Die Legende der irischen Wolfskönigin. Gerhard Kunit

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Die Legende der irischen Wolfskönigin - Gerhard Kunit

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      Gerhard Kunit

      Die Legende der irischen Wolfskönigin

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       Verlagslogo

      Inhaltsverzeichnis

       Titel

       Widmung

       Der Weg der Kriegerin

       Der Weg der Steine

       Der Weg der Heilerin

       Der Weg der Wölfin

       Der Weg der Königin

       Der Weg der Herzen

       Leseprobe „Schatten und Licht – Die Töchter der Göttin“

       Leseprobe „Uhrwerk Pandora“

       Impressum neobooks

      Widmung

       Diesen Roman widme ich Irland, jenem Ort, an dem die Schleier zwischen den Welten dünner sind als anderswo, seiner allgegenwärtigen Mystik – und den Irinnen und Iren, die sich 2015 mit überwältigender Mehrheit für Liebe, Gleichheit und Toleranz entschieden haben und mich damit zu diesem Buch inspiriert haben.

      * * *

      Der Weg der Kriegerin

      Das Dunkel der Nacht wich der Dämmerung, und die aufsteigenden Nebel umspielten die Gestalten, die kampfbereit durch das hohe Gras schlichen. Ruhe lag über Bal Dochlan, während die Angreifer ausschwärmten und das Dorf einkreisten. Die Dornenhecke bot keinen Schutz vor den erfahrenen Söldnern, wandte sich gegen die Bewohner und nahm ihnen jede Möglichkeit zur Flucht vor den Jägern, die auf Menschen aus waren.

      Medbh hatte genug gesehen. Sie lief zu den Baumgruppen auf den Hängen westlich des Dorfes. „Danke, mein Schöner“, flüsterte sie und liebkoste Skryr, ihren Raben, der sich auf ihrer Schulter niederließ. Hätte er sie nicht vor den Schiffen der Eindringlinge gewarnt, wären die Einwohner Bal Dochlans im Schlaf überrascht, ohne eine Chance auf Gegenwehr erschlagen oder in die Fremde verschleppt worden.

      „Gut, dass Du kommst“, sagte Ulgacha, ihre Ziehmutter, Schildschwester und Wagenlenkerin. Nur eine Strähne ihrer dunklen Locken stahl sich unter dem Helm aus gehärtetem Leder hervor und milderte ihren entschlossenen Ausdruck.

      „Wir können sie nicht mehr lange halten“, pflichtete Eillean bei, die mit ihrem ganzen Gewicht im Geschirr des Leitwolfs hing. Im Gegensatz zu Medbh und Ulgacha war sie nackt. Ihr flachsblondes Haar trug sie offen, und die Runen in der blauen Farbe des Krieges zierten ihren gestählten Körper.

      „Calm, Fangrir, calm“, wisperte Medbh, und der Graue gab Ruhe, doch seine Augen versprühten ein waches Feuer. Die sechs übrigen Wölfe ihres Gespanns entspannten sich augenblicklich, sobald sich der Leitwolf legte. Ich wollte, ich könnte mich ebenso leicht beruhigen, dachte sie. Uighar Kriegskrähe, der Häuptling der Coughnacht war die Leitfigur eines jeden Kriegers, eine Naturgewalt in Menschengestalt. Mit eiserner Hand und unbeugsamem Willen hatte er die Coughnacht zu ihrer jetzigen Stärke geführt und diese Fremden würde er vom Feld fegen, so wie er alles beiseite fegte, was ihm in die Quere kam – aber er war mit seinen Kriegern im Osten des Stammesgebietes gebunden.

      Also hing es an ihr, seiner achtzehnjährigen Tochter und an Dommagh, ihrem kaum älteren Halbbruder. Ihre Unrast entsprang nicht dem bevorstehenden Kampf oder der Gefahr. Sie wusste mit ihren Waffen umzugehen und fürchtete den Tod nicht. Aber diesmal führte sie ihre Krieger in die Schlacht und die Verantwortung für hundert Leben wog schwerer, als sie jemals erwartet hätte.

      Sie öffnete die Brustschale ihres Lederpanzers und zog die Klinge ihres Messers über ihre rechte Brust. Eibrin, die junge Priesterin beugte sich zu ihr, sog das helle Blut auf, das aus dem Schnitt quoll und spie es Eillean, Ulgacha und Medbh ins Gesicht. Anschließend verschmierten die Frauen das Opfer ihrer Prinzessin über Stirn, Wangen und Hals, betend, es möge das letzte Blut sein, das sie heute vergössen. Der metallische Geschmack erinnerte Medbh an die Vergänglichkeit des Lebens, an seinen unersetzbaren Wert, und der Schmerz an ihrer Brust weckte ihre Sinne, verhalf ihr zu jener klaren Sicht, die sie im Kampf auf Leben und Tod nicht missen wollte. Ulgacha zog den Riemen von Medbhs Panzer fest, und der Druck stillte die Blutung fast augenblicklich. Dann warteten sie, warteten auf den Beginn des Sterbens.

      Zuerst waren es einzelne Schmerzensschreie, die von Bal Dochlan herauf wehten, als die Geschosse der Schleuderer die Angreifer überraschten, doch bald hallte der dumpfe Ton eines Kriegshorn durch den Morgen. „Es geht los“, sagte Medbh.

      Eibrin bestieg ihren mit Ponys bespannten Kampfwagen und setzte sich an die Spitze der Berserker, nackte Krieger, deren Äxte Furcht und Schrecken über ihre Feinde brachten. War ihr Blutdurst erst einmal entfesselt, ließen sie nichts und niemandem am Leben, und nur Eibrins Gesang mochte ihre Wut dann noch besänftigen, so die Göttin das zuließ. Sie sollten das Dorf nördlich umgehen und die östliche Kolonne der Angreifer aufrollen.

      Eillean lief zu ihren Furien, achtzehn ausgewählten Frauen, die nach Rache für die feigen Überfälle der letzten Monde dürsteten. Sie kämpften mit kurzen, scharfen Klingenpaaren und schlugen ihre Gegner mit Angriffen auf die Sehnen und Gelenke kampfunfähig, damit sie später der Kriegswölfin geopfert werden konnten.

      Medbh ging zu Fangrir und liebkoste ihn, während er das Blut von ihrem Gesicht und von ihren Händen leckte. Sie stieg auf ihren Wagen, sah, wie Dommagh seinen Streitwagen nach Südosten lenkte und seine Axtkämpfer zwischen die Angreifer und ihre Schiffe führte. Falls der Gegner entschlossenen Widerstand leistete, könnte ihr seine Schar beim Kampf um das Dorf fehlen, doch sie wollte den Feind nicht nur abschlagen. Wenn sie die Coughnacht vor den wiederholten Angriffen der Fremden schützen wollte, musste sie einen vollständigen Sieg erringen.

      Ulgacha schwang sich vor Medbh auf die Plattform und nahm die Zügel. Ihr schriller Ruf trieb Fangrir an, und sechs Wölfe folgten seinem Beispiel. Die schweren Räder lösten sich nur widerwillig aus der schwarzen, feuchten Erde, doch dann setzte sich der Kriegswagen in Bewegung. Als sie die Ausläufer des Buschwerks passierten, konnten sie das ganze Schlachtfeld überblicken.

      Jenseits Bal Dochlans formierten sich die Feinde und verfolgten die kecken Schleuderer, die ihnen in den Rücken gefallen waren, in Richtung Wald. Sie ahnten nichts von Brynswick und seinen Speerkämpfern,

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