Das Lächeln von Kleopatra. Albert Morava

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Das Lächeln von Kleopatra - Albert Morava Die Flucht

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überlegte. Das gekonnt à la Marilyn Monroe geschminkte Gesicht, die üppige, blonde Haarpracht und die Lachgrübchen um den Mund kamen ihm zwar bekannt vor, doch er wusste nicht warum. Hatte er sie vorher schon gesehen? Wann? Und wo?

      "Bei den Hells Angels singe ich nicht mehr."

      Es war Ella, das Mädchen aus der Straßenbahn und Theologiestudentin. Jetzt erinnerte er sich plötzlich an alles, an das kurze Gespräch in der alten Trambahn, die Begegnung mit der Band. Doch seitdem war einige Zeit vergangen, in der viel passiert war - und sein musikalisches Interesse am Mitspielen in einer Prager Rockband, hielt sich jetzt in Grenzen.

      "Der Blumenstrauß ist nicht von mir", sagte er.

      Sie lachte - etwas gezwungen. Jan fiel ihre hohe Sopranstimme dadurch besonders auf.

      "Ich weiß, von wem er ist."

      "Ein schöner, reicher Blumenstrauß.."

      "Von wem ist er?"

      Ihre zierliche Hand mit langen, farblos lackierten Fingernägeln strich gleichgültig über die noch nicht ganz aufgegangenen Rosenknospen.

      "Von Jeremias."

      "Jerry?" Jan erinnerte sich an das nichtssagende Gesicht des Jungmanagers der Hells Angels.

      "Ja. Jetzt hat er für sein Konzert in der Spiegelkapelle im Klementinum eine aus London eingeflogene Sängerin engagiert und hat wohl ein schlechtes Gewissen."

      Jan kam sich verdutzt vor und die Gleichgültigkeit mit der sie ihm, den sie kaum kannte, dieses erzählte, überraschte ihn.

      "Engländerinnen sind in Prag eine Seltenheit. Hat sie etwas Besonderes an sich oder hat Jerry deine Stimmlage nicht mehr gepasst?"

      Ella streichelte nachdenklich die Blumenknospen.

      "Eigentlich ist Ivana aus Prag, ist aber von ihren jüdischen Zieheltern in London großgezogen worden. Jetzt pendelt sie zwischen London und Prag. Ihr Englisch ist akzentfrei und obwohl sie mehr mit dem Körper als mit der Stimme singt, kommt sie als britisches Showgirl bei den Leuten hier gut an. Besser als ich", erklärte sie. Die Stimme klang emotionslos, zwischendurch kicherte sie sogar.

      "Außerdem gefällt mir die moderne Pop - Musik aus England nicht wirklich. Mir gefällt Gospelmusik, die passt zur Kirchenakustik viel besser als sein Kuschelrock", sagte sie kritisch

      "Ja", sagte Jan, "tanzen soll man in den Kirchen nicht."

      "Nicht in der Spiegelkapelle des Klementinums."

      "Wird das Rockonzert dort stattfinden?"

      "Ja, wenn nichts dazwischen kommt."

      Sie schritten beide langsam zum großen Ausgangstor des Wallenstein - Palais auf einem der mit weißem Kieselstein bestreuten Fußwege, an blühenden Gartenbüschen vorbei. Ellas Stöckelschuhe mit hohen Absätzen blieben dann und wann im Boden stecken.

      "Darf ich mich bei dir einhängen?" fragte sie.

      Sie lehnte sich an seine Schulter an und das war sein erster, wenn auch nicht gsnz hautenger Körperkontakt mit ihr. Er empfand ein Gefühl des Vertrauens, welches irgendwoher kam, er wusste nicht woher. Auch Körperlichkeit keimte gedämpft auf, doch in dem Augenblick empfand er eher eine Art geteilte Intimität.

      Als sie das Palaistor hinter sich gelassen hatten und auf der Straße standen, nahm Jan ihre Hand und drückte sie leicht - als möchte er sich von ihr verabschieden. Instinktiv behielt er ihre kleine Hand etwas länger in seiner als beim Abschiedsgruß üblich. Sie löste den langen Händedruck nicht auf und lächelte.

      "Sehen wir uns bald wieder?" fragte er. " Es gibt so viele Dinge über die wir reden könnten."

      "Du kannst mich noch bis zur Straßenbahnhaltestelle begleiten."

      Die nächste Haltestelle war nicht weit, einige Minuten zu Fuß bis zur Nikolauskirche. Ein kurzer, etwas mühsamer Spaziergang im lästigen Lärm des Prager Straßenverkehrs. Sie setzten ihren Fußmarsch zunächst schweigend und eine Spur zu ernst fort - Hand in Hand.

      "Sollen wir uns verabreden?"

      "Morgen nachmittag um vier Uhr bin ich im Klementinum", sagte sie. "Vor der Spiegelkapelle."

      Die Straßenbahn war angekommen. Er umarmte sie, ohne einen Kuss zu wagen.

      "Bis morgen dann?"

      "Vor der Spiegelkapelle."

      Sie stieg ein und winkte ihm freundlich durch das Fenster zu.

      Zu Fuß lief er weiter über die Karlsbrücke. Nur langsam ging die Sonne für ihn unter und er spürte eine ungewöhnliche Leichtigkeit in sich. Der Abend war windstill und warm, der Flußstrom der Moldau floß ruhig dahin. Kurz blieb er stehen und betrachtete die Wellen.

      Von der Insel Kampa her - mitten in der Moldau - ertönte der helle Klang einer Trompete in einer Kaskade, die sich langsam steigerte und immer höher wurde, als ob sie bis zum Himmel steigen möchte. De r Himmel war wolkenlos - schimmernd rot verfärbt nur durch die Abenddämmerung im Westen. Ein runder, farbloser Mond ging langsam auf. Nachts schlief er tief und träumte von einem fernen Land, dessen Namen er nicht kannte.

      In der Nähe eines breiten Flusses, der kaum Ufer zu haben schien, kamen ihm Elephanten entgegen, auf denen bunte indische Reiter saßen. Die Elephanten waren nicht groß, klein und grau waren sie. Bis auf einen großen, weißen Elephanten in deren Mitte - auf dem eine in Weiß verhüllte Frau saß.

      Als sie an Jan vorbeiritt, zog sie plötzlich ihren Schleier vom Kopf herunter. Sie war blond und hatte das edle Gesicht einer Prinzessin. Ein barfüßiger indischer Mönch erschien plötzlich neben ihm und sagte: "Ich bin Vatsyayana und sie ist deine Frau." Zu gut um wahr zu sein, Jan wurde wach und sein erster Gedanke galt Ella

      .

      Er freute sich auf das so unerwartet vorgeschlagene Stelldichein, doch in diese Freude und Lust, einen Menschen zu entdecken, der ähnlich denkt, wie er selbst, mischten sich auch Zweifel und Unsicherheit. Trotz der zwei flüchtigen Begegnungen, in denen sie ihm auffgefallen war, kannte er sie nicht.

      Ella hatte eine außergewöhnliche Ausstrahlung durch die sie überall auffiel. Sie war immer und überall der Blickfang von allen; möglicherweise ohne es überhaupt zu wollen. Männer schauten ihr im allgemeinen nach, mit eindeutigen Kommentaren. Frauen oft mit verhaltenem Neid oder vielleicht lesbischen Wünschen. Eine Mischung aus Aschenputtel und Kurtisane mit Marilyn-Monroe-Gesicht - für die meisten galt sie als eine ausgemachte Herzensbrecherin.

      Dass ein Mädchen mit diesen Eigenschaften - die in einer Rockband mitsang und gleichzeitig auf der Bühne eine Arie aus der Traviata von Verdi singen konnte - und auch noch Theologie studierte, schien ihm einfach zu außergewöhnlich.

      Als er eine halbe Stunde vor der ausgemachten Zeit im Klementinum ankam, war Ella schon da, umgeben von mehreren jungen Männern. Sie diskutierten und lachten, es schien, dass in der Spiegelkapelle gerade eine Musikprobe für die geplante Rockvorführung lief. Jan blieb etwas abseits stehen, wohlwissend, dass er zu früh da war. Sie bemerkte ihn und hatte ihm flüchtig zugewunken.

      Abwartend setzte er sich auf eine Sitzbank im Klementinumhof

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