Kiss and Cook in Schottland. Tanja Neise

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Kiss and Cook in Schottland - Tanja Neise

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ihm tatendurstig entgegen. Gemeinsam machten sie sich auf den Weg zu dem kleinen Supermarkt.

      KAPITEL 3

      Fiona

      Fiona war bereits wieder ein Stück auf der Straße zurückgelaufen, als sie endlich an einem der Häuser ein kleines metallenes Schild baumeln sah, das sie zuvor nicht bemerkt hatte. Es schwang im Wind, der mittlerweile stärker geworden war, hin und her und quietschte leise vor sich hin. Das war das einzige Geräusch, das weit und breit zu hören war.

       Bed & Breakfast

      Gut, zumindest das wäre geklärt, sie müsste heute nicht auf der Straße eines abgelegenen Kaffs in Schottlands Nirgendwo schlafen. Von außen wirkte das Häuschen recht einladend mit seinem altbackenen Charme.

      In diesem Dörfchen war alles so friedlich und still. Wo waren nur alle? Das war irgendwie unheimlich. Fiona schüttelte über sich selbst den Kopf, so weit kam es noch, dass sie anfing, sich zu gruseln und zu ängstigen. Hey, sie kam aus Berlin, aus der Stadt, die niemals schlief. Da war es zwar nie so still, aber gruselige Gestalten liefen da allemal auf den Straßen herum. Wenn man sich dort nicht ängstigte, warum sollte man es hier tun?

      Das blaue Gartentor ächzte, als sie es öffnete. Während sie die paar Meter bis zur Haustür zurücklegte, sah sich Fiona ein wenig um. Unter einem Fenster stand eine hölzerne Bank, die die gleiche Farbe wie der Zaun hatte, daneben eine tönerne Figur - eine Schildkröte, sie hatte eine rosa Schleife im nicht vorhandenen Haar. Mit großen Augen blickte das Tier zu ihr, grinste breit und streckte die Zunge heraus, ganz so, als würde es sich lustig machen über Fionas Misere. Die Bewohner dieses Hauses hatten offensichtlich einen gewissen Sinn für Humor, was für sie sprach.

      Lächelnd drückte Fiona den Klingelknopf, um gleich darauf erschrocken zusammenzuzucken. Die Tonfolge des Big Ben ertönte in einer ohrenbetäubenden Lautstärke, vermutlich trugen nun die Bewohner des Cottages alle einen Hörschaden davon. Sämtliche Leute in dem Dorf wussten jetzt mit Sicherheit, dass die örtliche Pension einen weiteren Gast bekommen würde. Sie wollte sich schon umdrehen und gehen, da niemand kam, als nach einer gefühlten Ewigkeit endlich jemand die Tür öffnete. Verwirrt japste Fiona nach Luft. Vor ihr stand eine Frau mittleren Alters, die eine grüne Pflegemaske aufgetragen hatte und ihre Haare mit Lockenwicklern malträtierte. Einen solchen skurrilen Anblick hatte Fiona seit ihrer Kindheit nicht mehr zu Gesicht bekommen. Früher lief ihre Großmutter öfter mal so herum. Selbst das Kleidungsstück hätte zu der damaligen Zeit gepasst: eine Kittelschürze mit Blümchenmuster.

      »Hallo Miss! Kann ich Ihnen helfen?« Es war gut, dass Fiona ein Jahr als Austauschschülerin in England bei einer schottischen Familie gelebt hatte - dort hatte sie zwangsläufig dieses Kauderwelsch gelernt - denn die ältere Dame vor ihr sprach schottischer als Schottisch. Sie rechnete es der Wirtin hoch an, dass diese sie nicht genauso kritisch musterte, sondern mit einem amüsierten Funkeln in den Augen begrüßte.

      »Guten Tag, mein Name ist Fiona Baduhn. Ich bin auf der Suche nach einem Zimmer.« Sie quälte sich ebenfalls ein Lächeln heraus, schließlich konnte die Frau nichts für ihr persönliches Unglück.

      »Na dann, willkommen im Hause Reid. Ein Zimmer ist noch frei, da haben Sie Glück gehabt. Kommen Sie herein.« Das war relativ. Fiona hätte lieber das Glück gehabt, einen Job zu haben, anstatt ein Zimmer in einer Pension. »Fiona, das ist ein irischer Name, aber ihrem Akzent nach zu urteilen, kommen Sie nicht aus Irland.« Die unausgesprochene Frage hing zwischen ihnen.

      »Ja, das stimmt. Ich glaube, meine Mutter hatte mal ein Buch von einem irischen Schriftsteller gelesen, in dem die Hauptperson Fiona hieß. Deshalb der Name und sie haben recht, ich komme aus Deutschland.« Sie hoffte inständig, dass die gute Frau nicht noch nach dem Grund fragen würde, der sie dazu gebracht hatte, nach Schottland zu kommen. Im Moment war sie einfach zu wütend und konnte niemanden davon erzählen. Das musste sie erstmal sacken lassen.

      Als Mrs Reid noch breiter lächelte, fing die Maske in ihrem Gesicht an zu bröckeln, was Fionas Laune schlagartig verbesserte und sie zum Kichern brachte. »Huch, da fällt mir doch tatsächlich dieses Zeugs von der Backe. Entschuldigen Sie bitte mein lädiertes Aussehen. Im Normalfall sehe ich so nicht aus.« Mit diesen Worten machte sie den Weg frei und Fiona betrat neugierig das Haus.

      »Das dachte ich mir schon, dass das nicht Ihr Ausgeh-Make-up ist«, scherzte Fiona mit der älteren Frau und zwinkerte ihr zu. Mrs Reid war ihr schon jetzt sympathisch.

      Das Haus wirkte ein wenig überladen - Plüsch, Samt, Bilder und Nippes waren an jedem freien Platz allgegenwärtig. Man wurde regelrecht von dem ganzen Kram erschlagen. Dicke, dunkle Teppiche dämpften sämtliche Geräusche ab und ein himmlischer Geruch nach Tee und Gebäck hing in der Luft.

      »Wie lange wollen Sie in unserem schönen Örtchen verweilen?«

      »Eigentlich wollte ich recht lange bleiben, aber leider scheint sich das mit meinem Job erledigt zu haben.« Fiona zuckte traurig mit der Schulter und merkte, wie müde sie war. Der Flug, die Aufregung und nun die kolossale Enttäuschung, das alles nagte an ihr.

      Mrs Reid riss ihre Augenbrauen nach oben, wodurch sich eine erneute Schicht ihrer Gesichtsmaske löste und in Fetzen herabhing. »Das ist ja schrecklich. Wo wollten Sie denn arbeiten? Entschuldigen Sie bitte, wenn ich so neugierig bin, aber in unserem Dorf spricht sich so etwas normalerweise immer schnell herum. Bisher hab ich noch nichts davon gehört, dass wir Zuwachs bekommen werden.« Mit spitzen Fingern zog sie einen Teil der Peel-Off-Maske von ihrem Gesicht und packte das Zeugs in ein Taschentuch. Irgendwie war das alles sehr skurril. Gab es hier eine versteckte Kamera?

      Fiona gähnte ausgiebig, völlig unbeabsichtigt, aber es rettete sie davor, Mrs Reid eine Antwort geben zu müssen. Der Stachel der Enttäuschung saß recht tief und mittlerweile ging sie fest davon aus, einem richtig bösen Streich zum Opfer gefallen zu sein. Das war nichts, was sie einer ihr unbekannten Frau so einfach auf die Nase binden wollte.

      »Oh, Sie sind müde. Kommen Sie, ich zeige Ihnen Ihr Zimmer, dann können Sie sich ein wenig ausruhen und frischmachen. Reden können wir heute Abend bei unserem Dorffest.« Das Klimpern der Schlüssel an dem fetten Schlüsselbund lenkte Fiona von der Frage nach dem Dorffest ab. Erleichtert bemerkte sie, dass sich das Zimmer ganz offensichtlich nicht im ersten Stock befand, denn sie liefen an der extrem steilen Treppe vorbei. Den schweren Koffer hätte sie niemals dort hinauf bekommen. »Wenn Sie möchten, bringe ich Ihnen ein Kännchen Tee, das belebt die müden Geister. In etwa einer Stunde?«

      »Das wäre sehr nett von Ihnen.« So könnte sie sich wirklich ein paar Minuten aufs Ohr hauen und danach schauen, wie sie aus diesem Kuhkaff wieder herauskam. Erst einmal Kräfte sammeln. Die Bäckersfrau Mrs Wilson musste sie einfach vergessen. Selbst wenn sie die Frau finden würde, die Bäckerei war geschlossen und der Job definitiv verloren. Es würde nichts ändern und ihr vermutlich nur einen ordentlichen Wutanfall bescheren.

      »So, da wären wir. Hinein in die gute Stube.« Mrs Reid trat zur Seite und Fiona ging staunend in den kleinen Raum, der vollständig mit weißem Holz verkleidet war. Ein behaglicher Ohrensessel vor einem Kamin und ein kleines Tischchen rundeten die Einrichtung ab. An den Fenstern hingen Gardinen mit Blümchenmuster und auf dem Bett lag eine Tagesdecke in demselben Stil. Die Decke war wiederum aus dem gleichen Stoff gemacht, wie die Kittelschürze von Mrs Reid. Den gab es hier im Ort wahrscheinlich günstig zu erwerben, im Keller lagerte die ältere Dame bestimmt einen Hundert-Meter-Ballen. Fiona musste grinsen, angesichts ihrer Gedanken, riss sich dann aber zusammen und sah sich weiter um.

      Eine echte Puppenstube, dachte sie. Einfach

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