DEBORA. T.D. Amrein
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Der Knochen war deutlich zu erkennen und wenn man wusste, wonach man suchte, konnte man auch den Rest des Skelettes im Staub erkennen.
„Ja, das sind eindeutig menschliche Knochen“, bestätigte der Jüngere der beiden, der als Erster auf die Leiter gestiegen war. „Die dürften allerdings schon eine ganze Weile daliegen“, fügte er noch an.
„Mindestens seit 1948“, bestätigte Matthias, „in diesem Jahr hat mein Vater das Haus gekauft.“
„Der Keller war nicht bekannt?“, fragte der ältere Beamte.
Matthias schüttelte den Kopf. „Ganz bestimmt nicht!“
Der Beamte wandte sich an seinen Kollegen. „Was meinst du, es ist Wochenende? Auf ein oder zwei Tage mehr kommt es jetzt auch nicht mehr an.“
„Denke ich auch. Außerdem ist die Fundstelle gut geschützt. Sie lassen einfach bis Montag niemanden an die Stelle, Herr Brändle. Und am besten behalten Sie das Ganze für sich!“
Matthias nickte.
„Wer weiß bis jetzt davon?“, fragte der Ältere nach.
„Nur ich und meine Frau“, erwiderte Matthias.
„Haben Sie Kinder?“
„Ja.“
„Die haben noch nichts mitbekommen?“
„Nein, aber wenn sie den Streifenwagen gesehen haben, werden sie und die Nachbarn natürlich Fragen stellen“, antwortete Matthias.
„Sagen Sie einfach, wir suchen nach einem angefahrenen Reh“, antwortete der Beamte. „Das fällt nicht auf.“
„Wenn Sie meinen.“
„Am Montag kommen dann allerdings schon eine ganze Menge Leute, nur dass Sie sich darüber klar sind, Herr Brändle.“
„Am Montag muss ich arbeiten“, antwortete er.
„Zumindest am Morgen sollten Sie anwesend sein, sonst riskieren Sie, dass man Sie abholt“, mahnte der Beamte.
Matthias gab sich geschlagen. „Gut, ich bleibe hier.“
„Und verändern Sie bitte nichts mehr!“
„Ich habe versprochen, die Leiter bis Sonntag zurückzubringen“, wand sich Matthias.
„Das ist möglicherweise gar nicht schlecht“, sagte der jüngere Beamte. „Dann kommt auch keiner auf die Idee,
draufzusteigen. Am besten bringen Sie sie heute noch.“
Matthias versprach es, die Beamten verabschiedeten sich, dann war Margarethe auch schon mit dem Abendessen fertig.
Als Matthias später mit der Leiter auf der Schulter die Straße hinabging, waren auffallend viele Nachbarn in den Gärten oder auf ihren Balkonen, die ihn beobachteten. Bald sprach ihn die Erste an. „Was hat denn die Polizei bei Ihnen gemacht?“, wollte sie wissen.
Matthias erklärte, wie geheißen, dass sie nach einem geflohenen, angefahrenen Reh suchten.
Das Interesse verflog sehr schnell, schon nach kurzem Getuschel war fast niemand mehr zu sehen.
Nur einer der Nachbarn, er war nicht draußen gewesen, stützte nachdenklich den Kopf in die Hände. Jetzt war es wohl so weit. Der Tag, vor dem er sich seit bald fünfzig Jahren fürchtete, war heute gekommen.
***
Kommissar Krüger gönnte sich an diesem Freitag etwas früher Feierabend, um seine Partnerin, Elisabeth Graßel von der Arbeit abzuholen. Zu Fuß. Er liebte es mit ihr Hand in Hand durch Freiburg zu schlendern.
Etwas mehr als ein Jahr wohnten sie jetzt zusammen. Sie hatte seine Vorstellung von Frauen völlig verändert, ließ sich nicht einordnen und verlangte ihm viel ab. Trotzdem war Krüger noch nie so glücklich in einer Beziehung gewesen. Egal, was sie wollte, sie war es ihm wert.
Meistens bat er sie unterwegs in ein Café, denn dort hatte er ihre ganze Aufmerksamkeit. Zu Hause blieb sie kaum länger als ein paar Minuten sitzen, immer war noch etwas zu tun, dass sie nicht lassen konnte.
Vor der Stadtbibliothek, wo sie arbeitete, wartete er geduldig, bis sie erschien.
Zusammen mit einer Kollegin eifrig im Gespräch trat sie vor den Eingang, zwinkerte ihm zu, während die Kollegin ohne Pause weitersprach.
Krüger winkte lässig zurück, dann blieben seine Augen an ihrer Begleiterin hängen. Eine auffallend schöne Frau, mit langen gekräuselten roten Haaren.
Sein Blick fiel auf ihre ebenfalls roten Pumps, dann folgten die sehr langen Beine, die unter einem kurzen weißen Rock endeten. Weil die Damen einen guten Meter über ihm oben auf der Steintreppe standen, ließ sich erkennen, dass auch ihr Höschen farblich zu Schuhen und Haaren passte.
Eine äußerst peinliche Situation. Was sollte er tun? Deutlich wegschauen wäre genauso unhöflich, wie sie anstarren.
Wenn er geraucht hätte, dann könnte er sich abwenden und eine Zigarette anzünden, ging ihm durch den Kopf. Ein Taschentuch, um sich umständlich die Nase zu putzen, hatte er auch nicht dabei.
Schuhe binden, fiel ihm ein. Er ging in die Hocke und nestelte an seinen Schuhen herum. Zwischenzeitlich warf er einen Blick nach oben in der Hoffnung, dass sich die Sache von selbst erledigte. Eines war klar. Wenn jetzt jemand zusah, dann würde der oder die denken, dass er das Schuhe binden nur vortäuschte, um noch besser hinsehen zu können. Dass es Elisabeth nicht so empfand, konnte er nur hoffen.
Zum Glück drehte sich die Sirene kurz darauf auf dem Absatz um und verschwand wieder im Gebäude. Elisabeth stieg zu ihm herab. „Du holst mich ab, wie nett von dir.“
Krüger versuchte, sich nichts anmerken zu lassen. „Ich konnte ja nicht wissen, dass du noch etwas mit einer Kollegin besprechen wolltest. Hattet ihr noch etwas vor?“
Sie schüttelte den Kopf. „Das war nur eine Praktikantin, die noch etwas fragen wollte.“
Sie sah ihn an. „Eine schöne Frau, nicht wahr?“
Krüger spürte, dass er rot wurde. „Ja, nicht schlecht, aber so genau habe ich nicht hingesehen“, schwindelte er.
„Doch sie ist eine wirkliche Schönheit“, beharrte sie, „die gefällt allen. Diese Haare, zweiundzwanzig Jahre alt, Pfirsichhaut und dazu ist sie auch noch klug. Fast zu viel des Guten.“
Krüger bot ihr den Arm, zog sie mit. „Was hast du denn heute gemacht?“, fragte er, auch, um vom Thema wegzukommen.
„Monique, die von eben, hat mich den ganzen Tag begleitet“, antwortete sie. „Monique ist richtiggehend in Bücher verliebt, es macht Spaß, ihr beim Stöbern zuzusehen. Sonst war alles wie immer. Und bei dir?“
Krüger hatte schon wieder ein Bild vor Augen, Monique auf der Leiter. Trotzdem antwortete