Der lange Weg nach Yullima. Logan Kenison

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Der lange Weg nach Yullima - Logan Kenison

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hinaufschaffen? Elron würden furchtbare Schmerzen bevorstehen. Also überlegte Richter, ob er eine Art Schleppe bauen konnte, auf die er den verletzten Freund legen konnte. Doch, zur Hölle nochmal, es war so dunkel, und wann immer er einen Blick zu den Schwarztannen hinüberwarf, sah er nichts als undurchdringliche Schwärze. Wie sollte er eine Schleppe bauen, wenn er nicht einmal sah, wo es das Holz dafür gab?

      Also bis zum Morgengrauen warten?

      Richter war nicht sicher, ob Elron so lange durchhalten würde.

      Er musste Hilfe erhalten, und er musste sie schnell erhalten – oder alles war vergebens.

      Wie lange war Elron bereits auf dem Meer unterwegs? War er an Land angeschossen worden, bevor er das Boot bestiegen hatte? Hatte er es mit letzter Kraft auf sein Boot geschafft und war er vor dem Angreifer aufs Wasser hinaus geflohen?

      Richter hatte hundert Fragen, doch wagte er nicht, Elron eine davon zu stellen. Nicht jetzt. Nicht, solange es dem Freund so schlecht ging und Richter darum rang, auf irgendeine Weise Hilfe für ihn zu erlangen.

      Der Kiel der Föroyar lief knirschend auf Kies, und der Ruck hätte Richter beinahe nach vorn geworfen. Gerade noch rechtzeitig konnte er sein Gewicht abfangen. Er blickte besorgt zu Elron und stellte fest, dass sein Freund die Lider halb geschlossen hatte. Zwischen den zusammengebissenen Zähnen saugte er zischend Luft. Ein dünner Blutfaden rann aus seinem Mundwinkel. Elron war einer Ohnmacht zum Greifen nahe. Doch wenn er einmal weggetreten war, würde er dann überhaupt noch etwas sagen können? Würde er das Bewusstsein dann jemals wieder erlangen?

      Richter neigte sich seinem Freund zu und fragte:

      »Wer war das, Elron? Sag es mir, wenn du kannst. Wer hat dir das angetan? Wer hat …«

      Ein paar pulsierende Atemstöße … Elrons Brust hob und senkte sich, und unter qualvollen Schmerzen sog er Luft ein. Dann öffnete er die Augen; sein Blick suchte den des Freundes.

      »Das Schiff nach Yullima«, stieß er mühsam hervor. »Mit mir geht’s zu Ende, Owen … ich spüre es. Der Mörder … ist auf dem Schiff nach Yullima. Er hat …«

      »Wer, Elron? Und warum?«, hakte Richter nach, als der Freund abbrach. Doch Elron sah ihn nur noch unverwandt an.

      »Owen«, keuchte Elron, »du … ich … wir sind Freunde.«

      »Das sind wir, Elron.«

      Mit Tränen in den Augen umklammerte Richter die Hand des Efrikingers und spürte den Händedruck ein letztes Mal, dann verließ Elron alle Kraft; der Griff erschlaffte, der Körper sackte durch.

      »Das sind wir«, wiederholte Richter, »und werden es immer sein.«

      Doch er wusste, dass Elron ihn nicht mehr hörte.

      »Verdammt, wo ist meine Waffe?«

      (Owen Richter)

      Richter trug den Toten an Land, ging immer weiter in die Dunkelheit hinein, bis das Knirschen unter seinen Füßen aufhörte und er auf brauner Erde ging, machte dann noch ein paar Schritte, und schließlich spürte er weiches Moos unter seinen Sohlen. Dort legte er Elron sanft ab.

      Nicht, dass der Tote noch irgendetwas gespürt hätte – aber Richter hatte das Gefühl, ihn dennoch so sanft wie möglich behandeln zu müssen; glaubte, es ihrer jahrelangen Freundschaft schuldig zu sein und war sich sicher, dass Elron in einer vergleichbaren Lage genau dasselbe getan hätte.

      Er kniete eine Weile neben dem Freund, die Hand auf dessen Schulter gelegt, gedachte still all der Zeiten, die sie gemeinsam verbracht hatten; die viel zu wenigen Male, die sie auf Krets ausgeritten waren und Elron ihm das Land gezeigt hatte; die Feste, denen sie beigewohnt hatten; die Stunden in den Gasthäusern, als sie Würfelten und Kartenspielten, den Mädchen auf den Hintern klatschen und Garmet tranken, viel zu viel Garmet, das reine Garmet, das unverdünnte, von dem Richter jedes Mal husten musste, nicht das Zeug, das man exportierte und deswegen mit 70 Prozent Wasser vermischte, um es den Gaumen und Geschmäckern von Außenweltlern angenehm zu machen.

      Richter erhob sich seufzend und blickte sich um. Das Kret war eine geraume Wegstrecke von hier entfernt, und es würde Minuten dauern, es zu holen. Gerade wollte er sich auf den Weg machen, hoffend, dass bis zu seiner Rückkehr niemand den Toten finden würde, oder, schlimmer, ein Tier sich an ihn heranmachen würde, da hörte er wieder ein Knacken aus der Dunkelheit des Waldes.

      Etwas surrte, etwas zischte durch die Luft, und irgendwo weit entfernt klapperte etwas gegen einen Felsen.

      Richter sank sofort auf die Knie, und schon hatte er die ZAP-9 in der Hand.

      Das war unverkennbar ein Pfeil gewesen, den jemand auf ihn abgeschossen und der ihn glücklicherweise verfehlt hatte!

      Er versuchte, sich klein zu machen, hinter den schwarzen Flächen von Felsen und Steinen in Deckung zu gehen, sodass er keine Silhouette und kein Ziel für einen weiteren Schuss bot. Und er fluchte wild in sich hinein. War er wirklich so ahnungslos gewesen und in eine Falle getappt? Hatte dort die ganze Zeit über jemand gelauert, und ihn nun, da der Kontakt mit Elron zustande gekommen war, angegriffen?

      Wenn er doch bloß etwas sehen würde … aber da war nur dieses pechschwarze Nichts, das den Attentäter aufnahm, und das gegen Richter arbeitete.

      Er wagte es, gab einen Schuss ab und hoffte, dass die Leuchtkraft des Strahlers ausreichte, für wenige Momente die Umgebung wenigstens so weit zu erhellen, dass er den Angreifer ausmachen konnte. Er schoss auf gut Glück ein zweites Mal, und da sah er eine Bewegung am linken Rand des Lichtkreises.

      Hab ich dich!, dachte er, und seine Hand fuhr herum. Er gab weitere Schüsse in die Richtung ab, in der er den Attentäter vermutete, setzte damit niedriges Gestrüpp in Brand und fällte sogar einen Baum. Während der Stamm knirschend und ächzend niederging und krachend am Boden aufschlug, wurde auch der Stumpf in Brand gesetzt, und endlich konnte Richter im Licht der Flammen etwas erkennen.

      Eine schwarze Gestalt verschwand gerade aus dem beleuchteten Bereich. Richter sprang sofort hoch und jagte ihr nach, ohne viel nachzudenken; es war keine Zeit nachzudenken, und wenn er es doch getan hätte, wäre ihm klargeworden, dass es nur einer zweiten Person gebraucht hätte, die ihn im Feuerschein leicht hätte erledigen können, während er so unachtsam der anderen Person nachjagte.

      Doch da war keine zweite Person, zu Richters Glück.

      Der Attentäter schien allein zu sein.

      Und er schien sich hier sehr gut auszukennen. Er sprang über Steine, Stämme, Gestrüpp, als sähe er sie trotz der Dunkelheit. Richter hatte Mühe, mit ihm Schritt zu halten, von Einholen konnte gar keine Rede sein. Doch immer wieder hörte Richter Geräusche, die der Fliehende machte, seien es klackende Kieselsteine oder knackendes Holz, und jedes dieser Geräusche nährte in ihm die Hoffnung, den Kerl doch noch einzuholen und zu erwischen.

      All die Fragen, die Elron nicht mehr hatte beantworten können, würde er dem Kerl stellen, der auf ihn geschossen hatte, und so wie es aussah, würde er ihn in wenigen Minuten erwischt haben.

      Da knallte er in vollem Lauf gegen ein unsichtbares Hindernis – das heißt, unsichtbar war es nur in der Nacht. Es war der tiefstehende, etwa armdicke Ast eines Baums, der ihn genau an der Stirn traf. Richter ging wie vom Blitz gefällt zu Boden, und es dauerte viele Sekunden, ja vielleicht gar Minuten, bis er die Benommenheit und die kreisenden Funken in seinem Gesichtsfeld

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