Rentadep. Jens Otto Holländer

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Rentadep - Jens Otto Holländer Jo Volland

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und sie war in den maßgeblichen Wirtschaftsmagazinen als eine der erfolgreichsten Unternehmerinnen der EU erwähnt worden.

      Als sie mit 17 Jahren bemerkte, welche Wirkung Sie und ihr Körper auf Männer hatte, ging sie eines Abends ins Bad und schnitt ihre langen lockigen Haare auf einen kurzen Pagenkopf ab. Am nächsten Tag trug sie in der Schule weite Sweater, Levis und Sneakers. Mal sehen, wie weit ich es bringe, ohne Titten und Arsch, dachte sie. Ehrgeiz und Stolz waren ihr Treibstoff. Dem Abitur folgte die Buisness shool und ein Universitätsstudium in Steuerrecht und BWL.

      Mit 23 fing sie an Männerbekanntschaften zu knüpfen. Die Männer waren glücklich, von solch einer Frau bemerkt zu werden. Und Charlotte wurde hier und da an der Seite eines mächtigen Mannes gesehen.

      Statt Geld, erbat sie sich die Teilnahme an gesellschaftlichen Ereignissen, zum Golfwochenende in den guten Clubs, zum Austernessen mit dem Heli nach Sylt, Münchner Schickeria, VIP Lounge beim VfB Stuttgart, Soiree beim Ministerpräsidenten, Ehrenvorsitzende des mittelständischen Industrie und Handelsverband, gute regelmäßige Besuche in der VIP Lounge des FC Bayern München. Die Männer schmeichelten ihr, teils beteten sie Sie an. Mit vier Männern, in drei Jahren, ging sie ins Bett. Dreimal aus Lust, einmal als Investition für die Zukunft. Das Ergebnis des letzten Kontaktes intimerer Art, war der Ratschlag und dann Ankauf eines vierjährigen Hengstes vom Landesgestüt Marbach und zwei weiterer Hengstfohlen und einer zweijährigen Stute, während der jährlichen Hengstparade in Riedlingen, BW, wo sich das Who is Who Süddeutschlands traf. Den Hengst verkaufte sie 15 Monate später mit einem Gewinn von 100%. Die ersten selbst verdienten 650.000 EU$. Nach sieben Jahren Vorarbeit, mit 26 Jahren, gründete sie die Beraterfirma High Society. Ab dann rollte der Rubel. Sechs Jahre später, Rentadep war auf dem steil aufwärts führenden Weg, hatte sie die geniale Idee, gutaussehende, weibliche Abhängige, von Rentadep freizukaufen und mit Ihnen eine Escort Firma aufzuziehen. Durch sorgfältige Auswahl bundesweit und ihre guten Kontakte andererseits lief High Heels vom ersten Tag an. Sie nahm nur Frauen mit deutscher Staatsbürgerschaft, egal welcher Nationalität sie herstammten. Die Mädchen bekamen bis zu 10.000 EU$ pro Nacht, Ausnahmen wurden auch für 100.000 EU$ für ein Wochenende gemietet, und gaben die Hälfte an Charlotte ab, die wiederum dafür sorgte, dass ihre Modells ihr Geld so anlegten, so dass sie, mit Ende 30 beruhigt in den wohlverdienten Ruhestand treten konnten. Trinkgelder, oft ein oder zwei Tausender und mehr, durften die Frauen behalten. Den Frauen von High Heels war es freigestellt, ob sie mit den Kunden auch sexuell verkehrten. Dies und der hohe Lebensstandard, den die Models hatten, sorgten für viel mehr Bewerbungen, als Charlotte einstellen konnte. Sich zu prostituieren war die eine Sache. Sich für die richtigen Leute zu prostituieren eine andere. Nach vier Jahren High Heels, nahm Charlotte die ersten männlichen Modelle, als Call Boys auf. Ein Fass ohne Boden schien sich öffnen.

      Alles Private hielt Charlotte erfolgreich, dem stets hungrigen Blick der Presse fern. Man wusste, sie hatte zwei Kinder und einen Mann.

      Durch ihren Mann, einen liebevollen langweiligen Typ, bekam sie mit, wie Euphorin in den Markt einschlug. Sie erkundigte sich, befasste sich mit dem Rentadep Programm und fand die Lücke. Solvente Abhängige Euphorin süchtige, also Rentadep Kunden, konnten sich für 2000 €/Monat vom Programm freikaufen und erhielten ihre Wochenration Euphorin ohne weitere Gegenleistung. Sie selbst war was Drogen und Rausch anging, kein Kind von Traurigkeit.

      Charlotte hatte Heroin probiert, davon wurde ihr übel, Oxycodon, lange beliebt bei Süchtigen mit Geld, war schon besser. Aber der ultimative Hochbringer, absolut zuverlässig und gut dosierbar, war Euphorin. Willensstark wie sie war, begnügte sie sich mit einer kleinen Dosis, alle zwei, drei Wochen, doch wenn sie dann ihre Dosis sprayte, dann fiel sie in ein tiefes warmes Bad voller befriedigenden Emotionen. Wenn Koks ein Gefühl von Stärke, Schnelligkeit, Lust und der Gier auf Mehr, ein flüchtiger Betrug war, dann glich Euphorin dem Om… Oder kurz: Kokain war der schnelle Schwindel, Euphorin gelassene Wahrheit. Alles was der Tag aus dem Gleichgewicht gebracht hatte, alles was innerlich zwickte oder gar schmerzte, jetzt war es vorbei. Alle Puzzlestücke wurden magisch an ihren bestimmten Ort verschoben. Sie war stets erstaunte Zeugin einer scheinbaren inneren Gesundung. Einer Art seelischer Regeneration. Und das einzige was Konsumenten dabei tun mussten, war es zuzulassen.

      Und das tat sie, seit über 7 Jahren. Genaugenommen seit 2685 Tagen. Da Charlotte ihre gelegentliche Schwäche mit Unternehmerischen Geist verband, bestand nun der zweite Teil ihrer Firma High Society, aus High Heels, einem hochpreisigen Escort Service. Dieser bot Begleitservice und mehr an, im hochpreisigen Niveau. Die angestellten Modelle waren gebildet, kultiviert, sexy und fast alle voll auf Euphorin. Sie bekamen einen Anstellungsvertrag, High Heels zahlte die Freistellungsbeträge und nun scheffelten sie Geld für Charlotte und sich selbst. Die Frauen warfen sich in die Waagschale, Charlotte ihre guten Verbindungen und noch nie, kam eine der High Heels Angestellten auf den abwegigen Gedanken zu kündigen. Die Mädchen liebten Charlotte und sie hatten großen Respekt vor ihr, denn sie konnte sehr energisch auftreten, wenn sie etwas durchsetzen wollte. Es war eine win win Situation aus dem Lehrbuch. Es gab nur einen, der mit diesem Arrangement nicht zufrieden war.

      Rentadep.

      Und es gab nur einen Menschen, der sie hasste,

      Gregor Kowalski.

      Manny

      Manny war 34, schlank, hageres Gesicht, aber stark. Er schien nur aus Sehnen, Flechsen und Muskeln zu bestehen. Und er war seit 18 Jahren Heroinabhängig. Grüne Augen blitzten aus einem hageren Gesicht, Seit einigen Jahren war er im Methadon Programm. Seine eigentliche Leidenschaft galt den Benzos. Benzodiazepine, Beruhigungs- oder auch Schlafmittel, berühmtester Vertreter Valium mit seinem Wirkstoff Diazepam. Er hatte vier verschiedene Ärzte, die ihm das Zeug verschrieben.

      Aber er war trotzdem unzufrieden mit seinem Leben und überlegte was er ändern könnte. Mittlerweile gab es seiner Meinung nach an jeder Ecke einen Laden von Rentadep. Auf der Szene in Rheydt und Mönchengladbach wurde viel über Rentadep und Euphorin geredet. Wie so oft fachsimpelten Menschen über etwas, dass sie selbst gar nicht kannten, geschweige denn nahmen. Es gab eine deutliche Trennung zwischen den gewöhnlichen Methadon/Polamidon Patienten und den Euphorin Empfängern, „Substies“ genannt. Die Euphorin Substies waren verpönt und galten als noch abhängiger. Streng genommen war das Quatsch, denn abhängig war abhängig, aber das sah man nicht so eng.

      Die Substies hielten sich kaum noch auf der öffentlichen Szene auf, denn sie hatten tatsächlich viel weniger Beikonsum, als Substituierte mit den herkömmlichen Substanzen und sie waren, das musste man einfach anerkennen, in der Regel besser in die Gesellschaft integriert, dadurch dass sie gezwungen wurden tätig zu sein und sich von Rentadep für irgendetwas nicht gewerbliches vermitteln zu lassen. Den Rentadep Substituierten haftete daher das unverdiente Prädikat der Hochnäsigkeit an. Edelsubsties, wurde sarkastisch gesagt oder noch härter gehirngewaschene Fremdgesteuerte. Eigentlich sollte es so sein, dass Menschen, die ein Suchtproblem haben, mehr Verständnis für andere in gleicher Lage, haben sollten, doch dem war nicht so. Oft sind solcher Art belastete, unbarmherzig in der Beurteilung ihrer Leidensgenossen. Aber nicht immer. Es gibt immer Ausnahmen. Und eine solche Ausnahme war Sabine, die Leiterin der Beratungsstelle von Rentadep in Rheydt.

      Manny hatte sich nie für das Rentadep Programm erwärmen können, das es nun schon 17 Jahre gab. Die ersten waren schon „in Rente“. Doch mit 35 Jahren hatte man die Altersgrenze erreicht, die für Neuaufnahmen galt und so war Manny nach etlichem Hin und Her Überlegen vor drei Wochen in eine Beratungsstelle in der Rheydter Straße gegangen.

      Innen sah es aus, wie in jeder Beratungsstelle. Ein Wartezimmer, Toilette, drei oder vier Büros mit Beratern. Er wurde in ein Büro gebeten und nahm neben dem Schreibtisch, hinter dem Sabine, eine Rentadep Beraterin saß.

      Sie lächelte ihn freundlich an.

      „Hallo, ich

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