Rentadep. Jens Otto Holländer
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Und die Klienten kamen freiwillig. Die meisten jedenfalls. Oder man half etwas nach, dachte er. Man muss die Leute ja oft zu ihrem Glück zwingen, dachte er, während er gedankenverloren im Internet altertümliche Folterinstrumente anstarrte. Die Beratungen vor dem Behandlungsvertrag, die gesundheitliche Kontrolle, all das lag mittlerweile bei Rentadep. Stück für Stück hatten sie den Plan perfektioniert. Nach maximal 20 Jahren erlosch der Vertrag und der Klient bekam weiterhin kostenfrei Euphorin oder, wenn er wollte, einen Entgiftungsversuch. Und nach fünf weiteren Jahren eine erste und nach zehn Jahren eine zweite Prämie, in Höhe eines halben Jahresgehaltes, dass er/sie für Rentadep im letzten Vertragsjahr erwirtschaftet hatte. Bis hierhin war es alles noch ganz gesetzeskonform abgelaufen. Wer Euphorin wollte, musste unterschreiben oder monatlich teuer bezahlen.
Es hatte sich bezahlt gemacht, Rentadep Filialen quasi selbstständig wirtschaften zu lassen. Je mehr Abschlüsse ein Teamleiter akquirierte, desto höher sein Einkommen.Wie er dabei vorging blieb seine Sache, solange er Rentadep nicht in Gefahr oder Verruf brachte. Und es gab wirklich skrupellose Teamleiter. Wer da hinterher war, konnte richtig gut Geld verdienen. Inoffiziell wurden immer mehr Menschen, auf verschiedenen Nachschubwegen, mit Euphorin abhängig gemacht, verdienten Geld für Rentadep und verstarben maximal 25 bis 30 Jahre später am Euphorin. So hatten sie es geplant, doch sie bekamen es nicht hin, denn es durfte nichts darauf hinweisen, dass Euphorin schädlicher wäre, als andere Mittel, mit denen substituiert wurde. Also entwickelte ihr Top Chemiker und Gentechniker Euphorin 2.0. Das bekamen die für die Exekution ausgewählten für 6 Monate. Danach war ihre DNS unumkehrbar geschädigt und der Sterbeprozess begann. Sie bekamen wieder „normales“ Euphorin bis zu ihrem Tode, der spätestens neun Monate danach eintrat und nichts war nachzuweisen.
So war es geplant.
So funktionierte es.
Das Sterben hatte vor drei Jahren begonnen.
Da Frauen besser zum Geldverdienen geeignet waren, als Männer, wurde gezielt daran gearbeitet, Frauen abhängig zu machen und der Nachschub an Substies stagnierte nicht, er wuchs von Jahr zu Jahr an. Häftlingen bot man bei entsprechender Suchterkrankung an, in das Rentadep Programm zu wechseln, bei gleichzeitiger Hafterleichterung, Alkoholiker wurden umgesattelt, auch hier bevorzugt Frauen, andere, vorwiegend junge nicht suchtkranke Frauen, von sogenannten Loverboys abhängig gemacht. In Berlin und Hamburg mit großem Erfolg. Und da es illegal war, gab es keine Verträge, nichts schriftliches, kaum Beweise. Durch dezentrale und verschleierte Darstellung, war der Öffentlichkeit nicht bewusst, wie viele Substies es schon gab. Ja nicht einmal Rentadep unter dem ahnungslosen Jo Volland und all den Idioten war bewusst, was hier und in welchem Umfang, hier lief. In der Führungsriege gab es drei Mitwisser, Janczyk der Wissenschaftler, Hetzer, Finanzen, und Diemand, den man mehr oder weniger gezwungenermaßen mitschleppte. Doch er kassierte nur mit, wollte ansonsten nichts wissen und tat was man ihm sagte. Die Anwerber wurden über ein paar Mittelsmänner bezahlt und mit Euphorin versorgt, welches man über Holland einschmuggelte. Das war es. Anfangs lag der Anteil an weiblichen Substituierten unter 20 %. Mittlerweile waren es schon 38,7%. Das hatte Kowalski sehr schnell erkannt. Abhängige, die keiner wollte und brauchte, hatten keine Lobby, keine Fürsprecher. Wenn sie plötzlich verstarben, was solls, waren sie doch jahrzehntelang abhängig gewesen und wohin das führte, wusste ja jedes Kind. Man konnte sie mühelos ausnutzen. Dazu kam Euphorin, welches als Medikament niemals eine Zulassung bekommen hätte. Aber nachdem man argumentiert hatte, dass Euphorin lediglich an schon schwer abhängige Menschen gegeben würde, wurden die Richtlinien gelockert und das Euphorin hatte seinen Siegeszug an die Rezeptoren durch fast ganz Deutschland und halb Europa begonnen. Es war im Grunde kein Ersatzmedikament. Euphorin WAR die Droge. Heroin war mehr als schlechter Ersatz für Euphorin. Die Erhaltungsquote von Euphorin lag bei 99,7 %. Was wollte man mehr?
Gregor schmunzelte. Vor 110 Jahren, 1933 hätte man es nicht besser machen können. Aber Hitler war eben nur ein hassgetriebener, politischer Spinner und nicht so ein Stratege wie er, Gregor Kowalski. Hitlers Hass bezog sich auf die Juden, er Kowalski, mit jüdischen Vorfahren väterlicherseits, nahm sich der Junkies an, dann arbeiteten sie für ihn (Rentadep) und dann hopp ab ins Nirwana.
Und er, ganz alleine er bestimmte dies.
Es war perfekt. Der Rentadep Jahresumsatz ging jetzt schon in die Milliarden.
Doch das Geld war nur ein Symptom. Ihm ging es nur um eines. Macht in ihrer reinen Essenz. Leben oder Tod? Er entschied. Er war ein Wohltäter der Menschheit. Er bekam eine halbherzige Erektion.
Sein Erfüllungsgehilfe war D. Janczyk, ein Gentechniker, Chemiker und talentierter Naturwissenschaftler, ohne Skrupel und Moral. Seit Kowalski ihn vor 14 Jahren, aus einer scheinbar ausweglosen Situation, in die er wegen seiner Spielsucht geraten war, gerettet hatte, wurde Janczyk mehr und mehr von ihm gesteuert. Ethische Erwägungen stellte er grundsätzlich hinten an und letztendlich hatte er Kowalski die Idee eingegeben, dem Euphorin einen genetischen Defekt beizubringen, den dieses bei chronischer Einnahme, an die DNS des Kunden weitergab. Euphorin 2.0 So sparte man die Prämie und schuf Platz für neue, jüngere, weibliche Substies. Kowalski war davon überzeugt, er sei der wahre Schöpfer, dieser so grandiosen Idee, die es erst möglich machte, eine ganze Gruppe von Menschen straffrei auszubeuten, um sie dann,(nicht straffrei), zu liquidieren, sobald sie wirtschaftlich kein Aktivposten mehr waren. Janczyk stützte ihn in seinem Glauben. Im Gegensatz zu Gregor Kowalski, waren Daniel Janczyk die Mitmenschen einfach nur gleichgültig und er liebte sein angenehmes, privilegiertes Leben und die Casinobesuche. Mehr kannte Janczyk nicht. Keine Frauen, keine Drogen. Nur Arbeit und Zocken. Bei seiner letzten Reise nach Thailand, hatte er mit zwei andern Touristen einen Tagesausflug nach Kambodscha, dem Armenhaus Südostasiens gemacht. Dann war er, trotz seiner Angst vor Frauen, mit einer jungen Frau, strenggenommen ein Mädchen, um nicht zu sagen ein Kind, in dem gemieteten Bungalow gelandet. Eine nicht unangenehme Erfahrung, dachte er im Nachhinein. Gedanken, dass es widerlich, kriminell, schwerer psychischer und physischer Mißbrauch und gegen jeden Anstand war, mit einem neunjährigen Kind Oralsex und Analverkehr auszuüben, verdrängte er mit 100 nein 50 $. Damit konnte die Kleine ihre Familie zwei Monate ernähren. Dass Kim keine Familie mehr hatte und nach weiteren qualvollen vier Jahren an einer Überdosis Heroin sterben würde interressierten ihn nicht. Er hatte ihr sogar noch eindringlich gesagt, wie schädlich Heroin sei. So kaputt er seelisch war, die psychopathische Persönlichkeit Kowalskis übertraf seine gierig strukturierte, um Weiten.
Gregor Kowalski wäre nicht so weit gekommen in seinem Leben, hätte er nicht einen Sinn für künftige Krisen oder Gefahren, die er von vorneherein zu minimieren suchte. Aus Gründen, die in seiner Persönlichkeit verankert waren, traute er selbst seinen Freunden und Kollegen nicht über den Weg. Aus diesem Grunde waren sämtliche Büros der Vorstandsmitglieder, sowie ihre Smartphones, welche er ihnen zu Weihnachten geschenkt hatte, in seinem Auftrag verwanzt worden. Er hörte die Bänder per PC ab und bei bestimmten Schlüsselwörtern begann der PC Aufzeichnungen zu machen. Nur Jo nutzte sein von der Firma geschenkt bekommenes Smartphone so gut wie nie und an das private von Jo Volland, kam Kowalski nicht heran. Erst vor kurzem, hatte er noch einmal 2000EU$ investiert, um die Joes Villa am Albrand, die Jo am Wochenende nutzte, um mit seiner Hure zu schlafen, ebenfalls zu verwanzen.
Er wusste um die Beziehung von Jo und Charlotte und er hasste diese Frau. Ihren Sex, Ihre Unerreichbarkeit, Ihre Selbstsichere Art, die Blicke die an ihm abglitten, wenn man sich traf. Ihre Immunität ihm gegenüber. Sie schien ihn nicht einmal zu verachten. Er existierte nicht für sie.
Vor einigen Jahren hatte er, angeheitert und nicht sehr clever, das gab er zu, ihr eindeutige Avancen gemacht, worauf sie ihm, erst ruhig aber bestimmt, als er nicht reagierte, laut und deutlich für alle Umstehenden, eine endgültige Abfuhr erteilt hatte.
Das hatte er ihr nie verziehen.
Ganz