DEBORA. T.D. Amrein

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DEBORA - T.D. Amrein Krügers Fälle

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die gehen doch gar nicht durch die Tür“, gab sie zurück. „Und wo sollte der Fahrer sitzen?“

      „Ja, rutsch rüber“, antwortete Krüger tonlos.

      Sie brach in schallendes Gelächter aus, „rutsch mal rüber, der ist gut, den muss ich mir merken.“

      Krüger seufzte. Wie so oft bei ihr, eine Antwort warf mindestens drei neue Fragen auf. Ein endloses Labyrinth, in dem er sich mit ganzem Herzen gerne verirrte. Und kein Gedanke daran, jemals wieder herausfinden zu wollen.

      3. Kapitel

      Montagmorgen gegen halb neun in Hausen füllte sich die sonst so ruhige Straße, an der die Brändles wohnten, mit Fahrzeugen.

      Die Nachbarn sahen aus den Fenstern oder schlenderten in den Vorgärten herum, um nichts zu verpassen. „Viel Aufwand für ein verletztes Reh!“, machte die Runde.

      Jemand behauptete, Karin, die neunjährige Tochter der Brändles, seit Freitag nicht mehr gesehen zu haben.

      Matthias wurde von KM Sieber befragt, während die Techniker der Kripo seinen Keller freischaufelten.

      Nach dem Mittagessen trafen Krüger mit Michélle und Holoch für einen ersten Augenschein ein. Erwin Rohr, der Chef der Spurensicherung berichtete: „Bisher haben wir die Skelette von vier Individuen sichergestellt.“

      „Vier?“, wiederholte Krüger. „Es war doch nur von einem Knochenfund die Rede. Stehen wir jetzt vor einem Massengrab?“

      Rohr zuckte mit den Schultern. „Zwei erwachsene Personen und zwei Kinder. Weitere sind jedoch nicht zu erwarten, sie lagen offen im Keller, der aus massivem Sandstein besteht. Darin lässt sich nichts vergraben.“

      Die Techniker hatten einige Bretter ausgelegt, um den Keller mit sauberen Schuhen zu erreichen. Der Raum erinnerte eher an eine archäologische Ausgrabung als an einen Tatort.

      Dass einmal eine Holztür den Keller abgeschlossen hatte, ließ sich nur noch an den Roststellen erkennen, die von den eisernen Kloben im Sandstein stammten. Die Tür und die Beschläge hatten der feuchten Erde nicht standgehalten. Die Regale an der Rückwand waren dagegen noch ziemlich gut erhalten.

      Die Stellen um die Skelette waren sauber gewischt, die Knochen selbst lagen noch am ursprünglichen Platz. Nur einer der Oberschenkelknochen, derjenige, den Matthias fallen gelassen hatte, befand sich nicht mehr in der normalen Lage.

      Dieses Opfer hatte sich in der Mitte des Raumes befunden, während die anderen sich offenbar im Hintergrund, nahe beieinander aufgehalten hatten.

      Holoch betrachte einen Knochen genauer. „Nach Zustand und Farbe könnte er durchaus in die Kriegszeit passen“, stellte er fest.

      „Dafür spricht auch“, meldete sich Rohr, „die Etikette, die wir gefunden haben: Zwetschgen 44, handgeschrieben, mit Bleistift.“

      Sieber ergänzte: „Die Familie Brändle lebt seit 1947 hier, von diesem Keller haben sie jedoch nichts gewusst. Der Vater, inzwischen verstorben, hat das Haus von der Ortsverwaltung gekauft, sagt der Sohn. Wer vorher hier gewohnt hat, davon hat er ebenfalls keine Ahnung.“

      „Dann haben Sie also noch Eingemachtes gefunden?“, fragte Krüger nach.

      „Eigentlich nicht“, erwiderte Rohr, „nur Scherben und vertrocknete Reste, die wir noch analysieren müssen. Auf den ersten Blick würde ich sagen, eine Explosion. Möglicherweise eine Handgranate. Die Rostpunkte, die überall verteilt sind, könnten von einem Splittermantel stammen.“

      Er zeigte an die Decke. „Sehen Sie die schwarze Verfärbung des Sandsteins? Die sauberen Flecke sind Stellen, die inzwischen abgeblättert sind, das ist normale Erosion. Die dunklen Vertiefungen sprechen jedoch für den erwähnten Splittermantel.“

      Krüger wandte sich an Sieber: „Gehen Sie doch gleich einmal bei der Ortsverwaltung vorbei! Wenn die das Haus verkauft hat, könnten im Archiv noch Angaben über die früheren Bewohner vorhanden sein. Auch wenn natürlich kaum zu erwarten ist, dass es sich bei den Opfern um diese handelt. Deren plötzliches Verschwinden wäre bestimmt aufgefallen und entsprechend bekannt im Ort. Danach fragen können Sie ja trotzdem. Aber diskret bitte!“

      Sieber nickte. „Bin schon unterwegs!“

      Doktor Holoch räusperte sich. „Ich kann hier im Moment nichts mehr tun. Ich fahre dann zurück oder haben Sie noch Fragen, Herr Kommissar?“

      Krüger überlegte kurz. „Nein danke, Herr Doktor“, antwortete er. „Ich besuche Sie dann in der Pathologie, wenn Sie die Knochen erhalten und genauer untersucht haben.“ Schließlich wollte er sich nicht vor versammelter Mannschaft blamieren, wenn Holoch ihn wieder einmal mit Fachausdrücken eindeckte.

      „Wir könnten jetzt mit der Bergung beginnen“, sagte Rohr. „Es ist alles aufgenommen.“

      Krüger nahm es nickend zur Kenntnis. Ihm graute schon vor diesen Ermittlungen. Zeugen zu finden, die bis fünfzig Jahre zurück klare Erinnerungen hatten. Wie groß war die Chance, dass der oder die Täter überhaupt noch am Leben waren?

      Er stellte sich vor, dass vielleicht eine Flüchtlingsfamilie hier Zuflucht gesucht hatte, die dann für Plünderer gehalten wurden. Handgranaten waren zu Ende des Krieges in riesigen Mengen vorhanden gewesen. Sie abzuziehen und von außen in einen Raum zu werfen, schaffte ein Kind genauso wie ein Tattergreis.

      Trotzdem, ein vierfacher Mord musste untersucht werden. Jemand hatte schließlich den Keller zugeschüttet, also war ein Selbstmord sehr unwahrscheinlich.

      Das konnte immerhin ein Ansatz sein. Wer hatte überhaupt Gelegenheit gehabt, dies zu tun, ohne aufzufallen?

      Für Matthias Brändle brach an diesem Nachmittag seine Welt zusammen. Sobald Margarethe erfahren hatte, dass vier Skelette, davon zwei Kinder gefunden wurden, begann sie zu packen. „Glaubst du wirklich, ich und die Kinder schlafen auch nur noch eine einzige Nacht in diesem Haus!“, hatte sie ihm weinend erklärt, als er sie mit einem Koffer in der Hand aus dem Schlafzimmer kommen sah.

      „Aber das ist doch unser Haus? Der neue Anbau, wo willst du denn hin?“

      „Egal, nur weg!“

      „Ich kann den Keller zumauern“, schlug er verzweifelt vor.

      „Vergiss es, nie im Leben!“

      „Was soll ich denn machen?“, fragte er kopfschüttelnd.

      „Such uns eine Mietwohnung. Aber nicht hier, am besten in der Stadt, wo uns niemand kennt. Ich wohne mit den Kindern solange bei meinen Eltern.“

      „Und ich?“

      „Wo du willst. Bei meinen Eltern geht nicht, das weißt du, es wird schon für uns drei eng.“

      Matthias antwortete nicht darauf. Etwas unheimlich war das schon, aber deshalb alles aufgeben? Die letzten Jahre hatte er das Gebäude Stück für Stück renoviert, alles, was vom Verdienst übriggeblieben war, steckte in diesem Haus. Der Anbau sollte noch der Höhepunkt werden, fast eine Villa, hatte er immer gescherzt.

      Und jetzt! Wer würde ihm die Bude abkaufen, mit dem gruseligen

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