Rentadep. Jens Otto Holländer
Чтение книги онлайн.
Читать онлайн книгу Rentadep - Jens Otto Holländer страница 11
Sie hatte Jo kennengelernt, da war sie 16 und er machte sein Abitur, mit fast zwanzig, denn er hatte in der zehnten Klasse von der Waldorfschule an das Gymnasium gewechselt und musste die zehnte und die elfte Klasse wiederholen. Sie hatten eine Affäre, die zwei Jahre hielt und dann trennten sich ihre Wege.
Charlotte war auf der Überholspur und Jo kam da nicht mit. Sie verließ ihn und hinterließ einen tief gekränkten, verwirrten jungen Mann, der glaubte sein Leben sei nun zu Ende. Charlotte heiratete.
Acht Jahre später trafen sie sich wieder. Charlotte verheiratet, Jo Volland immer noch solo.
Sie setzten ihre Beziehung fort, auf einer lockeren Ebene, ohne Rechenschaft und ohne Alltag. Charlottes Mann, Apotheker, ein in vieler Hinsicht befriedigter Mann, liebte die Natur, die Jagd, lange Ansitze alleine und setzte sein Geld dann in Jagdreisen rund um den Globus ein. Er liebte seine Frau und es war ihm egal, ob sie Sex mit anderen, Frauen oder Männer hatte, er wusste, er würde sie nie bändigen können. Also band er sie an sich, durch Toleranz, durch selbstlose Liebe, durch Liebesbekundungen und regelmäßige kleine Gesten oder Geschenke. Er trug sie auf Händen und gönnte ihr das größte Geschenk zwischen Liebenden: ihre Freiheit. Sie nahm es an. Jeder lebte sein eigenes Leben und die Wochenenden gehörten schon länger von Freitag bis Samstag, manchmal auch bis Sonntagmittag, Ihr und Jo.
Die Glasschiebetür öffnete sich und Jo stand, mit einem Glas in der Hand in der Türe.
„Hallo Lottchen“
„Hallo Dickerchen“. Umarmung, kurzer heftiger Kuss, seine Hand auf ihrem Po.
„Ruhig Brauner“ neckte sie ihn und griff ihm spielerisch in die Weichteile. Jo bat sie herein und ging zum Wagen, die Lebensmittel und die Kiste mit Getränken herein zu holen.
Eine 56 jährige Witwe aus dem Ort sorgte einmal pro Woche dafür, dass das Haus sauber war, die Fenster geputzt, die Betten frisch bezogen wurden und kümmerte sich um die Wäsche. Manchmal stand auch eine selbstgekochte Leckerei auf dem Herd oder im Kühlschrank mit einem Hinweis, wie er sich diese warm machen konnte, ob Pfanne oder Mikrowelle. Sie war ruhig, zuverlässig und die beste Haushälterin, die man sich wünschen konnte. Sie war nun zehn Jahre bei Jo und hatte ihn sehr ins Herz geschlossen. Wenn sie Spuren von Drogenkonsum beim Putzen bemerkte, so starb sie vor Angst um Jo. Und sie wünschte ihm eine Ehefrau und Kinder, statt dieser Geliebten, die oft am Wochenende hier war. Obwohl Charlotte stets freundlich war, so missfiel der konservativen Älblerin eine Frau, die ihre üppigen Reize so offen zur Schau stellte. Aber das zeigte sie nicht und sie würde es schon gar nicht sagen.
Für Jo waren die regelmäßigen Treffen mit Charlotte der sprichwörtliche Höhepunkt der Woche. Sie waren ein gut eingespieltes Team und jeder wusste, wie er den Partner sexuell fordern und befriedigen konnte. Der Sex war das verbindende und das erneuernde. Kein Konsum.
Als ihre Beziehung in jungen Jahren endete, bohrte in Jo eine Wunde, die er weit höher bewertete, als Charlotte. Sie hatte ihn, inmitten eines Sexspieles gebeten, sie anal zu penetrieren, wozu er, durch Alkohol und Kokain nicht mehr in der Lege gewesen war. Er war tiefbeschämt, Charlotte nicht ihren nur zögerlich geäußerten Wunsch erfüllt haben zu können. Immer wieder fiel ihm dieser Abend ein und er fühlte sich beschämt und als Versager. Sie hatte diesen Wunsch auch nicht mehr geäußert.
Acht Jahre später, an einem Abend, sie hatten ein wenig gekokst, kam sie in schwarzer Unterwäsche aus dem Bad. Er sah sie, kurvig, die prallen Titten sprengten fast den BH und in ihm kam ein stahlharter, vor Geilheit pulsierender Impuls hervor. Zu seinem Erstaunen, warf er die Bettdecke auf den Boden und hörte sich sagen. „Runter“. Sie sah ihn an, in ihren Augen flackerte es. Er zog sein Hemd aus und stand da in Jeans, zog den Gürtel aus den Schlaufen und wiederholte leise aber bestimmt. „Runter. Ich sage es nicht noch mal“.
Dann dominierte er sie zwei Stunden lang, ohne Schläge, nur mit Kommandos und sie vögelten sich die Seelen aus dem Leib und er konnte endlich vollenden, was er Jahre zuvor nicht geschafft hatte. Das war die Offenbarung, der Schlüssel zu beiderseitigem Vergnügen. Seither waren sie im Bett ein super Team. Jo lernte durch sie, obgleich sie nie über Techniken oder Lust sprachen, die harmonische Sprache körperlicher Liebe, die oft Gegensätze benötigte und der nichts abträglicher war, als Gewohnheit und ein vermeintlich sicherer Weg. Und Humor. Einmal sagte er,“ solange du darüber lachen kannst, wenn ich keinen hochkriege, brauche ich ja nicht befürchten, dich nicht mehr zu erheitern.“ Sie gab ihm einen langen Kuss.
Sechs Stunden später lagen sie, nach einem langen Abend mit gutem Essen, einer Stunde Back Gammon, Wein, Sex, etwas Koks und noch mehr Wein und dann noch einmal Sex, angenehm ermüdet, Sie, wie aufgeladen von der sexuellen Energie, die beide freigesetzt hatten, unter einer federleichten indianischen Decke, sie auf die Seite gestützt den Kopf in ihrer Hand mit der anderen kleine Kreise um seinen Nabel drehend.
„Lottchen, kannst Du mir mal zuhören? Ich muss was loswerden.“
„Was ist los? erzähle es mir, aber lass uns doch raus auf die Veranda, den Sonnenuntergang anschauen.“
Die vergangenen 30 Minuten hatte Jo Charlotte erzählt, er sei auf etwas gestoßen, was seinen Verdacht erregt hätte. Aus irgendeinem Grund erwähnte er das Memo nicht. Dann wurde ihnen kühl und sie kamen wieder ins Haus.
„Bist Du Dir sicher?“
„Nein. Das ist ja mein Dilemma. Der Verdacht ist zu konkret, um übersehen zu werden, aber nicht stark genug, für greifbare Fakten“.
„ Ist Dir klar, was Du da andeutest? Leute gezielt abhängig zu machen, um sie in das Rentadep Programm zu bekommen?“
„ Ich deute nichts an“ brüllte er fast. Dann sofort „Entschuldige Charlotte.
Jedenfalls werde ich in den kommenden Tagen mal anfangen ein wenig Detektiv zu spielen. Als der Aktiengang war, muss es ja offizielle Zahlen gegeben haben. Ich habe mich da nie für interessiert, Aber Asshole hält sich auch immer schön bedeckt.“ Er meinte Gregor Kowalski den Vorstandsvorsitzenden und Geschäftsführer von Rentadep AG.
„Mach das und halt mich auf dem Laufenden“.
Unter ihnen im Bettkasten hörte ein Mikrofon dem Gespräch zu und sendete es zu einem Aufnahmegerät, welches 15 Meter neben der Villa, in einem Geräteschuppen versteckt war.
Dort konnte nachts ohne Probleme die bespielte Cassette geholt und neue Batterien ersetzt werden.
Anastasia
Anastasia war das, was man in Köln ein lecker Mädsche nennt. 165, mit weiblichen Rundungen, einem süßen Gesicht, umrahmt von braunen Locken und, seit sie in Euphorinsubstitution war, wieder von blühend, gesundem Aussehen. Mit gerade 25 Jahren, gehörte sie zu den jüngeren Rentadep Teilnehmern. Erst hatte sie Partydrogen genommen. Aufputschmittel, nächtelang durchgefeiert. Dann nahm sie, um runter zu kommen immer öfter ein Näschen Heroin. Ein Jahr später war sie voll drauf. Von einer Bekannten hörte sie Loblieder über Euphorin und sechs Wochen später war sie im Rentadep Programm. Gemäß ihrem Wunsch, den sie auf ihrem Fragebogen ausgefüllt hatte, wollte sie nicht mit Kindern arbeiten, sondern wünschte sich eher den Einsatz in einem kleinen Haushalt, bei einem Paar oder Single, wo sie alle anfallenden Tätigkeiten von Putzen, kochen, waschen bügeln, über vorlesen, gemeinsamen Aktivitäten, bis hin zu einfacher