Gesammelte Dramen: Die Braut von Messina oder die feindlichen Brüder • Die Jungfrau von Orleans • Die Räuber • Die Ve.... Friedrich Schiller
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Читать онлайн книгу Gesammelte Dramen: Die Braut von Messina oder die feindlichen Brüder • Die Jungfrau von Orleans • Die Räuber • Die Ve... - Friedrich Schiller страница 36
Denn mir verkündigte ein andrer Mund,
Den ich für wahrhaft hielt, von dieser Tochter
»In heißer Liebe würde sie dereinst
Der Söhne Herzen mir vereinigen.«
– So widersprachen die Orakel sich,
Den Fluch zugleich und Segen auf das Haupt
Der Tochter legend – Nicht den Fluch hat sie
Verschuldet, die Unglückliche! Nicht Zeit
Ward ihr gegönnt, den Segen zu vollziehen.
Ein Mund hat wie der andere gelogen!
Die Kunst der Seher ist ein eitles Nichts,
Betrüger sind sie, oder sind betrogen.
Nichts Wahres läßt sich von der Zukunft wissen,
Du schöpfest drunten an der Hölle Flüssen,
Du schöpfest droben an dem Quell des Lichts.
ERSTER CHOR.
Weh! Wehe! Was sagst du? Halt ein, halt ein!
Bezähme der Zunge verwegenes Toben!
Die Orakel sehen und treffen ein,
Der Ausgang wird die Wahrhaftigen loben!
ISABELLA.
Nicht zähmen will ich meine Zunge, laut
Wie mir das Herz gebietet, will ich reden.
Warum besuchen wir die heilgen Häuser,
Und heben zu dem Himmel fromme Hände?
Gutmütge Toren, was gewinnen wir
Mit unserm Glauben? So unmöglich ists,
Die Götter, die hochwohnenden, zu treffen,
Als in den Mond mit einem Pfeil zu schießen.
Vermauert ist dem Sterblichen die Zukunft,
Und kein Gebet durchbohrt den ehrnen Himmel.
Ob rechts die Vögel fliegen oder links,
Die Sterne so sich oder anders fügen,
Nicht Sinn ist in dem Buche der Natur,
Die Traumkunst träumt und alle Zeichen trügen.
ZWEITER CHOR.
Halt ein, Unglückliche! Wehe! Wehe!
Du leugnest der Sonne leuchtendes Licht
Mit blinden Augen! Die Götter leben,
Erkenne sie, die dich furchtbar umgeben!
BEATRICE.
O Mutter! Mutter! Warum hast du mich
Gerettet! Warum warfst du mich nicht hin
Dem Fluch, der, eh ich war, mich schon verfolgte?
Blödsichtge Mutter! Warum dünktest du
Dich weiser, als die alles Schauenden,
Die Nah und Fernes aneinander knüpfen,
Und in der Zukunft späte Saaten sehn?
Dir selbst und mir, uns allen zum Verderben
Hast du den Todesgöttern ihren Raub,
Den sie gefodert, frevelnd vorenthalten!
Jetzt nehmen sie ihn zweifach, dreifach selbst.
Nicht dank ich dir das traurige Geschenk,
Dem Schmerz, dem Jammer hast du mich erhalten!
ERSTER CHOR in heftiger Bewegung nach der Türe sehend.
Brechet auf, ihr Wunden,
Fließet, fließet!
In schwarzen Güssen
Stürzet hervor, ihr Bäche des Bluts.
Eherner Füße
Rauschen vernehm ich,
Höllischer Schlangen
Zischendes Tönen,
Ich erkenne der Furien Schritt!
Stürzet ein, ihr Wände,
Versink, o Schwelle,
Unter der schrecklichen Füße Tritt!
Schwarze Dämpfe, entsteiget, entsteiget
Qualmend dem Abgrund! Verschlinget des Tages
Lieblichen Schein!
Schützende Götter des Hauses, entweichet,
Lasset die rächenden Göttinnen ein!
Don Cesar. Isabella. Beatrice. Der Chor.
Beim Eintritt des Don Cesar zerteilt sich der Chor in fliehender Bewegung vor ihm, er bleibt allein in der Mitte der Szene stehen.
BEATRICE.
Weh mir, er ists!
ISABELLA tritt ihm entgegen.
O mein Sohn Cesar! Muß ich so
Dich wiedersehen – O blick her und sieh
Den Frevel einer gottverfluchten Hand!
Führt ihn zu dem Leichnam.
DON CESAR tritt mit Entsetzen zurück, das Gesicht verhüllend.
ERSTER CHOR.
Brechet auf, ihr Wunden!
Fließet, fließet!
In schwarzen Güssen
Strömet hervor, ihr Bäche des Bluts!
ISABELLA.
Du schauderst und erstarrst! – Ja, das ist alles,
Was dir noch übrig ist von deinem Bruder!
Da liegen meine Hoffnungen – Sie stirbt