DEBORA. T.D. Amrein

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DEBORA - T.D. Amrein Krügers Fälle

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meinen Sie?“

      „Ja, Madame, so könnte man sagen.“

      „Die spinnt völlig, das habe ich gedacht, auch wenn das jetzt ziemlich herzlos klingt.“

      „Haben Sie vielleicht auf dem Dach die Anwesenheit von Wespen bemerkt, Madame?“, fragte Guerin nach, ohne auf ihre Antwort einzugehen.

      Sie zog die Augenbrauen hoch, „Wespen? Ja es kann sein, dass um die Früchte einige herumgeschwirrt sind.“

      Dann begriff sie den Sinn der Frage. „Ach so, Sie denken, dass sie Angst vor Wespen hatte, und deshalb die Panik …

      Ja, jetzt wo Sie es sagen, das wäre durchaus möglich.“

      „Danke Madame, das war im Moment alles. Wenn Sie dann …“ Er blätterte in seinen Unterlagen. „… Bitte Frau Leu zu mir schicken würden, das wäre sehr nett!“

      „Was wollen Sie denn von Carmela? Die war ja gar nicht dabei!“, zischte sie.

      Jetzt zog Guerin die Brauen hoch, „Frau Leu kennen Sie also, Madame?“

      „Sie ist schließlich meine Lebenspartnerin, Herr Kommissar, auch wenn Ihnen das womöglich nicht gefällt!“, antwortete sie immer noch ziemlich gereizt.

      Guerin blieb ganz ruhig. „Ich bitte Sie, Madame, ich achte selbstverständlich jedermanns Auffassung. Wenn Sie dann also bitte Ihre Lebenspartnerin zu mir bitten könnten.“

      Debora beschränkte sich auf einen giftigen Blick, bevor sie aufstand. Guerin wartete, bis sie fast an der Tür war, bevor er seine letzte Frage stellte. „Einen Moment noch, Madame!“

      Sie drehte sich abrupt um. „Was ist denn noch?“

      „Kennen Sie von den anderen Gästen auch noch jemanden näher?“, wollte er wissen.

      „Ja, wir kennen uns seit Jahren, wir treffen uns immer im Frühling hier, um uns zu sonnen. Nur diese Frau … Wettermann war neu, niemand hat sie gekannt.“

      „Werthemann, Madame.“

      „Ja, dann eben Werthemann. Die anderen sind übrigens auch Pärchen, nur damit Sie nicht fragen müssen, Herr Kommissar!“, schnauzte sie ihn grob an.

      Carmela machte dagegen einen traurigen Eindruck, schüchtern trat sie ein. Guerin schonte sie, soweit möglich, las ihr nur die Notizen von Marcel vor, und fragte dann, ob sie noch etwas hinzufügen möchte. „Die arme Frau“, sagte sie nur. „Und ich konnte gar nicht mehr helfen.“

      Auf die Frage nach den Wespen schüttelte sie nur den Kopf.

      Entgegen seiner ersten Absicht ließ Guerin auch die beiden Pärchen, Erika und Lotti sowie Anna und Kerstin rufen.

      Sie erklärten übereinstimmend, dass die „Neue“ offenbar Carmela schöne Augen gemacht hatte. Von Wespen wollten sie jedoch ebenfalls nichts bemerkt haben.

      „Schluss für heute, mon Cherié“, sagte Guerin schließlich, als die Zeuginnen gegangen waren. „Jetzt gehen wir schön essen, und dann gleich ins Bett.“

      „Ich bin noch nicht so sehr, müde“, antwortete Michélle lächelnd.

      „An Schlafen hatte ich eigentlich nicht gedacht“, antwortete Guerin.

      „Gibt es hier denn kein Tanzlokal oder so was Ähnliches?“, fragte Michélle zurück.

      „Natürlich gibt es das, aber ich bin ein lausiger Tänzer“, antwortete Guerin leicht verlegen.

      „Dann musst du dringend üben“, stellte sie fest. „Ich gebe dir dann heute Abend gleich die erste Stunde!“

      „Schwachstelle gefunden und sofort darin herumstochern, so seid ihr Frauen“, seufzte Guerin.

      „Ja, wenn du nicht möchtest?“

      „Doch natürlich, ich würde es gerne lernen, ich hatte nur bisher wenig Gelegenheit. Und vermutlich werde ich dir dabei ab und zu auf deine hübschen Füßchen treten.“

      „Da bist du keineswegs der Einzige, der das auch schon versucht hat“, antwortete sie schelmisch. „Mach dir deswegen um mich keine Sorgen.“

      Während des Essens fiel Guerin plötzlich ein, woher er den Namen der ersten Zeugin kannte. Der unbekannte tote Motorradfahrer hatte eine Rechnung von einem oder einer namens Nagel in der Tasche gehabt. Allerdings nicht von einem Zahnarzt, da war er sich sicher.

      Um die Stimmung nicht zu stören, ließ er sich nichts anmerken. Das konnte bis Montag warten.

      2. Kapitel

      Samstagnachmittag in Hausen im Wiesental. Matthias Brändle gönnte sich ein Bier. Schließlich hatte er gerade die letzte Schubkarre geleert, die in der Wechselmulde vor dem Haus noch Platz fand.

      Monate hatte es gedauert, bis er mit dem Aushub für die Erweiterung des Hauses beginnen konnte. Die Baugenehmigung hatte er im Wohnzimmer eingerahmt aufgehängt.

      Hinter dem Haus, das seine Eltern kurz nach dem Krieg gekauft hatten, lag ein sehr steiler Abhang mit einer dünnen Humusschicht auf dem rötlichen Sandstein, der sich weiter oben ab und zu zeigte.

      Nur deshalb hatte er die Behörden schließlich überzeugen können, dass keinerlei Rutschgefahr bestand.

      Matthias war in diesem Haus aufgewachsen. Soweit seine Erinnerung zurückreichte, hinter dem Haus wucherte schon immer diese absolut undurchdringliche Brombeerhecke. Die hatte ihn die letzten zwei Samstage beschäftigt. Seine Frau hatte ihn die ganze Zeit damit geneckt, dass er dahinter wohl ein Dornröschen vermutete.

      Ganz zu Ende war der Kampf noch nicht, die Wurzeln der Brombeeren würden ihn noch eine Menge Schweiß kosten. Für eine Baumaschine reichte der Platz einfach nicht aus.

      Matthias rechnete damit, dass er auch noch ein Stück Sandstein von Hand abbrechen musste. Jedoch solange er das selbst machte, kostete es schließlich auch nicht viel.

      Mit frischer Kraft griff er nach dem Pickel. Es zeigte sich, dass er an den Seiten des Ausbruches, bald auf Stein stieß. Jedoch in der Mitte drang das Werkzeug leicht bis zum Stiel ein. Also begann er dort, die Erde herunterzukratzen. Die herabhängenden Wurzeln bildeten praktisch einen Vorhang, hinter dem er immer weiter eindringen konnte.

      Bis zum Abend hatte er so viel Erde gelöst, dass es für eine weitere Wechselmulde ausreichen würde. Zufrieden betrachtete er sein Werk. Wenn man so davorstand, sah es wie ein Höhleneingang aus, ging ihm durch den Kopf.

      Nach dem Abendessen, die Sache ließ ihm keine Ruhe, obschon er hundemüde war, versuchte er mit einer langen dünnen Eisenstange, die Tiefe bis zum Fels zu messen. Die Stange fand kaum Widerstand, sie ließ sich einfach immer weiter einschieben bis zu ihrem Ende. Hinter der Erde musste sich ein Hohlraum oder nur noch ganz lockeres Material befinden.

      Trotz der Spannung, heute konnte er nicht mehr weitermachen. Gähnend schlurfte er ins Haus zurück. Dornröschen würde bis Montagabend warten müssen.

      ***

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