Gesammelte Dramen: Die Braut von Messina oder die feindlichen Brüder • Die Jungfrau von Orleans • Die Räuber • Die Ve.... Friedrich Schiller

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Gesammelte Dramen: Die Braut von Messina oder die feindlichen Brüder • Die Jungfrau von Orleans • Die Räuber • Die Ve... - Friedrich Schiller

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      Denn in das Innre kann kein Glücklicher mir schaun.

      Und ehrst du fürchtend auch den Herrscher nicht in mir,

      Den Verbrecher fürchte, den der Flüche schwerster drückt,

      Das Haupt verehre des Unglücklichen,

      Das auch den Göttern heilig ist – Wer das erfuhr,

      Was ich erleide und im Busen fühle,

      Gibt keinem Irdischen mehr Rechenschaft.

      Donna Isabella. Don Cesar. Der Chor.

      ISABELLA kommt mit zögernden Schritten und wirft unschlüssige Blicke auf Don Cesar. Endlich tritt sie ihm näher und spricht mit gefaßtem Ton.

      Dich sollten meine Augen nicht mehr schauen,

      So hatt ich mirs in meinem Schmerz gelobt,

      Doch in die Luft verwehen die Entschlüsse,

      Die eine Mutter, unnatürlich wütend,

      Wider des Herzens Stimme faßt – Mein Sohn!

      Mich treibt ein unglückseliges Gerücht

      Aus meines Schmerzens öden Wohnungen

      Hervor – Soll ich ihm glauben? Ist es wahr,

      Daß mir ein Tag zwei Söhne rauben soll?

      CHOR.

      Entschlossen siehst du ihn, festen Muts,

      Hinabzugehen mit freiem Schritte

      Zu des Todes traurigen Toren.

      Erprobe du jetzt die Kraft des Bluts,

      Die Gewalt der rührenden Mutterbitte

      Meine Worte hab ich umsonst verloren.

      ISABELLA.

      Ich rufe die Verwünschungen zurück,

      Die ich im blinden Wahnsinn der Verzweiflung

      Auf dein geliebtes Haupt herunterrief

      Eine Mutter kann des eignen Busens Kind,

      Das sie mit Schmerz geboren, nicht verfluchen.

      Nicht hört der Himmel solche sündige

      Gebete, schwer von Tränen fallen sie

      Zurück von seinem leuchtenden Gewölbe.

      – Lebe, mein Sohn! Ich will den Mörder lieber sehn

      Des einen Kindes, als um beide weinen.

      DON CESAR.

      Nicht wohl bedenkst du, Mutter, was du wünschest

      Dir selbst und mir – Mein Platz kann nicht mehr sein

      Bei den Lebendigen – Ja, könntest du

      Des Mörders gottverhaßten Anblick auch

      Ertragen, Mutter, ich ertrüge nicht

      Den stummen Vorwurf deines ewgen Grams.

      ISABELLA.

      Kein Vorwurf soll dich kränken, keine laute

      Noch stumme Klage in das Herz dir schneiden.

      In milder Wehmut wird der Schmerz sich lösen,

      Gemeinsam trauernd wollen wir das Unglück

      Beweinen und bedecken das Verbrechen.

      DON CESAR faßt ihre Hand, mit sanfter Stimme.

      Das wirst du, Mutter. Also wirds geschehn.

      In milder Wehmut wird dein Schmerz sich lösen –

      Dann, Mutter, wenn ein Totenmal den Mörder

      Zugleich mit dem Gemordeten umschließt,

      Ein Stein sich wölbet über beider Staube,

      Dann wird der Fluch entwaffnet sein – Dann wirst

      Du deine Söhne nicht mehr unterscheiden,

      Die Tränen, die dein schönes Auge weint,

      Sie werden einem wie dem andern gelten,

      Ein mächtiger Vermittler ist der Tod.

      Da löschen alle Zornesflammen aus,

      Der Haß versöhnt sich, und das schöne Mitleid

      Neigt sich ein weinend Schwesterbild mit sanft

      Anschmiegender Umarmung auf die Urne.

      Drum, Mutter, wehre du mir nicht, daß ich

      Hinuntersteige und den Fluch versöhne.

      ISABELLA.

      Reich ist die Christenheit an Gnadenbildern,

      Zu denen wallend ein gequältes Herz

      Kann Ruhe finden. Manche schwere Bürde

      Ward abgeworfen in Loretos Haus,

      Und segensvolle Himmelskraft umweht

      Das heilge Grab, das alle Welt entsündigt.

      Vielkräftig auch ist das Gebet der Frommen,

      Sie haben reichen Vorrat an Verdienst,

      Und auf der Stelle, wo ein Mord geschah,

      Kann sich ein Tempel reinigend erheben.

      DON CESAR.

      Wohl läßt der Pfeil sich aus dem Herzen ziehn,

      Doch nie wird das verletzte mehr gesunden.

      Lebe, wers kann, ein Leben der Zerknirschung,

      Mit strengen Bußkasteinugen allmählich

      Abschöpfend eine ewge Schuld – Ich kann

      Nicht leben, Mutter, mit gebrochnem Herzen.

      Aufblicken muß ich freudig zu den Frohen,

      Und in den Äther greifen über mir,

      Mit freiem Geist – Der Neid vergiftete mein Leben,

      Da wir noch deine Liebe

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