Rentadep. Jens Otto Holländer
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Er verhielt sich wie ein perfekter Gentleman.
Er brachte ihr Telefon und etwas Mineralwasser zu trinken, nahm das Babyfon mit und ging wieder in den Garten.
Sylvia fühlte sich auf seltsame Art unruhig.
Nicht schlecht, aber irgendetwas hielt sie auf Trab.
In solchen Fällen spielte sie Zwiegespräch,
Bist du geil?
Jetzt hör aber auf.
Warum fühlt sich denn der Slip so eng an?
Quatsch.
Außerdem ist mir warm. Heiß und feucht.
Hör auf, blöde Kuh.
Wieso Kuh? Warme weiche, pralle, Euter?
Übertreibe es nicht, fast war ich scharf..
….Pause. …
„Du wirst Dich ja wohl nicht in einen Junkie verknallen?
Er IST kein Junkie.
Er kriegt ein Ersatzzeug
Junkie bleibt Junkie.
Und wenn, außerdem was hat denn das mit seinem Schwanz zu tun? ein paar Schmetterlinge im Bauch schaden doch nicht.
Ich bin ja kein kleines Mädchen mehr.
Aber ein verheiratetes..
Ach, nicht mal träumen darf man.
Träumen? Von was?
Davon, dass ein..“VERDAMMT
Das Telefon klingelte.
AHHHCHR warum jetzt??
„ Ja, Hallo..?“
„Hallo Schatz, ich bins.“
„ Hi Dieter, Schatz“
„ ist das in Ordnung, wenn ich heute spät, oder gar nicht komme? Olaf ist aus Asien zurück und wir wollen heute Abend um die Häuser ziehen. Ohne Frauen. Keine Sorge, du kennst mich ja. Wenn es sehr spät wird, bleibe ich in der Stadt, aber dann rufe ich an.“
„Nein, mach nur. Feiert schön, ich werde heute nicht alt. Brauchst nicht anrufen, dann schlafe ich schon lange. Bis morgen , Liebling. Gruß an Olaf“
„Schatz, alles in Ordnung“?
„ Ja alles ok. Ich hab mir einen Nagel eingetreten und musste zum Doc. Thilo hat mich begleitet, er werkelt noch im Garten. Aber es ist alles ok. Ich habe paar Ibos genommen und sitze grade vor der Glotze auf dem Sofa. Und dann freue ich mich auf mein Bett.“
„ Verdammt. Tut mir leid. Soll ich heimkommen ?“
„wegen einem Nagel?“
„Nein wegen Dir“.
„Nein Dieter, das ist süß von Dir. Macht euch einen schönen Abend und tu Dir den Gefallen und trinke nicht so viel, dass du es morgen den ganzen Tag bereuen musst. Brauchst nicht mehr anrufen. Ich lege mich auch früh ab. Ich bin irgendwie auch abgespannt und sehne mich nach etwas Ruhe. Also ruf heute nicht mehr ab, ok? Bis morgen Schatz.“ Sie hängte ein.
Dieter hielt den Hörer noch am Telefon. Er liebte Syl. Wirklich, sie hatte die Fähigkeit über den Tellerrand zu sehen. Er war in Sachen Beziehung, sogenannter Treue und Sex recht unkonventionell. Wenn sie sich einen Liebhaber wünschte, bitteschön. Sollte sie machen. Er hatte nur absolut keinen Bock auf die postkoitalen Altlasten. „Max liebt mich, ich verlasse Dich. Oder ähnlichen Mist.“ Überall im Freundes-und Bekanntenkreis, gab es Ärger und Verletzungen. Meist steckte Kohle dahinter, doch der Anlass war fast immer Sex. Wegen Sex. Für ihn ein etwas so stark gewichtetes Bedürfnis, wie Essen und Trinken. Man trennte sich doch nicht, will der eine vegetarisch vorzog, während der andere sich gerne fettiges Cordon Bleu reinzog. Verdammt was hatte sie gesagt?
„Trink nicht so viel, mein Schatz, sonst bereust du es wieder bitter“.
„ He Darling, du hast mich doch schon auf Bier und Wein runter dosiert. Ich will doch nicht enden, wie so ein Scheiß Junkie.“
„ Rede doch nicht so abfällig. Das sind Kranke, wie Alkoholiker auch. Es hat eben nicht jeder sein Leben so im Griff wie du.
Macht euch einen schönen Abend, du brauchst nicht anrufen, wir sehen uns dann morgen.“
Sylvia lag auf dem Sofa innerhalb von Sekunden, um Lichtjahre verrückt. Sie liebte Dieter und hing ihren Gedanken um ihn nach. Dieter, seit acht Jahren ihr Mann. Drei süße Kinder. Erst Evelin dann Marie und zu Letzt die kleine Beatrice. Der Kaiserschnitt und die Nachricht, dass es bei den drei Mädchen bleiben würde. Seither hatte sie manchmal irrationale Ängste, er könne sie verlassen, weil der Thronfolger ausblieb. Er hätte sie ausgeschimpft, wenn sie solcherlei Gedanken ihm gegenüber geäußert hätte.
Sie hatte eine glückliche Familie, einen liebevollen Ehemann, Kundinnen, die sie mochten, ein schönes Haus am Rande von Köln. Sehr vieles von dem, was andere sich ersehnten.
Sie fing an zu weinen.
Thilo stand an der Verandatüre, erstarrt und betrachtete sie nachdenklich.-
Am kommenden Morgen kam er, völlig unerwartet, schon um 7.45h. Um diese Zeit war Dieter noch beim Frühstück. Doch der war, wie angekündigt, nachts nicht heimgekommen. Stattdessen stand ein angenehm nach Aftershave riechender gutaussehender Thilo mit Zeitung und frische Croissants in der Türe, übersah ihren Bademantel und machte sich daran Kaffee zu kochen und diskret die leeren Weinflaschen und das verschmierte Glas wegzuräumen.
Sylvia humpelte ins Bad, machte sich notdürftig frisch und zog sich, ist doch mein Haus, lediglich einen Sweater und kurze Hosen an, bevor sie, so selbstsicher als möglich in Birkenstocksandalen wieder die Küche betrat.
Thilo hatte in der Zwischenzeit Paprika, Tomaten, Zwiebel, etwas türkische Sucuk, und diverse Kräuter kleingehackt, vier Eier getrennt und das Eiweiß mittels Rührstab schaumig geschlagen. Er briet die Zwiebel mit dem Paprika an, gab die Sucuk dazu und löschte es mit Tomaten etwas ab. Dann garte er zunächst das Eigelb und gab dann den Eiweißschaum dazu. Als es vor Hitze dampfte rieb er noch etwas alten Gouda darüber. Etwas Salz und Pfeffer, die Gemüse Wurstmischung untergehoben, dazu frisch getoastetes Brot und der verlockende Duft nach Kaffee
„Sylvia, Frühstück“ rief er, und zuckte kurz zusammen, als sie direkt hinter ihm antwortete,
„ja gerne. Was kannst du eigentlich nicht“? fragte sie.
„hungern, abstinent leben, andere ignorieren… um nur etwas zu erwähnen.