Vater Goriot. Honore de Balzac

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Vater Goriot - Honore de Balzac

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Miene ab und begrüßte den Studenten.

      »Ich bin entzückt, mein Herr,« sagte er, »Ihre Bekanntschaft zu machen.«

      Der Graf Maxime von Trailles warf Eugen einen unruhigen Blick zu und gab sein unverschämtes Gebaren auf. Die wunderbare Wirkung eines einflußreichen Namens öffnete im Hirnkasten des Südfranzosen dreißig Schubfächer und gab ihm die Geistesgegenwart zurück, die er sich unterwegs so eifrig eingeübt hatte. Ein Blitz erhellte ihm plötzlich das Wesen der höchsten Pariser Gesellschaft, das ihm bisher so dunkel gewesen war. Das Haus Vauquer und Vater Goriot waren seinen Gedanken jetzt weit entrückt.

      »Ich glaubte die Marcillacs ausgestorben«, sagte der Graf von Restaud zu Eugen. »Ja, mein Herr,« erwiderte dieser, »mein Großonkel, der Chevalier von Rastignac, heiratete die letzte Erbin der Familie Marcillac. Er hatte nur eine Tochter, die mit dem Marschall von Clarimbault vermählt war, dem Großvater mütterlicherseits der Frau von Beauséant. Wir sind die jüngere Linie und um so ärmer, als mein Großonkel, der Vizeadmiral, alles im Dienste des Königs verlor. Die revolutionäre Regierung wollte bei der Abrechnung mit der Ostindischen Handelsgesellschaft unsere Forderungen nicht anerkennen.« »Befehligte Ihr Herr Großonkel nicht vor 1789 den ›Vengeur‹?« »Sehr richtig.« »Da kannte er also meinen Großvater, der den ›Warwick‹ führte.«

      Maxime sah Frau von Restaud an und zuckte die Achseln. Seine Blicke sagten: ›Wenn er anfängt, sich mit ihm über die Marine zu unterhalten, sind wir verloren.‹

      Anastasia verstand den Blick des Herrn von Trailles. Mit der bewunderungswürdigen Sicherheit, wie sie den Frauen eigen ist, sagte sie lächelnd: »Kommen Sie, Maxime, ich habe Sie etwas zu fragen. – Meine Herren, wir lassen Sie ein Weilchen mit dem ›Warwick‹ und dem ›Vengeur‹ umhersegeln.«

      Sie erhob sich mit einem spöttischen Lächeln und winkte Maxime, ihr zu folgen. Kaum hatten die beiden die Tür des Boudoirs erreicht, als der Graf seine Unterhaltung mit Eugen unterbrach.

      »Anastasia! Bleib doch hier!« rief er erregt; »du weißt wohl, daß … « »Ich komme sofort zurück, sofort«, fiel sie ihm ins Wort; »in einer Minute habe ich Maxime den Auftrag erteilt, mit dem ich ihn betrauen will.«

      Sie kam in der Tat sogleich wieder. Wie alle Frauen, die gezwungen sind, den Charakter ihres Gatten zu studieren, um nach ihrer eigenen Laune leben zu können, wußte die Gräfin genau abzumessen, wie weit sie gehen dürfe, um nicht ein kostbares Vertrauen zu verlieren; am Tonfall des Grafen hatte sie erkannt, daß es unklug sei, jetzt im Boudoir zu bleiben. Diese Störung verdankte sie Eugen. Sie deutete jetzt verachtungsvoll auf den Studenten und blickte Maxime an, der, zu allen dreien gewendet, kurz angebunden sagte: »Sie sprechen von Familienangelegenheiten, ich will Sie nicht stören. Auf Wiedersehen.« Er ging.

      »Bleiben Sie doch, Maxime!« rief der Graf. »Kommen Sie zum Essen!« sagte die Gräfin, die den Grafen und Eugen nochmals allein ließ, um Maxime in den ersten Salon zu folgen, wo beide sich längere Zeit unterhielten, in der Annahme, Herr von Restaud werde inzwischen Eugen verabschieden.

      Rastignac hörte sie lachen, plaudern und – schweigen; aber der boshafte Student führte mit Herrn von Restaud geistvolle Gespräche, schmeichelte ihm und verwickelte ihn in allerlei Erörterungen, denn er wollte das Wiedereintreten der Gräfin abwarten und in Erfahrung bringen, welches ihre Beziehungen zu Vater Goriot waren. Diese Frau, die ersichtlich in Maxime verliebt war und ihren Gatten beherrschte, sollte Beziehungen zu dem alten Nudelfabrikanten haben? Es war ein Rätsel. Er wollte das Rätsel ergründen, denn er hoffte über diese Frau, die so ganz Pariserin war, eine gewisse Herrschaft zu gewinnen.

      »Anastasia!« rief der Graf von neuem nach seiner Frau.

      »Wir müssen uns fügen, mein armer Maxime«, sagte sie zu dem jungen Manne; »auf heute abend!« »Ich hoffe, Stasie,« sagte er ihr ins Ohr, »daß Sie diesen jungen Mann in Schranken halten werden; seine Augen glühten auf wie Kohlen, als Ihr Morgenrock sich öffnete. Er wird Ihnen Erklärungen machen, Sie kompromittieren, und Sie würden mich zwingen, ihn zu erschießen.« »Sind Sie toll, Maxime?« sagte sie. »Sind solch kleine Studenten nicht im Gegenteil prächtige Blitzableiter? Ich werde schon Restaud ein wenig gegen ihn aufzubringen wissen.«

      Maxime brach in Lachen aus und ging; die Gräfin folgte ihm und stellte sich ans Fenster, um ihn seinen Wagen besteigen und das Pferd mit der Peitsche antreiben zu sehen. Sie kehrte erst zurück, als das Portal geschlossen wurde.

      »Denk dir, meine Liebe,« rief ihr der Graf entgegen, »die Besitzung, auf der die Familie des Herrn von Rastignac wohnt, ist nicht weit von Verteuil an der Charente. Sein Großonkel und mein Großvater waren miteinander bekannt.« »Freut mich, daß wir gemeinsame Bekannte haben«, sagte die Gräfin zerstreut. »Mehr, als Sie glauben«, sagte Eugen mit leiser Stimme. »Wie meinen Sie das?« entgegnete sie lebhaft. »Ja,« erwiderte der Student, »ich sah vorhin einen Herrn aus dem Hause treten, mit dem ich Tür an Tür in derselben Pension wohne, – den Vater Goriot.«

      Beim Nennen dieses durch den Zusatz ›Vater‹ verschönten Namens ließ der Graf die Feuerzange, mit der er die Glut geschürt hatte, hastig fallen, als habe sie ihm die Hände verbrannt, und erhob sich. »Mein Herr,« rief er aus, »Sie hätten wohl ›Herr‹ Goriot sagen können!«

      Die Gräfin erbleichte, als sie die Empörung ihres Mannes gewahrte, dann errötete sie; sie war offenbar verlegen. Sie sagte in einem Tone, der unbefangen sein sollte: »Es gibt niemanden, dem wir mehr zugetan wären … «

      Sie unterbrach sich, blickte auf das Klavier, als falle ihr irgendeine Melodie ein, und fragte: »Lieben Sie die Musik, mein Herr?« »Sehr«, erwiderte Eugen, der rot und unsicher geworden war bei dem Gedanken, irgendeine große Dummheit begangen zu haben.

      »Singen Sie?« fuhr sie fort, ans Klavier tretend, dessen sämtliche Tasten sie mit einem Fingerzug hintereinander anschlug: Rrrrah! »Nein, gnädige Frau.«

      Der Graf von Restaud ging auf und ab.

      »Das ist schade, da fehlt Ihnen ein bedeutsames Mittel zum Erfolg. – Ca-a-ro, ca-a-a-ro, ca-a-a-a-ro, non du-bi-tare«, sang die Gräfin.

      Als Eugen den Namen des Vaters Goriot ausgesprochen, hatte er eine zauberhafte Wirkung erzielt, nur daß diese im umgekehrten Verhältnis zu jener stand, die den Worten ›Verwandter der Frau von Beauséant‹ gefolgt war. Er befand sich etwa in der Lage eines Menschen, dem ein Liebhaber von Altertümern seine Schätze zeigt und der aus Unachtsamkeit an einen Schrank voll Statuetten stößt, so daß ein paar altersschwache Köpfe wanken und zu Boden stürzen. Er hätte in die Erde sinken mögen. Frau von Restauds Gesichtsausdruck war kalt und hart, und ihre gleichgültigen Blicke wichen denen des geschickten Studenten aus.

      »Gnädige Frau,« sagte er, »Sie haben wohl mit Herrn von Restaud allerlei zu reden; seien Sie meiner tiefsten Ergebenheit versichert, und gestatten Sie … « »Wann immer Sie kommen werden«, fiel die Gräfin ihm eilig ins Wort, »können Sie versichert sein, Herrn von Restaud wie mir die größte Freude zu bereiten.«

      Eugen verneigte sich tief vor dem Ehepaar und schritt hinaus, mit ihm Herr von Restaud, der es sich trotz Eugens Bitten nicht nehmen ließ, ihn bis ins Vorzimmer zu begleiten.

      »Wann immer der Herr sich sehen lassen sollte,« sagte der Graf zu Maurice, »werden weder die gnädige Frau noch ich zu Hause sein.«

      Als Eugen den Fuß auf die Freitreppe setzte, gewahrte er, daß es regnete.

      ›Teufel!‹ sagte er, ›ich habe eine Tölpelei begangen, deren Ursache und Tragweite ich nicht kenne, – soll mir der Handel auch noch Hut und Anzug verderben? Ich sollte im Winkel hocken

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