Düstere Märchen. Andrea Appelfelder
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Er führte die Kinder aus dem Haus, nachdem er ihnen Kleidung gegeben hatte und auch schließlich raus aus dem dunklen Wald, der auch zu ihrem Grundstück gehörte.
Als er sich vergewisserte, dass die Kinder allein nach Hause finden würden, eilte zu seinem Haus zurück um vor Gret da zu sein und um ihn zu warnen.
All diese Geschehnisse dauerten weniger als eine Stunde. Als er nun sein Haus wieder betrat, hatte sich nichts verändert, keiner war da, nicht mal die Hexe.
Er eilte in die Küche und öffnete die Luke zum Ofen in dem immer noch das Fleisch köchelte. Er packte das Stück, was die Form eines Torsos hatte, trug es mit Tüchern, welche ihn vor der Wärme schützten, mit sich und warf es in den brennenden Kamin des Wohnzimmers.
Auf dem Fleisch, was nun im Feuer lag bildeten sich immer mehr Verbrennungen an der Oberfläche, es löste sich immer schneller auf und zerfiel komischerweise binnen von Minuten zu Asche. „Was hast du getan?“, erschallte es hinter ihm.
Hensel drehte sich um und erblickte seine neue Mutter mit der schwarzen Katze im Arm. Panik stieg nun in dem Jungen auf, wusste er doch durch die Kinder, zu was diese Frau fähig war. Er versuchte aber selbstbewusst zu wirken: „Ich habe die hilflosen Wesen befreit, die du gefangen gehalten hast.“
Er betrachtete sie genau. Diese Frau, die sich für Anfang zwanzig oder Mitte dreißig ausgab, war schon wieder um Jahre gealtert. „Ich brauche diese Kinder, sonst bin ich nur ein Altersschwaches ..?“
Hensel beendete wutgeladen ihren Satz „..Monster. Die Kinder haben mir erklärt, dass du sie essen wolltest um ewige Jugend zu erhalten, aber eine Frage musst mir mir beantworten. Wenn du nur hinter der Jugend her bist und dafür Kinder essen musst, wieso hast du meinen Vater um den Finger gewickelt und bist hier?“
Die Frau, die sich immer weiter in ihre derzeitige Situation hineinsteigerte, schrie: „Ich bin schön und jung und habe ein Leben in Reichtum und Liebe einfach verdient! Aber du willst mich leiden sehen! Du willst nicht das ich bleibe und das werde ich alles deinem Vater sagen!“
Die schwarze Katze sprang wieder blitzschnell auf den Jungen zu und attackierte ihn erneut. Der Junge versuchte, die Katze, die sich in ihm festgekrallt hatte, abzuschütteln, taumelte und fiel auf die Kante des Tisches, der neben dem Kamin stand. Er blutete stark, sein Kopf schmerzte und er blieb bewusstlos am Boden liegen.
Gret war gerade auf den Weg vom Markt wieder zurück nach Hause. Um alles für die schräge Stiefmütter von Hensel zu besorgen, hatte er Stunden gebraucht.
Letztendlich hatte er aber alle Einkäufe erledigt und stand jetzt wieder vor seinem geliebten Zuhause, welches allerdings anders wirkte als noch einige Stunden zuvor. Das Haus schien jegliches Leben verloren zu haben. Es brannte keine Kerze und alles war dunkel und düster.
Nichtsdestotrotz betrat er das Haus, da er sich um Hensel sorgte. Gretel stellte die Einkäufe in der dunklen und unbeheizten Küche ab, wo nur der Ofen brannte.
Er blickte sich unbeirrt um und streifte durch das Untergeschoss, wo er versuchte, seinen Freund zu finden. „Hensel, wo bist du?“
Der Rufende wurde immer panischer und fing an zu schreien, eine Antwort erhielt er schließlich aber nur von einer ihm verhassten Person. Die Hexe stand, wie bei Hensel auch schon, mit ihrer Katze auf dem Arm vor ihm, ihr Gesicht war mit einem Schleier verhüllt und ihr Körper nach vornüber gebeugt. „Schrei nicht so herum, der Junge ist weg.“
Gret ignorierte sie und rannte ins Wohnzimmer, aus dem sie gekommen war und zum erloschenen Kamin. Dort kniete er sich nieder um einige Blutstropfen auf dem Boden zu finden. Die Hexe stand nun auch wieder hinter ihm. Er drehte sich um und fauchte sie an: „Was hast du ihm angetan?! Er ist unschuldig!“
Die Frau antwortete nicht. Er griff sie an, schlug auf sie ein, riss ihr im Handgemenge den Schleier vom Gesicht und sprang zum Kamin zurück. Dort angekommen suchte er nach einer Waffe und griff nach einem der Schürhaken, die immer dort standen. Er blickte die Frau wieder, mit der Waffe in der Hand, an und erschrak beim Anblick, welcher sich ihm bot.
Gret musterte ihr gealtertes, verunstaltetes und vernarbtes Gesicht. „Du bist eine verdammte Hexe! Oh Gott und ich habe es noch nicht mal gemerkt? Ich hatte zwar ein ungutes Gefühl, aber ich dachte, das liegt daran, dass ich eifersüchtig bin, weil du meine Welt, mit deiner Anwesenheit zerstörst.“
Die Hexe kicherte grell. „Du konntest mich auch nicht erkennen. Durch die Kinder, die ich gegessen habe, konnte ich mein Selbst sehr gut verschleiern. Schade ist nur, dass dein Freund mein Essen freigelassen hat. Jetzt muss ich mir wieder neues züchten, aber keine Angst: Er hat dafür bezahlt. Leider war er zum essen zu alt.“
Gret war schockiert und dachte, sich verhört zu haben. Sein Hensel, den er liebte, hatte dafür bezahlt, dass er kleine, unschuldige Kinder gerettet hatte? Er hob zornesbleich den Schürhaken und rannte schreiend auf sie zu. „Du hast ihn doch nicht etwa getötet?! Weißt du, ich bin einmal ein Hexenjäger gewesen. Erlernt habe ich das Handwerk von meiner Familie. Vor so vielen Jahren habe ich dieses Leben schon aufgegeben, weil ich irgendwie Mitleid mit den Kreaturen hatte, aber jetzt verstehe ich endlich den Sinn hinter unserer Arbeit.“
Er stürzte auf sie zu und schlug der Hexe mit dem Eisenhaken ins Gesicht. Die Frau schrie vor Schmerzen auf und ihr Gesicht, mitsamt der Haut und der Augen, begann sich vom Knochen zu schmelzen. Die Hexe floh angsterfüllt vor ihrem Peiniger in Richtung Küche. Sie hätte nicht gedacht, dass er so etwas mit ihr anrichten würde.
Gret ließ aber nicht locker, er war auf Rache aus, weil er seinen Geliebten Hensel für tot hielt und verfolgte sie in einem schnellen Schritttempo. „Weißt du, wieso sich dein Gesicht auflöst? Du bist eine Kreatur von der finsteren Seite der Welt und hast dich dem Teufel verschrieben. Auch wenn es nun vielleicht etwas spät kommt, Eisen ist eine eurer Schwächen. Solche Wunden heilen bei euch niemals. Selbst wenn du überlebst, wird es dich in alle Ewigkeit als Hexe zeichnen.“
Die Hexe versuchte ihr Gesicht durch ihre Hände aufrechtzuerhalten, bevor es komplett schmolz aber vergeblich. Sie war verzweifelt und flehte ihn an: „Bitte, ich will noch nicht sterben. Sei nicht mehr so wütend auf mich. Weißt du, dein kleiner Freund, er lebt noch, ich habe ihn im Keller angebunden. Er blutet zwar, aber er lebt. Bitte geh hinunter, befreie ihn und wenn ihr wieder heraufkommt, bin ich weg. Ihr werdet mich nie wieder sehen.“
Die neue Frau von Hensels Vater hatte sich mittlerweile vor dem geöffneten Ofen geflüchtet. Diesen Ort liebte sie am meisten in diesem Haus, da sie dort ihrer Lieblingsaktivität, dem Backen, nachgehen konnte.
Gret überlegte ob er sie entfliehen lassen sollte. Er dachte an seine Gründe, die Jagd nicht mehr durchzuführen und blickte in die Unendlichkeit der Flammen, die noch im Ofen loderten: „Wie alt bist du nun eigentlich wirklich und komm uns nicht wieder mit Anfang zwanzig oder Mitte dreißig?“
Die Hexe rührte sich nicht von der Wärme des Ofen weg: „Zweihundertachtzig!“
Gret ging auf sie zu. „Du hast dein Leben nur durch unschuldiges, anderes Leben verlängert. Deine Lebenserwartung ist aber eigentlich um mehr als das Vierfache überschritten. Wie viele Kinder mussten für diesen Frevel sterben?“
Sie antwortete nicht, doch natürlich musste sie das auch nicht, er wollte die Antwort auch gar nicht wissen. Er schritt weiter auf sie zu, rammte ihr den Schürhaken in die Brust und stieß sie mit aller Kraft in den Ofen. Noch während sie erbärmlich