Lustvolle Qualen. Melanie Weber-Tilse

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Lustvolle Qualen - Melanie Weber-Tilse Lustvolle Qualen

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brannte sich ihr Blick voller Verzweiflung der ausbrechenden Panik in sein Gedächtnis. »Das werde ich ganz sicher nicht tun«, doch trat er einen halben Schritt zurück, um dieses Bedrängen etwas zu verringern. Dabei hielt er ihre Faust und ließ seine Finger diese bedächtig öffnen. Seine blauen Augen hielten sie gefangen und vorsichtig legte er ihre Hand auf seine Brust.

      »Atme mit mir, Sarah. Konzentriere dich ganz auf das Heben und Senken meines Brustkorbes. Ich bin es, Peter, und du weißt, dass du vor mir keine Angst haben brauchst. Langsam einatmen, halten und ausatmen, so ist es gut.« Seine Stimme war die Ruhe selbst und egal, was gerade alles in ihm vorging, wichtig war nur sie, er musste es schaffen, zu ihr durchzudringen, durfte nicht zulassen, dass sie jetzt erneut einer Panikattacke erlag.

      So standen sie eine gefühlte Ewigkeit, ihre Hand auf seiner Brust und fast wie in einem Singsang kamen seine Worte »einatmen, halten und ausatmen« immer wieder über seine Lippen. »Das machst du gut, meine Kleine. Weiter, konzentrier dich nur auf die Atmung und meine Stimme.«

      Und es wirkte. Langsam ließ das Zittern nach, ihre Atmung wurde ruhiger und ganz langsam verließ die Panik ihren Blick und machte einer Erschöpfung Platz, welche sie fast zu Boden sinken ließ. Ohne wirklich darüber nachzudenken, hob er sie auf seine Arme und trug sie hinüber ins Wohnzimmer.

      Sie musste wirklich mit ihren Kräften am Ende sein, denn sie legte sogar um Halt zu haben, einen Arm um ihn. Fast war er versucht, sie einfach so bis in alle Ewigkeit zu halten, doch seine Vernunft siegte und so legte er sie mit aller Vorsicht auf das Sofa und deckte sie zu.

      »Ruh dich aus, meine kleine Sarah. Ich werde dir fix ein paar Brötchen belegen, denn du musst etwas essen, damit du wieder zu Kräften kommst. Also sei brav und bleib einfach liegen und lass mich machen.«

      Ohne ein weiteres Wort zu verlieren, begab er sich in die Küche und schmierte ihr ein paar Brötchen.

      Als er wieder ins Wohnzimmer kam, war sie eingeschlafen. Wahrscheinlich hatte die Erschöpfung sie übermannt. So stellte er den Teller vor sie auf den Tisch, ebenso das Glas Saft und setzte sich ihr gegenüber in den Sessel und wartete, wartete darauf, dass sie wieder erwachen würde.

      Und ehe sie sich nicht unterhalten hatten, würde er nicht gehen. Dafür war seine Sorge zu groß. Vielleicht würde sie ihm freiwillig erzählen, was geschehen war, wenn nicht? Nun das würde sich zeigen, so oder so würde er erfahren, was genau geschehen war, und vor allem, wer ihr das angetan hatte. Und erst wenn sie einwilligte eine Therapie zu machen, damit sie das geschehene verarbeiten konnte, würde er Ruhe geben.

      Verdammt, Peter war bisher die einzige Person, die sie relativ heil aus ihrer Panikattacke herausgeholt hatte. Normalerweise schaltete ihr Körper ab, oder aber, als sie kurz nach dem Vorfall in Behandlung gewesen war, hatte man sie mit Medikamenten ruhig gestellt. Nach vier Wochen hatte sie sich selbst entlassen, weil es ihr mit den Tabletten nicht gut ging.

      Als sie nun so sicher auf dem Sofa lag, spürte sie, dass ihre Kraftreserven leer waren. Viele zu lange kämpfte sie gegen diese Dämonen an und doch schaffte sie es nicht, sie dahin zuschicken, wo sie einst hergekommen waren.

      Die Augen fielen ihr zu und mit einem Gefühl von Geborgenheit, was sie Jahre vermisst hatte, schlief sie erschöpft ein.

      ***

      Sie reckte sich und als sie die Augen öffnete, fiel ihr Blick sofort auf Peter, der ihr gegenüber in dem Sessel saß und sie beobachtete.

      Er war immer noch hier und eine leichte Unsicherheit befiel sie. Keine Angst oder Panik, nein, aber er hatte sie gerade an einem Tiefpunkt erlebt und sein Blick verriet ihr, dass er wissen wollte, was das gewesen war.

      Sarah setzte sich auf und versuchte ihre Haare, die sicher wieder wie ein Vogelnest aussahen, zu entwirren. Natürlich ließ Peter sie nicht aus den Augen.

      Daher begann sie seufzend. »Ich bin mir sicher, dass du Superhirn und Computerfreak in meiner Vergangenheit gesucht und auch gefunden hast, was passiert ist. Sonst wärst du nicht bei mir aufgetaucht. So gut kenne ich dich nach dem Jahr, welches wir befreundet sind. Und ich danke dir, dass du mich aus der Attacke herausgeholt hast, aber … mehr gibt es dazu nicht zu sagen und ich wäre dir sehr verbunden, wenn du nun gehen würdest.«

      »Nein«, kam nur einsilbig von ihm zurück. Er blieb augenscheinlich ganz entspannt im Sessel sitzen. Und doch sah man die Spannung, die sich direkt unter der Oberfläche befand.

      »Was soll das jetzt hier werden? Du weißt, was vorgefallen ist.« Demonstrativ lehnte sie sich nach hinten und verschränkte die Arme vor der Brust.

      »Der Bericht war sehr oberflächlich gehalten, Sarah. Es ging rein um deine Verletzungen, aber der Tathergang und was mit ihm passiert ist, wurde nicht dokumentiert. Ich werde nicht gehen, bevor du mir alles erzählt hast.«

      »Da kannst du lange warten, Peter O' Roke. Ich habe es einmal erzählt und was hat es mir eingebracht? Einen Platz – nein, nicht an der Sonne – sondern stationär und mit Medikamenten vollgedröhnt, weil sich keiner damit auseinandersetzen wollte. Du brauchst gar nicht mir ins Wort fallen zu wollen«, stoppte sie sogleich seinen Versuch, etwas zu sagen. »Lass es, bitte.«

      Sarah stand vom Sofa auf und sogleich folgte ihr Peter und stellte sich ihr in den Weg. Er vermittelte ihr zwar, dass er keine Bedrohung war, aber er würde nicht locker lassen.

      »Nein, Kleines. Ich lasse es nicht ruhen. Du hast dich eben nicht gesehen. Diesen Blick werde ich mein Leben lang nicht mehr vergessen.« Bei seinen Worten war seine Stimme immer leiser geworden und Sarah schossen die Tränen in die Augen.

      Noch nie hatte sich jemand solche Gedanken und Sorgen um sie gemacht. Mit ihrer Art hatte sie stattdessen dafür gesorgt, dass ihr nie jemand zu nah gekommen war. Außer schnellem Sex war nie mehr mit einem Mann passiert. Und hier hatte sie immer die Spielregeln bestimmt.

      »Was soll es bringen, Peter? Willst du sie aufsuchen und eigenhändig hinter Gitter bringen … nach all den Jahren?«

      »Sie?«, fragte er scharf nach.

      Sarah wurde bleich. Auch das war bisher ein Geheimnis gewesen. Damals, als sie in die Klinik gekommen war, da hatte sie immer nur von einem gesprochen.

      »Ja, sie. Und nun ist es genug. Bitte geh!«

      Ihre Kraft ließ nach und sie wusste, wenn er nicht bald ging, würde sie es nicht mehr schaffen, gegen ihn anzukommen.

      »Ich bin nicht dein Feind, Sarah. Kämpfe nicht gegen mich an«, flüsterte er und trat einen Schritt auf sie zu und sie wich zurück. Schritt für Schritt näherte er sich, Schritt für Schritt ging sie rückwärts, bis der Schrank ihre Flucht stoppte.

      Keine Sekunde war der Blickkontakt abgebrochen und Peter schaute sie weiterhin sanft an. Kein Mitleid, was sie damals nicht hatte ertragen können, ihr aber im Krankenhaus und der Klinik ständig entgegengebracht worden war, zeigte sich in seinen Augen.

      Erst als er vorsichtig über ihre Wange strich, merkte sie, dass ihr die Tränen hinab liefen. Sie selbst überwand die restliche Distanz zwischen ihnen und warf sich in seine Arme. All der Schmerz, den sie die Jahre über in sich getragen hatte, kam nun hoch. Der eine Abend, der ihr ganzes Leben zerstört hatte.

      Und jetzt stand sie hier in Peters Armen, der sie hielt und wiegte, der innerhalb eines Tages es geschafft hatte, dass sie mehr erzählt hatte, als den Ärzten und Therapeuten

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