Rentadep. Jens Otto Holländer
Чтение книги онлайн.
Читать онлайн книгу Rentadep - Jens Otto Holländer страница 6
Das Gelände, weitläufig mit einem drei Meter hohen Zaun umgeben, war gesichert wie ein Hochsicherheitstrakt. Kameras, Bewegungsmelder, Temperaturfühler, Infrarot-Nachtsichtgeräte, akustische Überwachung, es fehlte nichts, was dem neusten Stand der Sicherheitstechnik entsprach. In bestimmte Bereiche des Gebäudes, wie z.B. Teile des Labortraktes, kam man nur nach einem Augenscan. Außen bemerkte man nur den Zaun, der sich dem Gelände anpasste und durch seinen Camouflage Anstrich relativ unauffällig wirkte.
Jo Volland, 42, stellvertretender Geschäftsführer von Rentadep, fuhr rechts ran, sah in den Rückspiegel.
Weit und breit kein anderes Fahrzeug.
Er holte ein 3 cm langes, fingerdickes Glasröhrchen aus der Innentasche seines Jacketts, schüttete vorsichtig etwas Kokain auf seine dunkelgrüne Rolex, bugsierte das Platinröhrchen in die Nase und schnupfte die Portion ins linke Nasenloch. Wie immer, wenn er länger nicht geschnupft hatte, musste er plötzlich kacken. Er unterdrückte das Bedürfnis und wiederholte das Zeremoniell. Dann, um dem Ganzen etwas mehr Substanz zu verleihen, entnahm er einem zweiten Glaskolben mit rotem Korkverschluss, etwas Heroin und schickte es auf den Weg.
„Wer braucht Euphorin?“ sagte er mit leicht betäubtem Rachen. Er startete Pink Floyds Shine on your crazy diamond. Das Wageninnere mit seinen 32 Surroundboxen, sowie sein Hirn, wurden geflutet mit angenehmen Inputs.
Sehr angenehm.
„Remember when you were young“, sang er laut mit und fuhr, immer noch der einzige bewegliche Punkt weit und breit, auf die Straße zurück und in Richtung des Firmengeländes von Rentadep. Über ihm, aber ungehört kreiste ein Mäusebussard und rief in die klare Luft.
Obwohl abseits gelegen, konnte man in 30 Minuten zwei Autobahnen erreichen. In München war man in 2, Stuttgart Flughafen 1, Frankfurt knapp 3 Stunden. Wichtige Besucher kamen per Helikopter und landeten auf dem Dach des zweiten Stockwerks. Durch die Burg Lichtenstein, das Schloss Hohenzollern, der Bären- und Nebelhöhlen, alles touristische Ziele dieser Gegend, waren Autos mit Kennzeichen aus ganz Deutschland nichts Ungewöhnliches, vor allem in Ferienzeiten. Die Anwohner hatten sich daran gewöhnt, dass täglich Fremde in Erpfingen, Genkingen und Undingen unterwegs waren. Doch kaum einer der Gäste von Rentadep, hielt in einer der drei Ortschaften und es gab nie Ärger. Die Älbler, nach außen genauso rau wie die Landschaft, die sie hervorbrachte, dachten sich ihren Teil, und waren gegenüber Fremden sehr verschwiegen. Optimal.
Jo Volland steuerte den neuen Mercedes E8 zur Pforte von Rentadep.
Ein Pförtner salutierte und öffnete die Schranke. Jo gefiel das. Sollten die ruhig salutieren. Der Mann an der Pforte hatte Dreck an seinen Sicherheitsschuhen. Aufgeputscht vom Koks, in Sicherheit gehüllt vom Heroin und genervt von der Aussicht auf den Arbeitstag fragte er den Security Mann:
„ Wie heißen sie? Gefällt Ihnen Ihr Job?“
„ Lindner ist mein Name. Guten Morgen Herr Volland, Selbstverständlich.“
„Dann zeigen Sie das auch. Indem sie saubere Schuhe tragen. Sie sind hier der erste Repräsentant von Rentdep. Verstanden?“
„ Ja Herr Volland. Es tut mir leid“ Jo Volland sah das betretene Gesicht, wie er seinen Stolz herunterschluckte, für einen Job, der so inhaltslos und öde war, dass ihn nur Leute machen wollten, die nichts Besseres mehr finden würden.
Und solche Leute sichern die Firma?
Jo sprach ein kurzes Memo auf seine Smartphone.
Der Wagen fuhr lautlos rüber zum Wachhaus, wo ihm ein Angestellter wortlos die Schranke öffnete. Der Wagen glitt fast lautlos voran, lediglich die Reifen knirschen, als er von der Zufahrt auf den immer noch nicht geteerten Parkplatz einbog. Die Elektromotoren hatten zweifellos ihre Vorteile.
Vor allem wenn man ein Modell fuhr, das einem 560 PS Verbrennungsmotor entsprach.
Er parkte, lief rüber zum Eingangsbereich, scannte sein rechtes Auge ein und die zwei Türen glitten auf, während eine warme weibliche Stimme feststellte.
„Hallo Jo Volland, Rentadep begrüßt sie. Ihre Anwesenheit wurde zum heutigen Datum um 9.37 Uhr eingeloggt. Rentadep wünscht Ihnen einen profitablen gesunden Arbeitstag. Wünschen sie einen Schnellcheck?“
„Nein“.
Jo hätte am liebsten umgedreht.
Wie hasste er dieses blödsinnige Arbeitszeiterfassungssystem. Hätte er den Check zugelassen, so hätte die Stimme sich über seinen Hauttonus und Turgor ausgelassen und ein Glas Wasser empfohlen, sein Übergewicht angemahnt, verkrampfte Schultern erwähnt und die verengten Pupillen hinterfragt usw. Aber die Leitung bestand darauf. Dabei war er Bestandteil der Firmenleitung. Fünf gesättigte, verkommene Vorstandsmitglieder, um den Vorsitzenden Kowalski, mit dem, wenn man ihn etwas kannte, naheliegenden Spitzname Asshole.
Von hier wurde europaweit Rentadep gesteuert. Und geplant.
Jo Volland lief zum Lift und drückte auf das dritte UG.
Im Wartebereich und im Lift selbst, sollte eine Farborgel, die Psyche der Gäste positiv beeinflussen. Ihn nervte es.
Kein Wunder, dass die Schwaben so erfinderisch sind und gerne tüfteln, bei dem Klima, dachte er, während ein Kamilleduft den Lift erfüllte.
Jo war insgeheim ein Dichter, ohne den Denker, bzw. er wäre gerne einer.
Während er nach unten fuhr dachte er nach:
-ist Kunst Zeit/Systemabhängig?
Würde man Kunst von heute in 1000 Jahren als solche erkennen?
Sollte Kunst nicht das herrschende Syst. Zu entlarven suchen?
Nachdenklich wie er war, kam ihm Charlotte in den Sinn. Er dachte daran hinter ihr zu stehen und ihr langsam den Rock hoch zu schieben. Durch das dünne Futter seiner Anzughose begann er abwesend seinen Schwanz zu streicheln… Was mache ich mir solche Gedanken? Denken nicht nur Männer mit zu wenig Sex über so etwas nach?
Sein Schwanz wurde langsam hart. Ihm wurde bewusst was er tat und er hörte auf, sich zu befummeln. Leicht verlegen.
Der Lift hielt und Jo, mit einer halben Latte in der Hose, entschied sich anders, steckte den Schlüssel in die Expressvorrichtung und fuhr 5 Stockwerke hoch, in den zweiten Stock.
Fünf Minuten später saß er an seinem Schreibtisch.
Tageslicht gab es genug, denn sein Büro, Südseite, war nach Süden und Westen nach oben komplett verglast. Ein langer Balkon zog sich um die Ecke herum, im Sommer konnte man eine Markise ausfahren und es war herrlich dort zu sitzen. Man sah in diese Richtung kilometerweit keine menschliche Behausung. Trochtelfingen, Luftlinie 7 km lag in einem Tal und war nicht zu sehen. Ein ovaler Tisch, mit 12 bequemen Sesseln schuf eine Atmosphäre, die einen Hauch von Dominanz zuließ, je nachdem, wie man die Teilnehmer platzierte.
Die Aussicht auf die karge Landschaft war nicht sonderlich erbauend. Doch im Sommer, der Sommer auf der Alb konnte herrlich sein, aber er blieb nur wenige Wochen, stets unterbrochen von regnerischen kühlen Tagen und im Winter bei Eis und Schnee hatte die Landschaft