INQUISITOR MICHAEL INSTITORIS 1 - Teil Eins. Eberhard Weidner

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INQUISITOR MICHAEL INSTITORIS 1 - Teil Eins - Eberhard Weidner Inquisitor Michael Institoris 1

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Jahren mit wenig Gepäck und ohne nennenswertes Talent, aber umso größeren Träumen nach München gekommen war, um beim Film sein Glück zu suchen. Nachdem er schon bald wegen wiederholten »verbotenen Umgangs mit staatsfeindlichen Luziferianern« zu einer Bewährungsstrafe verurteilt worden und aufgrund dessen von der Hochschule für Fernsehen und Film in der Frankenthaler Straße geflogen war, war er in den Untergrund gegangen und hatte sich dort einem der zahllosen Zirkel der Luziferianer angeschlossen.

      Ohne über eigene übernatürliche Fähigkeiten zu verfügen oder selbst Gestaltwandler, Blutsauger oder Ähnliches zu sein, war er einer der unzähligen Mitläufer, die sich aus der Nähe zu den echten Luziferianern persönliche Vorteile erhofften. In der Regel verrichteten sie Handlangerdienste und wurden dafür – wenn überhaupt – mehr schlecht als recht entlohnt. Und da Kai in der Welt der Schickeria, in der er sich zuvor bewegt hatte, mit der Versuchung des Kokains in Kontakt gekommen und rasch süchtig nach dem Kick durch das weiße Pulver geworden war, reichte der karge Lohn seiner neuen Meister nicht aus, seine sündteuren Bedürfnisse zu finanzieren. Er war daher gezwungen, mehreren Herren zu dienen, und hatte sich auf der Suche nach einem lukrativen, aber unproblematischen Zusatzverdienst in den letzten Jahren als Michaels bester Informant erwiesen. Zahlreiche sensationelle Erfolge des Inquisitors und damit auch seine unmittelbar bevorstehende Beförderung wären ohne die hervorragenden Tipps des Koks-Junkies nicht denkbar gewesen.

      »Kai?«, wiederholte der Inquisitor, nachdem eine ganze Weile wieder nur Rauschen und gepresste Atemzüge zu hören gewesen waren. »Was ist los? Warum rufst du noch so spät an?« Michael ließ sich unbewusst auf den Schreibtischsessel sinken, denn seine ganze Aufmerksamkeit galt dem Anrufer.

      »Ich … ich hab einen … echt heißen Tipp für Sie, Inquisitor! Die … die Sache ist aber brandeilig. Sind Sie … sind Sie interessiert?«

      »Logisch, schieß los! Worum geht’s?«

      Kai schnaufte so heftig, als hätte er vor dem Anruf einen längeren Spurt hingelegt. Anschließend war ein Geräusch zu hören, das sich wie ein unterdrücktes Stöhnen oder Schluchzen anhörte, bevor Kai antwortete: »Ein … ein Hexenzirkel führt eine … Dämonenbeschwörung durch. Die Geschichte … steigt heute … kurz nach Mitternacht.« Kai nannte Straße und Hausnummer, sodass der Inquisitor eine vage Ahnung bekam, wohin es gehen würde. »Ich muss … jetzt Schluss …«

      Die Verbindung wurde abrupt unterbrochen, sodass Michael sich unwillkürlich Sorgen um seinen Informanten machte. Darüber hinaus sah es dem jungen Abhängigen absolut nicht ähnlich, sich nicht mindestens dreimal nach der Höhe und den detaillierten Modalitäten der Bezahlung zu erkundigen. Hatte er diesmal zu viel riskiert, um den Inquisitor rechtzeitig zu informieren, und war erwischt worden? Michael hatte keine Möglichkeit, Kai zurückzurufen und nachzufragen, ob alles in Ordnung war. Ersten hatte er keine Nummer, weil Kai seine Prepaid-Handys öfter wechselte als seine Unterwäsche, und zweitens hätte er ihn dadurch eventuell erst recht in Schwierigkeiten gebracht.

      Aus diesem Grund legte Michael den Hörer auf die Gabel und strich mit der Hand unbewusst über seinen Vollbart, während er überlegte. Sollte er auf Nummer sicher gehen und Verstärkung mitnehmen? In der Zentrale gab es eine ständige Rufbereitschaft von drei bis vier Inquisitoren, die für nächtliche Notrufe bereitstanden und innerhalb weniger Minuten einsatzbereit waren. Andererseits handelte es sich nach Kais Worten nur um einen Hexenzirkel, und mit einem Dutzend mehr oder minder zauberkundiger Frauen würde Michael auch allein fertig werden. Sein Entschluss war daher schnell gefasst. Er würde sich zunächst allein um die Sache kümmern. Sollte es hart auf hart kommen, konnte er mit seinem Handy immer noch Verstärkung anfordern. Und unter Umständen war es aufgrund der bevorstehenden Beförderung ohnehin die letzte Gelegenheit, dass er einen solchen Alleingang durchführen konnte.

      Michael stand auf und zog seine schwarze Lederjacke an. Anschließend griff er nach dem Pilotenkoffer, der neben dem Schreibtisch stand und wichtige Hilfsmittel für den Kampf gegen die Luziferianer enthielt. Er löschte das Licht und verließ das Büro, um seinen Dienst-BMW aus der Tiefgarage zu holen. Das Jagdfieber hatte ihn bereits im Griff. Gleichzeitig überkam ihn aber auch Wehmut bei dem Gedanken, dass er dieses erregende Gefühl nach seiner Beförderung wohl am meisten vermissen würde.

      Der letzte Glockenschlag vom Turm einer nahen Kirche war noch nicht verhallt, da löste der Inquisitor sich aus dem Schatten des Hauseingangs und eilte über die verlassene Straße. Erst vor wenigen Minuten, kurz bevor die Turmuhr begonnen hatte, Mitternacht zu schlagen, war ein letzter einsamer Passant aufgetaucht und vor dem noch immer heftig herniederprasselnden Regen rasch im Hexenhaus, wie Michael es nannte, verschwunden. Dessen schwach erleuchteter, unscheinbarer Eingang war nun auch das Ziel von Michaels eiligen Schritten.

      Es war nicht zu erwarten, dass weitere Mitglieder des Hexenzirkels auftauchten. Die Runde musste komplett sein, denn die Beschwörung sollte in Kürze über die Bühne gehen. Nach Michaels Ansicht war daher jetzt der beste Zeitpunkt, in das Haus einzudringen, denn die Hexen waren sicherlich vollauf mit den letzten Vorbereitungen für das Ritual beschäftigt. Wer einen Dämon beschwor, musste präzise und umsichtig zu Werke gehen, weil der kleinste Fehler für die Anrufenden tödliche Konsequenzen haben konnte. Darüber hinaus hatte der Inquisitor das Überraschungsmoment auf seiner Seite, weil die Hexen nicht mit seinem Besuch rechneten.

      Als er die Haustür erreichte, hatte ihn der Regen ziemlich durchnässt. Das kurze Haar klebte ihm am Kopf. Die imprägnierte Lederjacke hielt zwar dicht, doch das Regenwasser lief ihm in den Nacken und eisig kalt seinen Rücken hinunter. Michael rüttelte an der Klinke, aber die Tür war verschlossen. Kurzerhand hob er den rechten Fuß und ließ ihn gegen das Türschloss schnellen, das keinen übermäßig stabilen Eindruck erweckte. Als die Tür nach dem ersten Tritt krachend aufflog, hob Michael das unterarmlange hölzerne Kreuz, das er in der linken Hand trug und vom Heiligen Vater in Rom geweiht worden war. Noch bevor die Tür, die scheppernd gegen die Wand geprallt war, zurückschwingen konnte, trat er aus dem Regen ins Haus der Hexen und sah sich rasch um.

      Niemand war zu sehen. Aus den oberen Stockwerken waren Lärm und laute Stimmen zu hören, die auf ein geschäftiges Treiben hinwiesen. Rechter Hand führten Stufen ins Kellergeschoss, aber dort unten war es stockfinster. Die Beleuchtung im Treppenhaus brannte zwar nicht, doch aus den beiden offen stehenden Türen der Parterrewohnungen drang schwacher Lichtschein, der ausreichte, um Michael seine Umgebung erkennen zu lassen.

      Er öffnete den Reißverschluss seiner Jacke und schlich zu den erleuchteten Eingängen der Wohnungen. Vorsichtig spähte er zuerst nach links und anschließend nach rechts in die Flure, die von schwachen Glühbirnen erhellt wurden, aber verwaist waren. Wenn dies das Hauptquartier eines Hexenzirkels war, bezweifelte Michael ohnehin, dass die Räume zu Wohnzwecken genutzt wurden. Und nach dem Ursprung des Lärms zu urteilen, sollte die Beschwörung eher in einer der oberen Etagen durchgeführt werden.

      Auf leisen Sohlen nahm der Inquisitor die nächsten Stufen bis zur Kehre, vergewisserte sich dort, dass die Luft rein war, und eilte weiter in den ersten Stock. Auch hier standen beide Wohnungstüren sperrangelweit offen.

      Michael warf erneut zuerst einen Blick in die linke Wohnung. Sein Herzschlag setzte kurzzeitig aus, als sich ein Schatten aus dem hellen Lichtviereck löste und auf ihn zusprang. Die Gestalt, von der Michael im Gegenlicht zunächst nur Konturen erkennen konnte, schrie ihm eine Flut unverständlicher Worte entgegen, während sie gleichzeitig mit ausgebreiteten Armen auf ihn zuschoss.

      Michael wusste, dass es sich bei den gebrüllten Worten nicht um eine Beschimpfung in einer fremden Sprache, sondern um einen Zauberspruch handelte. Es war kein tödlicher Fluch, der ihn in Flammen aufgehen oder zu einem Eisklumpen erstarren lassen würde, wie er aufgrund seiner Erfahrung erkannte, aber zumindest ein starker Bannzauber, der jeden Muskel in seinem Körper mit Ausnahme der lebensnotwendigen Organe kurzzeitig lähmen würde. Zugleich wurde dem Inquisitor bewusst, dass er nicht wie erwartet von einer Hexe angegriffen wurde,

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