Der Anti-Koch (Die Gesellenjahre - Teil 1). Ralf Real Shock

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Der Anti-Koch (Die Gesellenjahre - Teil 1) - Ralf Real Shock Der Anti-Koch

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Du meinst.“

      „Ja, das mein ich! So! Und jetzt ab zur Wäschekammer. Wir sind schon spät dran.“

      „Welche Schuhgröße hast Du?“, fragte mich Micha, als wir auf dem Weg zur Kleiderkammer waren.

      „Schuhgröße? Wieso Schuhgröße?“

      „Du bekommst natürlich auch Arbeitsschuhe. Clogs. Die hinten offen sind. Kennst Du doch? Mit rutschfester Sohle.“

      „Echt? Das wusste ich ja gar nicht.“

      „Ja. Und?“

      „Und was?“

      „Deine Schuhgröße!“

      „Ach so, äh, also ich glaub 43 oder 44, aber eher 44.“

      Meine Mutter konnte ihr Glück kaum fassen und hätte wohl am liebsten einen dreifachen Salto geschlagen, als ich ihr davon berichtete, dass die komplette Kochgarnitur vom Hause aus gestellt wurde. Ein für alle Mal war es vorbei mit dem mühsamen und lästigen Einweichen der verdreckten Kochgarnituren am späten Abend und der anschließenden Wäsche am Morgen. Und nun bekam ich auch noch das Schuhwerk gratis dazu.

      An der Kammer angekommen konnte ich mir jeweils drei Hosen und drei Jacken in meiner Größe aussuchen. Micha warf auf meinen Wäscheberg noch als Zugabe Vorbinder, Touchons, Kochmützen, Dreieckstücher und zum Schluss ein Paar Clogs.

      „Was sind das denn für Tücher?“

      „Du meinst die Dreieckstücher?“

      „Ja?“

      „Das sind Deine Halstücher?“

      „Halstücher?“

      „Ja. Hast Du vorher keine getragen?“

      „Nein?“

      „Aber eine Krawatte hast Du schon mal gebunden?“

      Ich sinnierte. Wenn ich mich recht erinnerte, hatte ich bisher noch nie eine Krawatte getragen, außer bei meiner Erstkommunion. Das würde im Nachhinein auch vielleicht erklären, warum mein Hals nach den Feierlichkeiten so rot und angeschwollen war. Mein Vater hatte die Krawatte am frühen Morgen mit den Worten „Stell Dich nicht so an“ zu eng geschnürt, sodass ich erst am Nachmittag an der Kaffeetafel zum Erstaunen der angereisten Verwandtschaft bemerkte, erhebliche Schwierigkeiten beim Kauen und Schlucken zu haben und deswegen mich zum Flennen unter den Tisch verzog. Als Neunjähriger hatte ich in der Erwachsenenwelt natürlich keine Chance, dass mein verzweifeltes Rumgeheule ernst genommen wird. In der gemütlich beisammensitzenden Runde wurde es achtlos als Trotzigkeit abgetan.

      „Und? Was ist? Hast Du?“

      „Nein!“, kam meine störrische Antwort.

      „Macht doch nichts. Ich zeig Dir das gleich“, erwiderte Micha gönnerhaft.

      Vollbepackt wie ein kleiner neugieriger Wanderesel mit unbestimmtem Ziel kehrte ich mit Micha wieder in den Umkleideraum zurück. Nach wenigen Momenten hatte ich mich, mit der Hilfe von Michas geschickten Händen beim Halstuch binden, in einen blitzsauberen Gesellendebütanten verwandelt.

      „Die Umkleide und die Kleiderkammer kennst Du ja jetzt. Ich führe Dich jetzt noch ein wenig rum.“

      „Ah. Gut.“

      „Hier hinter der Tür sind die sanitären Anlagen, Toiletten. Und Dusche.“

      „Nur für uns?“

      „Ja! Für wen denn sonst?“

      „Keine Ahnung.“

      „Also! Jetzt zeig ich Dir noch unseren Personalraum.“

      Wir gingen eine Etage höher. Micha stieß direkt die erste Türe auf und ich blickte in einen großen hellen Raum, in dem in der Mitte ein runder Tisch mit allerhand Stühlen ringsherum stand. Aus dem Fenster hatte man zudem einen wunderschönen Blick auf den angrenzenden Park! Meine Augen wurden immer größer. So sieht also ein Personalraum mit allen Schikanen aus.

      Micha brabbelte unverdrossen weiter: „Die Frühschicht geht von 8:30 Uhr bis 16:30 Uhr. Pause ist eine halbe Stunde. Spätschicht ist von 15:00 Uhr bis 23:00 Uhr. Zigarettenpause können wir zwischendurch machen. Dann einfach vorne beim Service abmelden. Damit die Bescheid wissen, wo wir stecken. Rauchst Du?“

      „Nein.“

      „Spielst Du gerne?“

      „Geht so.“

      „Also, wir spielen gerne.“ Dabei deutete er geheimnisvoll auf eine Ecke im Raum, wo alle erdenklichen Brettspiele dieser Welt schön sorgfältig aufgetürmt in ihren Verpackungen lagen.

      „Kennst Du Denk Fix?“

      „Ja?“

      „Das spielen wir im Moment. Wir machen auch Strichlisten. Also, wer gewinnt, wer verliert. Im Moment liegt Döpke ganz knapp vor Breuer. Man sollte es nicht meinen.“

      „Wieso?“

      „Ach, das ist eine lange Geschichte. Heute Nachmittag beim Schichtwechsel lernst Du unsere anderen beiden Köche ja kennen. So! Mineralwasser gibt es umsonst. Eine große Limo oder Cola, also die 0,4-Gläser, kosten 50 Pfennig. Alkohol ist natürlich verboten. Personalessen ist frei.“

      Ich nickte eifrig. Hier würde ich bestimmt nicht vor gaffenden Kunden aus der Frittenbude, wie bei den Heinrichs, unter Beoachtung stehen, wenn ich mein Essen einnehme.

      „Hast Du schon Deinen Vertrag unterschrieben?“

      „Nee, der Herr Nienhaus wollte das mit mir heute Vormittag machen.“

      „Alles klar. So! Hier die Tür, da geht es zum Restaurant. Aber ich zeig Dir schnell noch die Zentralküche. Die ist ein Stock höher. Vergessen hab ich jetzt unser Kühlhaus und Gefrierhaus, unten im Keller. Ist nur ein paar Schritte von der Umkleide entfernt. Da müssen wir gleich sowieso noch hin. So! Dienstpläne werden Anfang der Woche geschrieben. Wir Köche haben eineinhalb Tage frei. Der Küchenchef ist eigentlich immer da. Wenn mal überhaupt nichts los ist unter der Woche, dann macht er auch schon mal einen Tag frei. Wenn Du Wünsche hast, wann Du freihaben willst, musst Du das rechtzeitig sagen. Am besten ein, zwei Wochen vorher. Dann kann man am besten planen. So! Das ist hier die Zentralküche.“

      Dieser Ort war für einen wie mich, der gerade seiner Lehre bis auf wenige Blessuren unversehrt entkommen war und dreieinhalb Jahre nur die provinzielle Pusemuckelküche von den Heinrichs vor Augen hatte, unglaublich beeindruckend. Alles war so gigantisch. Angefangen von den Herdplatten über die Pfannen bis hin zu den Kochtöpfen. Hier müssen Riesen kochen!

      „Die Küche wird nur benutzt, wenn in der Halle Veranstaltungen mit Verzehr laufen.“

      „Verzehr?“

      „Mit Essen mein ich damit natürlich. Das kann alles sein, ob Gulaschkanone oder richtig festlich angelegte Menüs. Haben wir alle schon gehabt. Aber normalerweise läuft das Haupt unten im Restaurant ab. Wettest Du gerne?“

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