Fahnen und Tränen nahmen kein Ende. Helmut Lauschke

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Fahnen und Tränen nahmen kein Ende - Helmut Lauschke

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      Helmut Lauschke

      Fahnen und Tränen nahmen kein Ende

      Erinnerungen in zehn Kurzgeschichten

      Dieses ebook wurde erstellt bei

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      Inhaltsverzeichnis

       Titel

       1. Bomben auf Köln

       2. Zwischenstation Damerau in Ostpreußen

       3. Zwischenstation Dresden – Weißer Hirsch

       4. Station Bautzen

       5. Zwischenstation Berggießhübel

       6. Rückkehr nach Bautzen

       7. Mit Sack und Pack zurück nach Köln

       8. Ein Schauspieler, der sich das eigene Bett nicht leisten kann

       9. Der Professor für klassische Philosophie und alte Sprachen ist ohne Arbeit

       10. Das Mädchen mit dem Knochensarkom im rechten Oberarm

       Impressum neobooks

      1. Bomben auf Köln

       Erinnerungen

      in zehn Kurzgeschichten

       Die Fahne flattert uns voran,

       ihr folgen wir, was auch kommen mag.

       Wir marschieren und halten Wacht,

       ob bei Tage, ob bei Nacht.

      Das lauter werdende Brummen der Motoren der anfliegenden Bomberverbände wurde mit größter Angst und Sorge in den Luftschutzräumen verfolgt. Als die Motoren über der Stadt röhrten und dröhnten, begannen die Flakgeschütze zu rattern und holten einen Bomber, dann den zweiten vom Nachthimmel, die mit heulenden Motoren herabsausten und mit lauten Detonationen zerschellten. Es waren große Bomberverbände, die in drei Schüben die tödliche Fracht über der Stadt entluden. Das Zischen der herabfallenden Bomben und die Wucht der krachenden Einschläge gingen durch Mark und Bein der in den Kellern verängstigt Sitzenden, die ihre Stoßgebete um Verschonung gegen den Himmel, genauer gegen die dröhnenden Motoren der sich entladenden Bomber sandten. Einige Male ging das Licht im Keller aus, nachdem Bomben in der Nachbarschaft eingeschlagen hatten. Nach etwa einer halben Stunde, die eine Ewigkeit des Schreckens war, zog der letzte Bomberverband frachterleichtert ab. Die Flakgeschütze schwiegen. Die Motorengeräusche wurden leiser und verstummten, als Minuten später die Sirenen die Welle der Entwarnung heulten. Es war ein schwerer, mörderischer Angriff auf die weitgehend zertrümmerte Stadt gewesen. Die Innenstadt war bereits zu einer Geisterstadt aus Mauerruinen und Schuttbergen zerbombt. Die wenigen Häuser, die verblieben waren, hatten alle schwere Schäden abbekommen. Heinrich Kroll war noch nicht acht Jahre alt und hatte sich wie die Eltern und seine Geschwister an die nächtlichen Bombenangriffe zu gewöhnen. Der Gewöhnungsprozess mit dem Verlassen von Schlaf und Bett und dem Gang in den engen stickigen Luftschutzkeller war jedes Mal mit der Angst verbunden, ob er mit den Eltern und Geschwistern den Angriff überleben und nach dem Angriff das Bett zum Weiterschlafen noch vorfinden würde. Die Sirenen hatten sich ausgeheult, und der Strom war ausgefallen, als die Eltern mit Tachenlampen, gefolgt von Heinrich und den Geschwistern und einigen Nachbarn mit Taschenlampen den Luftschutzraum mit der schweren stickigen Luft und mit Taschen mit Dokumenten, Notproviant, Wasserflaschen, und Verbandsmaterial verließen. Die Luft im Treppenhaus war vom Mörtelstaub des rausgebrochenen Putzes durchsetzt. Größere Mörtelstücke von den Wänden lagen auf den Stufen. Die harten Einschläge und Detonationen der Sprengbomben in der nahen Nachbarschaft hatten das Haus so schwer erschüttert, dass es als ein Wunder begriffen wurde, dass das Haus noch stand. Die Nachbarn verließen das Haus und dankten für die Aufnahme im Luftschutzkeller. Zahlreiche Fensterscheiben der Wohnung im ersten Stock waren durch die Druckwellen gesprungen, andere Scheiben waren zerscherbt. Es war ein sternenklarer Himmel mit der fast runden Mondscheibe, als Heinrich aus dem Fenster des Wohnzimmers auf die Straße sah, die mit Steinbrocken und anderem Trümmerzeug übersät war. Einige Bomben hatten ihr Ziel verfehlt und tiefe Krater in die Straße nicht weit vom Haus gerissen und die Straßenbahnschienen verbogen. Die hängenden Lampen über der Straßenmitte waren bei dem Alarmheulen der Sirenen mit den gewohnten drei Wellen ausgestellt worden. Die Fenster der noch stehenden Häuser waren dunkel. Das Runterziehen der schwarzen Rollos mit Eintritt der Dunkelheit war Vorschrift. Dem, der es vergaß, drohte die Ordnungsstrafe. Die Stadt hatte verdunkelt zu sein. Auch die Lampen der in der Dunkelheit fahrenden Autos trugen eine Lichtkappe mit einem Schlitz oder waren mit einer schwarzen Folie überzogen, dass nur aus dem schmalen Schlitz das Licht nach außen drang. Einige Häuser der Straße waren eingestürzt, andere waren von Brandbomben getroffen, wo die Flammen aus Dächern, Fenstern und Türen nach außen drangen, an den Außenwänden auf und ab und zu den Seiten züngelten, die Stockwerke verzehrten und beim Niederbrennen der Häuser große schwarze Rußmarken an den Wänden setzten. Es war ausgeschlossen, dass die Feuerwehr die Brände löschen konnte. Da reichten die wenigen Löschzüge nicht aus. Auch hatte die Nippeser Feuerwehrgarage bei einer der letzten schweren Bombardements einen Volltreffer abbekommen, wobei auch Fahrzeuge zerstört wurden. Der Strom war noch abgestellt beziehungsweise unterbrochen, als sich jeder im Bad bei Taschenlampenbeleuchtung die Hände und das Gesicht wusch und das Bett aufsuchte.

      Der nächste Morgen zeigte das Ausmaß der Verheerung durch das mitternächtliche Bombardement. Menschen, die es überlebt hatten, suchten nach Vermissten und noch brauchbaren Gegenständen in den Trümmerbergen. Es war Nachbarschaftshilfe, wenn alte Menschen und Kinder, die es überlebten, aus Kellerfenstern herausgezogen wurden. Aus dem Schutt wurden Verletzte und Tote frei geschaufelt und geborgen. Man half sich gegenseitig, so gut es unter dem Wahnsinn und Barbarentum der Zerstörung von Haus und Häuslichkeit ging, um zu überleben und mit den Trümmerstücken das Provisorium zu errichten, das gegen Regen, Nacht und Kälte schützt und ein Dach über den Kopf gab. Erwachsene und Kinder waren dem gemeinen, zerstörerischen Sadismus aus der Luft hilflos ausgeliefert. Die Sinnlosigkeit im Resultat breitete sich vor den erschrockenen Augen nach jedem Angriff weiter aus, verstanden wurde sie nicht.

      Es gab schulfrei, und das für einen Monat, weil die Schule einen Treffer abbekommen hatte und baulich instand gesetzt werden musste, was bei der Knappheit an Ziegelsteinen und Zement länger dauerte. Das Schulfrei sollte sich in kürzer werdenden Intervallen wiederholen, und die schulfreien Perioden sollten länger

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