Rentadep. Jens Otto Holländer
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Er überlegte kurz ihren Kopf abzutrennen, aber plötzlich verließ ihn jeglicher zerstörerischer Impuls. Einen Klappspaten hatte er im Kofferraum. Ein Jagdmesser, um erlegtes Wild aufzubrechen war hinter den Ersatzreifen geklemmt. Perfekt. In einem letzten Akt der Gewalt schlitzte er ihr den Bauch auf. Den ausgeweideten Körper verscharrte er in einer hastig ausgehobenen Grube. Die Innereien legte er sorgsam beiseite. Sie würden noch binnen einer Nacht von Aasfressern geholt. Dann zerrte er den Leichnam in die Grube, warf sie zu. Da die Natur dort noch voll intakt war, ging der misshandelte Körper den natürlichen Weg. Vier Monate später waren, neben einigen verstreuten Knochen, keine Überreste übrig, die auf ein gewalttätiges Ende hingewiesen hätten. Sein erster Mord blieb unentdeckt.
Gregor war lernfähig..
Reisen nach Amsterdam und Recherchen im Internet, sowie Fahrten nach Osteuropa und Südostasien, festigten seinen Hang zu Perversitäten. Als er mit gerade 30 Jahren seine erste Million verdient hatte, quälte er in Kambodscha ein Mädchen, eher Kind, zu Tode und filmte das Ganze. Überrascht von der eigenen Courage und schockiert über die Art und Weise, wie kalt seine Handlanger ihren Lohn einkassierten, beschloss er vorsichtiger zu werden. Wehrlose Kinder waren jedoch bald langweilig und der Einsatz musste erhöht werden, wie bei jeder Droge. So war er letztendlich im Darknet zu Gender Horror in den Club gekommen. Solche Sessions dauerten manchmal 18 Stunden und er hatte im Laufe einer Sitzung schon 4 kg an Gewicht verloren. DAS WAR DER ULTIMATIVE KICK.
Kowalski brauchte niemand, wollte niemand, hatte niemand. Er war ein armes Würstchen, eine Karikatur seiner selbst, der jeglichen Kontakt mit anderen, mittels seinem schauerlich schwefelig stinkenden Atems verhinderte. Dazu war er höllisch intelligent. Ein Soziopath und Psychopath aus dem Lehrbuch.
Er war ein Arbeitstier und stürzte sich besessen auf seine jeweiligen Aufgaben. Vier Stunden Schlaf reichten aus, um seinen Akku auf Höchstleistung laufen zu lassen.
Als er die Clique von Jo Volland, Andreas W., Andreas D., Markus S. und Jürgen L. kennenlernte, hatten diese erste grobe Vorstellungen von Rentadep entwickelt. Aber sie hatten, zugegeben, eine richtig gute Idee. Durch sein bestimmtes Auftreten, aber vor allem durch seine Sachkenntnis und sein Jonglieren mit Bestimmungen zum Gründen von Gesellschaften und Umgehen von anderen Bestimmungen, hatte er den heutigen Vorstand von Rentadep Deutschland tief beeindruckt und bald um die Finger gewickelt. Lediglich Jo Volland schien ihm nie restlos zu vertrauen. Es war seine Joes Idee gewesen, Abhängigen, nicht nur durch ein soziales Hilfsprogramm aus ihrer ausweglosen Situation herauszuhelfen, sondern ihnen auch den Anreiz, durch eine entsprechende Substanz zu bieten, die man nicht spritzen musste, welche aber doch den für viele so wichtigen Kick gab. So war dann letztendlich Euphorin entstanden. Er erinnerte sich gerne an die Tage der Gründung von Rentadep, an die Brainstormings, die kreativen Sitzungen, bei denen sie oft nächtelang überlegt hatten, was möglich, was machbar und was sinnvoll wäre. Die Namensfindung. Rent an abuse= rentabus, rent a dependent, rentadep. Wegen des deutschen Umgangssprachlichen Wortes Depp= Idiot, erst abgelehnt. Lediglich ihm, war von Beginn an die Ironie des dann doch gewählten Rentadep klar gewesen.
Bezeichnend für Gregor Kowalski war, dass er sich nicht nur schon relativ früh darüber klar geworden war, welche Möglichkeiten sich daraus ergeben, das Rentadep die Führung dieser unbeliebten gesellschaftlichen Aufgabe übernahm, sondern auch vorherzusehen, wie ahnungslos und naiv, sich die eigenen Vorstandsmitglieder vor seinen Karren spannen ließen. Daher hatte er, nachdem Rentadep schon mittlerweile fünf Jahre immer erfolgreicher wurde begonnen, innerhalb von Rentadep und außerhalb Kontakte zu knüpfen, die Kommandostrukturen zu unterwandern, zu bündeln. Figuren zu installieren,
die seinem Plan förderlich waren und innerhalb der Firma eine eigene, nur ihm bekannte Struktur zu schaffen. Ahnungslosen Mitarbeitern gab er Teilaufträge, lobte oder drohte ihnen, vergatterte sie zum Schweigen und schuf seine eigene Organisation. Für Geld und etwas Anerkennung, waren durchschnittlich gierige Menschen gerne bereit, Fünf gerade sein zu lassen. Er war ein Meister im Manipulieren von Menschen. Doch letztendlich machte es seine eigene Persönlichkeit unmöglich, anderen zu vertrauen und somit war er die oberste Spitze der Rentadep Pyramide, aber auch der einzige, der die Kenntnis aller Fakten, zu dem perversen Spiel zusammensetzen konnte, wie er es nun seit 12 Jahren tat. Für den Fall der Fälle, hatte er verschiedene Variationen eines Planes ausgearbeitet, der eventuelle Ermittler auf eine falsche Fährte führen würde. Sollte es jemals dazu kommen, hätte er sein Schäfchen im Trockenen und die Genugtuung, dass Jo und seine zugegeben sexuell mehr als reizvolle Schlampe, seine Rechnung bezahlen würden. Eine neue Existenz, die notwendigen Papiere und Konten im Ausland lagen bereit, in einer Kassette, Wetterfest verpackt in einem Wald, sollte er nicht mehr in sein Haus können, oder dieses abbrennen. Ebenfalls in der Kassette mit Ausweispapieren und Kontounterlagen ein flaches Etui mit Diamanten im Wert von 10 Mio. US$. Ebenso bestand Kontakt zu einem hervorragenden Chirurg, der die plastische Umgestaltung vornähme, doch so weit war er ja noch lange nicht. Aber er war gewappnet und konnte notfalls binnen weniger Stunden hier abhauen.
An manchen Tagen fühlte er sich gottgleich und sein Vertrauen in seine Fähigkeiten war so grenzenlos, wie der Mangel an Mitgefühl, den er anderen Menschen gegenüber zeigte. Wobei fühlen nicht das richtige Wort war. Gefühle waren bei Kowalski kein Thema. Manchmal meinte er, nur durch sein Denken überhaupt existent zu sein. Nur während einer Session, spürte er sich richtig, fühlte seinen Körper, Er regierte, ein nicht hinterfragtes Genie und genoss den heimlichen Ruhm, der ihm nach eigener Auffassung gebührte.
Er hatte jede Station, jeden Schritt, akribisch geplant, die Stationen ihres gemeinschaftlichen Projektes Rentadep, durch kontrolliert, wie die einen sagten, doch wie er besser wusste, verlief alles nach seinem Plan, bei dem alle anderen nur freiwillige und unfreiwillige Marionetten waren.
Offiziell machten Abhängige einen Behandlungsvertrag mit Rentadep, bekamen staatliche Grundsicherung und arbeiteten ehrenamtlich in von Rentadep vermittelten Arbeitsgelegenheiten, in nicht gewerblichen Projekten. Und warum? Weil sie Euphorin wollten. Kowalski schüttelt sich. Dieses Pack. Euphorin gab es nur bei uns. Sicher gab es immer noch den Heroinschwarzmarkt und alteingesessene Junkies, die auf “ihr“ Methadon schworen, aber die relevanten Süchtigen, wenn möglich weiblich, feixte er in Gedanken, die wissen, was Sache ist. Einmal Euphorin verwöhnt, kehrt auch der treueste Rezeptor nicht zu schwächerem zurück. Auf dieser Ebene gab es zum Glück keine moralischen Wertungssysteme, wie Treue, Ehre, oder ähnlichen Mist. Das hatten viele, auch Profiteure noch nicht kapiert. Hier ging es nicht um „Glauben“ oder ähnliches. „Besser“ war besser. Messbar. Sie machten es nicht, für, sondern wegen Euphorin. Wie soll man das dem Otto Normal klar machen. Es ging nicht darum über eine Straße zu rollen. Es ging darum, in einem Rolls Royce dahinzugleiten und nicht mal zu merken, welches Wetter draußen war. WEIL sie es bekamen. Erschreckend, warum sich die Masse immer mit solchen, gar nicht individuellen Konzepten fangen ließen. Und das Monopol lag bei Rentadep. Zu Beginn waren die Abhängigen schlange gestanden, um schnell vom verhassten Methadon oder Subutex weg zu kommen. Um an das Manna zu kommen. Dieser Schritt, Kowalskis Idee, war genial gewesen. So konnte man völlig ahnungslosen Menschen eine neue Superdroge unterjubeln, sie abhängig machen, ausnutzen und vernichten. Ohne Politik, ohne jede Ideologie oder Religion. Was soll man dagegen tun wenn Leute danke rufen, während man ihnen den Saft abdrehte? Wie alles Geniale, war dieser Plan so bestechend simpel. Nur eines durfte nie passieren. Der Nachschub aus bleiben. Und dass dies nie passierte, hatte Kowalski Rentadep und Euphorin installiert.
Kowalski bekam, alle paar Tage einen neuronalen Anfall, den man höchstens mit einer Art psychischen angenehm empfundenen zerebralen Störung, einer Art psychischer Gänsehaut vergleichen konnte. Er zitterte unkontrolliert, rollte mit den Augen, stöhnte, strampelte kurz mit seinen abgemagerten dürren Beinen und es war vorbei. Er sah sich im Büro um, wischte mit einem Taschentuch sein Gesicht ab und setzte seine Arbeit fort. Mit seinem hageren, von dichtem weißen