Das Lächeln von Kleopatra. Albert Morava
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Sie liefen weiter Hand in Hand, doch nicht zum Pulvertor, sondern durch die mondäne Pariser Straße bis zur übergroßen Stalinstatue am Stromovka-Park und setzten sich dort im Schatten eines üppigen, roten Rhododendron-Strauchs auf eine entlegene Steinbank. Hier war die Luft gut und wohlriechendend, Büsche und Bäume waren in voller Blüte und die Luft roch nach Jasmin.
Dort blieben sie sitzen und küssten sich zum ersten Mal wirklich und lange, während die Vögel an den Bäumen um sie herum lustig zwitscherten. Ein Rotkehlchen kam hüpfend auf die Bank zu und sprang herum um sie, auf der Suche nach Brotkrumen.
Nach einer Weile flog es fort mit sonorem, hohen Getzwitscher.
"Glaubst du, dass eine Vogelsprache gibt", fragte Jan.
"Ja, aber sie ist nicht für alle Vögel gleich."
Später als die Sinnesfreude abgeflaut und ein leichter Wind aufgekommen war, wurde es von der Moldau her kühler und Ella erzählte ihm einiges über sich.
Es stellte sich heraus, dass sie genau um ein Jahr älter war als er und am gleichen Tag wie er im Tierkreiszeichen der Waage in Prag geboren.
"Sind wir uns deswegen ähnlich?"
Im Mittelalter galt Prag als die Hochburg von Astrologen und Alchymisten und der berühmte König Karl I, dessen Namen die Moldaubrücke trägt, tat keinen Schritt, ohne seinen Hofsterndeuter Tycho de Brahe zu befragen. Doch von der Astrologie hatte Jan keine Ahnung.
"Ich glaube, wir sind uns ähnlich", sagte er," aber warum, weiß ich nicht".
Ella hatte ihren leiblichen Vater nie gekannt. Ihre Mutter, die in zweiter Ehe mit einem primitiven, ehemaligen Prager Ladenbesitzer verheiratet war, sprach wenig über ihre Vergangenheit. Jetzt bestimmte der Laden ihr Leben, der freilich jetzt nicht mehr ihm, sondern der staatlichen Lebensmittelkette Pramen gehörte. Immerhin war er nach wie vor Geschäftsleiter des Ladens. Dies gewährte der Familie eine gewisse Absicherung und bevorzugten Zugang zu Grundnahrungsmitteln jener Zeit - nach dem Krieg - auch ohne Bezugsscheine. Ella hasste diesen Mann.
Wer ihr Vater war, erfuhr sie später von ihrer Großmutter, bei der sie zeitweise leben musste und die sie großgezogen hatte. Er war ein einfacher Soldat der deutschen Kriegsmacht, kurz in Prag stationiert, und später in Russland gefallen.
Somit hatte Ella Verwandte im Rheinland - in der Gegend von Bonn. Als kleines Kind wurde sie von ihnen nach Westdeutschland eingeladen und blieb dort einige Wochen, einmal und nie wieder.
Sie sprach kein Deutsch, das einzige Wort, das sie je gelernt hatte, war " ekelhaft ".
Ihre Mutter, eine erotische Brünette mit Augen, die grün wie Efeu waren, und sehr temperamentvoll, heiratete einen Tschechen, der Ella adoptiert hatte und für sie einen kleinen Bruder zeugte. Die Ehe wurde nach drei Jahren wegen fortgeschrittenem Alkoholismus des Mannes geschieden, die Kinder blieben bei der Mutter. Ellas Stiefbruder Vladimir war um fünf Jahre jünger als sie selbst.
Nach einiger Zeit heiratete die Mutter, die noch keine Dreißig war, zum zweiten Mal - den ehemaligen Ladenbesitzer mit despotischen Manieren. Sie arbeitete fleißig in seinem Laden mit. In der kleinen Wohnung wurde es eng und Ella zog zur Großmutter, wo es ebenfalls eng war. Doch die Oma war Witwe und ohne Interesse an männlichen Bekanntschaften.
Sie - überzeugte Kommunistin - lebte mit ihrer jüngsten Tochter zusammen, die jünger war als Ella. Sie bewohnten zusammen eine Einzimmer-Wohnung mit großer Küche in einem der verkommenen Mietshäuser in der Bahnhofsgegend von Smíchov.
Dort war Ellas Zuhause. Jan, der aus einer ganz anderen Welt kam, fand ihre Geschichte eher interessant als tragisch.
Er erzählte über sich, aber Ella schien nur mit einem Ohr zuzuhören. Ein Leben weit weg von Prag, in der Provinz war ihr ebenso fremd, wie Jan ihre Lebensgeschichte. Doch der erste Schritt war jetzt getan und es galt, sich noch besser kennenzulernen.
Als es dunkel wurde, begleitete er sie zur nächsten Straßenbahnhaltestelle und sie verabredeten sich für den nächsten Sonntag am Nationalmuseum vor der Statue des berittenen Heiligen Wenzels - direkt am Wenzelsplatz.
"Ich komme mit meinem Hund!", sagte sie zum Abschied.
"Mit einem kleinen Schoßhund?" Er konnte sich nicht vorstellen, dass ihre Großmutter auch noch einen Hund, der diesen Namen verdient, bei sich beherbergen könnte.
"Nein. Du wirst schon sehen...", schmunzelte sie.
Allein wanderte er zurück zum Pulvertor. Von dort aus konnte er seine Straßenbahn der Sehnsucht besteigen und zu der Studentenkolonie zurückkehren.
Vor einer Fußgängermpel blieb er stehen, obwohl sie auf Grün geschaltet war. Er nahm die Welt um sich nur halb wahr. Hatte er seine künftige Frau gefunden?
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