei ihnen auftauchen würde, egal, ob er nun schuld war oder nicht. Die Boier waren nicht sehr gesprächsbereit.

      Wieder sah Alaric gen Himmel und erst jetzt fiel ihm auf, wie still es in dem Wald war. Die Sonne schickte goldene Strahlen auf die Erde, doch die Vögel blieben stumm.

      Wolfried hätte mich längst mit seinem Misstrauen darauf aufmerksam gemacht. Aber Wolfried schützte in seiner Abwesenheit Menosgada. Alaric wollte gerade einen Späher vorausschicken, als ein Mann an der Spitze des Trupps die Hand hob und sein Pferd zügelte.

      Alaric, der sich in der Mitte befand, scherte aus und ritt an die Seite des Mannes. Der brauchte kein Wort zu sagen, denn das Bild, das sich ihnen nur wenig abseits des Weges bot, sprach für sich selbst.

      Eine junge Frau lag dort, die Kleider zerrissen und blutig. Sie lag auf dem Rücken, den Oberkörper zur Hälfte entblößt. Die

Скачать книгу